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Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Der "Jüdische Staat" – ein Symbol des Grauens
Von Evelyn Hecht-Galinksi

So weit sind wir schon gekommen, dass kritiklos hingenommen wird, wenn das Netanjahu-Regime souveräne Staaten wie Syrien oder Libanon bombardiert. Am 16. Oktober 2017 war es wieder soweit: israelische Kampfjets "mit dem Davidstern", das Symbol der jüdischen Unterdrückung, bombardierten die syrische Raketenabwehr, nachdem sie angeblich bei einem "Aufklärungsflug" von einer syrischen Abwehrrakete angegriffen wurden. Stellen wir uns doch einmal vor, syrische, libanesische, türkische, russische oder iranische Jets würden Aufklärungsflüge über dem "Jüdischen Staat" fliegen? Die ganze heuchlerische Weltgemeinschaft wäre in Aufruhr und würde dem „bedrohten“ Judenstaat zur Seite eilen. Da das zionistische Regime weltweit Sonderrechte genießt, und diese "Jüdische Verteidigungsarmee" ungestört alle Regeln brechen darf, könnte es deshalb zu einem Krieg kommen, den die „Weltgemeinschaft“ ganz offensichtlich billigend in Kauf nimmt.

Dem zionistischen Staatsterrorregime ist alles gestattet

Der "Jüdische Staat" hat es geschafft, das "Recht auf Selbstverteidigung" so zu manipulieren, dass die daraus resultierende pure präventive Gewalt dem zionistischen Staatsterrorregime alles gestattet. In jedem seiner Angriffskriege, Präventivschläge, gezielten Ermordungen und Razzien wurde das Völker- und das humanitäre Völkerrecht außer Kraft gesetzt. Ist das die "jüdische Ethik", von der immer wieder propagandistisch geredet wird? Ich kann keinen Staat lieben, und schon gar nicht den "Jüdischen". Wie kann man noch irgendetwas Positives an einem Staat sehen, der seit und bereits vor seiner Gründung ein Volk, die Palästinenser, beraubt, demütigt und ethnisch säubert, und der diese Staatsräson der Judaisierung immer weiter verfolgt. Mit der uns aufgezwungenen Staatsräson für Israels Sicherheit unterstützen wir alle diese Politik Völker- und menschrechtsverletzende Politik, als hätten wir rein gar nichts gelernt aus unserer Vergangenheit. Sage keiner, er habe nichts gewusst!

Verschlimmert wird alles noch aus der neu entstandenen politischen Lage, die erstarkenden rechtsextremen Parteien in Europa, von Frankreich, den Niederlanden, Belgien, Norwegen, Dänemark, Polen, Ungarn, Österreich, vielleicht demnächst sogar mitregierend in der Kurz-Koalition, bis hierzulande die AfD. Was haben sie alle gemeinsam? Sie stehen an der Seite der Juden und des "Jüdischen Staates" und bekämpfen die angebliche "Islamisierung" des "christlichen Abendlandes". Die Steigerung dieser Angst machenden Politik ist allerdings, wenn sich rechte deutsche Politiker der etablierten Parteien bemüßigt fühlen, in dasselbe Horn zu stoßen

Russland wird in Kenntnis gesetzt, dass man Syrien bombardiert hat. Wie schon am 7. September, als die israelische Luftwaffe eben einmal eine militärische Anlage in Hama angegriffen hat. In deutschen Medien konnten wir dann rechtfertigend lesen, dass Israel, nach dem Motto "die 'guten' Bomben dürfen das" eine syrische Chemiefabrik des "bösen" Assad-Regimes angriff und zwei syrische Soldaten dabei ermordete. Diese Angriffe reihen sich in unzählige zuvor, wie am spektakulärsten der Angriff vom 7. Juni 1981, bei dem die IDF eine irakische Forschungsanlage nahe Bagdad zerstörte. Von den regelmäßigen Schlägen gegen Hisbollah-Konvois, Libanon-Drohneneinsätze ganz zu schweigen. Was wäre passiert, wären es "jüdische Verteidigungssoldaten" gewesen, die von syrischen Kampfjets getötet worden wären? Die westlichen Werteheuchler hätten diese barbarische Tat prompt verurteilt und dem zionistischen Regime Unterstützung zugesichert.

Das ist gezielte Volksverdummung und Gehirnwäsche

Wenn Davidstern-Jets vermeintliche syrische Chemiefabriken angreifen, dann ist das in Ordnung und kein Journalist oder Politiker hinterfragt diese Verletzung des Völkerrechts, und niemals ist das einen ARD-Brennpunkt wert. Während in der Tagesschau inzwischen mehr über Fußball und Autorennen berichtet wird, erscheint es wenig erwähnenswert, wie und dass die "jüdische Verteidigungsarmee" von illegal besetztem Gebiet aus agiert und angreift. Das ist gezielte "Volksverdummung" und Gehirnwäsche.

