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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Lokales
Sollen die Mülheimer wieder mal übers Ohr gehauen werden?
Diesmal beim RWW-Wasserpreis
Von Lothar Reinhard

Neben den haarsträubend drastischen Gebührenerhöhungen der Stadt Mülheim für Müll, Straßenreinigung und vor allem Abwasser droht den Verbrauchern in in der Stadt an der Ruhr jetzt auch noch eine verbrauchsunabhängige Umstellung des RWW-Wasserpreises. Dafür soll zählerunabhängig ein Grundpreis pro Wohnung erhoben werden und dieser soll im Schnitt ca. 50% des Gesamtpreises ausmachen. „Wasserpreis also als flatrate wie beim Telefonieren?“
 

RWW-Chef Schulte
Quelle: MBI
Anders als beim Telefon ist jeder Haushalt beim Wasser aber Zwangskunde, selbst wenn er seinen Wasserhahn abgesperrt hat oder die Wohnung lange leer steht. Alleine das sollte zur Vorsicht mahnen, da es offenbar RWW-Interesse ist, bei sinkendem Wasserverbrauch seine Einkünfte zu sichern oder gar verbrauchsunabhängig zu steigern.
 
Viele Hausbesitzer oder Hausverwalter in den RWW-Städten Mülheim, Oberhausen, Bottrop, Gladbeck, Dorsten und Schermbeck erhielten in den letzten Monaten Post vom RWW (Rheinisch Westfälisches Wasserwerk). Darin wurde erklärt, dass die RWE-Tochter ihre Preisgestaltung ändern will hin zum „Systempreis“ mit 50% Grundgebühr, und zwar von jeder Wohnung („Wohneinheiten-Maßstab“ statt wie bisher „Zählermaßstab“). Im Herbst sollen die Stadt- bzw. Gemeinderäte diesem Plan zustimmen, so dass das RWW ab 1.1.11 seinen „Systempreis“ fordern kann.
 

RWE-Tochter RWW
Quelle: MBI
Bevor man aber vom „Zählermaßstab“ zum „Wohneinheiten-Maßstab“ wechselt, sollte erst einmal geklärt werden, ob das Vorhaben des RWW, zu seinem „Systempreis“ überzugehen, wirklich sinnvoll ist und welche finanziellen und ökologischen Auswirkungen damit verbunden sein werden!
 
Eine viel stärker vom Verbrauch unabhängige Wasserrechnung wirft nämlich etliche Fragen auf, nicht nur die, dass das ökologisch nicht sinnvoll sein kann.
 
Die Motivation des RWW ist klar, nur muss das nicht im Interesse der Verbraucher sein. Single-Haushalte werden z.B. stärker belastet, wenn ein „Systempreis“ Richtung flatrate auch beim Wasser erhoben wird. Wenn der sparsame Umgang mit Wasser sich nur unwesentlich im Preis wiederfindet, kann und wird das zudem ein völlig falsches Signal sein für die Nachhaltigkeit auch beim lebenswichtigen Trinkwasser.
 
Die Argumentation des RWW in seiner Ankündigung durch große Zeitungsartikel sowie mehrseitigen Werbeeinlagen verfängt in keiner Weise. Behauptet wird da, im Ruhrgebiet wäre genügend Wasser vorhanden, deshalb wäre der Verbrauch nicht so wichtig.
 
Mal unabhängig davon, dass auch die städtischen Abwassergebühren an den RWW-Wasserverbrauch gekoppelt sind, ist der geplante „System“-Wasserpreis ökologisch hochgradig bedenklich.
 
Doch auch das Gerechtigkeitsgefühl wird arg strapaziert, wenn etwa ein Junggeselle, der die Hälfte des Jahres auf Montage arbeitet, fast genausoviel bezahlt wie eine vierköpfige Familie, die das ganze Jahr in ihrer Wohnung verbringt.
 
Die öffentliche Diskussion über dieses Thema muss deshalb geführt werden, bevor die Tarifstruktur derart einschneidend verändert wird. Es reicht nicht, nur die Kommunalpolitiker zu beteiligen und einzubeziehen.


Quelle: MBI
Der RWW-Briefkopf beinhaltet fett das RWE-Logo VORWEG GEHEN. Nun ist die 80%ige RWW-Mutter RWE aufgrund großer Managementfehler in Bedrängnis und versucht durch Verkäufe seine Defizite in den Griff zu bekommen. Ob das Abstoßen des Wassersektors dazu gehört, wurde offiziell noch nicht thematisiert, ist aber ziemlich wahrscheinlich. Mit dem neuen Wasserpreis wäre das RWW sicherlich „aufgehübscht“ und der Verkaufserlös deutlich höher! Doch warum sollen die Wasserkunden die RWE-Fehler ausbaden?
 
Die MBI halten den geplanten Weg des RWW mit dem „Systempreis“ für einen Irrweg, der in die Sackgasse führt, von wegen „Vorweg!“ (PK)
 
Lothar Reinhard ist Fraktionsvorsitzender der Mülheimer Bürgerinitiativen (MBI) im Stadtrat


Online-Flyer Nr. 319  vom 14.09.2011



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