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Aktueller Online-Flyer vom 06. Dezember 2024  

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Krieg und Frieden
Warum der Einsatz von Uranmunition und Uranbomben ein Kriegsverbrechen ist
Regierungsstudien oft Gefälligkeitsarbeiten - Teil 1
Von Frieder Wagner

„Der Einsatz von Uranmunition ist ein Kriegsverbrechen - und warum Regierungsstudien zur Uranmunition oft Gefälligkeitsarbeiten sind“, schreibt der Kölner Filmemacher, Kameramann und Autor Frieder Wagner in einer Beweis- und Faktensammlung, die heute noch gültig ist. Er hat zu diesem Thema auch die Dokumentation “Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra“, im WDR veröffentlichen können. Dafür erhielt er den Europäischen Fernsehpreis bei der ÖKOMEDIA 2004. Aufbauend auf diesem Material machte er 2006 den 93-minütigen Kinodokumentarfilm “Deadly Dust – Todesstaub“. Trotz des Fernsehpreises hat der Filmemacher keinen Auftrag mehr bekommen, und für den Film"Todesstaub" fand sich bis heute noch kein Filmverleih.- Die Redaktion


Jugendliche spielen auf kontaminiertem Panzer auf dem Schlachtfeld von Abu Khassib bei

Foto: Frieder Wagner
 
Einleitung
 
Immer wieder wurden Beiträge von Wissenschaftlern, Ärzten und Journalisten über die furchtbaren Folgen des Einsatzes von Uranmunition mit der Bemerkung abgetan: Das sei „alles nicht bewiesen“, oder: bestimmte Aussagen von Wissenschaftlern seien „nicht verifiziert“. Deshalb wurden hier die wichtigsten Erkenntnisse über Uranmunition und die Folgen zusammengetragen und mit den entsprechenden Quellenangaben versehen. Diese Beweissammlung soll Politikern helfen, in ihren Parlamenten Untersuchungen und Kommissionen einzusetzen, um Betroffenen endlich durch entsprechende Gesetze zu helfen oder sie oder ihre Angehörigen womöglich zu entschädigen. Denn anhand dieser Beweissammlung wird sich eindeutig herausstellen, dass die Anwendung dieser Waffe für Mensch und Natur höchst gefährlich und dazu ein Kriegsverbrechen ist.
 
An den Anfang möchte ich eine Aussage des amerikanische Wissenschaftlers, Dr. John W. Gofman stellen. Gofman hat an der Entwicklung der ersten Atombombe mitgearbeitet und war auch Mediziner (Kardiologe). Nachdem er die verheerende Problematik der niedrigen Alpha-Strahlung erkannt hatte, schrieb er 1979 - also lange bevor bei uns die Diskussion über Uranmunition losging - seinen damaligen Fachkollegen: „Es gibt keine Entschuldigung dafür, dass ich nicht früher Alarm geschlagen habe über die schrecklichen Auswirkungen der niedrigen radoaktiven Alpha-Strahlung. Ich denke, dass mindestens 100 Wissenschaftler, die sich mit den biomedizinischen Aspekten der Niedrigstrahlung beschäftigt haben - mich, Gofman, eingeschlossen - Kandidaten für ein Nürnberg ähnliches Gericht sind, da sie mit ihrer großen Nachlässigkeit und Verantwortungslosigkeit Verbrechen gegen die Menschheit begangen haben. Denn jetzt, wo die Gefahren niedriger Strahlung bekannt sind, ist dies nicht mehr nur ein Experiment, das wir gemacht haben, sondern Mord." (Quellen: Zitat aus dem Buch von John W. Gofman, 1990: "Radiation Induced Cancer from Low-Dose Exposures" und: ein offener Brief von 1979 an Fachkollegen und: Letter of Concern, May 11, 1999 - University of California, Berkeley).  
 
1. Was ist Uranmunition und wie wirkt sie?     
 
Ein Geschoss soll ein Ziel zerstören. Enthält das Geschoss, wie die Uran-Munition, keinen Sprengstoff, beruht seine zerstörerische Wirkung (seine Durchschlagskraft) allein auf seiner Bewegungsenergie (kinetische Energie). Die ist umso größer, je größer die Masse und die Geschwindigkeit des Geschosses sind. Um bei gleicher Geschossgröße (gleichem Kaliber) eine möglichst große Masse zu erreichen, muss man das Geschoss aus einem Material mit möglichst großer Dichte herstellen. Solch ein Material ist z.B. abgereichertes Uran, U 238, englisch: Depleted Uranium, kurz: DU, dessen Dichte ca. 70 % größer ist als die von Blei.
 
