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Inland
Erfolg im Kampf gegen Konzernmacht, Gier, Agrargifte und Dividende
Wie der Oberrhein gentechnikfrei wurde
Von Axel Mayer

Vor kurzem stand ein Pro und Contra zur so genannten Grünen Gentechnik in der BZ. In diesem Pro und Contra fehlten zwei wichtige, zentrale Wörter auf der PRO Gen-Seite. Ratet einmal, was das für Wörter waren? Es waren die Wörter Macht und Gier. Es geht Monsanto, BAYER, Syngenta und Co nicht um gesunde Nahrung und den Welthunger. Es geht um Macht, Gier, Agrargifte und Dividende. Da die Menschen in Europa keine Gentechnik auf den Tellern wollen, wurden die besten PR-Agenturen angesetzt, um unseren Willen zu brechen. Was wir kaufen, was wir essen, was wir denken wollen die Konzerne bestimmen. Ich kann (aus Zeitmangel) leider nur zwei der vielen Durchsetzungsstrategien der Genlobby aufführen:

Grüne Gentechnik: Macht, Gier und Durchsetzungsstrategien
Alle Fotos: BUND

1. Durchsetzungsstrategie: Gentechnik gegen den Hunger

Die Gentechnik-Lobbyorganisation mit dem hübschen Namen "Forum Grüne Vernunft" organisierte im Juli 2012 am Hauptportal des Freiburger Münsters eine Pro-Gentechnik-Aktion und der BUND und Greenpeace demonstrierten.
 
Ziel des Forums ist es, mit dem vorgeschobenen und falschen Argument "Genfood als Waffe gegen den Hunger" die Gewinn- und Machtinteressen der Genkonzerne zu "maskieren". Wenn Monsanto, Bayer und Co. vor dem Münster stünden, würde das keinen interessieren. Eine industrienahe "Bürgerinitiative", die Aktionsformen der Umweltbewegung übernimmt, ist presse- und werbewirksamer. In den USA sind Aktionen industriegelenkter "Bürgerinitiativen" an der Tagesordnung. In Deutschland sind sie noch eine neuere Erscheinung.
 
Es geht den Konzernen nicht um den Welthunger. Die Gen-Konzerne, die heute mit dem Argument des Welthungers Greenwash betreiben, versuchen gleichzeitig, durch Patente auf Saatgut Monopole auf die landwirtschaftliche Produktion und Ernährung zu erlangen. 
 
Die Agrar-Konzerne Monsanto, Syngenta und Bayer verschaffen sich global immer mehr Patentansprüche auf unsere Hauptnahrungspflanzen und bestimmen so die Nahrungsmittelpreise, aus denen sie massive Profite ziehen. Der Welthunger ist immer mehr auch eine Folge der Nahrungsmittelspekulation.
 
Was wir endlich einmal öffentlich sagen müssen: Nahrungsmittelspekulanten sind manchmal auch Mörder.
 
2. Strategie: Gezielte Verunreinigung guter Nahrung


Axel Mayer auf einer Demo zu "Stuttgart 21"
 
Immer wieder gibt es "zufällige gentechnische Verunreinigungen" von Saatgut. Gentechnisch verunreinigtes Saatgut ist kein "Zufall", sondern eine "sanfte", gezielte und perfide Durchsetzungsstrategie der Genlobby, die mit den besten und teuersten PR Agenturen
zusammen arbeitet.
 
Noch haben wir Bürger und BürgerInnen die Wahl zwischen gentechnikfreien und genmanipulierten Nahrungsmitteln. Diese freie Wahl soll durch eine gezielt herbeigeführte "leichte" Verunreinigung aller Nahrungsmittel aufgehoben werden. Zukünftig sollen die VerbraucherInnen nur noch die "Wahl" zwischen stark genmanipulierten und "leicht" genveränderten Nahrungsmitteln haben.
 
Auch so kann gezielt Resignation erreicht und Akzeptanz erzwungen werden. Die Verbraucher und Verbraucherinnen haben nach Ansicht des BUND ein Recht, zwischen Genfood und sauberer Nahrung zu wählen. Eine gezielte, langsame, schleichende Vermischung ist nicht akzeptabel.
 
Warum ist der Oberrhein heute gentechnikfrei?
 
Ich erinnere an Buggingen. Buggingen ist ein kleines, wichtiges Dorf im Süden von Freiburg. Wichtig? Von 1995 bis 1997 versuchte die holländische Firma vanderhave auch dort Genmais anzubauen.

Landwirt demonstriert auf seinem Acker gegen die Gen-Konzerne
 
* Wir haben uns organisiert
* Wir haben uns engagiert
* Wir haben uns gewehrt
* Wir haben den Acker besetzt
* Wir haben zwei lange, schöne Sommer im Maisfeld verbracht
* und wir haben gewonnen
vanderhave, der große Konzern, hat aufgegeben.
 
Wer waren die Ackerbesetzer in Buggingen? Ganz einfache, ganz normale Menschen, Hausfrauen und Hausmänner. (Ich hab noch nie so viel leckeren Kuchen gegessen) Arbeiterinnen, Landwirte, BiobäuerInnen, konventionelle Bauern, ÄrztInnen, Lehrer, Pfarrer, freche, mutige Schüler und Schülerinnen. (Nicht die "ich kaufe, also bin ich" Generation) Badener, Elsässer und manchmal auch Schweizer, Es waren BUND- und Nabu-Aktive, Leute von Greenpeace, Kirchengemeinderäte, ökologische Sozialdemokraten, GRÜNE, Linke, CDU-ler, denen die Bewahrung der Schöpfung am Herzen lag, alte Wyhl-Veteranen und junge Umweltbewegte.
 
1995 waren vielleicht 30% der konventionellen Landwirte auf unserer Seite. Heute sind sicher 95% der konventionellen Landwirte auf unserer Seite. Warum? Weil der Oberrhein gentechnikfrei ist. Weil der nicht kontaminierte Mais auf dem Weltmarkt teuer verkauft werden kann.
 
* Wir haben uns organisiert
* Wir haben uns engagiert
* Wir haben uns gewehrt
* Wir haben den Acker besetzt
* Wir haben zwei lange Sommer im Maisfeld verbracht
* und wir haben gewonnen
vanderhave, der große Konzern, hat aufgegeben.
 
Wir werden heute viel davon hören, was Politik gegen Gentechnik tun kann und will. Ich möchte daran erinnern, was Menschen am Oberrhein schon getan haben. Lasst uns auch zukünftig zusammenstehen Als Verbraucher und Verbraucherinnen. Was wir kaufen, was wir essen, was wir denken, wollen die Konzerne bestimmen. Lasst uns einfach selber denken und bestimmen. (PK)
 
Axel Mayer ist BUND-Geschäftsführer und hat diese Rede am 8. September auf einer Kundgebung in Freiburg gehalten.
http://www.mitwelt.org/gruene-gentechnik.html


Online-Flyer Nr. 371  vom 12.09.2012



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