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Aktueller Online-Flyer vom 26. April 2024  

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Krieg und Frieden
Der aktuelle Japan-Besuch europäischer Rechtsextremer:
Von der deutschen Presse totgeschwiegen
Von Dr. Maryam Dagmar Schatz

Nachdem ich im ersten Teil den ideologischen Hintergrund der von Euro-Rechts aktuell abgefeierten „Traditionen“ der japanischen Rechten dargestellt habe, werde ich in diesem Teil über die Verbrechens-„Trias“ im Einzelnen berichten und damit über den schändlichen Umgang der Siegermächte, der bis heute nachwirkt. Über den aktuellen Besuch auf Kosten des europäischen Steuerzahlers findet man in der europäischen Presse einiges, in der Deutschen nichts.
 
Der letzte Kaiser und mehr
 
Viele haben Bertoluccis monumentales China-Epos „der letzte Kaiser (1)“ gesehen: basierend auf der Lebensgeschichte von (Henry) Pu Yi, dem letzten Kaiser Chinas, aus der Dynastie der Mandschu, von den Japanern zum Kaiser des Marionettenstaates Mandschukuo eingesetzt. In schönen Bildern läuft das alles ganz tragisch, und Pu Yi kommt erst zu sich selber, als er – nach Verbüßung einer langjährigen Haftstrafe als Gärtner in Maos Volksrepublik – seinen Frieden findet. Natürlich geläutert durch einen langen Prozess der Selbstkritik. Das hymnische Lob, das der Film hier (2) so ausufernd erhält, ist geradezu ein Symbol dafür, wie man es geschafft hat, die japanischen Kriegsverbrechen so dermaßen verschwinden zu lassen. Im englischen und deutschen Wikipedia-Artikel über Pu Yi kommen sie nicht vor. Mandschukuo war jedoch die Gegend, in der die meisten Kriegsverbrechen (3) verübt wurden, und auch der Ursprung der wichtigsten Streitmacht Japans, der Kwantung- oder Guandong-Armee (4). Deren wichtigster Kommandeur war der schon im Teil 1 besprochene General Tojo, eine der 14 Hauptkriegsverbrecher, die im Yazukuni-Schrein als vergöttlichte Heldenseele weiterleben. Die Kwantung-Armee nutze auch die von der Einheit 731 entwickelten biologischen und chemischen Waffen. Damit sind wir beim ersten Punkt der Verbrechenstrias, der „Einheit 731“.



Meister und Schüler: Hirohito und PuYi
Quelle: amnet.net.au
 
Die Einheit 731
 
Selbst im 1. Weltkrieg, dessen Symbol ja die Entwicklung der Gaswaffe und anderer moderner Waffen und Massenvernichtungsmittel wie der Panzerwaffe, Artillerie mit größerer Reichweite und den aus dem Flugzeug abwerfbaren Bomben war, und dessen symbolträchtigsten Ort, Verdun, man die „Knochenmühle“ oder „Blutpumpe“ nannte, starben mehr Soldaten an Seuchen als an Waffenwirkung. Doch nur die japanischen Militärs zogen daraus den – militärisch richtigen - Schluss, dass die Entwicklung und Vervollkommnung der Feldhygiene mögliche Verluste entscheidend minimiert und trieben die biologische Forschung, die man auch dafür braucht, voran. Den russisch-japanischen Krieg von 1904 (5) verlor das Zarenreich. Das war die Initialzündung nicht nur für die Revolution von 1905 und der Vorlauf für den 1. Weltkrieg.
 
Gegen den Einsatz der von einer Lobby aus Wissenschaftlern und Industriellen gepuschten Gaswaffe versuchten sich die deutschen Militärs – letztendlich erfolglos - zu wehren, an den Einsatz biologischer Waffen gegen Menschen dachte man nicht einmal, das Äußerste war der Einsatz von Milzbrandbakterien gegen das Haupttransportmittel, die Pferde. Ein Anthrax-Röhrchen von damals wurden 1992 gefunden und war noch vermehrungsfähig.
Der Einsatz der ersten Bomben gegen London mit insgesamt 1.900 Toten durch per Hand aus dem Doppeldecker heraus abgeworfene Bomben, soll einen Stabsarzt auf eine Idee gebracht haben: er habe eine „Denkschrift“ verfasst und eingereicht. Es konnten im 1. Weltkrieg nämlich die Soldaten aller Dienstgrade solche Denkschriften einreichen, die auch bearbeitet werden mussten. Der Stabsarzt soll also vorgeschlagen haben, über London Porzellancontainer mit Pestflöhen abzuwerfen. Man habe ihm voller Empörung seine Denkschrift um die Ohren gehauen und das Werk in einem Archiv verbuddelt. Das kann so sein – oder auch nicht.


