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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Kultur und Wissen
Assoziieren wir uns mit den Mitmenschen, um als Spezies Mensch zu überleben!
Es gibt keinen Königsweg
Von Rudolf Hänsel

„Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draußen.“ Dieses ursprünglich englische Sprichwort wurde zu Beginn des Jahres 2020 Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben. Ausgestattet mit der Autorität des deutschen Dichterfürsten wurde es in kurzer Zeit ein beliebter Motivationsspruch gegen die Angst vor dem Corona-Virus. Das Zitat gibt eine Lebensweisheit wieder, die im Folgenden psychologisch bekräftigt und vertieft wird. Wenn wir Menschen den Mut aufbringen, die in der Erziehung erworbene Angst vor dem Mitmenschen zu überwinden, wenn wir uns mit ihm in Freiheit assoziieren und den Gemeinsinn zur leitenden Idee erheben, dann hat die Spezies Mensch die Chance zu überleben.

Selber vor die Haustüre treten und nachsehen, was es gibt!

Jeder Mensch ist dazu aufgerufen, seinen Beitrag zur Lösung der drängenden Probleme unserer Zeit zu leisten. Und selbstverständlich sind wir dazu in der Lage, wenn wir uns bewusst sind, dass es auf jeden Einzelnen von uns ankommt. Warum nicht den Mut aufbringen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen, die gegenwärtigen Menschheitsprobleme nicht zu verdrängen, sondern gegen Unrecht aufzustehen – intellektuell, emotional, politisch. Die Trägheit des Herzens überwinden und handeln! Allen Widrigkeiten zum Trotz die Entschlossenheit aufbringen, die Wahrheit zu suchen und dadurch die Würde als Mensch zu bewahren und eine lebenswerte Zukunft für uns und unsere Kinder zu schaffen.

Der Schweizer Dichter und Romanautor Gottfried Keller (1819-1890) war der Auffassung:
    „Keine Regierung und keine Bataillone (…) vermögen Recht und Freiheit zu schützen, wo der Bürger nicht imstande ist, selber vor die Haustüre zu treten und nachzusehen, was es gibt.“ (Züricher Novellen)
Romain Rolland (1866 bis 1944), französische Schriftsteller und Literatur-Nobelpreisträger, meinte sogar, dass jeder Mensch notfalls allein innerhalb aller stehen und für alle denken und handeln muss. In der Einleitung seines Antikriegs-Romans von 1920 „Clerambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg“ schrieb er.
    „Jeder Mensch muss, so er ein wahrer Mensch ist, lernen, allein innerhalb aller zu stehen, allein für alle zu denken – wenn es nottut, sogar auch gegen alle! Aufrichtig denken heißt, für alle zu denken, selbst wenn man gegen alle denkt. Die Menschheit bedarf derer, die ihr aus Liebe Schach bieten und sich gegen sie auflehnen, wenn es nottut!“ (1)
Auch „Die Internationale“, das weltbekannte Kampflied der sozialistischen Arbeiterbewegung, empfiehlt den Menschen, nicht auf die Rettung durch höhere Wesen zu hoffen, sondern selbst tätig zu werden:
    „Wacht auf, Verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hungern zwingt! (…) Heer der Sklaven, wache auf! (…) Völker, höret die Signale! Auf zum letzten Gefecht! (…) Es rettet uns kein höh’res Wesen, kein Gott, kein Kaiser noch Tribun! Uns aus dem Elend zu erlösen, das können wir nur selber tun!“ (2)
Freie Bürger, die gegen Unrecht und Tyrannei aufstehen, haben nichts gegen die Machthaber. Sie tun ihnen nichts. Sie wollen aber auch nicht in einem Herrschaftssystem leben, in der sie schweigen müssen. Sie kämpfen für eine gerechtere Ordnung, für ihr Recht auf das Leben, auf Freiheit, Frieden und Sicherheit. Sie haben überdies einen gesunden Menschenverstand und sind autonom. Autonomie ist der Zustand und das Lebensgefühl der Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Selbstverwaltung. Philosophisch gesehen ist sie die Fähigkeit, sich als Wesen der Freiheit zu sehen und aus dieser Freiheit heraus zu handeln.

