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Globales
Gegen ein einseitiges Herangehen
Nuklearfrage Nordkoreas
Von Brigitte Queck

Die bürgerlichen Politiker und Medien weltweit verurteilten scharf sowohl das Zünden einer Wasserstoffbombe, als auch den kürzlichen Test einer Langstreckenrakete von Seiten Nordkoreas. Beides wurde auch im UNO-Sicherheitsrat scharf verurteilt und als deutlicher Verstoß gegen entsprechende UNO-Resolutionen gebrandmarkt. Auf eine Reaktion darauf konnte sich das Gremium aber bislang nicht verständigen, da die Vetomacht China harte Strafmaßnahmen gegen Nordkorea blockierte, sicher auch eingedenk der Tatsache, dass man kein doppelzüngiges Herangehen der Weltorganisation in dieser Frage akzeptieren konnte. Seit Jahrzehnten nämlich verstärken die US/NATO die Kriegsgefahr auf der koreanischen Halbinsel und boykottieren den Vorschlag Nordkoreas, die Koreanische Halbinsel atomwaffenfrei zu machen.

Folgendes muss bei der Nuklearfrage Nordkoreas berücksichtigt werden:

1. Seit dem Koreakrieg stationieren die USA ihre Streitkräfte in Südkorea und deklarieren diese sogar als UNO-Truppen. Der UNO-Sicherheitsrat hat bereits in einem offiziellen Dokument S/2004/592 diese Bezeichnung verurteilt, da die UNO während des Koreakrieges weder durch Truppen, noch durch finanzielle Hilfen involviert gewesen ist, noch das Oberkommando gehabt hatte.

2. Die Koreanische Demokratische Volksrepublik (KDVR) ist seit dem 11. Januar 2003 aus dem Vertrag über die Nichtweiterverbreitung von Kernwaffen ausgetreten, weil die USA in Südkorea seit vielen Jahren Atomwaffen lagert und Nordkorea sich dadurch bedroht fühlen muss.

3. Die USA/NATO drohen seit ihrer neuen NATO-Strategie im Jahre 2000 entgegen dem Nichtweiterverbreitungsvertrag von Kernwaffen offen auch nicht Kernwaffen besitzenden Staaten gegebenenfalls mit atomaren Präventivschlägen.

4.Während die USA über eine „Reduzierung von Nuklearwaffen“ reden, sind sie dabei, ihre Nukleartests zu modernisieren, ihre Nuklearbestände zu vergrößern und ihre Strategie der „nuklearen Präemptivschläge“ gegen ihnen unliebsame Staaten wie Jugoslawien, dem Irak, Afghanistan, Libyen und andere Staaten zu realisieren.

5. Die USA fordern mit ihren Aggressionskriegen die nicht Kernwaffen besitzenden Staaten aus Angst vor atomaren Präventivschlägen förmlich heraus, den Nichtweiterverbreitungsvertrag von Kernwaffen zu umgehen.

6. Das südkoreanische Taedok-Forschungsgebiet gilt in Insiderkreisen als eines der Hauptgebiete für die Entwicklung von Kernwaffen weltweit, was in Berichten westlicher Länder über Korea ausgeklammert wird.

7. Die 6-seitigen Gespräche über die Nuklearfrage Nordkoreas wurden nicht durch das Verschulden der nordkoreanischen Seite unterbrochen, sondern die USA haben getroffene Vereinbarungen während dieser 6-seitigen Gespräche gebrochen.

8. Die USA reihen Nordkorea in die Länder ein, die es zu bekämpfen gilt. Aus diesem Grunde rüsten die USA Südkorea ständig mit den modernsten - auch Nuklearwaffen - aus und machen zusammen mit ihren Verbündeten Südkorea und Japan Kriegsübungen vor den Küsten der KDVR. Weiterhin behindern die USA den Handel Nordkoreas mit anderen Ländern und würdigen Nordkorea in aller Welt herab, indem sie verkünden, es würde den Weltfrieden bedrohen.

9. Da die USA die KDVR nach wie vor zur „Achse des Bösen“ zählen und ihre Aktionen gegen diese Länder mit dem Angriff auf den Irak eingeleitet hatten, sieht sich selbstverständlich auch Nordkorea im Visier. Deshalb unterstrich die Regierung der KDVR, dass sie, um ihre Bevölkerung zu schützen und zu verteidigen, ihre militärischen Fähigkeiten nicht als Mittel zum Krieg, sondern als Abschreckungskraft zur Verhinderung eines Krieges betrachtet. Das sieht im Übrigen auch der US-amerikanische Wissenschaftler Bruce Cummings von der Chicago-Universität so. Er meinte, es komme nicht so sehr auf einen Atomwaffenbesitz Nordkoreas an, sondern auf die tatsächliche Bedrohung Nordkoreas durch die USA.

10. Russland und China, die mit der KDVR einen militärischen Beistandsvertrag haben, sind durchaus nicht der Meinung der USA, so, wie es in der Presse dargestellt wird, dass die KDVR ihr Nuklearprogramm einstellen müsse, solange die USA/NATO Südkorea aus dieser Betrachtung ausklammern.

11. Nordkorea plädiert seit Jahren in UNO-Gremien dafür, die ganze koreanische Halbinsel atomwaffenfrei zu machen !!

12. Der beidseitige Wunsch des nord- und südkoreanischen Volkes nach einer unabhängigen Wiedervereinigung des Landes, niedergelegt in der Gemeinsamen Deklaration vom 15. Januar 2000 und der Wunsch nach Abzug der amerikanischen Truppen aus Südkorea wird von den USA aus strategischen Gründen abgelehnt.


Brigitte Queck ist Vorsitzende der Vereinigung „Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg“.

Online-Flyer Nr. 555  vom 30.03.2016



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