 
Zusammenstoß der Kulturen: Kommandant (Sakamoto) und Gefangener (David Bowie) in einer Schlüsselszene | Quelle: youtube/screenshot
 
 
Die Vorgeschichte
 
Jedenfalls war das ein Ansatz, der von einem jungen, aufstrebenden Mikrobiologen namens Shiro Ishii weiterverfolgt wurde. Ishii trat in den zwanziger Jahren in die Armee ein. Nach dem Genfer Protokoll von 1925 (6) war erstmalig auch die Anwendung von „bakteriologischen Waffen“ in einem Krieg verboten. Ishii – damals schon Major (Oberstabsarzt) der Japanischen Armee – überzeugte seine Vorgesetzten davon, dass die Offensivforschung an Biowaffen Japan eine militärische Überlegenheit verschaffen würde. Die Pervertierung von Wissenschaft wurde durch zwei Faktoren begünstigt. Einmal durch die wissenschaftliche Ausbildung, die Tenno Hirohito im Laufe seiner Erziehung genossen hatte. Hirohito war ausgebildeter und promovierter Meeresbiologe.

Als er für die biologische Kriegführung gewonnen werden konnte, war sein Wort auch zu diesem Thema Gesetz. Das zweite war, dass sich in den 20er und dreißiger Jahren mit der japanischen Politik auch das japanische Militär (K?d?ha) radikalisierte in einer Form des japanischen Faschismus, einer „Fraktion des Kaiserlichen Weges “ (7) in der japanischen Armee, deren Grundprinzipien als „Tenno-Faschismus “ (8) bezeichnet werden. 1936, nach dem Versuch eines Militärputsches (9) wurde die K?d?ha zerschlagen. Doch das Militär war von deren Ideen beeinflusst, was die weiteren militärischen Aktivitäten der kaiserlichen Armee und ihre Einstellung zu den von ihr verübten Gräueln beeinflusste.
 
Angerissen wurde das Thema dieses Putschs in der 1983 verfilmten Autobiographie des britischen Autors Laurens van der Post, „Merry Christmas Mr. Lawrence (10)“, in dem es in einem japanischen Kriegsgefangenenlager zum Clash of Cultures zwischen japanischen Aufsehern und ihren britischen Gefangenen kommt. Der – wegen des Putsches von 1936 in dieses Gefangenenlager strafversetzte - Kommandant, Hauptmann Yonoi (11), liefert sich ein packendes Psychoduell mit einem kriegsgefangenen Piloten, Major Celliers. Es geht um Mannes- und Soldatentugenden, Macht und Unterwerfung sowie homoerotische Spannung. Major Celliers wird das Duell nicht überleben.

Die Gräuel
 
Es wurden die „Wasseraufbereitungs-, Hygiene- und Präventionstruppen“ ins Leben gerufen, von denen die Einheiten 731 und 100 die bekanntesten waren, und Shiro Ishii unterstellt. Militärisch waren sie Bestandteil der im Teil 1 schon erwähnten Kwangtung-Armee. Die in der mandschurischen Stadt Pingfang (12), in der Nähe von Mukden stationierte Einheit 731 (13), in der Stärke einer Division von 10.000 Mann, die bekannteste dieser Einheiten, gilt heute als eines der Symbole (14) der japanischen Kriegsverbrechen, unbeanstandet „das asiatische Auschwitz (15)“ genannt. Die Einheit forschte über biologische, in geringerem Grad auch chemische Kriegführung, ihr „Kerngeschäft“ war die Durchführung von Menschenversuchen in großem Stil: direkt ermordet wurden 3000 Menschen durch „Feldversuche“, das heißt Sprühangriffe (16) mit Lösungen, die biologische Kampfstoffe enthielten oder Abwürfe von Porzellanbehältern mit Pestflöhen.
 