Trifft ein Uran-Geschoss auf ein Ziel wie z.B. einen Panzer, wird die

Filmemacher Frieder Wagner
Foto: Frieder Wagner
Bewegungsenergie des Geschosses zum überwiegenden Teil in Wärmeenergie umgewandelt. Dies führt zu großer Hitzeentwicklung und einem Abrieb am Geschoss. Neben der mechanischen Zerstörung in der Umgebung des Treffers durch die Durchschlagskraft (Penetration, daher der englische Begriff “penetrator“) des Geschosses geraten zuerst der Abrieb des Geschosses, dann der Treibstoff und die Munition des Panzers in Brand und der Panzer wird zerstört. Die beim Einschlag entstehenden Temperaturen und Kräfte sind so hoch, dass das Geschoss schmilzt und zum großen Teil zerstäubt. Der entstehende Uranstaub entzündet sich aufgrund seiner pyrophoren Eigenschaft bei Reibungshitze (1000 bis 5000 Grad Celsius) von selbst und löst so den Zerstörungseffekt des Geschosses aus. Damit ist das erwünschte militärische Ziel des Geschosses erreicht
.
 
Kind mit bösartiger Neubildung durch Uranmunition
Quelle: www.friedenskooperative.de
 
Uran-Geschosse hinterlassen aber noch einen Nebeneffekt. Durch das Schmelzen, Zerstäuben und Entzünden des Urans entstehen Uranpartikel und Uranoxide, die als Schwebeteilchen (Aerosole) und Stäube in Nanogröße (hundertmal kleiner als ein rotes Blutkörperchen) in die Umgebungsluft gelangen. Menschen, die sich zum Beispiel am Ort der so explodierenden Panzer oder in der Nähe aufhalten, atmen diese Teilchen und Stäube ein oder nehmen sie mit der Nahrung auf. Allerdings können diese feinen Uranstäube mit dem Wind auch in weiter entfernte Regionen getragen werden. Da Uran immer radioaktiv ist (Halbwertszeit 4,5 Milliarden Jahre), sind es auch die Aerosole und Stäube. Folglich sind die betroffenen Menschen neben der chemischen Belastung durch das hochgiftige Schwermetall Uran einer zusätzlichen Belastung durch radioaktive Strahlung ausgesetzt, wenn sie diese Stäube einatmen oder mit der Nahrung aufnehmen. Beides kann je nach aufgenommener Uran-Menge zu einer schweren Erkrankung (Krebs, Leukämie) oder gar zum Tod führen.    
 

Der Medizinphysiker Dr. Paul Roth vom "Institut für Strahlenschutz" im Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF) bei München bringt es auf den Punkt, warum die Militärs von der Uranmunition so angetan sind: „Dieser doppelte Effekt der Munition, diese hohe Durchdringungsfähigkeit und diese Fähigkeit zu verbrennen, die macht diese Munition bei den Militärs so beliebt." Und er weiß auch, warum die Atomkraftwerke dieses Abfallprodukt, diesen "Atommüll", dessen sichere Lagerung und Bewachung sehr viel Geld kostet, den Militärs so gerne überlassen: „Das abgereicherte Uran ist ein Abfallprodukt und es gibt sehr intensive Überlegungen wie man die inzwischen sehr großen Bestände an abgereichertem Uran, die auf der Welt vorhanden sind - sie sind in der Größenordnung von einer Million Tonnen und werden täglich mehr - wie man dieses Uran sozusagen wieder entsorgen kann." (Quellen: HYPERLINK http://www.physik.uni-oldenburg.de/Docs/puma/radio/Uran_Munition.html http://www.physik.uni-oldenburg.de/Docs/puma/radio/Uran_Munition.html und meine Kinodokumentation "Deadly Dust - Todesstaub")  
 
