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GRÜNE: Von der Anti-AKW-Organisation zur Pro-Castor-Partei
Mit Mutti & Jürgen zum Koalitions-Altar
Von Ulrich Gellermann

Noch waren die Spitzenkandidaten der GRÜNEN zur Bundestagswahl 2013 nicht gewählt, da gab es einen sachdienlichen Hinweise darauf, wohin der Weg der Partei im kommenden Jahr führen wird. Denn im Immunitätsausschuss des Bundestages gaben auch die GRÜNEN die Strafverfolgung von vier Abgeordneten der Linkspartei frei. Die hatten im Herbst 2010, gemeinsam mit rund 1.500 anderen, einen Aufruf zum "Schottern" unterschrieben. Schottern, das war damals die neue Aktionsform gegen die Castor-Transporte, jene widersinnige Reise von Atom-Müll in Endläger, die es nicht gibt.

Frontfrau der GRÜNEN: Katrin Göring-Eckardt?
Quelle: wikipedia
 
Das hinderte die Staatsanwaltschaft Lüneburg nicht daran, die Unterzeichner strafrechtlich zu verfolgen. Weil man aber die Abgeordneten Diether Dehm, Inge Höger, Sevim Dağdelen und Jan van Aken nur belangen konnte, wenn man ihre Immunität aufheben würde, tagte der Ausschuss: Mit den Stimmen der GRÜNEN dürfen die LINKEN jetzt verfolgt werden. Mehr an Kurswechsel bei den GRÜNEN - von der Anti-AKW-Organisation zur Pro-Castor-Partei - ist kaum denkbar.
 
Als die Stimmen zur Wahl der GRÜNEN Spitzenkandidaten für das kommende Wahljahr ausgezählt waren, wurde mit Jürgen Trittin eine wirklich bewährte Kraft aufgestellt: Längst hat der Mann aus Bremen mit seinen maoistischen Jugendschwärmereien abgeschlossen. Von der GRÜNEN Landtagsfraktion in Niedersachsen, über den Job als Europaminister hangelte sich der gelernte Sozialwirt bis zum Amt des Bundesumweltministers in der Agenda-Regierung von Gerhard Schröder. Trittins langer Marsch durch die Institutionen hatte sich gelohnt. Zwar trug Minister Trittin sowohl den Afghanistankrieg wie die sozialen Grausamkeiten der rot-grünen Regierung brav mit, aber er machte sich mit der "Trittin-Rente" doch einen Namen als Anwalt der sozial Schwachen: Sein damals eingeführtes Flaschenpfand von 25 Cent erzeugt bis heute die rührenden Bilder von jenen Ausgegrenzten, die in den Müllkübeln wühlen, um sich mit den gefundenen Flaschen die Sozialhilfe aufzubessern.
 
Auch die bigotte Katrin Göring-Eckardt, die zweite Kandidatin, darf man zu den konservativen grünen Kräften zählen. Weiß doch die am 2. Mai 2009 zum Präses (Vorsitzende) der 11. Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Gewählte: "Der Rückbezug auf die Bibel öffnet ganz neue Wege in die Zukunft." Solche Rückbezüglichkeiten führen die grüne Spitzenkraft geradewegs in die Fünfziger Jahre: "Für mich persönlich, als Christin, kommt Abtreibung nicht in Frage." Das ist zwar frontal gegen die GRÜNE Frauenpolitik gewandt und eher am rechten Rand der CDU angesiedelt, aber da nach Göring-Eckardt Schwangerschaftsabbrüche "in unserem Land nicht erlaubt" sind, bewegt sich die Frau vorgeblich streng nach dem Gesetz und ihrem Gewissen, von dem Bundestagsabgeordnete ja mehr haben als normale Menschen.
 
Während bei der Wahl zu den GRÜNEN Spitzenkandidaten die neue Bürgerlichkeit siegte, macht sich ein anderer Star der neuen GRÜNEN Gedanken über die Zukunft. Winfried Kretschmann, einst Verehrer von Pol Pot, jetzt schwäbischer Landesfürst, sieht neuerdings zwischen der CDU und den GRÜNEN keine "unüberbrückbaren Differenzen mehr". Denn mit linker Politik, so sagt der Ministerpräsident weiter "kann man weder in Baden-Württemberg noch im Bund eine Mehrheit gewinnen." Recht hat er, das Mitglied des Zentralkomitees Deutscher Katholiken, es geht darum Wahlen zu gewinnen! Da sind Inhalte, erst recht linke, wirklich störend.
 
So haben die GRÜNEN im Verlauf der Jahre eine gewisse Immunität entwickelt: Immun sind sie gegen ihre eigene Vergangenheit als Friedenspartei, als Kind der ökologischen und der Frauenbewegung. Und angesichts der kränkelnden FDP kann sich Angela Merkel über die robuste Gesundheit der GRÜNEN nur freuen. Wenn sie dann im nächsten Jahr mit Jürgen Trittin zum Koalitions-Altar treten sollte, darf sie mit Jubel-Chören aus beiden christlichen Konfessionen rechnen. Es soll bei geneigten Gebrauchsmusikern schon ein Lied mit dem Refrain "Immuni-Täterä-Täterä-Täterä" in Auftrag gegeben worden sein. Mit einem Freudenfest, ausgerichtet von den Unternehmer-Verbänden, ist zu rechnen. (PK)
 
Diese Glosse haben wir mit Dank aus dem Blog http://www.rationalgalerie.de/archiv/index_1_638.html von Uli Gellermann übernommen.


Online-Flyer Nr. 380  vom 14.11.2012



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