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Lokales
Soziales Engagement in vielen Stadtquartieren vor dem Aus?
Kölner SSM erhält Preis "Soziale Stadt 2012"
Von Peter Kleinert

Die Sozialistische Selbsthilfe Mülheim (SSM) auf der rechten Rheinseite von Köln hat am 24. Januar in Berlin den Preis "Soziale Stadt 2012" erhalten. Die Jury hob hervor, dass auch „lange bevor der Begriff Soziale Stadt zu einem Synonym für Stadtteile „mit besonderem Entwicklungsbedarf“ wurde, sich in Mülheim engagierte Menschen aufgemacht haben, um aus eigener Kraft ihre eigenen Lebensverhältnisse wie auch die von anderen dauerhaft zu verbessern.

SSM bleibt seit 1989 am Ball - Gruppenfoto 2010
Alle Fotos: SSM
 
Die Jury zeigte sich beeindruckt von „dem hohen Engagement, der Selbstmotivation, und der beharrlichen Ausdauer, mit der die "Sozialistische Selbsthilfe Mülheim" länger als 30 Jahre basisdemokratisch lokale Ökonomie vor Ort gestärkt und weiterentwickelt, Projekte zur Hilfe und Selbsthilfe aufgebaut und ihr Quartier damit stabilisiert hat. Die Jury hob hervor, dass in kooperativer Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Institutionen aus Hilfebedürftigen selbstbewusste Beitragende für das Gemeinwesen vor Ort werden, kreativ über die scheinbaren Grenzen ihrer Möglichkeiten hinaus.

Heinz Weinhausen zur NRhZ: "Wir vom SSM sind stolz auf diesen Preis gerade in Zeiten, wo sich die Stadtverwaltung Köln unter Leitung von OB Jürgen Roters und Maria Kröger beharrlich weigert, in eben diesem Programmgebiet "Soziale Stadt" grundlegende Projekte wie zum Beispiel "Neue Arbeit für Mülheim" umzusetzen. Der SSM wird sich nun an die Ministerpräsidentin wenden, um zu erreichen , dass die Stadt Köln endlich angewiesen wird, ihrer selbst eingegangenen Verpflichtung zur Umsetzung vom "Programm Mülheim 2020" nachzukommen und Fördermittel in Millionenhöhe nicht weiter verfallen zu lassen."

Infostand für das "Programm Mülheim 2020" - Wo bleiben die versprochenen Arbeitsplätze?

Der Wettbewerb "Soziale Stadt" wurde in Berlin zum siebten Mal ausgelobt und ist eine gemeinsame Initiative vom Deutschen Städtetag, dem Deutschen Mieterbund, der Arbeiterwohlfahrt und anderen Einrichtungen, unterstützt vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS). Mit dem Preis sollen Initiativen und Projekte in Stadtteilen gefördert werden, welche häufig mit Gewalt, Vandalismus und Arbeitslosigkeit in Verbindung gebracht werden.
 
Bei der Preisverleihung wurden diesmal zehn herausragende Beispiele sozialen Engagements zur Verbesserung von Nachbarschaften mit einem Preis und zehn weitere Initiativen mit einer Anerkennung ausgezeichnet. Die prämierten Projekte beschäftigen sich unter anderem mit der Förderung von Integration, dem Zusammenhalt durch Stärkung der lokalen Ökonomie, Bildung und Kultur, der direkten Hilfe für benachteiligte Menschen im Quartier sowie dem Miteinander verschiedener Eigentümer in einem Stadtteil.

Schranktransport - Hilfe bei einem UImzug
 
Der seit dem Jahr 2000 alle zwei Jahre ausgelobte Wettbewerb hat auch in diesem Jahr mit 171 eingereichten Projekten ein großes bundesweites Echo gefunden. "Eine positive und stabile Entwicklung von Städten in der Zukunft setzt eine bürgerorientierte und integrative Stadtentwicklung voraus. Bürger und Bürgerinnen müssen dazu als gestaltende Akteure gewonnen werden. Alle eingereichten Projekte zum Preis Soziale Stadt 2012 beweisen das Vorhandensein eines bedeutsamen Gestaltungspotenzials", erklärte Dr. Peter Kurz, Verbandsratsvorsitzender vhw e.V. und Oberbürgermeister der Stadt Mannheim stellvertretend für alle Auslober.
 
