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Lokales
Antwort auf Gisela Emons Artikel "Soziales Selbsthilfeprojekt in Köln"
Zur Zukunft der MüTZe
Von Walter Herrmann

Nach Walter Herrmanns "kritischer Bestandsaufnahme zum Bürgerzentrum MüTZe" in Köln-Mülheim in den NRhZ-Ausgaben vom 26.12.2012 und 2.1.2013 folgte am 9.1. ein "problemgerechter und solidarisch-kritischer Blick auf die MüTZe" von Gisela Emons. Walter Herrmann hat uns dazu jetzt eine "Antwort" mit dem Titel "Zur Zukunft der MüTZe" geschickt, die wir hier veröffentlichen. – Die Redaktion

Bürgerhaus MüTZe in Köln-Mülheim
Quelle: http://www.muetze-buergerhaus.de
 
In ihrem „solidarisch-kritischen Blick“ auf das Bürgerzentrum MüTZe vermeidet die Quereinsteigerin Gisela Emons jede Kritik an den Mitgliedern der Franzen/Erbe-Family, den Hauptverantwortlichen für die derzeitige Krise der MüTZe. Angetrieben von Begehrlichkeit und Machtstreben haben sie sich in der MüTZe ihre Pfründe gesichert. Auf demokratische Spielregeln nahmen sie dabei keine Rücksicht. Alle wesentlichen wirtschaftlichen Ressourcen des Zentrums – als da sind: Möbellager, Café, Raumvermietung – befinden sich mittlerweile in ihrer Hand.
 
Die Dominanz (um nicht zu sagen Herrschaft) der Protagonisten der Family geht einher mit dem Verlust der Verankerung der MüTZe im Stadtteil und dem Zerfall des solidarischen Miteinanders im Innenverhältnis. Der skandalöse Umgang mit langjährigen engagierten Mitarbeitern wie Veronika Leuchter und Feri Vakof ist Gisela Emons keine Zeile wert.
 
Vetternwirtschaft und Günstlingswesen redet sie schön. Zitat: „Ohne das ehrenamtliche Engagement der freundschaftlich oder familiär Verbundenen hätte das Bürgerhaus überhaupt nie funktioniert.“ Nun soll diese Clique, zu der Gisela Emons inzwischen selbst gehört, „die Zukunftsgestaltung in die Hand nehmen.“
 
Demgemäss hat sie den „AK Strukturentwicklung Café/Möbellager“ initiiert, der hinter verschlossenen Türen tagt, mit Jens Erbe, Veronika Franzen und Christoph Franzen als Hauptpersonen. Zugelassen wird nur, wer „gut Freund“ ist.
 
In diesem Arbeitskreis geht es darum, vorzusorgen, dass die wirtschaftlichen Ressourcen der MüTZe nicht in andere Hände gehen, falls die Stadt die Geduld mit der MüTZe verliert und den Trägerschaftsvertrag aufkündigt. Es wäre ja schade, wenn „die hübsche Lokation in Nachbarschaft zum aufgewerteten Park und in künftig verkehrsberuhigter Lage“ auf dem freien Markt angeboten würde. Konkret geht es um das Café und den Zugriff auf die Halle. Eine Kombination, die große Rendite verspricht.
 
Große Frage: Was ist nun zu tun? Gisela Emons schlägt vor: „die Etablierung eines eigenständigen Integrationsbetriebs an zentraler Stelle im Haus“. Diese Projektbeschreibung muss man sich auf der Zunge zergehen lassen! Konkret gemeint sind die Herauslösung des Cafés samt Halle aus dem vom Verein Mülheimer Selbsthilfe getragenen Bürgerhaus und ihre Bewirtschaftung im Rahmen einer noch zu gründenden Genossenschaft. Um dieses „Selbsthilfeprojekt“ der Stadt schmackhaft zu machen und öffentlicher Förderung teilhaftig zu werden, soll die Genossenschaft als „gemeinnützig“ deklariert werden, d.h. es sollen Behinderte mit ins Boot genommen und ein Teil der erwirtschafteten Überschüsse an das Bürgerhaus abgegeben werden.
 
Im Übrigen kommt alles darauf an, profitabel zu arbeiten: „Um Überschüsse im erforderlichen Umfang erwirtschaften zu können, ist der Ausbau bzw. die Expansion der wirtschaftlichen Standbeine erforderlich.“ Diesbezüglich ist die Caféleiterin Veronika Franzen mit den nächtlichen Partys und Diskos in der Halle, die zahlungskräftiges Publikum aus dem gesamten Kölner Raum anlocken, wohl „auf dem richtigen Weg“.
 
Wenn es um das Abschöpfen von Gewinnen geht, will man sich keinesfalls von „inkompetenten“ Leuten reinreden lassen. Zitat: „Diese Konzeption ist nicht kompatibel mit einem Verein, dessen Vorstand aus Ehrenamtlichen besteht, die bereits jetzt mit der teilweisen Geschäftsführung der Bereiche überfordert sind.“
 
Der als „privater Freundeskreis“ firmierender AK nimmt gern die Annehmlichkeiten des Zentrums für sich in Anspruch. Die „Freunde“ nutzen nicht nur einen Raum des Zentrums zum Nulltarif, sondern lassen sich auch noch von der Caféleiterin auf Kosten des Vereins Mülheimer Selbsthilfe bewirten. Soviel zum „AK Strukturentwicklung Cafe/Möbellager“ und dem Club der Genossenschaftler in spe.
 
In einem Punkt kann man Gisela Emons zustimmen: Ihre Kritik an der Einstellung von 1-Euro-Jobbern ist voll berechtigt. Angeblich setzt sich die Einsicht, dass der Einsatz von 1-Euro-Jobbern dem Image der MüTZe schadet, mehr und mehr durch. Zitat: „Christoph Franzen, der langjährige Chef des Möbellagers, bekennt mittlerweile öffentlich, dass die Beschäftigungsträgerschaft der MüTZe ein historischer Fehler gewesen sei.“
 
Schön und gut. Nur sind die Einsicht in die „Schweinerei“ der 1-Euro-Jobs und die konkrete Interessenlage nicht immer „kompatibel“. Wer glaubt denn im Ernst, dass Christoph Franzen auf die vom Grünen-Politiker Ossi Helling vermittelten und vom Jobcenter bereits zugesagten 13 neuen 1-Euro-Jobber-Stellen für das Möbellager verzichtet? Eine „Schweinerei“ hier und dort macht das Leben leichter. (PK)


Online-Flyer Nr. 389  vom 16.01.2013



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