NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

Fenster schließen

Kultur und Wissen
Berliner Arbeiterfotografie-Symposium „Fotografie in einer Neuen Welt“ (Teil 2)
Nichts soll umsonst gewesen sein
Von Roland Gretler

Anläßlich des Todes Ende Januar 2018 des Schweizer Gründers und Leiters des "Bildarchiv & Dokumentation zur Geschichte der Arbeiterbewegung" in Zürich, später umbenannt in "Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte" bringt die NRhZ einen Vortrag von Roland Gretler beim Symposium "Fotografie in einer Neuen Welt" (Berlin 1993) in relativer Nähe zur so genannten deutschen Wende von 1989. Das medienkritische Symposium fand begleitet von einer Ausstellung in den Räumen der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst NGBK in Berlin statt. In mehreren Podien waren Teilnehmende Bildredakteure von "Spiegel", "Stern" und "Freitag", der freie Publizist Ralf Baumgarten, die Fotografen Walter Heilig (Berlin-Ost), Wolfgang Ritter (Berlin-West), David Turnley (USA).

Der erste Teil von Roland Gretlers Vortrag "Der Kampf gegen das Vergessen", gehalten im Februar 1993 in Berlin im Rahmen des Symposiums 'Fotografie in einer Neuen Welt', endete mit der Frage Jorge Luis Borges nach der Wichtigkeit des Verzeichners bzw. Erzeugers eines Satzes. Hier folgt nun der zweite Teil des Vortrags.


Angelus Novus - von Paul Klee

Borges ist sich also nicht zu nobel, sich in ein Glied zu stellen mit Bertolt Brechts Zöllner, der dem weisen Laotse auf dem Weg in die Emigration seine Erkenntnisse abfragte, die im Buche Taoteking zusammengefaßt sind, und dessen Andenken Brecht im letzten Vers mit folgenden Worten ehrte: „Aber rühmen wir nicht nur den Weisen, dessen Name auf dem Buche prangt. Denn man muß dem Weisen seine Weisheit erst entreißen. Darum sei der Zöllner auch bedankt: Er hat sie ihm abverlangt.“


Dachau, 1945 - eines von zehntausenden Bildern aus Gretlers Panoptikum zur Sozialgeschichte

Und so bin ich gern ein Nachfolger dieses Zöllners, bin ich doch dadurch auch ein bißchen ein Kollege eines andern Zöllners, des „douanier“ Henri Rousseau, mit dem mich seine Sehnsucht nach einer schönen, wenn auch geheimnisvollen Welt verbindet. Als dem schöpferischen Bestreben Rousseaus verwandt empfinde ich mein Bedürfnis, die vergangene Welt wenigstens im nachhinein zu ordnen und zu heilen. Und dort, wo sie Wunden hat, die - wenigstens von unserer Generation - nicht zu heilen sind, möchte ich erlittenes Unrecht dadurch 'rächen', daß es der Vergangenheit entrissen wird, denn nichts soll umsonst gewesen sein, niemand umsonst gelitten, gekämpft, gearbeitet, Kinder gestillt, Kranke gepflegt, und niemand umsonst gestorben sein.


