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Globales
Libanesische Armee zerschlug Terrornetz Israels
Mossad-Agent packt aus
Von Klaus von Raussendorff

Nach einer Mitteilung der libanesischen Armee, ist es ihrem Geheimdienst gelungen, Mahmoud Rafeh (59), den Chef einer Gruppe von Terroristen zu verhaften. Rafeh soll seit Jahren im Libanon tödliche Anschläge im Auftrag des israelischen Geheimdienstes Mossad durchgeführt haben.

Die Ermittlungen gegen Rafeh haben nach dem detaillierten Bericht der Militäraufklärung beispielsweise Einzelheiten über den Autobombenanschlag in der südlibanesischen Stadt Sidon am 26. Mai ergeben. Dabei waren der Chef des Islamischen Djihad, Mahmoud Majzoub, und sein Bruder Nidal vor ihrem Haus durch eine Autobombe ermordet wurden. Zahlreiche Beweisstücke wurden in der Wohnung von Rafeh sicherstellt.

Der aus dem drusischen Dorf Hasbaya stammende Rafeh ist ehemaliger Angehöriger der libanesischen Gendarmerie, der Forces de sécurité intérieure (FSI). Er soll 1994 vom Mossad angeworben worden sein. Seine Gruppe ist, den Berichten zufolge, in Israel ausgebildet worden und wurde mit moderner Geheimdiensttechnik vom Mossad geführt. Ein weiterer Verhafteter, Charbel Samara, ebenfalls ein ehemaliger FSI-Offizier, ist einer der vielen Verdächtigen, deren Namen im Verhör von Rafeh genannt worden seien.

Das libanesische Kabinett beschloss daraufhin, den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen mit der Angelegenheit zu befassen, sobald die Ermittlungen abgeschlossen sind. Der libanesische Außenminister Fawzi Salloukh erklärte, er hoffe, dass der Sicherheitsrat seine Aufmerksamkeit auch auf "die wiederholten Non-stop-Verletzungen des libanesischen Luftraums durch israelische Militärflugzeuge und Kampfjäger, die bei der Planung der terroristischen Aktivitäten gegen Libanon benutzt wurden", richten werde. Er bezog sich dabei auf eine Äußerung des libanesischen Verteidigungsminister Elias Murr, der erklärt hatte, es sei aufgrund der Ermittlungen "sehr wahrscheinlich", dass israelische Militärflugzeuge an der Auslösung von Autobomben beteiligt gewesen seien. Murr war selbst am 12. Juli 2005 einem Mordanschlag entgangen.

Gefahndet wird weiter nach Husein Khattab, einem Palästinenser, der nach Aussage von Rafeh ebenfalls an der Ermordung der Jihad-Führer in Sidon am 26. Mai mitgewirkt haben soll. Ferner soll er an dem von Rafeh ebenfalls eingestandenen tödlichen Autobombenanschlag vom 20. Mai 2002 beteiligt gewesen sein, bei dem Jihad Ahmad Jibril, der Sohn von Ahmad Jibril, Chef der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) - Generalkommando, ums Leben kam. Laut Jibril wurde Khattab, ein ehemaliger PFLP-Funktionär, 1982 in israelischer Haft vom Mossad angeworben, 1985 bei einem Gefangenenaustausch freigelassen und seither vom Mossad als Agent geführt. Bald nach dem Mord an Jibrils Sohn wurde Khattab von Jibrils Organisation, die in Syrien stationierter ist, sechs Monate inhaftiert, bevor er den libanesischen Sicherheitskräfte überstellt wurde, die ihn jedoch wieder freiließen. Auf das Konto Rafehs und seines Mossad-Netzwerks gehen nach libanesischen Zeitungsberichten auch die Ermordung der Hezbollah-Politiker Ali Saleh am 2. August 2003 und Ali Hassan Deeb am 16. August 1999, sowie von Abu Hasan Salameh.

Der libanesische Staatspräsident Émile Lahoud erklärte, die Ermittlungen der libanesischen Behörden würden fortgesetzt und deren Ergebnisse dem UN-Ermittler, Serge Brammertz, übergeben, dessen Untersuchungskommission beauftragt ist, den Mord an dem ehemaligen libanesischen Ministerpräsidenten Hariri am 14. Februar 2005 zu untersuchen und die libanesischen Behörden bei den Ermittlungen in 14 weiteren Fällen von Terroranschlägen, darunter solche gegen profilierte Persönlichkeiten des anti-syrischen Lagers der libanesischen Politik, zu unterstützen.

Diese Fälle waren bekanntlich für die pro-imperialistische Bourgeoisie des Libanon ein gefundenes Fressen, um das anti-imperialistische, staatswirtschaftlich orientierte Syrien öffentlich der Urheberschaft zu beschuldigen. Die libanesische Armee will nach Informationen der Beiruter Zeitung Assafir klären, ob es eine Verbindung von Rafehs Mossad-Netz und anderen Terrornetzen zu den übrigen Terrorakten gibt, mit denen das UN-Ermittlerteam befasst ist. Die Ermittlungen gegen Rafeh sollen nach unbestätigten Zeitungsmeldungen auch ergeben haben, dass dieser seit Frühjahr 2005 Bomben in schwarzen Koffern an verschiedene Stellen in Beirut, in den östlichen Teilen der Stadt, in der Provinz Mount Libanon und im Süden geliefert hat.

Israelische Behörden, die jede Verbindung zu dem Anschlag vom 26. Mai gegen den Jihad-Führer unverzüglich bestritten hatten, haben sich bisher zu den Aussagen von Rafeh in Schweigen gehüllt, obwohl z.B. die israelische Zeitung Haaretz darüber berichtete. Die israelische Zeitung Jediot Aharonot forderte eine unabhängige Untersuchung.

Die Politiker des Libanon gratulierten der Führung der Armee und ihrem Geheimdienst. Dessen Fahndungserfolg knapp drei Wochen nach der Tat gibt den patriotischen Kräften Auftrieb und stärkt das Gefühl der nationalen Einheit gegenüber der Bedrohung durch Israel und westliche Einmischung. Die Aktion könnte auch die Hand derjenigen stärken, die die Aufklärung der terroristischen Verbrechen im Libanon von geostrategischen Vorgaben aus Washington, Paris und Berlin frei halten und unvoreingenommen in alle in Frage kommenden Richtungen ermitteln wollen.

Sehen Sie hierzu auf den Filmclip aus "Zensur, Gefängnis, Folter - Pressefreiheit, wie Israels Regierung sie sieht"

Online-Flyer Nr. 50  vom 27.06.2006



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