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Aktueller Online-Flyer vom 20. April 2024  

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Fotogalerien
Seit 2011 kämpft der syrische Staat gegen Söldnerbanden
#Believe_In_Syria
Von Eva und Markus Heizmann

Syrien, das Land im großen Plan der „Umgestalter“ des Nahen Ostens (sprich NATO- und US-Imperialisten) befindet sich aus eigener Kraft mit der Unterstützung Russlands nach Jahren der kriegerischen Belagerung durch Söldnertruppen – in deutschen und europäischen Medien ungern Terroristen genannt – wieder im Aufbau. Umkämpfte Gebiete, darunter Aleppo, wurden zurückgewonnen. Regierung und Opposition sind sich einig: Die Probleme, die das Land hat, können nur innersyrisch und auf demokratischem Weg gelöst werden. In einem Vortrag berichten Eva und Markus Heizmann von ihren Reisen 2016, 2017 und 2018, verbunden mit einem kurzen Einblick in die Geschichte und ihrer Einschätzung zur aktuellen Lage. Nachfolgend erzählt anhand einer Auswahl von Fotos und einem eklatanten Beispiel von Falschdarstellungen in der europäischen Presse, womit sich bestätigt: "Der Krieg wurde (und wird) von außen ins Land geschleppt. Die meisten Kämpfer sind Söldner aus über 80 Ländern, unterstützt von den USA, Israel, Frankreich, England, Qatar, Saudi Arabien, der Türkei, Jordanien und weiteren.“ (af)


Straßenszene in Aleppo: „ein Foto, einfach so...“
Alle Fotos: Eva Heizmann (wenn nicht anders angegeben, 2017)


Alltag in Damaskus (Hochzeit)


Wiederaufbau-Projekte bei der Zitadelle
Die historische Altstadt von Aleppo ist als UNESCO Weltkulturerbe eingestuft. Aleppo wurde im Dezember 2016 befreit.


Spielplatz in einem Park in Aleppo


Wiederaufbau-Projekte bei der Zitadelle in Aleppo. Alte Baustoffe werden wieder verwendet.


In der Volksküche von al Waha
Die haben dort eine Küche aufgebaut. Weil das Gebiet südlich von Aleppo war drei Jahre besetzt von Bewaffneten, und die Menschen haben schlechte Ernährung gehabt. Hatten vielleicht das Nötigste, es wurde abgeworfen, Mehl, ..., aber das ist nicht vitaminreich, hat keine Mineralstoffe. Jetzt hat diese Volksküche 25.000 Teller, also Portionen pro Tag. Die Töpfe werden auf Lieferwagen gehievt und in die Dörfer gefahren, wo die Leute das holen mit ihren eigenen Schüsseln. Auch Mitglieder der syrischen Armee unterstützen die Volksküche. Das ist ein ganz anderes Bild, als wir das hier sehen. Uns hat auch einer gesagt: wir sind nicht die Armee von einem Mann. Wir verteidigen unser Land. Weil sie genau wissen, was wir hier in Europa gesagt bekommen.


Zerstörte Bäckerei, die wieder aufgebaut wird
Wir haben hier ein Gespräch geführt in der Altstadt von Aleppo mit einem Bäcker. Er hat einen Gehilfen, der ist 14 Jahre alt und hat nur drei Jahre Schule mitbekommen, wegen der Umstände. Er will jetzt für seine Familie ein bisschen verdienen. Im Hintergrund sieht man den Ofen, den die beiden innerhalb von zwei Wochen wieder funktionstüchtig machen wollen. Die arbeiten praktisch mit den bloßen Händen.


Straßenzug in Aleppo, von Trümmern befreit, wunderschöne Fassaden werden wieder sichtbar. Man erkennt die hohe Kultur.


Kloster Mar Yakoub, Qara
Da ist eine innersyrische NGO und die machen verschiedene Projekte. Es gibt dort in Qara ein Haus für Traumatherapie, es gibt Erziehungsberatung, es gibt ein Frauenprojekt mit Handarbeiten. Das Kloster ist kooperativ mit dem Ort. Sie machen auch Kongresse... Dieses Kloster war besetzt von Bewaffneten. Wenn Leute mit den Waffen kommen und Infrastruktur zerstören, dann nennen sie das Terroristen, wie wir das hier auch machen. Aber Europa nennt das Befreiung. Das ist so der gängige Wortgebrauch. Ich rede von Todesschwadronen. Also dieses Kloster war besetzt und ist befreit worden von der Hisbollah. Das ist Fakt.