Das grausige „Markenzeichen“ der Menschenversuche war die „Vivisektion“: das unbetäubte Aufschneiden und Ausweiden der Opfer. Da die Opfer diese „Eingriffe“ ohnehin nicht überleben sollten, waren auch keine Ärzte dafür nötig, sondern – wie oben in dem Video ersichtlich – angelernte einfache Soldaten, die man bei Bedarf in weiße Kittel steckte. Die Opfer sollten glauben sollten, Ärzte würden sich um ihre Wunden oder Erkrankungen kümmern. So schwärmten sie auch in die vorher verseuchten Dörfer aus, es handelte sich allenfalls um Unteroffiziere. Das hat damit zu tun, was nach dem Krieg geschah: Ishii gelang – vermutlich mit Unterstützung des Kaisers – ein Deal mit den Amerikanern. Für sich und seinen unterstellten Bereich erlangte er absolute Immunität. Absolut immun war außer Ishii und seinen Mannen nur die kaiserliche Familie.

Man dankte es den Siegern: die 731 gingen bereits im Korea-Krieg wieder ihrer Arbeit nach, weideten wieder chinesische und koreanische Opfer von Biowaffen-Angriffen aus. Sie machten sich im Kalten Krieg nützlich – auf der Seite der USA. Ihre Kooperation trug ihnen reichen Lohn ein: im Nachkriegsjapan stellten sie die Spitze der Gesellschaft. Ishii wurde Chef der nationalen japanischen Blutbank, was sich schon im Korea-Krieg rechnete. Einige andere konnten ihr bei den Menschenversuchen gewonnenes Wissen zu Geld machen. Als Besitzer von Pharmafirmen wurden sie zu Multimillionären. Wieder andere wurden Uni-Präsidenten oder Dekane medizinischer Fakultäten. Einer war im Vorstand des Japanischen Nationalen Olympischen Komitees, das 1964 die Olympischen Spiele ausrichtete, wieder ein anderer Chefzensor des Erziehungsministeriums für Schulbücher – wie praktisch.
 
Übrigens hat sich die Sowjetunion genauso schäbig verhalten. Nach dreijähriger Untersuchungshaft im sowjetischen Kriegsverbrecherprozess von Chabarowsk (17) kamen die Angeklagten – gegen Daten und Ergebnisse der Menschenversuche – ebenfalls glimpflich davon. 1956, also nach sieben Jahren, waren sie alle wieder entlassen.
Zusammenfassend kann man durchaus sagen, daß Shiro Ishii der Vater der modernen Biowaffen-Forschung ist – der amerikanischen wie der russischen.



Lange weder anerkannt, noch entschädigt: die amerikanischen und britischen Opfer von 731 | Quelle: youtube/screenshot

 
Äußerst hässlich und beschämend ist der Umgang der siegreichen Alliierten jedoch mit dem Schicksal derjenigen eigenen Soldaten, die ihren Einsatz als Versuchskaninchen der Japaner überlebt hatten: Ishii and friends waren nämlich der Frage nachgegangen, wie sich die „Rasse“ bei Infektionen denn auswirkt. Das kostete Hunderte von alliierten Gefangenen das Leben, viele ebenfalls durch Vivisektion (18). Die Überlebenden – bei ihrer Befreiung genau wie KZ-Insassen zu Skeletten abgemagert – wurden nicht als Kriegsgeschädigte anerkannt und somit auch nicht entschädigt. Und bei ihrem Kampf um Anerkennung wurde nicht selten dreist gelogen. Einem britischen Opfer wurde noch 1986 mitgeteilt, man habe keine Erkenntnisse über Menschenversuche (19). Anfang der neunziger Jahre fingen die ersten TäterInnen an zu reden: Unteroffiziere und Krankenschwestern, alle zumindest hoch in den Siebzigern. Die Offiziere schwiegen weiter eisern.
 
Diejenigen, die sich schon früh aktiv um Aufklärung und Wiedergutmachung bemühten, wie der einfache Soldat Yoshio Shinozuka (20), (21), die Hauptperson des obigen Videos, blieben Ausnahmen. Shinozuka, der sich schon lange in der Friedensbewegung engagiert und aktiv versucht hatte, chinesischen Opfern zu helfen und zumindest eine Entschuldigung zu erlangen, wurde 1998 als Kriegsverbrecher die Einreise in die USA und Kanada verweigert, als er bei einer Friedenskonferenz sprechen wollte. Seine Vorgesetzten hatten mit der Einreise nie Probleme. Seit den neunziger Jahren wurden auch eine Handvoll alliierter Soldaten entschädigt. Mit den Verfahren lässt man sich Zeit. Von den Männern, die im 2. Weltkrieg als Soldaten gekämpft hatten, dürften die Jüngsten heute in den Neunzigern sein. Das kann man aussitzen. Eine Gesamtübersicht über die Verbrechen der Einheit 731 und auch über den von US-General McArthur eingefädelten schmutzigen Deal zeigt das folgende Video. Vor den expliziten Bildern sei allerdings gewarnt:




