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Lokales
Rettet unsere Veedel!
40 Jahre Brache - 40 Jahre Stillstand
Von Heinz Weinhausen

Seit 40 Jahren liegt der Güterbahnhof Köln-Mülheim brach. Mitten im Kern des Stadtviertels warten 15 ha auf ihre Entwicklung. Deshalb gehörte das Gebiet auch schon einmal als sogenanntes Ergänzungsgebiet zur Sanierung Mülheim. Initiativen machen seit vielen Jahren Vorschläge, wie dieses Gebiet für die und von den Menschen aus dem Viertel bebaut werden könnte. Aber nichts geschieht. Die Industriebrache Alter Güterbahnhof Mülheim ist geradezu zum Inbegriff für Immobilität und Stillstand in der Politik und Verwaltung in Mülheim-Nord geworden.
 
Im Programm Mülheim 2020, mit dem 40 Millionen von der EU für die Entwicklung des Viertels nach Mülheim fließen sollen, ist dieses Gebiet als „Aktionsraum“ ausgewiesen. Die Schöpfer des Programmes haben erkannt, dass die verinselten Problemgebiete Keupstraße und Berliner Straße sich nur werden entfalten können, wenn es gelingt, das dazwischen liegende Bahnhofsgelände als „Viertel für die Mülheimer“ (so sagt es das rot-grüne Koalitionspapier) für Wohnen und Arbeiten zu erschließen. Wörtlich heißt es in „Mülheim 2020“, dass dieses Förderprogramm scheitern muss, wenn es nicht gelingt, dieses Gebiet städtebaulich zu entwickeln.
 
Viele Worte - nix dahinter
 
Vom Zeitrahmen des Programms Mülheim 2020 ist bereits die erste Hälfte verstrichen, und noch immer ist nichts geschehen. Der zuständige Baudezernent Streitberger hat es bisher nicht einmal geschafft, einen rechtskräftigen Bebauunsplan für die Brache auf die Beine zu stellen. Er weiß nur eins: bestimmen sollen auf diesem Gelände nicht die Bürger durch den gewählten Rat, sondern die „Investoren“. Hinter diesem schillernden Begriff verbirgt sich in unserem Falle ein ständig wechselndes Grüppchen   unter dem formalen „Eigentümer“ aurelis, mal Die Deutsche Bahn, dann die West LB, dann Hochtief, dann ein US-Investor namens Redwood Grove. Gemeinsam haben alle, dass sie Kohle machen wollen, egal wie. Ihr Patron Streitberger ist als Baudezernent ein Produkt der schwarz-grünen Koalition unter Moritz und Schramma, welche die Stadt mit anderen Pleiten beglückt hat, wie dem Bau der Messehallen und dem Abbruch des Barmer Viertels für eine „Messe-City“ aus Hochhäusern, die nie verwirklicht wurde.
 
Nutzen für das Viertel
 
Wie überall haben sich auch hier arme Leute in den Güterhallen eingenistet. Dieses Mal sind es eine schiitische Gemeinde mit vielen Mitgliedern aus dem Irak und eine christliche Gemeinde mit vielen Mitgliedern aus dem Kongo. Sie sind vor Krieg und Terror geflohen. In Köln-Mülheim haben sie Schutz und Aufnahme gefunden. Sie leben in den leerstehenden Hallen ihren Glauben, kommen gut miteinander und mit dem Rest des Viertels aus, kümmern sich um Bedürftige und bieten Flüchtlingen Rat und Beistand. Sie hatten die Hallen von einer anderen Mieterin untergemietet.
 
Erst schöne Versprechungen...
 
Vor kurzem noch haben die Gemeinden vom amtierenden Eigentümer aurelis, Herrn Geist, über Frau Richter vom Interkulturellen Dienst der Stadt Köln ein Angebot erhalten - einen Nutzungsvertrag, solange die Hallen nicht gebraucht werden. Der Veedelsbeirat hatte sich für sie eingesetzt, Immobilien-Boss Bernd Odenthal persönlich wollte mit Geist reden, Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs versprach Ersatz, falls einmal die Hallen für Investitionsprojekte weichen müssten.
 
...dann folgt der Rausschmiss
 
Aber mit den Versprechungen ist es jetzt vorbei. Im letzten Veedelsbeirat verkündete Bezirksbürgermeister Norbert Fuchs, SPD, überraschend, die Hallen seien gekündigt, jetzt werde der Strom abgedreht. Eine Begründung gab er nicht, von Versprechungen und Zusagen war nicht mehr die Rede. Die Grünen schweigen zu diesem skandalösen Vorgang, obwohl es .
nicht nur um zwei Gemeinden geht, sondern um Mülheim 2020 und um die Zukunft des Veedels.
 
Warum Fuchs und die regierende SPD ihre Meinung geändert haben, warum die Grünen und die LINKE dazu schweigen, konnten wir nicht erfahren. Offensichtlich hat man bei den Parteien noch immer nicht verstanden, dass die Zukunft unserer Gesellschaft an der Integration der Zuwanderer hängt. Man hat immer noch nicht wahrgenommen, dass diese Integration eines der Hauptziele des Programms ist. Für sie geht es nicht um Menschen, für sie geht es um Geld. Sie verlassen sich nicht auf die Bürger, sie verlassen sich auf Investoren. Sie wollen nicht wahrhaben, dass es nicht der Mangel an Geld ist, sondern das mangelnde Vertrauen auf den Souverän, das Volk, welches nicht nur Mülheim in den Abstieg geführt hat, sondern die ganze Republik von einer Krise in die nächste treibt.
 
Unsere Forderungen
 
Wir von „Rettet unsere Veedel“ fordern, dass Mülheim 2020 endlich nicht nur vom Geld, sondern vom Geist her umgesetzt wird, dass alle eine Chance bekommen, die sich selbstlos für das Veedel und seine Menschen einsetzen
 
Wir fordern:
-          Bleiberecht für die Gemeinden und für alle Gruppen, die selbstlos für 
           das Veedel arbeiten
-          Einbeziehung der Güterhallen in die Planung
-          Erwerb des Grundstücks durch die Stadt Köln
-          Fortsetzung der Entwicklung des Bahnhofsgeländes durch ein förmlich
           festgelegtes Sanierungsgebiet. (PK)        


Online-Flyer Nr. 280  vom 15.12.2010



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