Wilhelm Willi (Arbeiterfotobund) - Arbeitsweg, Zürich, 50er Jahre


Hauptmann der Schweizer Armee, 1. Weltkrieg


Proletarisches Paar, Zürich, 1923

Ich arbeite also mit und inmitten all dieser Bilder, bin damit auch als Mitarbeiter an Projekten dabei, bei denen man meine Arbeit brauchen kann. Und komme mir in der Arbeit vor wie der Klavierspieler Thelonius Monk, der unablässig die vorhandenen Musiknoten dem Mißbrauch aus Gefälligkeit entzog und sie unbeirrt in einer experimentell empirischen Spielweise 'richtig' zusammenfügte. Wiederum vergleichbar mit der ungeheuer ernsthaften Beschäftigung meiner zweijährigen Enkelin beim Zusammensetzen eines ihrer Puzzles. Sie selbst sagt zu dieser Tätigkeit: Bilder flicken. Dieser kleine Engel zusammen mit allen andern Kindern der Welt, deretwegen es sich lohnt, daß es weitergeht, kann natürlich Walter Benjamins Beschreibung von Paul Klees Bild 'Angelus Novus' nicht kennen:
„Ein Engel ist darauf dargestellt, der aussieht, als wäre er im Begriffe, sich von etwas zu entfernen, worauf er starrt. Seine Augen sind aufgerissen, sein Mund steht offen, und seine Flügel sind ausgespannt. Der Engel der Geschichte muß so aussehen. Er hat das Antlitz der Vergangenheit zugewendet. Wo eine Kette von Begebenheiten vor uns erscheint, da sieht er eine einzige Katastrophe, die unablässig Trümmer auf Trümmer häuft und sie ihm vor die Füße schleudert. Er möchte wohl verweilen, die Toten wecken und das Zerschlagene zusammenfügen. Aber ein Sturm weht vom Paradiese her, der sich in seinen Flügeln verfangen hat und so stark ist, daß der Engel sie nicht mehr schließen kann. Dieser Sturm treibt ihn unaufhaltsam in die Zukunft, der er den Rücken kehrt, während der Trümmerhaufen vor ihm zum Himmel wächst. Das, was wir Fortschritt nennen, ist dieser Sturm.“


Käthe Kollwitz - Die Mütter, Holzschnitt, 1922/23


Foto aus dem Vietnamkrieg, März 1966

Mit einem traumatischen Bild habe ich meine Ausführungen begonnen und steh’ jetzt vor dem rational nicht faßbaren Bild des Engels der Geschichte. Und hätte wenig vom Ganzen verstanden, wenn ich mich damit bescheiden würde, nur das verstehen zu wollen, was sich erklären läßt.

Zur Sicherung der Herrschaft gehört die Herrschaft über die Geschichte

'Bilder der Geschichte', vorab diejenigen für den täglichen Gebrauch, wie sie uns seit Erfindung der Druckkunst vorgeführt werden, waren zu allen Zeiten vorzugsweise Bilder des Kriegs. Weil als Geschichte die Geschichte der Macht und der Mächtigen, des Kampfs um Macht und Herrschaft und als dessen höchste Form - frei nach Clausewitz und Mao-dse-Dong - der Krieg verstanden wurde. Führten sie nicht gerade Krieg, so waren die Mächtigen am Heiraten, hielten Einzug - Adventus - in einer Provinzstadt einer Kolonie, oder sie feierten die Fertigstellung eines Palastes, begaben sich auf Bärenjagd, besuchten ein Waisenhaus und verteilten Almosen. Sie dekorierten Helden und trafen sich mit ihresgleichen, und eh’ das Jahr um war begann das Rondo von neuem, mit einem neuen Krieg vielleicht, oder auch mit dem alten. Die Geschichte war immer eine Geschichte der Mächtigen, der Herrschenden und der Sieger, welche die Geschichte als ihre Erinnerung den Besiegten aufzwangen. Die Sklaven sollten sich selbst mit den Augen der Sklavenhalter, die Knechte und Mägde mit den Augen der Herren, die Arbeiter und Arbeiterinnen aus der Sicht der Unternehmer, der Bourgeoisie, sehen und verstehen. Denn zur Sicherung der Herrschaft gehört die Herrschaft über die Geschichte. Die zunehmende Geschichtslosigkeit unserer Gesellschaft als Folge der Kolonisierung des kollektiven Gedächtnisses durch Konsumideologie als Ersatz für das Bewußtsein der Klassenzugehörigkeit schafft die Voraussetzung für die Manipulierbarkeit des Bewußtseins und der Perpetuierung der Untertänigkeit des Volkes mit oder ohne die Steuerungsmittel der formalen Demokratie.