Quelle: Youtube
 
Die Trostfrauen

Der zweite Begriff aus der Trilogie der japanischen Kriegsverbrechen ist der der „Comfort Women“, den „Trostfrauen (22)“. „Trostfrauen“ ist ein beschönigender Ausdruck für die massenweise Zwangsrekrutierung von überwiegend koreanischen (Korea war seit Beginn des 20. Jahrhunderts japanische Kolonie) und chinesischen, aber auch niederländischen Frauen (diese aus der damaligen Kolonie „Niederländisch-Indien“) nach der Eroberung von Java. Eine von ihnen erstattete 50 Jahre später diesen Bericht (23)(24), hier (25) ist sie im Video zu sehen, doch sie war noch – gegenüber den Frauen aus Korea und China - privilegiert.
 
Sexuelle oder sexualisierte Gewalt gegen Frauen wurde im 20 Jahrhundert besonders bekannt: im Ersten Weltkrieg als Massenvergewaltigung deutscher Soldaten an belgischen und französischen (26) (27)Frauen, die sexuellen Exzesse deutscher Soldaten um 2. Weltkrieg einschließlich der Wehrmachts - (28)(29)- und KZ-Bordelle (30), die Massenvergewaltigungen an den bosnischen Frauen oder an Frauen in den Konflikten Afrikas. Was die japanische Variante des „Terrormittels Vergewaltigung (31)“ jedoch von den anderen Szenarien unterschied, war die quasi militärische Organisation des Treibens: in „Troststationen“ gingen Frauen, die in „Trosteinheiten“ organisiert waren, ihrem Dienst nach.

Wie die Historikerin Gabriela Mischkowski im von Medica Mondiale herausgegebenen Handbuch (1. Auflage, S. 30) schreibt: „…ein generalstabsmäßig geplantes System sexueller Versklavung von über 200.000 asiatischen Frauen, das tatsächlich bislang einmalig ist. In der euphemistischen Bezeichnung der Zwangsbordelle als ‚Comfort Stations‘, ‚Troststationen‘ und in der Benennung der sexuell versklavten Frauen als ‚Trostfrauen‘ kommt der Zynismus dieses Systems zum Ausdruck.“


Vergewaltigung – militärisch organisiert. | Quelle: Asianet.it
 
Kein Verbrechen wird von Japan so hartnäckig geleugnet, wie dieses. Bis zu diesem Jahr gab es bislang immer nur eine schmallippige Entschuldigung, jedoch keine Entschädigung für die Frauen. Dass einige von Ihnen, wie viele der Zwangsprostituierten aus dem ehemaligen Ostblock, mit einer Arbeitsmöglichkeit angelockt wurden, nimmt die japanische Regierung bis heute zum Anlass, zu leugnen, dass es diese Gewalt gegen Frauen jemals gegeben habe (32) (33). Die Frauen hätten sich freiwillig als Prostituierte verpflichtet und seien für ihre „Arbeit“ angemessen bezahlt worden.
 
Im Jahr 2000 hielt ein asiatisches Frauennetzwerk ein symbolisches Tribunal (34) (35) in Tokio ab, an dem auch eine Beobachterin von Medica Mondiale teilnahm. Gabriela Mischkowski schrieb dazu: „Im Dezember 2000 wurde daher von einem asiatischen Frauennetzwerk ein symbolischer Prozess gegen die Hauptverantwortlichen dieser Versklavung, einschließlich Kaiser Hirohito (36) durchgeführt. Auch wenn es nur symbolisch und posthum war, so wurde dieser Prozess doch von international anerkannten Juristinnen durchgeführt und beruhte auf denselben völkerrechtlichen Grundlagen wie das Militärtribunal von Tokio. Der symbolische Prozess bewies, daß die Verurteilung dieser Verbrechen auch auf der damaligen internationalen Rechtsgrundlage hätte stattfinden können mit einer entsprechenden Rehabilitations- und Entschädigungsverpflichtung des japanischen Nachfolgestaates.“
 