Was für ein "besonderes" Verhältnis, das einen "Jüdischen Besatzerstaat" zu einem "Licht unter den Völkern" stilisiert, einem leuchtenden Vorbild für Fragen der Sicherheit, Verteidigung und Integration von Flüchtlingen. Ein Staat, der, Ilan Pappe beschreibt ihn in seinem neuen Buch als "größtes Gefängnis" in der Welt. Ein Staat, der endlich noch freier agieren kann, alle Regeln brechen und weiterhin Land rauben, besiedeln, das Völkerrecht negieren und sich sicher sein kann, dabei von der Staatengemeinschaft unterstützt zu werden. An erster Stelle ist es US-Präsident Trump, der gefährlichste aller US-Präsidenten, der diese Politik aktiv unterstützt. Wenn Trump andere Länder bedroht und die Welt an den Rand eines III. Weltkriegs führt, dann kann er sich sicher sein (außer ein paar linken Unterstützern), und Netanjahu als großen Claquer und Fan an seiner Seite zu wissen. Da treffen sich zwei gleichgesinnte Dealer: Rassismus und Zionismus als Symbol der gemeinsamen Ziele, aber eine große Gefahr für den gesamten Weltfrieden.

Diese Gefahr wird nochmals exzessiv verstärkt durch Trump, der das mühsam ausgehandelte Atomabkommen mit Iran zu Fall bringen möchte als "schlechten Deal" mit einem Staat der "Schande". Wenn Trump also heute Nord-Korea mit "totaler" Zerstörung droht, den „schlechten“ Iran-Atom Deal beenden möchte dann hört man förmlich, wer hier die Einflüsterer sind. Liest man allerdings gewisse israelische Blätter und Think Tanks, dann reicht dem Netanjahu-Regime längst nicht mehr die Aufkündigung dieses Abkommens, sondern will den Iran "auf sich allein" gestellt militärisch angreifen, um "in Entschlossenheit und Kreativität" mit dem Einsatz aller Gewalt die nukleare Infrastruktur des Iran zu zerstören. Diese Politik des Machtanspruchs denken sich schon seit Jahren "Vordenker" aus den zionistischen Kaderschmieden, wie z.B. an vorderster Front von der Bar-Ilan-Universität, des Begin-Sadat Zentrums für strategische Studien (BESA Center) oder The Israel Projekt, aus. Die Worte Besatzung, Nakba, Streubomben und Scharons „Schlachtfest“ im Libanon, Genozid in Gaza wurden so zu Tabubegriffen erklärt.

Gnadenloses Operieren mit Holocaust-Vergleichen

Von diesen wissenschaftlich begleiteten Israel-Lobby-Vordenkern stammen auch die unzähligen sprachlichen Pirouetten, die Besatzung und Völkerrechtsverbrechen aus der medialen Öffentlichkeit verschwinden lassen sollen. Gnadenlos operieren sie mit Holocaustvergleichen, was bei Israel-Kritikern sofort als Antisemitismus dämonisiert wird. So haben sie es geschafft, dass tatsächlich friedliche Staaten wie Iran, der noch nie ein Land angegriffen hat, zu dämonisierten Holocaustplanern werden, und dass Kämpfer der Hisbollah und Hamas, die sich im Widerstand gegen die völkerrechtswidrige Besatzung befinden, zu Terrororganisationen gemacht werden. In dieser Woche noch wird der israelische Kriegsminister Lieberman den russischen und den US-Verteidigungsminister treffen, um diese auf Kurs zu bringen. Den US-Kollegen Mattis will er dazu bringen, sich aktiver am Kampf gegen Iran und im Syrien-Krieg einzubringen, weil sich das Netanjahu-Regime "von Feinden" umgeben (Iran, Türkei, Russland, Hisbollah und Hamas!) sieht. Es scheint auch mehr als glaubhaft, dass hinter der Katar-Krise ganz offensichtlich auch das Netanjahu-Regime als Mit-Strippenzieher steht, um so den großen Geldgeber der Hamas für Gaza, Katar zu schwächen.