Freskos, um das Jahr 800 in der Kirche von Qara, 2014 teilweise zerstört vom IS. Im Dorf ist eine orthodoxe Kirche, die nicht Rom orientiert ist, also nicht Europa orientiert, da haben diese Bewaffneten versucht, diese Fresken (07) rauszuhebeln und sie zu verkaufen. Das ist ihnen aber nicht gelungen. Die 800 Jahre alten Malereien haben dabei Schaden genommen.


Also das ist Aleppo. Weil wir in den Medien nur das Destruktive sehen. Es gibt auch Aleppo, das noch geht.


In diesem Haus in Aleppo sieht man, dass viele Wohnungen verlassen sind. Aber man sieht auch einen Spalt, wo Leben zurückkehrt, wo die Leute langsam wieder einziehen.


Das Leben geht weiter – Ladenbesitzer mit Kunden in Aleppo
Es wird wieder Beton gemischt... Ein kleiner Laden ist entstanden. Da kann man Schläuche, Kabel, Leitungen kaufen. Man sieht: nebendran ist noch alles kaputt


Es leben Menschen in Aleppo
Das ist eine große Fassade, wo ein Balkon wieder neu bewohnt ist.


„Bienenhäuser“ (auf dem Weg zwischen Aleppo und Damaskus)
Hier sehen wir unterwegs eine alte, schöne Architektur. Das ist nicht mehr bewohnt, weil Wasser und Elektrizität zerstört wurden von bewaffnenten Banden. Die Häuser sind kühl in der Hitze. Sie sind mit dem Material aus dem Dorf, aus Erde gebaut ...


Auf dem Weg nach Aleppo wurde die Straße repariert. Da gab es im Jahr 2016 nur eine winzig kleine Straße – jetzt konnten wir schön bequem reinfahren. Wenn diese einzige kleine Straße, dieser Kanal, besetzt war, und die es geschafft haben zuzumachen, ist nix mehr rein- und rausgekommen. Bis Aleppo im Dezember 2016 befreit wurde. Auch das Elektrische wird Instand gesetzt. In Damaskus gab es 2017 durchgehend Strom, aber in Aleppo manchmal noch nicht.


Das ist ein Bewässerungskanal. Davon haben wir ganz viele gesehen, die gesprengt sind. Also, dass diese Bewaffneten einfach auf die Infrastruktur losgehen. Hier sehen wir ein Stückchen, das ganz ist. Wir haben im Herbst gesehen, wie die Leute dahinein Schläuche verlegen, damit es wieder anfängt mit Bebauen.


Aleppo: Wassertank zur Versorgung derjenigen, die (noch) kein Wasser haben


Aleppo: Nach der Befreiung im Dezember 2016 haben das Ministerium für Tourismus und eine Jugendorganisation, also eine innersyrische Organisation, vor der Zitadelle – verbunden mit einem Fest – einen Schriftzug aufgestellt, der bedeutet, die Kraft, aus der Krise wieder hochzukommen: #Believe_In_Aleppo


Kunstschule in Damaskus
Jetzt sind wir wieder in Damaskus. Das ist eine lange Mauer und dahinter ist eine Schule: eine Grundschule, eine Mittelschule, Oberstufe und eine Kunstschule. Menschen zwischen 7 und 77 können die Kunstschule besuchen und Kurse machen (Plastizieren, Malen, Musik, Theater und Literatur.)


Als Arzt in Deir ez-Zor
Ein Bericht von einem Arzt, der in Deir ez-Zor operiert hat in der Zeit als Deir ez-Zor total belagert war. Nach längerer Bedenkzeit hat er zugestimmt, dass wir mit ihm sprechen. Er war drei Jahre lang einschlossen in Deir ez-Zor, es hat kein Essen gegeben. Es wurde alle zehn Tage Wasser und Essen abgeworfen, die Versorgungsflugzeuge sind  von der Nusra (und wie sie alle heissen) beschossen worden. Ich habe gefragt, hast Du diese Bewaffneten gesehen? Er hat gesagt: nur als Leichname. Und sie haben manchmal Tausch gemacht, dass sie Leichname rausgegeben haben an die Bewaffneten für Garantien, dass die nächsten Versorgungsflugzeuge nicht beschossen werden. Sehr interessant ist dabei, die waren nur an ausländischen Leichen interessiert. Die Syrer waren denen total egal.