Warum wurde auch dieses Verbrechen unter den Teppich gekehrt? Dazu schrieb die Japanologin Daniela Rechenberger (37): „Nach Kriegsende wurden die an ihnen verübten Verbrechen, obwohl bekannt (viele ehemalige Soldaten veröffentlichen Kriegstagebücher und Memoiren), nicht juristisch verfolgt. Auch die US-amerikanische Regierung half bei der Vertuschung, um im einsetzenden Kalten Krieg die neuen Verbündeten Korea und Japan nicht gegeneinander aufzubringen. Außerdem machten US-amerikanische Militärangehörige von der ihnen (von japanischen Behörden) zur Verfügung gestellten organisierten Prostitution regen Gebrauch. Deshalb gab es während der Kriegsverbrecherprozesse in Tokio keine Anklageerhebungen wegen der ‚Comfort Women‘“.
 
Somit wurde auch ihre Sache, wie die der Opfer der Morddivision 731, zum Wohl des Zusammenhalts im Kalten Krieg unter den Teppich gekehrt. Heute wird die Existenz des Leidens der Frauen schlicht geleugnet und der Versuch, den Frauen zu ihrem Recht zu verhelfen, als „Trostfrauen-Zirkus (38)“ verspottet und der Initiator einer entsprechenden Kongressresolution, der japanisch stämmige Republikaner Mike Honda ad Personam, angegriffen. Die Versuche, das Leid der Frauen anzuerkennen, wurden teilweise wieder zurückgedreht (39).
 
Dieses beeindruckende Video aus Korea – aus Korea kamen 80% der Opfer - fasst das Leid der Frauen nochmals zusammen:




Quelle: Youtube
 
Das Nanking-Massaker
 
Das Nanking-Massaker (40) war das dritte emblematische Kriegsverbrechen der Japaner. Es wurde hier in Deutschland erst richtig bekannt durch den Film John Rabe (41) mit dem grandiosen Ulrich Tukur in der Titelrolle:Im Verlauf des sogenannten „zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges (42)“ (der erste war 1895 geführt worden) nahmen die Japaner nach langen, erbitterten Gefechten die Stadt Nanking ein, damals die Hauptstadt Chinas. Man kann das Grauen kurz machen: 300.000 Menschen (die von den meisten anerkannte Zahl) wurden ermordet, 20.000 Frauen vergewaltigt. Obwohl das Massaker nach dem Krieg von den Japanern anerkannt und eine Entschuldigung ausgesprochen wurde, bleibt es bis heute kontrovers und bietet den Hauptansatzpunkt für revisionistische Debatten.

Auch die japanischen Schulbücher wurden entsprechend „überarbeitet (43)“ – wobei die Vorgeschichte des Chefzensors als Offizier bei „731“ sicherlich hilfreich war. Dies kann man in einer Ausführlichen Dokumentation nachlesen (44). Fairerweise ist dazu anzumerken, dass offensichtlich schon 1937, auf der Höhe des Geschehens, die grauenhaften Berichte darüber noch „aufgepeppt“ wurden, um die antijapanische Stimmung zu verstärken (45) Auch die von Feministinnen gern zitierte chinesisch-amerikanische Autorin Iris Chang (46), die als Erste das Massaker wieder ins amerikanische Bewusstsein holte, ist nicht unumstritten.
 
Die Bewertung
 
Es gibt noch mehr Kriegsgräuel, deren sich Japan schuldig gemacht hat und die langsam aus dem Bewusstsein der Japaner verschwinden, wie zum Beispiel der Todesmarsch von Bataan (47), der Bau der Thailand/Burma-Eisenbahn (48) - verewigt in dem Film „die Brücke am Kwai“ - , Sklaverei (49) und – deswegen wurde der zuständige General gehängt – Kannibalismus. Da es diesen Tatbestand juristisch nicht gab, wurde er wegen Mordes und „Verhinderung eines ehrenvollen Begräbnisses“ bestraft (50). Die Japaner „fraßen“ ihre alliierten Gefangenen als Mittel, diese zu terrorisieren. Doch sicher waren die Amerikaner entschlossen, die Bomben unabhängig vom Kriegsverlauf abzuwerfen, denn die gesamte Entwicklung hatte bis dahin schon zwei Milliarden US-Dollar gekostet. Und sicher ignorierte man das japanische Kapitulationssignal, so dass von einer Beendigung des Krieges im Pazifik durch die Bombe nicht gesprochen werden kann. Wie die Vernichtung Dresdens ist aus meiner Sicht der Atombombenabwurf ein Kriegsverbrechen, die „unterschiedslose Tötung“ von Zivilisten nämlich. Aber ohne gleich antideutsch zu werden: der Krieg war in Dresden und Hiroshima/Nagasaki an seinen Ausgangspunkt zurückgekehrt.
 