Ausgestattet mit diesen Fähigkeiten übergibt kein Mensch aus freien Stücken einem anderen die Macht, über sein Leben und seine Zukunft zu entscheiden. Keinem anderen Menschen beziehungsweise Politiker, aber auch keinem übernatürlichen Wesen, das ihn als „Gottheit“ von frühester Kindheit bis ans Ende der Tage führen und beschützen soll. Sind wir Menschen doch eingebettet in die Gemeinschaft von Artgenossen, vor denen wir keine Angst haben müssen, sondern auf deren Unterstützung und Solidarität wir bauen können.

Den Mut aufbringen, sich mit dem Mitmenschen zu assoziieren

Wir müssen nur den Mut aufbringen, uns dieser Aufgabe zu stellen und uns mit den Mitmenschen zu assoziieren. Das bedeutet, einen oft mühsamen, langwierigen und nicht leicht begehbaren Weg auf uns zu nehmen, an das Gute im anderen Menschen zu glauben, uns in ihn einzufühlen, uns mit ihm zusammenzuschließen und ohne Zwang an ihn zu appellieren. Einen kurzen, leicht begehbaren und einfachen Weg zum Ziel – einen sogenannten Königsweg – gibt es nicht.

Der andere Mensch, unser Gegenüber, unser Mitbürger und Artgenosse ist gerne bereit, unser Angebot anzunehmen, wenn er die Möglichkeit bekommt, sich frei und ohne jeglichen Zwang dafür zu entscheiden. Auch er will gut leben mit seinen Kindern. Auch er hilft dem anderen gerne.

Bereits vor über 100 Jahren schrieb der russische Anarchist, Geograph und Schriftsteller Fürst Peter Kropotkin (1842 bis 1921) in seinem Buch „Die gegenseitige Hilfe in der Tier- und Menschenwelt“, dass in Natur und Gesellschaft keineswegs nur ein Kampf aller gegen alle (Sozialdarwinismus) stattfindet, sondern dass ebenso das Prinzip der „gegenseitigen Hilfe“ vorherrscht. Diejenigen Lebewesen, die dieses Prinzip umsetzen, würden erfolgreicher überleben. Kropotkin beobachtete sowohl die Natur als auch die Naturwesen und bezog seine Erkenntnisse auf den Menschen.

Das Gemeinschaftsgefühl zur leitenden Idee erheben

Dieses Prinzip der gegenseitigen Hilfe muss auf jede erdenkliche Art und Weise in den Gedanken und sittlichen Handlungsprinzipien der Menschen und in der Solidarität, im Zusammengehörigkeitsgefühl, in der Brüderlichkeit und im Gemeinschaftsgefühl der Menschen verankert werden. Aus der Einsicht um die Zusammengehörigkeit aller, die Menschenantlitz tragen, erwuchsen die Lehren der sittlichen Führer der Menschheit, die Weisheit des Laotse, das Gebot der Nächstenliebe und die unzähligen Formen des gesellschaftlichen Lebens und Verhaltens, in denen der Gemeinsinn zum Ausdruck kommt.

Für Alfred Adler, den Begründer der Individualpsychologie, besteht die „tiefste Idee aller Kultur (…) in der endgültigen Verwerfung des Strebens nach Macht und in der endgültigen Erhebung des Gemeinsinns zur leitenden Idee.“ Das sagte er bereits vor 100 Jahren. Alle unsere Bestrebungen in der Welt und der Wissenschaft sollten das Leitmotiv haben, in Zukunft einen Menschentypus hervorzubringen, für den – wie es Alfred Adler formulierte – Gemeinschaftsgefühl und mitmenschliche Verbundenheit ebenso selbstverständlich sind wie das Atmen (3).

Man kann die Mahnrufe des menschlichen Gemeinschaftsgefühls wohl unterdrücken; gänzlich ausmerzen kann man sie nie, denn das Geschenk der Evolution besteht im sittlichen Bewusstsein des Einzelnen, in der Einsicht in die Verantwortung aller gegenüber allen. Unsere Aufgabe für die Zukunft scheint deshalb vor allem die Pflege und Verstärkung der Gemeinschaftsgefühle zu sein. Kein Mittel darf uns zu gering sein, keine Anstrengung zu mühsam, um den Menschen besser in das soziale Gefüge einzuordnen.