So ist auch die neu verkündete Einheit zwischen Fatah und Hamas skeptisch zu sehen, weil das ein Versöhnungsabkommen ist, das keine Tragfähigkeit haben wird. Schließlich hat die Hamas vollkommen recht, wenn sie sagt, dass im Endeffekt nur der bewaffnete Widerstand ein Ende der illegalen Besatzung Palästinas bringen würde und sie natürlich nicht bereit dazu sei, die Kassam- Brigaden aufzulösen. Solange Palästinenserpräsident Abbas, der alles dazu beitrug, damit sich im besetzten Gazastreifen die Lage extrem verschlechterte, indem er die jüdische Besatzungsmacht noch ermutigte, den Strom zu verknappen und andere Schikanen ausdachte, um die Hamas zu stürzen. Er handelte dabei genau nach Vorbild der westlichen "Werteallianz", siehe Ägypten, Ukraine, Venezuela, nur als Beispiele für (versuchte) Regime Changes, Wenn also jetzt im Gazastreifen die Fatah de facto wieder die Macht übernehmen will, kann das auf Dauer nicht gut gehen.

Nur echte, freie Wahlen wären das Mittel der Wahl, sowohl im Gazastreifen, als auch im illegal besetzten Westjordanland. Natürlich wäre das undenkbar für das Netanjahu-Regime, denn dann müssten sie ja mit einem legitimen palästinensischen Regierungschef verhandeln und nicht mit dem legitimierten Kollaborations-Präsidenten Abbas, der selbst auch alles daran setzen wird, um diese Wahlen zu verhindern, da er bestimmt nicht als Sieger hervorginge. Da wäre Mohammed Dahlan der ehemalige Geheimdienstchef der Fatah und Todfeind von Abbas zu nennen, sowie der in "ewiger" israelischer Isolationshaft sitzende „palästinensische Mandela“, Marwan Barghouti, ein Symbol des Widerstands gegen die Besatzung Palästinas! Das ist allerdings ein Traum, für den es sich zu kämpfen lohnt, aber der dank des "Jüdischen Besatzerregimes" undenkbar erscheint. Schließlich will Netanjahu nicht einmal eine palästinensische Einheitsregierung anerkennen, in der die Hamas mit regiert. Ein kleiner Hoffnungsschimmer ist am Horizont, dass Ägypten als Vermittler den von ägyptischer Seite blockierten Grenzübergang öffnet, und damit den Eingeschlossenen von Gaza etwas Freiheit zu ermöglichen, um ihrem Konzentrationslager Elend zu entkommen. Schließlich trachtet der "Putsch-Pharao "Al-Sisi danach, seine Macht auszubauen und den Sinai zu beherrschen.

"Kurdistan" anerkennen? Palästina aber nicht?

Während der "Jüdische Staat" es mit aller zionistischen Macht seit Jahrzehnten verhindert hat, dass ein Palästinenserstaat entstehen konnte, war das Netanjahu-Regime sofort bereit, "Kurdistan" anzuerkennen. Stellen wir uns einmal vor, dass Netanjahu als großer Unterstützer der Kurden diese aufrüstet und damit eine weitere Destabilisierung der Region hervorruft. Wahrscheinlich liegt das genau im Interesse des "Jüdischen Staates".

Diese neuen politischen Konstellationen und Machtverhältnisse in den USA, Europa und auch Deutschland geben zu tiefster Besorgnis Anlass.

Trump und Netanjahu sind die Verkörperung des Grauens und ihr gemeinsamer Rückzug aus der UNESCO aus Protest wegen angeblicher "Israelfeindlichkeit" ist lächerlich, wo es doch schon als antisemitisch gilt, wenn der "Jüdische Staat" als "Besatzungsmacht" bezeichnet wird. Mehr als fraglich erscheint es dann auch, ob die neu gewählte UNESCO-Chefin Audrey Azouley, die marokkanisch-französische Jüdin (!) und ehemalige französische Kulturministerin, die noch von Manuel Valls(!) für diesen Posten vorgeschlagen wurde, versuchen wird, Palästina weiter auf der Tagesordnung zu halten. Azouley hatte sich gegen den Katari Al-Kawari mit 2 Stimmen Mehrheit durchgesetzt, nachdem dieser – wie üblich karriereverhindernd – als Antisemit diffamiert wurde. Mehr als unwahrscheinlich, scheint es allerdings, dass trotz dieses "jüdischen Vorsitzes" die USA und Israel ihren Austritt rückgängig machen, schuldet die USA der UNESCO doch noch etwa 500 Millionen US-Dollar.

Boykott, Desinvestment und Sanktionen für ein freies Palästina

Dieser "Jüdische Staat" als "Symbol des Grauens" darf international nicht weiter unterstützt werden. Boykott, Desinvestment und Sanktionen sind ein wichtiges Ziel in dem Kampf für ein freies Palästina.


Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten "Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik" ausgezeichnet.

Top-Foto:
Evelyn Hecht-Galinski (sicht-vom-hochblauen.de)


Online-Flyer Nr. 633  vom 18.10.2017



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