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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Fotogalerien
Ein Projekt der Arbeiterfotografie zum Mitmachen
"Realität der Arbeit"
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Es geht um ein Thema, das uns allen nicht fremd ist: Arbeit. Es geht um ein Projekt des Bundesverbands Arbeiterfotografie mit dem Ziel einer Ausstellung, die mit visuellen Mitteln die "Realität der Arbeit" auf unterschiedliche Weise zum Ausdruck bringt. Alle, die Interesse haben, sind eingeladen sich zu beteiligen - mit Einzelfotos, Fotoserien, Montagen, Collagen, Plakaten oder „Bewegtbild“.


Walter Martin (Ehrenmitglied der Arbeiterfotografie): Arbeitskollege, Feinmechaniker, Rechlin, 1935
 
„Unser Leben währet siebenzig Jahr, und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahr, und wenn es köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.“ So heißt es in der Bibel, Psalm 90, 10.


PeWe: Stapellauf der Seapike auf der Lindenau-Werft, Kiel, 2009
 
Wir wenden uns an AmateurfotografInnen, KünstlerInnen, BerufsfotografInnen, Studierende, sogenannte Content Provider, die leere Hülsen mit Inhalt füllen. Gesucht sind Bilder von Arbeit als Lebenswirklichkeit, als Lebensentwurf - ArbeiterInnen im sozialen Verbund - mit Partner, Freunden, Familie. Für die FotografInnen bedeutet das: beobachten und begleiten - Langzeit, Verstecktes, Alltägliches... Ziel ist eine Ausstellung. Als Kurator steht Jörg Boström bereit. Er ist Maler, Fotograf und emeritierter Professor für Fotografie und Intermedia an der FH Bielefeld.


Jörg Boström: "Helden"
 
„In Fabriken wird der Kontakt zur Maschine sichtbar. Monumental. Mental. Oft überragt die Maschine die menschliche Figur. Noch immer beherrscht der Mensch die Maschine, auch wenn sie oft ihm den Takt gibt... Arbeiter. Arbeiterinnen. Es gibt sie nicht mehr. Das wurde mir oft gesagt. Nanu? Sie heißen jetzt Arbeitnehmer. Und die Betriebe sind voll automatisiert. Leistungsträger werden die Groß- und Klein-Unternehmer genannt. Die Arbeitgeber. Nicht die Arbeiter. Nur wenn sie demonstrieren sind sie sichtbar. Die arbeitende Bevölkerung. Interview am Werktor. Sie kommen heraus und verschwinden wieder. Mit Pfeifen, Fahnen, Transparenten. Die Presse zeigt sie dann. Was sie sonst noch tun bleibt unsichtbar... Sitzen sieht man die Arbeitnehmer noch im Arbeitsamt. Das heißt jetzt Arbeitsagentur.“ (Jörg Boström)


Uwe Pohlitz: ehem. Zwangsarbeiterinnen
 
Um sich mit der Themenstellung auseinanderzusetzen, braucht es ZEIT. Zeit, um in Lebens- und Arbeitsbereiche einzutauchen. Es sollen keine „Schnellschüsse“ mit „Fotografiergesichtern“ (S. Kracauer) entstehen, sondern Aufnahmen, die durch Nähe, Intimität, Vertrautheit geprägt sind... bei definierter Sichtbarkeit oder Unsichtbarkeit der/des Fotografierenden.


Anneliese Fikentscher: Schuhverkäuferin
 
„Zu den Fotografien 'Realität der Arbeit' denke ich an die Kraft des Alltäglichen. Auch im Familien- und Freundschaftsbereich. Das Leben in und außerhalb der Fabrik. Arbeiter und Arbeiterinnen als Menschen. Nachbarn. Freunde. Nicht nur als funktionierende Gewinnsteigerer an den Maschinen. Die Komplexität des Lebens der arbeitenden Menschen auch außerhalb der Arbeit. Auch als Arbeitslose. Als Eltern, die ihre Kinder fördern. In Kitas, Schulen und Gymnasien. Als politische Menschen in Gewerkschaften und Parteien. Ihr Leben auch im Umgang mit dem sogenannten 'Migrationshintergrund' (ein schreckliches Wort)...“ (Jörg Boström)


Ollo: Merle und Emma, 2009
Die Grazer Wirtschaftswissenschaftlerin Lisbeth Jerich gibt folgenden Hinweis: „Nicht Arbeitsstress, sondern Entfremdung von Arbeit ist problematisch - Burnout ist Entfremdung von Arbeit.“


Dave Sinclair: Robocops gegen streikende Docker, Liverpool, 1996
 
Und von Klaus Türk, Prof. der Soziologie, erfahren wir im Standardwerk „BILDER DER ARBEIT - Eine ikonographische Anthologie" über die „Besonderheiten des Arbeitsthemas": „Mit dem Thema der Arbeit wird ein hochempfindlicher gesellschaftlicher Bereich zur Anschauung gebracht. Wo das Arbeitsbild auftaucht, hat es zwangsläufig eine politische Tendenz, ob dessen Autor es will oder nicht.“ Und über das Bildmaterial schreibt er: „Da man nie alles darstellen kann, ist es interessant nach den systematischen Auslassungen zu fragen... Bilder sind als Bestandteile gesellschaftlicher Diskurse zu verstehen, in denen es immer auch um die Verteilung von Macht geht. ... Betroffen sind nun insbesondere solche Lebensbereiche, die für die Aufrechterhaltung einer solchen Gesellschaftsstruktur von strategischer Bedeutung sind. Für die sogenannte ‘moderne’ Gesellschaft ist dies seit etwa 400 Jahren fraglos zunehmend die Arbeit und ihre Organisation...“


Dave Sinclair: Robocops gegen streikende Docker, Liverpool, 1996

 
Genug der Anregung! Jetzt heißt es, sich eigene Gedanken zu machen und diese visuell umzusetzen...
 
Einsendungen bitte an folgende Adresse:
Galerie Arbeiterfotografie - Forum für Engagierte Fotografie
„Jahresthema 2011"
Merheimer Str. 107
50733 Köln
 
Einsendeschluss ist der 15.9.2011
 
Näheres, auch über die Teilnahmekonditionen, ist hier zu finden:
www.arbeiterfotografie.com/arbeit2011
 
Hinweis der Redaktion:
Fotos, die aufgrund dieser Einladung bei der Galerie Arbeiterfotografie - Forum für Engagierte Fotografie eintreffen, werden im Zusammenhang mit der Ausstellung auch in der Rubrik "Fotogalerie" der www.nrhz.de veröffentlicht.


Online-Flyer Nr. 313  vom 03.08.2011



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