Was haben die japanischen Rechten vom Besuch?
 
Doch was haben die japanischen Rechten davon? Der ehemalige Ministerpräsident Koizumi hatte seinerzeit mit dem Besuch der Gedenkstätte begonnen. Doch das neue japanische Kabinett unter Ministerpräsident Naoto Kan, dass die fast 50 Jahre regierende LDP abgelöst hat, erkläre nun überraschend geschlossen, den Schrein nicht besuchen zu wollen (52). Das russische Fernsehen berichtete darüber, dass Kann den Jahrestag zum Anlass genommen habe, zu erklären, dass von Japan niemals mehr ein solcher Krieg ausgehen werde, und dass er sich für die japanischen Kriegsverbrechen und die Kolonisierung zumindest bei den beiden Koreas (53) entschuldigt habe.
 
Für die von weit rechts bis in die politische Mitte reichende Leugner- und Relativierergemeinde natürlich ein schwerer Schlag. Doch sehr viel wesentlicher dürfte die Erklärung des „Ex-Linken“ (so der österreichische „Standard“) sein, dass er Atomwaffen aus dem Land verbannen (54) und somit den atomaren Schutzschirm der USA verlassen wolle. Dazu hatte der Bürgermeister von Nagasaki auf der dortigen Gedenkfeier nochmals nachdrücklich aufgefordert (55). Dass die Rechten dagegen anstänkern (56), ist nachvollziehbar, aber ich denke und das ist das Wesentliche, auch die USA dürften über solche Überlegungen nicht erfreut sein. 



Vordergrund und Hintergrund | Quelle: Taipeitimes/screenshot Euronews
 
Und was wollte Euro-Rechts dort?
 
Zunächst einmal denke ich, dass man vom phantasierten Kriegerischen und Heldenhaften begeistert ist, was in den Statements von LePen und Adam Walker zum Ausdruck kam. Bereits vor Reiseantritt (57) ließ sich LePen, der ja schon die Konzentrationslager als „Detail der Geschichte“ bezeichnet hat, vernehmen, man zolle lediglich dem Heldentum der japanischen Soldaten Respekt, auch wenn diese seinerzeit im gegnerischen Lager gestanden hätten. Kriegsverbrecher habe es nicht nur im Lager der Besiegten, sondern auch im Lager der Sieger gegeben. (58) Alles was Recht ist: davon hat er Ahnung: Im wird vorgeworfen, selbst im Algerienkrieg gefoltert zu haben (59).
 
Der belgische Europa-Abgeordnete Philip Claeys (60), dessen Reise der Vlaams Belang vergeblich versuchte, vor der belgischen Öffentlichkeit zu verstecken (61), nennt im soeben verlinkten Artikel folgende Gesprächsthemen: „Die Konferenz hat ihren Schwerpunkt in der aktuellen Politik des 21sten Jahrhundert. Wir werden jetzt konfrontiert mit dem islamischen Terrorismus, dem freien Welthandel und der Globalisierung. Ich habe kein Interesse, auf eine Konferenz zu gehen, die darauf fokussiert, wer im Zweiten Weltkrieg wem was angetan hat, oder welche Seite an Kriegsverbrechen schuldig wurde.“ Halten wir fest: die wichtigen Themen sind für die Rechte der islamische Terrorismus, der freie Welthandel und die Globalisierung. Auch wenn der Vlaams Belang – und nicht nur er – ein dezidiert neoliberales Wirtschaftsprogramm hat, sind genau diese drei Punkte für Teile der Linken gelegentlich anschlussfähig, und so mancher hat sich hier ja schon angeschlossen.
 
Interessant ist weiter, dass die Mehrzahl der Abgeordneten Europarlamentarier sind, die mit dem Geld nicht nur des britischen Steuerzahlers (62) reisen. Sämtliche der in Japan anwesenden Herr- und Damenschaften äußern sich zu Hause extrem europakritisch, wissen aber die Vorteile ihres EU-Parlamentarierstatus nicht nur in diesem Fall sehr wohl für sich zu nutzen. Diese Reise soll nämlich das Europaparlament bezahlt haben (63). Und weiter ist interessant, dass man auf allen Bild- und Videoberichten (64) (65) in den europäischen Medien von den Teilnehmer nicht sehr viel erkennt. Man munkelt Absicht. In den Vordergrund gehängt werden nämlich fast nur die, die Gollnisch von vornherein benannt hat – mit zwei Ausnahmen allerdings: auf dem Foto der Taipei-Times sieht man Krisztina Morvai, Strafrechtsprofessorin und EU-Spitzenfrau der ungarischen Jobbik. Einer Partei, die für Juden (66)und Roma (67) mittlerweile mordsgefährlich ist.