Die in der Erziehung erworbene Angst vor dem Mitmenschen überwinden

Diesem hehren Ziel steht jedoch bei den meisten Menschen eine in der Kindheit erworbene und nur schwer zu überwindende Gefühlsreaktion entgegen: die Angst vor dem Mitmenschen. Diese Angst ist nicht angeboren. Der Mensch kommt ohne Angst zur Welt und erwirbt sie erst im Laufe seiner Entwicklung als Folge der traditionellen autoritären und religiösen Erziehung. Deshalb haben fast alle erwachsenen Menschen Angst – bewusst oder noch viel häufiger unbewusst. Sie ist Ausdruck einer Irritation und hat wenig mit der realen Situation zu tun.

Die Angst durchzieht das ganze Um und Auf des Menschen, sein Tun und Handeln, wie er sich im Leben und in der Gemeinschaft gibt und bewegt. Sie verhindert ihm das Denken und macht ihn unfähig, nur irgendeine Situation real und vernünftig einzuschätzen. Er ist nicht mehr der Macher seines Lebens, sondern die Angst treibt ihn.

Das Menschenbild der christlich-abendländischen Kultur besagt, dass der Mensch – auch schon das kleine Kind – schlechte Eigenschaften in sich trägt. Mit dieser Information – sei sie bewusst oder unbewusst – tritt der Erzieher der heutigen Zeit an das Kind heran. Immer vermutet er einen bösen Willen beim Kind. Er weiß nicht, dass das Kind ganz auf die Beziehungspersonen ausgerichtet ist, dass sein ganzes Sehnen und Trachten dahin geht, von den Eltern geliebt und geschätzt zu werden, dass es noch so gerne kooperiert. Das Kind ist von Natur aus gut.

In Wirklichkeit jagen Eltern und Erzieher dem Kind mit jeder Anwendung von Gewalt, sei es in Form von Strenge oder auch Verwöhnung, große Ängste ein. Das Kind lernt, Angst zu haben; es lernt, sich vom Mitmenschen bedroht zu fühlen; es erlebt, dass mit dem Menschen nicht gut Kirschen essen ist. Die Gefühlsreaktion der Angst wird ein Bestandteil seines Charakters. Das Menschenbild, welches es in den frühesten Kindheitsjahren bei seinen Eltern erworben hat, trägt es in jede Beziehung unbewusst hinein.

Auch heute noch wird das Kind mit Gewalt und Missachtung seiner Persönlichkeit erzogen. Dadurch beginnt das Kind sich vom Menschen abtzuwenden. Es ergibt sich eine verneinende Tendenz, die sein späteres Leben beeinflusst. Es verspricht sich nicht mehr viel vom Menschen. Die gewalttätige Behandlung erschüttert seine Persönlichkeit zutiefst und erweckt in ihm Aversionen gegen den Mitmenschen. Das Vertrauen zum Menschen, das eigentlich das Fundament der Persönlichkeit und die natürliche Auffassung vom Leben wäre, kann nicht entstehen.

Das Kind erlebt auch, dass die elterliche Autorität über allem steht. Es erlebt, dass es nur eine richtige Meinung gibt, und das ist die des Vaters, der Autorität. Es erlebt, dass man gewisse Meinungen nicht haben soll. Es lernt die Gewalt und die Sanktionen, die von den Eltern ausgehen, derart zu fürchten, dass es keinen Widerspruch mehr wagt, weder im Denken noch im Handeln. Als Erwachsener ist der Mensch nicht mehr in der Lage, einen eigenen Gedanken zu fassen, weil seine Angst vor den Folgen – irdischen oder überirdischen – ihn lähmt. Er wird nervös und ungehalten, wenn er nur schon eine andere Meinung hört.