Söldner aus aller Welt

Wir denken, das ist, damit man nicht nachweisen kann, dass ganz viele Ausländer da an den Waffen sind. Dass man diese Beweise nicht hat. Dann können sie diese Leichname verschwinden machen. Diese Bewaffneten kommen von überall her. Die kommen aus Frankreich, Deutschland, Großbritannien, den Golfstaaten, aus Libyen, Holland – das ist nur eine kleine Auswahl. Aus über 80 verschiedenen Staaten. Die Minderheit sind Syrer. Und die Kommandanten sind gar keine Syrer, die sind alle Ausländer. Es gibt Kommandozentralen in der Türkei (in Antakya), und es gibt auch welche in Jordanien.
Die USA hat zweimal – das habe ich aus erster Hand erfahren – zweimal in Deir ez-Zor die syrische Armee beschossen. Das hat man hier mal gemeldet bekommen als ein Versehen. Man hat die angerufen, es gibt ja Handy. Aber die haben eine Stunde lang, so rumgeschossen, dass die Isis Fortschritte machte in einem Fall. In einem anderen Fall, dass die syrische Armee sich zurückziehen musste. Das ist ganz sicher nicht unabsichtlich. Das war Absicht. Davon ist er total überzeugt und ich auch. Er sagt, die syrische Armee hat in Deir ez-Zor einen riesigen, einen riesigen Widerstand geleistet. Jetzt ist dieser Arzt in Damaskus und arbeitet dort in einem Militärspital, operiert, ist orthopädischer Chirurg, und er hat von Syrien eine Traumatherapie bekommen. Die sind dauernd beschossen worden zu jeder Tages- und Nachzeit. Mehrere Mitarbeiter sind getötet worden. Er sagt ganz klar: das syrische Volk ist stark. Die syrische Armee ist stark. Unser Präsident ist stark. Das syrische Volk liebt das Leben.


Markus Heizmann: Und hier ein Beispiel für Medienmanipulation


Mann und Frau gehen spazieren. Wir wissen nicht wo das ist. Das kann in Bagdad sein, das kann in Damaskus sein, das kann in Gaza sein... Ich habe keine Ahnung.


Dieses Bild kann auch in Gaza sein, kann Damaskus, in irgeneinem Ort auf der Welt, es kann in Pakistan sein...


… und die österreichische Kronenzeitung (vom 28. Juli 2012) macht daraus dieses Bild mit der Titelzeile: "Assads Armee rollt mit Panzern zur 'Mutter aller Schlachten'". Die Redaktion der Kronenzeitung wurde darauf aufmerksam gemacht, dass das eine Schweinerei ist. In einer nächsten Ausgabe entschuldigt sie sich bei ihren Leserinnen und Lesern für das stilistische Mittel einer Fotomontage. Aber: Es ist einfach eine Lüge – kein stilistisches Mittel.


Wichtig sind die Gespräche (mit mehreren Ärzten, Politikern und hier mit Parlamentsmitgliedern) Hier sind wir unterwegs nach Aleppo. Und an einer Autobahnraststätte quasi haben wir eine Parlamentarierin und einen Parlamentarier getroffen. Da hatten wir Gelegenheit, ein kurzes Gespräch zu führen. Wir haben gesagt: Wir kommen aus dem Westen. Was möchten Sie uns sagen?  Die Parlamentarierin hat gesagt: Erzählt zu Hause die Wahrheit. Und der zweite Punkt war: Beendet das Embargo gegen Syrien. Die Leute in Syrien empfangen alle Sender, die können alles gucken, BBC, alles. Die wissen ganz genau, was wir hier berichten über ihr Land und über sie und über ihre Regierung und über ihre Armee. ... Auch in der Reise 2016 haben wir das gleiche unzählige Male gehört: Geht nach Hause und erzählt, was Ihr hier gesehen und gehört habt. Aber macht nicht Propaganda. Das ist gefährlich.

Die Zusammenhänge klarmachen

Markus: Wir haben Hilfslieferungen nach Syrien gebracht. Aber ich persönlich bin nicht absolut glücklich, weil eigentlich braucht Syrien keine karitative Hilfe. Syrien ist ein autarkes land, Syrien kann sich selber ernähren und Syrien hat eine eigene starke Wirtschaft. Dass diese Hilfslieferungen nötig sind und nötig waren, ist natürlich dem Krieg und dem Embargo geschuldet. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, diese Zusammenhänge klar zu machen. Ich bin erst letzte Woche von einer Syrienreise zurückgekommen…



Siehe auch:

