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Aktueller Online-Flyer vom 24. April 2024  

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Jubiläum in Leverkusen – Druck auf die Belegschaften nimmt beständig zu
150 Jahre BAYER – auch die NRhZ gratuliert
Von Jan Pehrke und Peter Kleinert

Am vergangenen Samstag fand in Leverkusen die „größte Geburtstags-Feier in der BAYER-Geschichte“ statt. Nach Aussage des BAYER-Vorstandsvorsitzenden, dem Niederländer Marijn Dekkers, der den Konzern am 1.10.2010 übernahm, war das Fest ein „großes Dankeschön an alle Beschäftigten und an die Pensionäre“.

Karikatur: Charlie Holmes
  
Hierzu erklärt Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Aus den Worten von Marijn Dekkers spricht der blanke Hohn. Der Konzern hat seine Gewinne auf dem Rücken der Belegschaft erwirtschaftet. Mit immer weniger Beschäftigten macht er mehr und mehr Profit. Sorgten 1990 noch 171.000 Angestellte für einen Umsatz von 20 Milliarden Euro, so brauchte das Unternehmen im vergangenen Jahr für 40 Milliarden Euro nur noch 105.000 MitarbeiterInnen. Dadurch nimmt der Arbeitsdruck beständig zu.“

Karikatur: Bernd Scott
 
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren verweist auf die umfangreiche Arbeitsplatzvernichtung infolge von Ausgliederungen, Betriebsverkäufen und Effizienzprogrammen seit der Umstrukturierung des Konzerns zu einer Holding. Allein die Rationalisierungsmaßnahmen zum Amtsantritt von Dekkers haben 4.500 Jobs gekostet. Auch von der vielbeschworenen BAYER-Familie kann schon lange nicht mehr die Rede sein: In den zurückliegenden Jahren schloss der Konzern an den Werksstandorten Bibliotheken, Schwimmbäder, Werkskindergärten und Kaufhäuser und kürzte die Sportförderung drastisch. Und wenn es in den vergangenen 150 Jahren Verbesserungen gab, so erfolgten diese nicht freiwillig, sondern mussten von den Belegschaften, den Anwohnern und der Umweltbewegung mühsam erkämpft werden.

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
 
 
Jan Pehrke erinnert daran, dass bei BAYER eine 2-Klassen-Gesellschaft existiert und dass die relativ hohe soziale Absicherung der deutschen MitarbeiterInnen keinesfalls dauerhaft garantiert ist: „In den USA hat BAYER die Gewerkschaften rücksichtslos aus den Werken gedrängt. Fabriken mit organisierter Arbeiterschaft wurden reihenweise dichtgemacht. Tausende Arbeitsplätze gingen dabei verloren.“ Nur noch fünf Prozent der nordamerikanischen Beschäftigten von BAYER verfügen über Tarifverträge oder Betriebsvereinbarungen. „Der Blick in die USA zeigt, dass BAYER die Belegschaft keineswegs als gleichberechtigten Partner ansieht. Auch in Zukunft werden soziale Errungenschaften mühsam verteidigt werden müssen“, ergänzt Pehrke. (PK)

Montage: PSIM

Das WDR-Fernsehen berichtete am Abend des 29. Juni in seiner Sendung "Lokalzeit Köln" ausführlich über die BAYER-Geburtstagsfeier, "vergaß" aber dabei u.a., dass in der Zeit des Nationalsozialismus etwa 4.300 Zwangs- und "Fremdarbeiter" im Werk Leverkusen eingesetzt wurden, nachdem alle jüdischen Mitarbeiter entlassen worden waren. Das zuvor in die IG Farben eingegliederte Leverkusener Werk gehörte für das nationalsozialistische Regime im Zweiten Weltkrieg zu den "kriegswichtigen“ Betrieben. So produzierte man dort für die Hitlers deutsche Wehrmacht verschiedene "chemische Kampfstoffe", was der Sender und der von diesem hoch gelobte BAYER-Archivar bei seiner Führung durch die Geschichte des Konzerns natürlich auch nicht erwähnten.
 
Weitere Informationen über die BAYER AG in der Nazi-Zeit finden Sie in der NRhZ in dem Film-Beitrag "Kriegsgewinnler" unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=16532
(PK)

Die CBG führt das ganze Jahr über eine Kampagne zu den Schattenseiten der Konzern-Geschichte. Hintergrundartikel, Karikaturen und Berichte von Protestaktionen finden sich unter: www.cbgnetwork.org/4871.html
 
Kampagne „Gewerkschaftsrechte verteidigen!“: www.cbgnetwork.org/4094.html
Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)
eMail        info@CBGnetwork.org
Internet     www.CBGnetwork.org
Twitter:      twitter.com/BayerGefahren
Facebook www.facebook.com/pages/Coordination-gegen-BAYER-Gefahren-CBG/127538777294665
Tel 0211-333 911, Fax 0211-333 940


Karikatur: Carlos Latuff
 
CBG-Beirat:
Dr. Erika Abczynski, Kinderärztin, Dormagen
Eva Bulling-Schröter, MdB, Berlin
Wolfram Esche, Rechtsanwalt, Köln
Prof. Jürgen Junginger, Designer (i.R.), Krefeld
Dr. Sigrid Müller, Pharmakologin, Bremen
Prof. Dr. Jürgen Rochlitz, Chemiker, ehem. MdB, Burgwald
Prof. Rainer Roth, Sozialwissenschaftler, Frankfurt/M.
Prof. Dr. Anton Schneider, Baubiologe, Neubeuern
Dr. Angela Spelsberg, Leiterin Tumorzentrum, Aachen
 

Foto: Philipp Mimkes
 

NRhZ-Archiv 
 
BAYER-Chef Marijn Dekkers: „Großes Dankeschön an alle Beschäftigten und an die Pensionäre“.
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Online-Flyer Nr. 413  vom 03.07.2013



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