Auf diesem Boden ist es dem Menschen nicht möglich, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. Er kann vom anderen Menschen nur noch schwer etwas annehmen. Seine Angst wird zum dominierenden Beziehungsproblem. Er kennt die freie Auseinandersetzung nicht, er kennt nur Befehl und Gehorsam. Er ist gewohnt, die Meinung der Autorität ungeprüft zu übernehmen. Er hat zudem als Kind erlebt, dass er mit vielen Meinungen belastet wurde, die er in keiner Weise überprüfen konnte. So findet er sich damit ab, dass vieles nicht verstehbar ist und dass das Unverständliche nicht angezweifelt werden darf.

Diese Einschüchterung von Verstand und Vernunft geht in unserer Kultur einher mit der religiösen Erziehung, mit irrealen Informationen über Geister, Teufel und Engel.

Der Mensch wird zwar weder religiös noch gottesgläubig geboren, doch das geistig gesunde und unverkrüppelte Kind gerät in eine Gesellschaft, in der wahnhafte Ideen und Illusionen vorherrschen. Kaum zeigen sich beim kleinen Kind die ersten seelischen Regungen und es lernt zu sprechen, wird es von der Gesellschaft, das heißt von den Eltern und der Kirche „in Obhut genommen“. Es wird ihm klar gemacht, dass sich sein Wesen bezüglich des Naturgefühls und der Weltanschauung nicht frei entwickeln darf. Will es verhindern, mit allgemeiner Verachtung und höllischen Peinigungen bestraft zu werden, muss es sein Wesen in eine bestimmte kirchliche Form pressen.

Ausblick

Dank der Erkenntnisse der wissenschaftlichen Psychologie weiß man heute, wie die Angst vor dem Mitmenschen entsteht. Man kennt die Ursachen genau. Man weiß auch, wie der Mensch die Angst hinter sich bringen kann. Der heutige Mensch müsste deshalb nicht mehr von Ängsten geplagt sein. Diese Ängste lassen sich in einer vertrauensvollen therapeutischen Beziehung zu einem Fachmann verändern respektive überwinden. Indem der Mensch Mitgefühl und Verständnis erlebt, kann er diese Ängste verlieren (4).

Und die Pädagogik in Elternhaus und Schule hat auf das autoritäre Prinzip – das Jahrhunderte lang als fraglos gültige Grundlage des erzieherischen Verhaltens angesehen wurde – und auf Gewaltanwendung zu verzichten. Erzieher haben sich mit wahrem Verständnis dem kindlichen Seelenleben anzupassen, haben die Persönlichkeit des Kindes zu achten und haben sich ihm freundschaftlich zuzuwenden. Eine solche Erziehung wird einen Menschentypus hervorbringen, der keine „Untertanen-Mentalität“ besitzt und darum für die Machthaber in unserer Welt kein gefügiges Werkzeug mehr sein wird.


Fussnoten:

(1) Rolland, Romain (1988). Clerambault. Geschichte eines freien Gewissens im Krieg. Reinbek bei Hamburg, S. 12
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Internationale
(3) Ansbacher. Heinz L. / Ansbacher, Rowena R. (Hrsg.). (1982). Alfred Adlers Individualpsychologie. Eine systematische Darstellung seiner Lehre in Auszügen aus seinen Schriften. München, Basel
(4) A.a.O.



English version:
Let Us Associate Ourselves with Fellow Human Beings in order to Survive as a Human Species!
There is no Royal Road

By Dr. Rudolf Hänsel

"One day fear knocked at the door. Courage got up and opened it, but there was no one outside." This originally English proverb was attributed to Johann Wolfgang von Goethe at the beginning of 2020. Endowed with the authority of the German poet prince, it quickly became a popular motivational saying against the fear of the Corona virus. The quotation reflects a wisdom of life, which is psychologically reinforced and deepened in the following. If we humans muster the courage to overcome the fear of fellow human beings acquired in our upbringing, if we associate with them in freedom and elevate public spirit to the guiding idea, then the human species has a chance to survive.

Step outside your own front door and see what is available!

Every human being is called upon to make a contribution to solving the urgent problems of our time. And of course we are able to do so if we are aware that it depends on each and every one of us. Why not muster the courage to use our own intellect, not to suppress the current problems of humanity, but to stand up against injustice - intellectually, emotionally, politically. Overcome the inertia of the heart and act! Against all odds, muster the determination to seek the truth and thereby preserve our dignity as human beings and create a future worth living for ourselves and our children.