Afrin und andernorts – eine Einschätzung aus Syrien
Der Imperialismus lässt sich nicht instrumentalisieren, der Imperialismus instrumentalisiert
Von Markus Heizmann

Den Nachrichten und dem Internet entnehmen wir, dass die türkische Armee in Afrin einmarschiert sei, um die YPG zu zerschlagen. Dies in Übereinstimmung mit Russland. Das Syrische Parlament protestiert in aller Form gegen diesen Akt der Aggression seitens der türkischen Regierung. Soweit die aus den Medien bekannten Fakten. Wir hatten hier vor Ort in Damaskus (noch) keine Gelegenheit, mit einer dazu kompetenten Person über diese Zusammenhänge zu diskutieren. Deshalb an dieser Stelle unsere eigene Meinung dazu: Die kurdischen Verbände der YPG in Afrin und andernorts in Nordsyrien arbeiten direkt mit den USA und den NATO–Aggressoren zusammen. Sie erhalten von den USA Waffen, Geld, Logistik und Ausrüstung. Im Gegenzug erlauben diese kurdischen Kämpfer den USA und der NATO die Stationierung von Militärbasen auf syrischem Staatsgebiet, welches zur Zeit unter Kontrolle dieser sogenannten „kurdischen Kämpfer“ ist. Mittlerweile 13 US Basen, weitere sind geplant. Bis dahin gab es überhaupt keine US/NATO-Basen in Syrien. Wie wir von Elias Samman, einem Syrischen Politiker der oppositionellen SSNP (Syrian Socialist National Party) erfahren haben, handelt es sich bei diesen kurdischen Kämpfern nicht vorwiegend um Syrer, nur eine Minorität von ihnen sind laut Samman Syrier. Beim Großteil von ihnen handelt es sich um ausländische Kämpfer, von denen wiederum eine Minderheit ideologische Gründe für ihren Kampf hat, der Großteil sind jedoch von den USA finanzierte Söldner. mehr




GRUSS an die Leserinnen und Zuschauer der Neuen Rheinischen Zeitung
Hände weg von Syrien

Von Eva und Markus Heizmann

Was in „unseren“ Medien nicht zu erfahren ist, verbreitet das Bündnis gegen Krieg: "Der Krieg wurde von außen ins Land geschleppt. Die meisten Kämpfer sind Söldner aus über 80 Ländern, unterstützt von den USA, Israel, Frankreich, England, Qatar, Saudi Arabien, der Türkei, Jordanien und weiteren. Die ersten Toten gab es bereits 4 Tage nach Beginn des so genannten Aufstandes und der angeblich friedlichen Proteste. Dabei handelte es sich nicht um DemonstrantInnen sondern um syrische Polizistinnen."
 
Eva und Markus Heizmann vertreten die Erkenntnis, "dass Syrien ein angegriffenes Land ist in einer Reihe von vielen Ländern, die schon zu Staub und Asche gebombt worden sind und zerstört sind: Palästina, Libyen, Jemen, Irak, Afghanistan, Teilung von Sudan usw." In ihrem GRUSS an die LeserInnen der Neuen Rheinischen Zeitung rufen sie "alle Menschen auf zur Solidarität mit den angegriffenen Völkern, die von Imperialismus und Zionismus angegriffen werden. Unsere Forderungen sind Auflösung der NATO, stoppt das Embargo, Schluss mit dem Krieg. Und im Falle Syriens: Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen."


Literaturempfehlungen:

Tim Anderson: Der schmutzige Krieg gegen Syrien, Liepsen-Verlag, Marburg, ISBN 9783-9812703-9-6

Karam Khella: Syrien – von der Wiege der Menschheit bis zur Krise, TuP Verlag, Hamburg, ISBN 978-3-939710-04-2

Autorenkollektiv: Lüge Macht Krieg, Imperialistische Medien-Manipulationen, TuP Verlag, Hamburg (Risala Nr. 8)

Karin Leukefeld: Syrien zwischen Schatten und Licht, Rotpunktverlag und Papyrossa


Vortrag (und Ausstellung) buchen:

Eva und Markus Heizmann sind Mitbegründer von Bündnis gegen Krieg – Hände weg von Syrien, das seinen Sitz hat in Basel, Wien und Hamburg. Zur o.a. Publikation „Lüge Macht Krieg, Imperialistische Medien-Manipulationen“ gibt es auch eine ausleihbare oder als pdf erhältliche Ausstellung.

Anfragen an:

buendnis.gegenkrieg@gmx.net
info@tup-verlag.com

Online-Flyer Nr. 646  vom 07.02.2018



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