2. Erkenntnisse des schlichten Nachdenkens      
 
Überall da, wo Uranmunition eingesetzt wurde, stiegen die Fälle von aggressiven Krebserkrankungen schlagartig an. Hier einige Beispiele, die nachdenklich machen sollten: Als die alliierten Streitkräfte 1994/95 im Bosnienkrieg die Stadt Hadzici, 12 Kilometer von Sarajevo entfernt, mit GBU 28 Uranbomben angriffen, ahnten die Serben, dass die Bevölkerung durch die Bombardierung womöglich, durch das Einatmen des entstandenen "Bombenrauch-Gases", einer Kontamination ausgesetzt sein könnte und siedelten 3.500 Einwohner der Stadt in die nicht gefährdete Bergregion von Bratunac um. Aber es war zu spät, denn viele Menschen waren schon verseucht. Von den 3.500 Evakuierten starben in den nächsten 5 Jahren 1.112 an aggressiven Krebserkrankungen und Leukämien, das heißt, fast ein Drittel der Umgesiedelten. Unter der eigentlichen Bevölkerung von Bratunac gab es dagegen keinen Anstieg solcher Krebserkrankungen. (Quelle: Film "Deadly Dust - Todesstaub" und Robert Fisk in der britischen Tageszeitung "Independent“: "Died of Depleted Uranium", 13. 01. 2001).
     
 
Verwitterte Uranmunition
Quelle: www.friedenskooperative.de
 
Eine ähnlich erschreckende Beobachtung machten die Ärzte im Krankenhaus von Kosovska Mitrovica in einer klinischen Untersuchung, die sie an 30.000 Patienten im Zeitraum von 1997 bis 2000 durchführten, also zwei Jahre vor dem Kosovokrieg von 1999 bis zwei Jahre danach. Während in der Vorkriegszeit die Zahl der malignen Erkrankungen laut dieser Studie mit 1,98% beziffert wird, stieg sie im ersten Nachkriegsjahr auf 5,45% an. Noch erschreckender ist der Anstieg bei den Lungenkrebserkrankungen. Hier verzeichnete man 1997 noch 2,6% Erkrankte, im Jahr 2000 dann aber einen Anstieg auf 22,0%! Die am höchsten betroffene Bevölkerung ist dabei die der 30- bis 40-Jährigen, die als Soldaten im Kosovokrieg in der Region Pec eingesetzt waren, wo in diesem Krieg von den Alliierten 10 Tonnen Uranmunition eingesetzt worden sind. In der Schlussfolgerung heißt es in der Studie: „Auf Grund dieser Erforschung haben wir den bedeutenden Anstieg maligner Erkrankungen bewiesen, mit steigender Tendenz in den kommenden Jahren, so dass mindestens einmal im Jahr eine systematische Untersuchung der Bevölkerung, mit dem Akzent auf Teilnehmer des letzten Krieges, empfohlen wird." (Quellen: Material aus dem Film "Deadly Dust" und die Studie: Dr. N. Srbljak, Dr. S. Milenkovic, Dr. M. Cvetkovic, Innere- und Anestesiologische Abteilung des Krankenhauses Kosovska-Mitrovica, 2000. Diese Studie liegt dem Verfasser in Kopie vor.)        
 
Am 04.05.2004 meldete die New York Daily News, dass sie wahllos neun von der New York Army National Guard gerade heimgekehrte Soldaten aus dem Irak in einem Urintest auf Kontamination durch Depleted Uranium habe testen lassen. Das Ergebnis: Von den neun heimgekehrten Soldaten hatten sich vier eindeutig kontaminiert. Die Tests waren am Mineralogischen Institut der Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main durchgeführt worden. Der ausführende Wissenschaftler war Dr. Axel Gerdes, Zitat: „Bei ungefähr der Hälfte, bei 40 Prozent der Soldaten, konnten wir nachweisen, dass sie ein abgereichertes Uran ausscheiden. Wir konnten nachweisen, dass 30-40 Prozent von ihnen kontaminiert sind." (Quelle: New York Daily News: "Poisoned?"vom 03.04.04 und der Film "Deadly Dust")  
 
3. Deutsches Gericht stellt Schädlichkeit von Uranmunition fest 
 
Der Arzt, Prof. Dr. Siegwart-Horst Günther hatte 1992 ein solches Urangeschoss nach dem Golfkrieg 1991 von den Schlachtfeldern des Irak, südlich von Basra, nach Berlin mitgebracht, um es untersuchen zu lassen, weil er befürchtete, dass es womöglich radioaktiv sei. Diese Geschosse hatten seine Aufmerksamkeit im Irak erregt, weil Kinder nach dem Spielen mit dieser Munition an Leukämie erkrankt und gestorben waren. Laut einem Strafbefehl des Amtsgerichts Berlin-Tiergarten wurde unter dem Aktenzeichen 331 Cs 440/92 Umw. Prof. Dr. Günther danach am 15.01.93 zu einer Geldstrafe in Höhe von 3.000 DM verurteilt, weil er ein 30mm Urangeschoss in die BRD eingeführt hatte, um es in der nuklearmedizinschen Abteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses auf seine mögliche Schädlichkeit untersuchen zu lassen.
 