The Swiss poet and novelist Gottfried Keller (1819-1890) believed:
    "No government and no battalions (...) are able to protect law and freedom where the citizen is unable to step outside the front door himself and see what is available." (Zurich Novellas)
Romain Rolland (1866 to 1944), French writer and winner of the Nobel Prize for Literature, even believed that, if necessary, every man must stand alone within all and think and act for all. In the introduction to his 1920 anti-war novel "Clerambault. History of a Free Conscience in War" he wrote.
    "Every man, if he is a true man, must learn to stand alone within all, to think alone for all – if necessary, even against all! To think sincerely is to think for all, even if one thinks against all. Humanity needs those who offer it chess out of love and rebel against it when it is necessary!" (1)
“The Internationale", the world-famous struggle song of the socialist workers' movement, also recommends people not to hope for salvation from higher beings, but to take action themselves:
    "Wake up, damned of this earth, who are still forced to starve! (...) Army of slaves, wake up! (...) Peoples, hear the signals! To the final battle! (...) No higher being, no god, no emperor, no tribune can save us! To deliver us from misery, that we can only do ourselves!" (2)
Free citizens who stand up against injustice and tyranny have nothing against those in power. They do nothing to them. But neither do they want to live in a system of rule in which they have to remain silent. They fight for a more just order, for their right to life, to freedom, peace and security. Moreover, they have common sense and are autonomous. Autonomy is the state and feeling of life of self-determination, independence and self-government. Philosophically, it is the ability to see oneself as a being of freedom and to act out of this freedom.

Equipped with these abilities, no human being freely hands over to another the power to decide on his or her life and future. Not to another human being or politician, but also not to a supernatural being who is supposed to guide and protect him as a "deity" from earliest childhood to the end of days. After all, we humans are embedded in the community of our fellow species, of whom we do not have to be afraid, but on whose support and solidarity we can build.

Have the courage to associate with our fellow human beings

We just have to muster the courage to face this task and associate ourselves with fellow human beings. This means taking upon ourselves a path that is often arduous, long and not easy to walk, to believe in the goodness in the other person, to empathise with them, to associate with them and to appeal to them without coercion. There is no short, easy and simple path to the goal – no so-called royal road.

The other person, our counterpart, our fellow citizen and conspecific is gladly prepared to accept our offer if he is given the opportunity to decide for it freely and without any coercion. He too wants to live well with his children. He, too, is happy to help the other.

More than 100 years ago, the Russian anarchist, geographer and writer Prince Peter Kropotkin (1842 to 1921) wrote in his book "Mutual Aid in the Animal and Human World" that in nature and society there is by no means only a struggle of all against all (social Darwinism), but that the principle of "mutual aid" also prevails. Those living beings who implement this principle would survive more successfully. Kropotkin observed both nature and natural beings and applied his findings to human beings.

Elevate the sense of community to the guiding idea

This principle of mutual help must be anchored in every possible way in the thoughts and moral principles of action of human beings and in solidarity, in the feeling of belonging together, in brotherhood and in the sense of community of human beings. The teachings of the moral leaders of humanity, the wisdom of Lao Tzu, the commandment to love one's neighbour and the innumerable forms of social life and behaviour in which public spirit is expressed, grew out of the insight that all those who bear a human face belong together.

For Alfred Adler, the founder of individual psychology, the "deepest idea of all culture (...) consists in the final rejection of the striving for power and in the final elevation of public spirit to the leading idea." He said this 100 years ago. All our endeavours in the world and in science should have the guiding principle of producing a type of human being in the future for whom – as Alfred Adler put it – a sense of community and interpersonal solidarity are as natural as breathing (3).

It is possible to suppress the exhortations of the human sense of community; they can never be completely eradicated, for the gift of evolution consists in the moral consciousness of the individual, in the insight into the responsibility of all towards all. Our task for the future, therefore, seems to be above all the cultivation and strengthening of communal feelings. No means must be too small for us, no effort too arduous, in order to better integrate man into the social fabric.

