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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Kommentar
Offener Brief an den Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Serbien, Herrn Thomas Schieb
Was für eine groteske Geschichtsfälschung!
Von Rudolf Hänsel

Mein Herr! Es ist mir als deutschem Staatsbürger und langjährigem Freund der Serben ein dringendes Anliegen, Ihnen meine tief empfundene Empörung und Missbilligung zum Ausdruck zu bringen wegen Ihrer Interview-Äußerung zum völkerrechtswidrigen US-NATO-Angriffskrieg gegen die damalige Bundesrepublik Jugoslawien im Jahr 1999. Eine Entschuldigung beim serbischen Volk für dieses äußerst unhöfliche Verhalten gegenüber dem Gastland ist das mindeste, was ich von Ihnen erwarte.

Ich bin vor eineinhalb Jahren mit meiner Ehefrau, einer pensionierten serbischen Diplomatin, vom paradiesischen Lindau am Bodensee nach Belgrad umgezogen. Als Deutscher würde ich mich nicht mehr in die Gemeinschaft meiner Verwandten, Freunde und Bekannten getrauen, wenn ich nicht zu Ihrer für mich und wohl die meisten Serben schwer nachvollziehbaren Äußerung klar Stellung beziehen würde.

Laut serbischer und deutscher Medien sagten Sie – auch noch in einer Zeit, in der das serbische Volk des 80. Jahrestages der Bombardierung Belgrads während des Zweiten Weltkriegs gedachte –, dass die Bombenangriffe auf das Land „notwendig“ gewesen wären, um eine humanitäre Katastrophe und einen Völkermord im Kosovo zu verhindern. Was für eine groteske Geschichtsfälschung!

Da ich bereits mehrere fundierte Artikel über dieses finstere Kapitel der westlichen Wertegemeinschaft verfasst habe und darin insbesondere auf die Bombardierung des Landes mit hochgiftigen und radioaktiven Uran-Geschossen eingegangen bin, die außer unzähligen Getöteten und Verwundeten im Laufe der Jahre immer mehr multiple Krebserkrankungen bei Jung und Alt zur folge haben, nur noch dies:

Ich bin entsetzt darüber, dass sich ein deutscher Diplomat ohne Not dafür hergibt, billige NATO-Propaganda zu betreiben und frage mich, ob dieser Mann als Botschafter zu halten ist. Doch das muss die serbische Regierung und das serbische Volk entscheiden – auch wenn der serbische Präsident Alexandar Vucic Sie erstaunlicherweise als Freund der Serben in Schutz genommen hat. Jedenfalls werde ich diesen Offenen Brief auch in Deutschland und in weiteren Ländern zur Veröffentlichung anbieten.

Dr. Rudolf Hänsel
Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe
11040 Belgrad



English version:
Open Letter to the Ambassador of the Federal Republic of Germany in Serbia, Mr. Thomas Schieb
What a grotesque falsification of history!

By Dr. Rudolf Hänsel

Sir! As a German citizen and long-time friend of the Serbs, it is an urgent matter for me to express to you my deeply felt indignation and disapproval because of your interview statement on the US-NATO war of aggression against the then Federal Republic of Yugoslavia in 1999, which was contrary to international law. An apology to the Serbian people for this extremely rude behaviour towards the host country is the least I expect from you.

I moved with my wife, a retired Serbian diplomat, from paradisiacal Lindau on Lake Constance to Belgrade one and a half years ago. As a German, I would no longer dare to join the community of my relatives, friends and acquaintances if I did not take a clear stand on your statement, which is difficult for me and probably for most Serbs to understand.

According to Serbian and German media, you said – even at a time when the Serbian people were commemorating the 80th anniversary of the bombing of Belgrade during World War II – that the bombing of the country was "necessary" to prevent a humanitarian catastrophe and genocide in Kosovo. What a grotesque falsification of history!

Since I have already written several well-founded articles about this dark chapter of the Western community of values, and in particular about the bombardment of the country with highly toxic and radioactive uranium shells, which in addition to countless killed and wounded over the years have resulted in more and more multiple cancers in young and old, I would just like to say this:

I am appalled that a German diplomat is giving himself up without any need to engage in cheap NATO propaganda, and I wonder whether this man can be kept as ambassador. But that is for the Serbian government and the Serbian people to decide – even though Serbian President Alexandar Vucic has, astonishingly, come to your defence as a friend of the Serbs. In any case, I will also offer this Open Letter for publication in Germany and other countries.

Dr. Rudolf Hänsel
Educationalist and graduate psychologist
11040 Belgrade

Online-Flyer Nr. 765  vom 14.04.2021



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