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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Globales
Herstellung und Verteilung von Winterkleidung für Kinder bedürftiger Familien
Damaskus: Konkrete Hilfe aus der Friedensbewegung
Von Bernd Duschner

In wenigen Wochen kommt der Winter. Mit ihm verschärft sich die äußerst prekäre Situation von Millionen von Flüchtlingen in Syrien, die in Notunterkünften Unterschlupf gefunden haben. Nicht zuletzt aufgrund der umfassenden Wirtschafts- und Finanzsanktionen, die die Bundesregierung seit 2011 auf EU Ebene gegen Syrien durchgesetzt hat, gibt es in weiten Teilen des Landes täglich nur wenige Stunden Strom. Heizöl ist für viele Syrer unerschwinglich teuer geworden. Die Sanktionen verbieten nicht nur jeglichen Verkauf von Treibstoff und Heizöl an das Land. Untersagt ist auch der Verkauf von Ausrüstung und Technologie zur Förderung und Verarbeitung von Erdöl bzw. Erdgas und für Kraftwerke zur Stromgewinnung. Schäden durch die Anschläge der Terrorgruppen gegen Versorgungseinrichtungen für die syrische Bevölkerung sollen, geht es nach dem Willen der Bundesregierung, möglichst nicht repariert werden können. Unser Verein „Freundschaft mit Valjevo e.V“ im oberbayerischen Pfaffenhofen hat eine Aktion gestartet, um bedürftigen Familien in Damaskus zu helfen: Wir lassen vor Ort in der syrischen Hauptstadt für Kinder solcher Familien Winterkleidung herstellen und an sie verteilen.

Für eine Hilfe braucht man Partner vor Ort

Direkte Kontakte nach Damaskus hat unser Verein seit 2015. Damals hatte uns eine in Pfaffenhofen lebende Asylbewerberin gebeten, ihrem schwer kranken Enkel in Damaskus die erforderliche Operation in Deutschland zu ermöglichen. Nach über einem Jahr Auseinandersetzung mit dem deutschen Konsulat in Beirut erhielten wir für den damals 15 jähren Mohamad Saria Alhakim ein humanitäres Visum. Die Operation verlief erfolgreich und Mohamad besucht heute die Berufsschule unserer Kreisstadt. Aus seinen Unterlagen ging hervor, dass er vorher im „Italienischen Krankenhaus“ in Damaskus untersucht worden war. Dieses Krankenhaus genießt einen exzellenten Ruf und wird von von Don Bosco Schwestern geleitet. Mit ihnen nahmen wir Kontakt auf und boten unsere Hilfe an. Dabei waren wir zunächst überrascht, wie offen sie die Rolle der Nato-Staaten bei der Finanzierung und Bewaffnung der Terrorgruppen ansprachen und wie entschieden sie sich für den Erhalt und die Einheit ihres säkularen Staates positionierten. Aber sie haben, wie sie uns berichteten, selbst die Einschläge von Mörsern und Raketen erlebt, die von Nato Staaten an die Terrorgruppen geliefert wurden. Sie leiden unter den Sanktionen, die sie zwingen, für den Kauf von Geräte, Ersatzteilen und Medikamenten oder die Entgegennahme von Spendengeldern in den Libanon zu reisen, da jeglicher Zahlungsverkehr mit Syrien von der EU unterbunden wurde.

Eine Zusammenarbeit beginnt

Zunächst sammelten wir das benötigte Geld, damit die völlig veraltete und obsolete Wasserwiederaufbereitungsanlage des Krankenhauses für die Dialyse erneuert werden konnte. Anschließend vereinbarten wir im Sommer diesen Jahres mit der damaligen Leiterin des Krankenhauses Schwester Anna Maria Scarzello unser erstes gemeinsames Projekt: die Don Bosco Schwestern übernahmen in ihren Räumen die Ausbildung von 40 Frauen zu Schneiderinnen, wir die Kosten. In Damaskus gibt es unter den Flüchtlingen viele Frauen, die alleine auf sich gestellt sind und den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder verdienen müssen. Mit einer Berufsausbildung als Schneiderin haben sie eine gute Chance, in verschiedensten Einrichtungen oder als Selbstständige Arbeit zu finden. Die erforderlichen Spenden zur Finanzierung des Projektes sammelten wir, in dem wir mit Veranstaltungen, Presseberichten, Infostände und Plakaten die Bevölkerung in unserer Region informierten und um Unterstützung baten. Spenden haben uns auch ein Berichte auf Internetseiten gebracht. Inzwischen konnte die mehrmonatige Ausbildung der 40 Frauen erfolgreich beendet werden. Jede der Teilnehmerinnen erhielt zum Abschluss eine eigene Nähmaschine als Geschenk, die wir ebenfalls aus den Spenden bezahlten. Diese Zusammenarbeit möchten wir jetzt weiterführen.