Käthe Kollwitz - Die Freiwilligen, Holzschnitt, 1922/23


Foto von Burton Berinsky, aus 'Photographie Annual 1966'

„In einem geschichtslosen Land gewinnt derjenige die Zukunft, der die Erinnerung füllt, die Begriffe prägt und die Vergangenheit deutet“, soll der Historiker Michael Stürmer als Berater von Kanzler Helmut Kohl gesagt haben. Und so verstehe ich die Aufgabe der Bildschaffenden, also der Fotografinnen und Fotografen, aber auch derer, die über den weiteren Gebrauch der Fotografien bestimmen, als verantwortliches Handeln in der Dokumentierung und Bewußtmachung der eigenen Geschichte, welche eine andere, oft eine im Gegensatz zur Geschichte der Mächtigen ist. Und die Bildhistoriker und Bildredaktoren müßten nicht nur für die Verbreitung der Bilder sorgen, welche die Ereignisgeschichte und die Zustände aus der Sicht der Betroffenen von unten zeigen, sondern sie müßten ebenso die Bildlegenden in Kontrolle nehmen und die Bilddokumente aus der Betroffenheit derer interpretieren, welche die Geschichte, die oben gemacht wird, unten zu erleiden haben. Es geht also um die eigene Geschichte und um die eigene Erinnerung, um die Herstellung, Erkennung und Anerkennung eigener Bilddokumente, die Aneignung und Erschließung des riesigen Fundus an vorhandenen Fotografien.

Die Kolonisierung des Gedächtnisses, wie ich sie bei uns in der Schweiz vielfach feststellen konnte, läßt sich beispielhaft in dem in den Familienalben vorhandenen Mißverhältnis zwischen Fotos aus Alltags- und Arbeitswelt und Militärfotos aufzeigen. Während in manchem Album kaum ein einziges Bild der Mutter oder des Vaters bei ihrer täglichen Arbeit enthalten ist, besteht meist kein Mangel an Militärfotos; wenn auch umso weniger Fotos da sind, je tiefer der Dienstgrad ist.

Hat die große Geschichte früher als Geschichte der Macht und der Mächtigen schlichtwegs darüber hinweggesehen, wie das Volk lebte und was es empfand, so bricht die Ereignisgeschichte - also z.B. Krieg, Krise und Katastrophen - in neuerer Zeit immer wieder über die Alltagsgeschichte des Volkes herein, läßt ihr keinen Raum mehr oder wird wie zur Zeit in Ex-Jugoslawien selbst zum Alltag. Gegen die in den kommerziellen Bildmedien vorherrschende Tendenz, das Leben der gewöhnlichen Menschen als simpel, langweilig, gar als lächerlich darzustellen resp. es zu ignorieren und an dessen Stelle Sensationen und Schnulzen abzuhandeln, hat in der Schweiz schon in den krisengeschüttelten 30er Jahren der Redaktor der 'Zürcher Illustrierten', Arnold Kübler, in der Einleitung zu einer Bildsequenz des Arbeiter-Fotografen Emil Acklin geschrieben:

Die Regel im Weltgeschehen ist der Alltag

„Es geschehen immerfort aufsehenerregende Dinge in der Welt: Revolutionen, Eroberungen, Vulkanausbrüche, Entdeckungen, Sportrekorde, Abstürze und Autounglücke. Aber nicht wahr, das sind eigentlich die Ausnahmen. Wenn diese Geschehnisse die Regel wären, gäbe es längst keine Welt mehr. Die Regel im Weltgeschehen ist der Alltag.“

Der Alltag also, nicht die große Geschichte, d.h. der Alltag derer da oben, auch nicht der Sonntag und das Militär, sondern eben der Alltag, das was zwischen den Brüchen im individuellen und gesellschaftlichen Leben geschieht. Das ist das Fleisch am Knochen unserer Geschichte. Und wären die Kriege und Katastrophen nicht, würde uns sicher auch einiges einfallen, um diesen Alltag weniger trist und langweilig und von Not geprägt, sondern so interessant und bunt wie ein Bild von Brueghel auszumalen. Und so einen Alltag, schön, reich an Farbe und Lebensfreude würde man (Mann und Frau) auch gern fotografieren und mit den so dokumentierten Bildern die Geschichts- und Erinnerungsbücher aller Gesellschaftsformationen füllen, die Familienalben, die Firmenjubiläumsbücher, die Schulbücher, und das alles ohne zu lügen, zu verdrängen, ohne Bildfälschungen, wie wir das heute haben in der Werbe-Fiction-Welt des real existierenden Kaptalismus, und es hatten in dem das real existierende Volk verhöhnenden, zur Farce verkommenen sozialistischen Realismus.

