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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Lokales
Geschädigte Frauen fordern Verbot gefährlicher Antibaby-Pillen
Protest in Bayer-Hauptversammlung angekündigt
Von Peter Kleinert

Antibaby-Pillen mit dem Wirkstoff Drospirenon haben ein deutlich höheres Risikopotenzial als ältere Präparate. Geschädigte Frauen, die in einer Selbsthilfegruppe ein Verbot dieser Bayer-Produkte fordern, kündigten Proteste zur Hauptversammlung der Bayer AG am 27. Mai an. In den USA mussten bereits 1,9 Milliarden Dollar Entschädigung an Frauen gezahlt werden. Auch in Deutschland sind Klagen gegen den Konzern anhängig.
 

Felicitas Rohrer
Quelle: Selbsthilfegruppe SDG
Felicitas Rohrer, Mitgründerin der Selbsthilfegruppe Drospirenon-Geschädigter (SDG): „Uns werden laufend neue Erkrankungen und Todesfälle gemeldet. Dennoch mauert Bayer weiter und verharmlost die Gefahren der Pillen. Wir werden dem Vorstand zeigen, dass man uns nicht mundtot machen kann. Bayer muss Verantwortung für all die Todesfälle und Erkrankungen übernehmen und drospirenonhaltige Pillen endlich vom Markt nehmen!“. An der Versammlung in den Kölner Messehallen nehmen üblicherweise neben Vorstand und Aufsichtsrat rund 4.000 AktionärInnen teil. 
 
Felicitas Rohrer hatte nach Einnahme der Antibabypille Yasminelle eine schwere Lungenembolie erlitten und war bereits klinisch tot. Nur dank glücklicher Umstände konnte ihr Leben gerettet werden. Sie erlitt jedoch dauerhafte Schäden. Sie hat zusammen mit anderen Betroffenen rechtliche Schritte gegen Bayer eingereicht. Weitere Klagen sind in Frankreich, den Niederlanden, den USA, Kanada, Israel und Australien anhängig. Ihre Selbsthilfegruppe weiß von 28 toten Frauen in Deutschland, von 190 in den USA und zahlreichen Geschädigten weltweit.
 
"Der Gewinn von Bayer wird durch eine Klagewelle in den USA zu einer Verhütungspille erheblich belastet. Der Chemie- und Pharmakonzern vereinbarte ohne Anerkennung einer Haftung bisher mit rund 4800 Anspruchsstellerinnen in den Vereinigten Staaten Vergleiche über eine Summe von einer Milliarde US-Dollar (760 Mio Euro)", heißt es auf der Website der Selbsthilfegruppe. Diese Zahlen habe Bayer-Vorstandschef Marijn Dekkers bei der Bilanzvorlage in Leverkusen genannt.
 
Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „In den USA hat Bayer bereits Entschädigungen in Höhe von 1,9 Milliarden Dollar leisten müssen. Mit einem Verkaufs-Stopp ist jedoch nicht zu rechnen, solange die Zahlungen nicht die Gewinne durch den Verkauf übersteigen. Eine zynische Rechnung!“. Die Bayer AG habe im vergangenen Geschäftsjahr mit dieser Produktgruppe einen Umsatz von 768 Millionen Euro gemacht. Mimkes fordert auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und den Berufsverband der Frauenärzte auf, vor den erhöhten Gefahren von Pillen der 3. und 4. Generation zu warnen.
 
Von Pillen wie Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle geht Studien zufolge ein zwei- bis dreifaches Embolie- und Thromboserisiko im Vergleich zu Pillen der 2. Generation aus. Das Marketing der Hersteller Bayer bzw. der Bayer-Tochterfirma Jenapharm wendet sich speziell an Mädchen und junge Frauen. Geworben wird in erster Linie mit Versprechungen wie "Gewichtsabnahme" und "wirkt gegen Akne". Auf die erhöhten Gefahren hingegen wird nicht eingegangen. Drospirenonhaltige Präparate galten lange als meistverkaufte Antibaby-Pillen der Welt.
 
Seit Einführung von Yasmin und Yasminelle sind die oben erwähnten 28 Todesfälle beim Bundesinstitut für Arzneimittel (BfArM) gemeldet worden, die in Zusammenhang mit den Pillen gebracht werden. In Frankreich werden die Kosten drospirenon-haltiger Pillen inzwischen nicht mehr von der Krankenkasse übernommen. In Großbritannien, den Benelux-Ländern, Dänemark und Norwegen warnen die Gesundheitsbehörden vor den erhöhten Risiken.
 
Weitere ausführliche Informationen erhält man auf der website der Selbsthilfegruppe: www.risiko-pille.de und bei der CBG: www.cbgnetwork.org/3113.html. (PK)


Online-Flyer Nr. 511  vom 20.05.2015



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