Humanitäre Hilfe mit dem Kampf für die Aufhebung der Sanktionen und für den Abzug der Bundeswehr verbinden

Ein gut durchdachtes wohl orchestriertes Trommelfeuer an Verleumdungen der syrischen Regierung, fokussiert auf die Person Bashar Assad, hat den Krieg der Nato-Staaten gegen Syrien von Beginn an begleitet. Dieses Trommelfeuer hat trotz der Erfahrungen mit der Kriegshetze im Fall Jugoslawien, Irak und Libyen auch in der Linken und der Friedensbewegung eine Lähmung bewirkt: Obwohl die völkerrechtswidrige Bewaffnung, Ausbildung und das Einschleusen von Terrorgruppen nach Syrien und das gezielte Aushungern seiner Bevölkerung durch die Sanktionen von Anfang an klar zeigten, dass es sich um einen Aggressionskrieg handelt, fehlt bis heute in unserem Lande eine breite Solidaritätsbewegung. Solidarität und sichtbare Hilfe aber ist das, was die syrische Bevölkerung braucht und auf das sie angesichts der Verbrechen, die die Nato-Staaten ihnen bis heute zufügen, Anspruch hat. Die neue Leiterin des Krankenhauses Carol Tahhan, ist eine gebürtige Syrerin aus Aleppo. Ich habe die tatkräftige Frau bei einem Besuch im Libanon vor wenigen Wochen persönlich kennengelernt. Mit ihr haben wir unser neues Projekt vereinbart:

Die frisch ausgebildeten Schneiderinnen werden Winterkleidung für Kinder herstellen, die in wenigen Wochen an bedürftige Familien in Damaskus verteilt wird. Die erste Anzahlung für den Ankauf von Stoffen und Löhne über 6.000 EUR haben wir bereits geleistet. In diesen Wochen sammeln wir intensiv weitere Spenden für dieses Projekt, bei dem Schaffung von Arbeitsplätzen mit unmittelbarer humanitärer Hilfe verknüpft ist. Wir nützen die Spendensammlung aber auch, um immer wieder auf die Sanktionen hinzuweisen, mit denen Bundesregierung und EU nach wie vor die syrische Bevölkerung aushungern und den Wiederaufbau blockieren möchte. 6 von 10 Syrern leben heute in extremer Armut, 9 Millionen Syrer sind auf Lebensmittelhilfe angewiesen, Medikamente können nicht hergestellt werden, weil der Import von dafür notwendigen Rohstoffen nicht möglich ist. Die Sanktionen müssen endlich fallen! Beendet werden muss auch die militärische Unterstützung der „Anti-Isis-Koalition“ durch die Bundeswehr. Die von den USA bewaffneten, ausgebildeten und geleiteten Einheiten der so genannten „Demokratischen Kräfte Syriens“ sind dabei, dem Land die wichtigen Ölfelder östlich des Euphrat zu rauben und damit dringend benötigte Gelder für den Wiederaufbau zu entziehen. Gegen diese Kriegs- und Raubpolitik ist es notwendig, Solidarität zu zeigen. Wer uns bei unserem Projekt unterstützen und konkrete Hilfe für die syrische Bevölkerung leisten möchte, den bitten wir um Spenden auf unser Konto bei der Sparkasse Pfaffenhofen,









Schneiderinnen-Kurs in Damaskus


IBAN DE06 7215 1650 0008 0119 91, Stichwort „Hilfe für Kinder in Damaskus“. Gerne stellen wir als gemeinnütziger Verein Spendenbescheinigungen für das Finanzamt aus.

Online-Flyer Nr. 638  vom 22.11.2017



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