Man müßte also de facto die Welt ändern und umgestalten, um schönere Bilder machen zu können ohne zu lügen, denn es bleibt uns nicht einmal mehr - wie jenen unserer Vorfahren noch, die sich von den sozialen und politischen Realitäten abwenden wollten - die Möglichkeit der Flucht in die Natur, weil auch diese der umfassenden Zerstörung ausgesetzt ist.
Was können wir tun hier und jetzt? Indem wir die Welt ändern, andere Bilder ermöglichen? Oder durch Bilder die Welt ändern? Die Kamera als Waffe?, wie es schon Willi Münzenberg von den Arbeiterfotografen forderte. Es ist noch einmal Rainer Fabian, der Jahre nach dem Vietnam-Krieg schrieb:

'Heute erscheinen Bilder rechtzeitig'


„In unserer Zeit fallen Ereignisse und die Bilder über diese Ereignisse zusammen. Die Bilder erscheinen rechtzeitig. ‘Wären wir früher in der Lage gewesen’, sagten die Redaktoren der amerikanischen Illustrierten 'Life', ‘rechtzeitig Bilder von der Judenvernichtung zu drucken, so wären Millionen gerettet worden.’ Sie sind nicht gerettet worden, und die Bilder kamen zu spät. Heute erscheinen sie rechtzeitig“.


Käthe Kollwitz - Die Eltern, III. Fassung, Holzschnitt, 1923


Foto von Gitel Steed, India (aus 'The Family of Man', 1955)
Vietnamkrieg, März 1966

Eine schwerwiegende und schwer zu beweisende Behauptung. Was nachgewiesen werden kann spätestens seit dem Vietnam-Krieg, ist jedoch, daß mit den Bildern des Krieges auch ein Krieg mit Bildern in den Medien ausgefochten wird, in den Illustrierten und über Televisionskanäle, die uns alle zu Betroffenen und Beteiligten machen und unsere Köpfe und unser Bewußtsein zum Ort der Handlung. Dem aktuell erschienenen Titelbild des Magazins des zürcherischen Tages-Anzeigers, dem Bild einer fliehenden Mutter mit ihrem Kind aus Ex-Jugoslawien, kann ich mich nicht verschließen. Ich glaube, daß es eine Notwendigkeit bleibt, solche fast archetypischen Bilder menschlicher Not zu veröffentlichen, nicht um eine der Kriegsparteien, d.h. das Wüten von deren Soldateska zu denunzieren - denn in Wirklichkeit wüten alle Armeen im allgemeinen gleich schrecklich, aus welchem Land sie auch immer kommen -, sondern der tiefere Sinn besteht darin, das Mitgefühl und die Solidarität für alles, was Leben ist, wieder zu erwecken. Mit Erich Fromm denke ich, daß die entscheidenden Fragen nicht sind, ob Gott tot sei oder was Demokratie ist. Angesichts solcher Gewalttätigkeit geht es nicht darum, welcher Religion oder welcher politischen Überzeugung jemand ist, sondern daß wir als erstes es vermeiden, Organisation und Befehl über die Ehrfurcht vor dem Leben zu stellen. So, glaube ich, hat auch Käthe Kollwitz empfunden, als sie nach dem Verlust ihres Sohnes im Ersten Weltkrieg Bildappelle von ungeheurer, die Zeit überdauernder Kraft schuf. Ohne in dieser Zeit schon aus im Bild festgehaltenen Eindrücken einer Live-Kriegsfotografie schöpfen zu können, gestaltete sie visionäre Bildwerke, deren Eindringlichkeit, um nicht zu sagen Authentizität erst von den Concerned Photographers wie Kyoichy Sawada oder Horst Faas in ihrer Berichterstattung aus dem Vietnam-Krieg wieder erreicht wurde. Überhaupt müßte das Werk der Kollwitz eine Herausforderung an alle nachkommenden sozialdokumentarischen Fotografinnen und Fotografen darstellen, sich ihrem Beispiel entsprechend der Bewußtmachung der 'condition humaine' zu widmen.