Overcoming the fear of fellow human beings acquired in education

For most people, however, this noble goal is opposed by an emotional reaction acquired in childhood that is difficult to overcome: fear of fellow human beings. This fear is not innate. People are born without fear and acquire it only in the course of their development as a result of traditional authoritarian and religious upbringing. That is why almost all adult humans have fear – consciously or even more often unconsciously. It is an expression of irritation and has little to do with the real situation.

Fear permeates the whole of a person's life, his actions, how he presents himself and moves in life and in the community. It prevents him from thinking and makes him incapable of assessing any situation in a real and reasonable way. He is no longer the doer of his life, but fear drives him.

The image of man of the Christian occidental culture says that man – even the small child – carries bad qualities within himself. With this information – be it conscious or unconscious – the educator of today approaches the child. He always suspects ill will in the child. He does not know that the child is completely oriented towards the relationship persons, that his whole longing and aspiration is to be loved and appreciated by the parents, that he still likes to cooperate so much. The child is good by nature.

In reality, parents and educators instil great fear in the child with every use of force, be it in the form of strictness or also spoiling. The child learns to be afraid; it learns to feel threatened by fellow human beings; it experiences that it is not good to eat with human beings. The emotional reaction of fear becomes part of its character. The image of man that the child acquired from its parents in the earliest years of childhood is unconsciously carried into every relationship.

Even today, the child is brought up with violence and disregard for its personality. As a result, the child begins to turn away from the human being. This results in a negating tendency that influences his later life. It no longer expects much from the human being. The violent treatment deeply shakes his personality and awakens in him aversion to his fellow man. Trust in human beings, which is actually the foundation of the personality and the natural conception of life, cannot develop.

The child also experiences that parental authority is above everything. It experiences that there is only one correct opinion, and that is that of the father, the authority. It learns that certain opinions should not be held. They learn to fear the violence and sanctions that come from their parents to such an extent that they no longer dare to contradict them, neither in thought nor in action. As an adult, man is no longer able to form his own thought because his fear of the consequences – earthly or supernatural – paralyses him. He becomes nervous and indignant when he even hears a different opinion.

On this ground it is not possible for the human being to deal with other opinions. He can only accept something from the other person with difficulty. His fear becomes the dominating problem in relationships. He does not know free discussion, he only knows command and obedience. He is used to accepting the opinion of authority unchecked. He also experienced as a child that he was burdened with many opinions that he could not check in any way. So he comes to terms with the fact that many things cannot be understood and that the incomprehensible must not be doubted.

This intimidation of understanding and reason goes hand in hand in our culture with religious education, with unreal information about spirits, devils and angels.

Man is born neither religious nor believing in God, but the mentally healthy and uncrippled child enters a society in which delusional ideas and illusions prevail. No sooner does the little child show its first mental impulses and learn to speak than it is "taken into care" by society, i.e. by the parents and the church. It is made clear to him that his nature is not allowed to develop freely with regard to his feeling for nature and his world view. If it wants to avoid being punished with general contempt and hellish chastisements, it must press its being into a certain ecclesiastical form.

Outlook

Thanks to the findings of scientific psychology, we now know how fear of fellow human beings arises. We know exactly what causes it. We also know how people can put fear behind them. Today's people should therefore no longer be plagued by fears. These fears can be changed or overcome in a trusting therapeutic relationship with a professional. By experiencing compassion and understanding, the person can lose these fears (4).

And pedagogy in the parental home and school has to renounce the authoritarian principle – which for centuries was regarded as the unquestionably valid basis of educational behaviour – and the use of violence. Educators must adapt themselves with true understanding to the child's soul life, respect the child's personality and turn to him or her with friendship. Such education will produce a type of human being who does not have a "subject mentality" and will therefore no longer be a docile tool for the rulers in our world.


Footnotes:

(1) Rolland, Romain (1988). Clerambault. History of a free conscience in war. Reinbek near Hamburg, p. 12
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Internationale
(3) Ansbacher. Heinz L. / Ansbacher, Rowena R. (eds.). (1982). Alfred Adler's Individual Psychology. A systematic presentation of his teachings in excerpts from his writings. Munich, Basel
(4) Op. cit.



Dr. Rudolf Hänsel ist Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe.
Dr. Rudolf Hänsel is an educationalist and graduate psychologist.




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