In der Begründung für diese Geldstrafe steht, was ein Gutachter des "Hahn-Meitner-Institut Berlin" im Auftrag des Gerichts festgestellt hat: „Bei Berührung (des Geschosses) entsteht ein radioaktiver Abrieb und bei falschem Umgang mit dem Projektil die Gefahr der Kontamination und Inkorporation radioaktiven Materials in den menschlichen Körper, was zu einer Gesundheitsgefährdung führen kann. Die radioaktive Dosisleistung an der Oberfläche des Projektils beträgt ca. 11 MikroSievert pro Stunde." In meinem Kinodokumentarfilm "Deadly Dust" wurde dieser Gutachter, Dipl.Ing. Hermann Josef Jung, befragt, was das bedeutet. Er sagte in die laufende Kamera: „Wir haben als Gutachter festgestellt es (das Geschoss) ist Uran, und zwar abgereichertes Uran. Uran ist ein Schwermetall. Die Aufnahme in den Körper, die Wirkung im Körper ist in jedem Falle schädlich."
 
Ein deutsches Gericht hat also im Januar 1993 eindeutig festgestellt, dass

Durch Uranmunition an
Leukämie erkrankt
Foto: Frieder Wagner
   ein solches Urangeschoss für die Gesundheit eines Menschen schädlich sein kann, weil es radioaktiv und als Schwermetall dazu hoch giftig ist - wohlgemerkt im Januar 1993, zu einer Zeit, als die Alliierten, die diese Munition erstmals im Irakkrieg 1991 eingesetzt hatten, noch behaupteten, dass diese Munition gar kein Uran enthalte. Das gaben sie erst im Bosnienkrieg 1995 zu, sagten nun aber, diese Munition und Bomben aus Depleted Uranium seien vollkommen ungefährlich! (Quellen: Amtsgericht Berlin-Tiergarten Az.: 331 Cs 440/92 Umw. 1993 und "Deadly Dust")
 
Bio- bzw. Filmographie von Frieder Wagner
 
Geboren 1942 in Benesow / CSSR. Aufgewachsen und Schule bis Abitur in Hof a.d. Saale. 1966 – 1969 Kamera-Assistent bei Lucas Maria Böhmer, Gerard Vandenberg und Jan de Bont. Seit 1970 freier, Licht setzender Kameramann bei Werbung und Spiel. Verantwortlicher Kameramann für viele Dokumentationen mit Autoren und Filmemachern wie Helma Sanders, Leonore Paurat, Eckehard Garczyk, Luc Jochimsen und Yoash Tatari. Dieser erhielt für die von mir fotografierte Dokumentation “Ausländer raus?“ 1982 den Adolf Grimme Preis in Gold. 1981 erhielt ich für die Kameraführung der Langzeit-Doku „Steck lieber mal was ein“ mit dem Kollegen Carsten Müller den „Adolf Grimme Preis“ in Silber.

 
 
Seit 1982 bis heute eigene Filme und Dokumentationen in Personalunion als Autor, Kameramann und Regisseur. Beginn der Zusammenarbeit mit Elvira Ochoa und Gründung der Ochoa-Wagner Filmproduktion. Seit 1986 Zusammenarbeit mit dem ZDF und Entwicklung der 18-teiligen Kulturreihe „Wie Denken die Welt bestimmt“. Ab 1992 große, auch investigative Dokumentationen für ARD, ZDF und WDR. "Deadly Dust - Todesstaub" war bei CINEMA FOR PEACE in Berlin im Februar 2007 zum besten Dokumentarfilm nominiert worden und wurde 2007 - 2009 in 220 Veranstaltungen aufgeführt.
2010 erschien das Buch "Uranbomben die verheimlichte Massenvernichtungswaffe" im Kai Homilius-Verlag, Berlin. (PK)


Online-Flyer Nr. 271  vom 13.10.2010



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