Es ehrt die Künstlerin Kollwitz, daß sie der Wirkung ihrer Bilder im Volk wegen von den Nationalsozialisten gezwungen wurde, aus der Preussischen Akademie der Künste auszutreten und praktisch mit einem Berufsverbot belegt wurde. Auf dieses Faktum bin ich interessanterweise in der Mitte der 60er Jahre gestoßen, als ich zusammen mit andern Gegnern des amerikanischen Krieges in Vietnam eine Fotoausstellung zusammenstellte, in die ich u.a. auch die (links) gezeigten Fotos einbezog. Der damalige Stadtrat von Zürich hat das Aufstellen der Ausstellung auf öffentlichem Grund dazumal mit den Worten verboten: 'Von seiten der Öffentlichkeit besteht kein Interesse an einer solchen Schau' ,womit die Bedeutung der Feststellung Fabians, daß heute die Bilder rechtzeitig, d.h. gleichzeitig mit den Ereignissen da sind, in Frage gestellt ist. Denn nicht nur auf dem öffentlichen Grund waren die Bilder damals verboten, sondern auch Zeitungen und Illustrierten verfälschten durch die Bildlegenden den Kontext, in dem die Bilder entstanden wa-ren und beuteten die Betroffenheit der Bildbetrachter im Sinne politischer Propaganda aus.


Roland Gretler, Zürich 1984 - fast 20 Jahre danach

Das Verbot der erwähnten Ausstellung des Komitees zur Information über den Vietnam-Krieg haben wir dann auf verschiedene Weise unterlaufen, u.a. auch dadurch, daß wir die Fotos als Vietnamesen verkleidet in langen Einerkolonnen durch die Straßen trugen. Offiziell und nicht nur behördlich geduldet, sogar als Veranstaltung der Stadt Zürich und der Stiftung für die Photographie Schweiz wurden dieselben Fotos dann 1984 durch eine Produktion der Zeitschrift 'stern' unter dem Titel 'Bilder vom Krieg' in den städtischen Ausstellungsräumen im Helmhaus gezeigt, - genau am Ort, für den der Stadtpräsident zwanzig Jahre vorher die Bewilligung verweigert hatte mit der Begründung: „Von seiten der Öffentlichkeit besteht kein Interesse an einer solchen Schau.“ Sie sehen (rechts oben) eine Ausstellungstafel, die ich also rund zwanzig Jahre später unter Spinnweben und Staub aus der Scheune des Bauernhauses hervorgeholt habe, in dem ich noch heute wohne.



Und in der Folge meiner Erfahrungen im Umgang mit der Wirkungsweise der Bilder meine ich, daß das, was heute not tut, nicht mehr und schnellere Information ist. Aber genauer hinsehen, besser auswählen, länger nachdenken müßte man - zuerst schon einmal mit den vorhandenen Bildern. Das einleitend zitierte Apodiktum der NZZ ‘Worte setzen ins Bild’ ist mir zu undialektisch, zu einfach (und zu eigennützig). Denn Worte leisten von sich aus gar nichts. Sie sind vorerst selbst einmal Bilder. Am besten kann man das am Schriftbild einer ‘anderen’ Sprache zeigen. Lesen müssen die Menschen selbst. Und nur, wenn sie sie denkend lesen, evozieren sie eigene Erinnerung und Erfahrung - und öffnen sich der Rückübersetzung in Bilder. Erinnerung und Wissen befähigen uns aber auch, zwischen und gegen die Wortzeilen lesen zu können. Ich erinnere mich, also lebe ich, möchte ich eher sagen, oder mit den Worten von Roland Barthes: ‘Das letzte Wort haben die Bilder’


Siehe auch:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24659
Online-Flyer Nr. 650  vom 07.03.2018
Berliner Arbeiterfotografie-Symposium „Fotografie in einer Neuen Welt“ (Teil 1)
Der Kampf gegen das Vergessen
Von Roland Gretler

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24643
Nachruf auf Roland Gretler
Im Panoptikum der vergangenen Zukunftshoffnungen

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19673
Online-Flyer Nr. 432  vom 13.11.2013
Vortrag zum 35jährigen Bestehen des Bundesverbands Arbeiterfotografie
Fotografie als Waffe – Teil 1
Von Anneliese Fikentscher

Online-Flyer Nr. 652  vom 28.03.2018



Startseite           nach oben