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Lokales
Ruhrbania, Innenstadt und angebliche Mülheimer Verkehrs“planung“
"Taugt nicht für Wahlkampf“
Von Lothar Reinhard

Nach dem Gewaltakt für Ruhrbania mit der Folge des Absterbens und der Verödung großer Teile der unteren Schloßstraße soll nun in Kürze die nächste Periode von Dauer-Großbaustellen auf der anderen Seite der notleidenden Mülheimer Innenstadt beginnen. Ein Irrsinn! Die NRZ hat sich am 29.4. in ihrem „Bürgerbarometer“ mit der Verkehrsführung beschäftigt und kann erwartungsgemäß nur ein sehr negatives Echo vermelden. Überschrift: „Die Verkehrsführung stößt auf Ablehnung“.


 
Im Planungsausschuss wurde am 18.3.14 vorgestellt, welche Baumaßnahmen Mülheims Innenstadt in den kommenden Jahren bevorstehen bzw. besser drohen. Nachdem die Innenstadt seit 2006 im südlichen Teil, seit 2010 im nördlichen Bereich jahrelange Großbaustelle war, sollen nun der östliche und nordöstliche Teil folgen. Für die bereits schwer angeschlagene Mülheimer Innenstadt eine weitere große Belastungsprobe, die erneut zu Geschäftsschließungen führen wird. Die Kanalbaustelle Dickswall ab Kaiserplatz und die fast gleichzeitige Großbaustelle Ruhrbania-Baulos 3 werden auch das Forum in beträchtliche Mitleidenschaft ziehen, welches als einzig noch gut funktionierender Teil der Mülheimer Innenstadt die bisherigen Gewaltakte der Umgestaltung relativ unbeschadet überleben konnte.
 
Getreu dem von Frau SPD-OB Dagmar Mühlenfeld vor Jahren formulierten Motto „Ohne Bagger keine Zukunft“ taumelt die Mülheimer Innenstadt von den nicht überwundenen Schockzuständen durch Ruhrbania-Baulos 1 und Baulos 2 demnächst in den Erstarrungszustand durch Baulos 3 gleichzeitig mit der Rumbachkanalsanierung. Zwar sollen die Betroffenen dieses Mal besser informiert werden, doch was hilft das?
 

SPD-Oberbürgermeisterin
Dagmar Mühlenfeld
NRhZ-Archiv
Irgendwie haben die Verantwortlichen in Mülheim anscheinend immer noch nicht realisiert, dass unsere Innenstadt von allen Innenstädten Deutschlands am allerstärksten Kunden eingebüsst hat. Das belegen auch seit Jahren die jährlichen Zählungen auf der Schloß-straße. Unbeirrt hofft man, dass Ruhrbania irgendwie eine Wiederbe-lebung bringen würde, hat man doch nicht zuletzt dafür die Schließung vieler alteingesessener Geschäfte in Kauf genommen. Auch dass alle 48 Interessenten für eine Kaufhofnutzung abgewunken haben, je genauer sie den Zustand der Mülheimer Innenstadt betrachteten, hat zu keinem Umdenken geführt. Nun wird überlegt, dass dann halt die (heillos verschuldete) Stadt als Ankermieter den jetzt bereits 5 Jahre leerstehenden Riesenklotz beleben solle. Dafür ist dann eine erneute große Ämterrochade angedacht, u.a. Bürgeramt, VHS usw..
 
Die Hersfelder Firma Rosco machte noch einen Versuch mit dem Kaufhof, der aber nicht zuletzt daran scheiterte, dass u.a. die missratene Verkehrsführung keinen benötigten Ankermieter zuließ. Daraufhin plante die Verwaltung „tabulos“, um Auswege zu suchen. Allerdings war Ruhrbania-Baulos 3 eine gesetzte Vorgabe, aus MBI-Sicht alles wenig hilfreich. Doch die Politik weigerte sich, selbst darüber auch nur zu reden. Zitat SPD-Fraktionschef Dieter Wiechering: „Taugt nicht für Wahlkampf“. (1)Alles im letzten Herbst eine völlige Bankrotterklärung. Und nun wird einfach weiter gemacht? Man glaubt es kaum!
 
Die WAZ nannte das große Stadtumbauprogramm Ruhrbania einst „Operation am Herzen der Stadt“. Nachdem die bisherigen Ruhrbania-„Operationen“ den Patienten Innenstadt bereits deutlich geschwächt haben, soll dem Schwerkranken keine Zeit zur Erholung gegönnt werden und noch viel bedenklicher: Nachdem die bisherigen Ruhrbania-Umbauten in großem Stil die untere „Herzkammer“ des Patienten in großen Teilen in den Stillstand beförderten (Kaufhof, Woolworth, untere Schloßstr. usw.) wird mit Baulos 3 parallel zur Großbaustelle Dickswall dann in Kürze auch noch die obere „Herzkammer“ (insbesondere Forum) von Teilen der Blutzufuhr (sprich Kunden) abgebunden.
 
Man könnte manchmal glauben, die Schwächung der Innenstadt sei Absicht, etwa um das morbide Ruhrbania nach all den vielen Pannen, Fehlplanungen und Verzögerungen als eine Art Phönix doch noch aus der Asche erstehen lassen zu können. Das wäre ein weiterer Trugschluss, weil die Mülheimer Innenstadt nicht noch mehr Kunden verlieren darf, die nach Ende der langjährigen Bauzeit nur schwer zurück zu holen sein werden!
 
Zusammengefasst: Lasst wenigstens die noch intakte Hochstraße/Tourainer Ring stehen, gönnt der geschundenen Innenstadt Erholung zur Wiederbelebung und fangt endlich an, Euch Gedanken zur Korrektur der miserablen Verkehrsführung zu machen (ohne Baulos 3), angefangen mit den teilweise hundsmiserablen Ampelschaltungen!
 
Doch ab Sommer 2014 drohen nun weitere Jahre Großbaustellen rund um die Innenstadt, u.a. für „Ruhrbania Baulos 3“ (Umbau Klöttschen für 2-Richtungs-Verkehr und Abriss Hochstraße Tourainer Ring), obwohl die Fördergelder dafür in den beiden letzten Jahren jeweils auf Eis gelegt wurden! Gleichzeitig z.B. Baustelle am Dickswall und Abriss der Hochstr. Tourainer Ring: Das kann nicht gutgehen. Die MBI fordern: Lasst wenigstens die Hochstraße/Tourainer Ring stehen, um die Innenstadt nicht noch mehr zu schwächen!(2) (PK)
 
(1) http://www.mbi-mh.de/2013/11/27/entmuendigung-der-waehler-bei-ruhrbania-verkehrsfuehrung-haushalt-und-ob-wahl/
(2) http://www.mbi-mh.de/2014/04/07/baustellen-irrsinn-lasst-die-hochstr-tourainer-ring-stehen/
 
 
Lothar Reinhard ist Fraktionssprecher der Mülheimer BürgerInitiativen (MBI) im Stadtrat.


Online-Flyer Nr. 456  vom 30.04.2014



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