Auch Europarlamentarierin Morvai, als Spitzenkandidatin für die rechtsextreme Jobbik (68)gewählt, ist extrem „europakritisch“ (69). Sie verpackt ihre Thesen so, dass sie auf den ersten Blick auch für Linke anschlussfähig sind. So zum Beispiel die Positionierung „gegen ausländisches Kapital“. Was die Jobbik allerdings für ein antisemitisches Bild hat, kann man in diemse Wikipedia-Artikel (70) über sie nachlesen. Wie primitiv sie sich äußert, hat Haaretz beschrieben (71): sie empfahl den ungarischen Juden, „mit ihren kleinen beschnittenen Schwänzen zu spielen“. Dass sie im Vordergrund mit posieren durfte, weist schon auf das nächste Event hin: das Neue Deutschland (72) hatte – als nach meiner Kenntnis einziges Medium – berichtet, wie Jobbik Ende Oktober in Budapest das nächste Event ausrichten will.
 
Für die FPÖ wurde auch ein mitreisender Hinterbänkler in den Vordergrund geschoben. Man liest nirgendwo etwas von Andreas Mölzer, den ich auf dem linken Bild zu erkennen glaube (roter Kreis). Warum er und der Belgier Philipp Claeys sich so verstecken, ist nicht ganz erklärbearf. Allerdings verstärkt das den Eindruck, dass die Rechten mit Hochdruck an ihren Zusammenschluss-Visionen arbeiten. Wir sollten das ernst nehmen. Sie tun es auf jeden Fall. (HDH)
 