"Wir freuen uns sehr über die breite Beteiligung, die ein deutliches Zeichen dafür ist, dass sich die Zivilgesellschaft auch weiterhin für den sozialen Zusammenhalt einsetzt und die Gefährdung des sozialen Friedens in den Stadtquartieren nicht widerspruchslos hinnimmt", ergänzte Axel Gedaschko, Präsident des Mitauslobers GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen.
 
"Die Vielfalt der eingereichten Projekte zeugt von großem Engagement und bemerkenswerter Kreativität vor Ort. Der Preis Soziale Stadt bietet Gelegenheit, diesen persönlichen und häufig ehrenamtlichen Einsatz anzuerkennen. Mit diesem Engagement vor Ort gelingt es, genau dort anzusetzen, wo die Probleme am größten sind. Es ist uns deshalb ein Anliegen, möglichst viele Partner für den Einsatz im Quartier zu gewinnen, dazu gehört auch unternehmerisches soziales Engagement", sagte Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.
 
"Die ausgezeichneten Projekte belegen eindrucksvoll, welch großen Nutzen der strategische Ansatz des Programms Soziale Stadt stiftet, baulich-investive und soziale Maßnahmen miteinander zu verknüpfen", erklärte Gedaschko auf der Pressekonferenz zur Preisverleihung. "Sie zeigen, wie dem sozialen Auseinanderdriften der Lebenslagen der Menschen und der damit einhergehenden sozialen Entmischung und krisenhaften Entwicklung ganzer Wohnquartiere begegnet werden kann."
 
"Die großen Herausforderungen des klimagerechten Stadtumbaus können nur dann sozialverträglich gestaltet und ganze Stadtquartiere nur dann energetisch saniert werden, wenn die dort lebenden Menschen beteiligt werden und sie die Erneuerung tatkräftig unterstützen. Für die Motivation der Menschen und lokalen Initiativen zum Mitmachen ist das Programm Soziale Stadt wie kein anderes geeignet und notwendig", ergänzte Lukas Siebenkotten, Bundesdirektor des Deutschen Mieterbundes.
 
Der Wettbewerb ist eine Gemeinschaftsinitiative folgender Einrichtungen: der AWO Bundesverband, der Deutsche Städtetag, der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen, der Deutsche Mieterbund, die Schader-Stiftung und der vhw Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung. Und er wird unterstützt durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung.

Keine Gratulation der Stadt Köln
 
Eine Gratulation von der Stadt Köln hat der Verein SSM zur Preisverleihung bis zum Redaktionsschluß noch nicht erhalten. Auch die Mitarbeiterinnen der Kölner Sozialraumkoordination erhielten den Preis "Soziale Stadt 2012" für ihre innovative, ressortübergreifende Arbeit. Kurioserweise stehen sie auf der Haushalts-Kürzungsliste der Stadt Köln. Die Bezirksvertretung Mülheim hat sich dagegen auf ihrer letzten Sitzung in vorbildlicher Weise für deren Erhalt ausgesprochen hat. Dieser Beschluss vom 21.01.2013 lautet: "Die Bezirksvertretung setzt sich dafür ein, dass der Kulturbunker erhalten bleibt, da er eine sehr wichtige und sinnvolle Einrichtung ist. Sie fordert daher, dass die bisherige Förderung des Kulturbunkers durch das Kulturamt weitergeführt wird. Weiterhin fordert sie die Weiterfinanzierung der Sozialraumkoordinatoren. Abstimmungsergebnis: Einstimmig beschlossen." (PK)
 
Weitere Informationen über die SSM http://www.ssm-koeln.org/


Online-Flyer Nr. 391  vom 30.01.2013



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