_________________________________
(1)http://de.wikipedia.org/wiki/Der_letzte_Kaiser
(2) http://www.filmszene.de/gold/kaiser.html
(3)http://en.wikipedia.org/wiki/War_crimes_in_Manchukuo
(4)http://en.wikipedia.org/wiki/Kwangtung_Army
(5)http://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-Japanischer_Krieg
(6)http://de.wikipedia.org/wiki/Genfer_Protokoll
(7)http://en.wikipedia.org/wiki/Imperial_Way_Faction
(8)http://de.wikipedia.org/wiki/K?d?ha
(9)http://en.wikipedia.org/wiki/February_26_Incident
(10)http://www.amazon.de/Merry-Christmas-Lawrence-David-Bowie/dp/B00004RYWQ
(11)http://www.laut.de/Ryuichi-Sakamoto
(12)http://www.nzz.ch/2006/01/14/li/articleD3HR3.html
(13)http://de.wikipedia.org/wiki/Einheit_731
(14)http://www.unit-731.com/
(15)http://www.theage.com.au/articles/2002/08/28/1030508070534.html
(16)http://www.aiipowmia.com/731/07unit731sun.html
(17)http://en.wikipedia.org/wiki/Khabarovsk_War_Crime_Trials
(18)http://www.aiipowmia.com/731/vivisection.html
(19)http://www.deepblacklies.co.uk/unit731_pt1_pr.htm
(20)http://de.wikipedia.org/wiki/Shinozuka_Yoshio
(21)http://www.taz.de/1/archiv/archiv/?dig=2002/08/26/a0139
(22)http://de.wikipedia.org/wiki/Trostfrauen
(23)http://1.redcross.org.au/?fuseaction=NEWSROOM.archive&sub=17
(24)http://foreignaffairs.house.gov/110/ohe021507.htm
(25)http://www.youtube.com/watch?v=_lyQ2Sn4BhM&feature=related
(26)http://www.ac-grenoble.fr/webcurie/pedagogie/histgeo/IMG/Les_femmes_dans_la_Premiere_Guerre_mondiale.pdf
(27)http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/xxs_0294-1759_1995_num_45_1_3380
(28)http://en.wikipedia.org/wiki/German_military_brothels_in_World_War_II
(29)http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrmachtsbordell
(30)http://de.wikipedia.org/wiki/Lagerbordell
(31)http://www.afriquespoir.com/ae45/index_fichiers/terreur.htm
(32)http://politik-gesellschaft-asien.suite101.de/article.cfm/tabuthema_trostfrauen
(33)http://politik-gesellschaft-asien.suite101.de/article.cfm/erzwungene_prostitution
(34)http://www1.jca.apc.org/vaww-net-japan/english/womenstribunal2000/whatstribunal.html
(35) http://en.wikipedia.org/wiki/Women’s_International_War_Crimes_Tribunal_on_Japan’s_Military_Sexual_Slavery
(36)http://www1.korea-np.co.jp/pk/153th_issue/2000122102.htm
(37)http://www.chinafokus.de/wissenschaft/bruehlertagung/3/rechenberger/1.php
(38)http://www.sdh-fact.com/CL02_1/31_S4.pdf
(39)http://www.japan-access.de/japanische-kultur/artikel/trostfrauen-im-weltkrieg2.htm#weiterlesen
(40)http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Nanking
(41)http://de.wikipedia.org/wiki/John_Rabe_(Film)
(42)http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Japanisch-Chinesischer_Krieg
(43)http://www.amnistia.net/news/articles/negdoss/japnega/japnega.htm
(44)http://www.nankingatrocities.net/
(45)http://en.wikipedia.org/wiki/Nanking_Massacre_controversy#Atrocities_of_Japanese_soldiers
(46)http://irischang.net/press_article.cfm?n=14
(47)http://en.wikipedia.org/wiki/Bataan_Death_March
(48)http://de.wikipedia.org/wiki/Death_Railway
(49)http://en.wikipedia.org/wiki/Slavery_in_Japan
(50)http://en.wikipedia.org/wiki/Yoshio_Tachibana
(51)http://de.wikipedia.org/wiki/Atombombenabwürfe_auf_Hiroshima_und_Nagasaki
(52)http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2010/08/15/2003480445
(53)http://derstandard.at/1280984360135/Tokio-bittet-einstige-Kolonien-um-Verzeihung
(54)http://derstandard.at/1280984341478/Premier-will-Atomwaffen-aus-dem-Land-verbannen
(55)http://derstandard.at/1280984094103/Brisanter-Hiroshima-Appell-an-Tokio-und-Washington
(56)http://derstandard.at/1281829212613/Japans-Entschuldigung-Hakenkreuz-und-Sonnenbanner
(57)http://www.lefigaro.fr/flash-actu/2010/08/09/97001-20100809FILWWW00460-bons-criminels-de-guerre-gollnisch-ironise.php
(58)http://www.letelegramme.com/ig/generales/france-monde/france/extreme-droite-en-visite-au-japon-le-pen-rend-hommage-a-des-criminels-de-guerre-14-08-2010-1019753.php?utm_source=rss_telegramme&utm_medium=rss&utm_campaign=rss&xtor=RSS-29
(59)http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,199182,00.html
(60)http://www.guardian.co.uk/politics/2010/aug/11/bnp-far-right-conference-japan
(61)http://aff.skynetblogs.be/archive/2010/08/15/vb-naar-japan-4-philip-claeys-wel-op-omstreden-begraafplaats.html
(62)http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/asia/japan/7936869/British-taxpayers-fund-trip-to-far-Right-conference.html
(63)http://aff.skynetblogs.be/archive/2010/08/02/vlaamse-regering-naar-china-vb-naar-japan.html
(64)http://de.euronews.net/2010/08/13/konferenz-rechtsextremer-organisationen-endet-in-japan/
(65)http://www.france24.com/fr/20100813-extreme-droite-europeenne-japonaise-japon-tokyo-le-pen-front-national-issuikai-adam-walker-bnp
(66)http://www.haaretz.com/jewish-world/news/proud-hungarians-must-prepare-for-war-against-the-jews-1.277076
(67)http://news.scotsman.com/world/AntiRoma-rhetoric-pays-off-for.6218090.jp
(68)http://www.tagesschau.de/ausland/ungarnjobbik100.html
(69)http://www.welt.de/politik/ausland/article7153203/Ungarn-muss-notfalls-aus-der-EU-austreten.html
(70)http://de.wikipedia.org/wiki/Krisztina_Morvai
(71)http://www.haaretz.com/news/hungarian-jews-should-stick-to-playing-with-their-circumcised-tails-1.277483
(72)http://www.neues-deutschland.de/artikel/177506.nationalisten-wollen-weltweites-netzwerk.html
 
 
 
 
 


Online-Flyer Nr. 263  vom 18.08.2010



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