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Kultur und Wissen
Biologistische Science-fiction-Religion.
Das "Manifest des Evolutionären Humanismus" und die Konfessionslosen
Von Elmar Klevers
Grund genug, das "Manifest des Evolutionären Humanismus" zu sichten, das selbige Stiftung zur Grundlage "konfessionsfreier Leitkultur" erhebt. Die Konfessionslosen gehe schon an, wer in ihrem Namen spreche, meint unser Autor Elmar Klevers. Er saß 15 Jahre dem Freidenkerverband NRW vor und begleitet die konfessionslose Szene weiterhin mit kritischen Anmerkungen - so auch das "Manifest" der Giordano-Bruno-Stiftung. Wendet sich doch dessen Verfasser selbst dagegen, "daß sich bestimmte Personengruppen durch das Aufstellen `heiliger´ Spielregeln jeglichem kritischen Zugriff entziehen..." - Die Redaktion
Transhumanismus als Wissenschafts-Glauben
Der Begriff "Evolutionärer Humanismus", der das "Manifest" der Giordano Bruno Stiftung betitelt, stammt von Sir Julian Huxley (1887-1975); er soll die Vorstufe des "Transhumanismus" sein. Als Biologe und Direktor der UNESCO erwarb sich Huxley Verdienste um die Bekämpfung des "wissenschaftlichen" Rassismus. Doch befürwortete auch er eine biologische "Verbesserung des Menschen" durch eugenische "Auslese". Am Ende seines Lebens bekannte er:
"Ich glaube an den Transhumanismus! Sobald es genug Menschen gibt, die das wahrhaftig sagen können, wird die menschliche Art an der Schwelle einer neuen Art von Existenz stehen, die so verschieden von unserer wie die unsere von der des Pekingmenschen ist."
Statt an ein "höheres Wesen" zu glauben, solle sich der Mensch selbst zu quasi göttlicher Höhe entwickeln. In seinem Werk "Evolution: The Modern Synthesis" verkündete Huxley:
"Als Ergebnis einer tausend Millionen Jahre alten Evolution wird das Universum sich seiner selbst bewusst... Dieses kosmische Selbstbewusstsein wird in einem winzigen Bruchteil des Universums verwirklicht, in ein paar von uns Menschen. Es ist, als ob der Mensch plötzlich zum Geschäftsführer des größten aller Betriebe, dem Betrieb der Evolution, ernannt worden wäre. Dies ist sein unentrinnbares Schicksal."
Durch eine "berufene" Elite von Menschen werde das Universum selber zum lebendigen, intelligenten Organismus. Schließlich solle der Mensch seine Endlichkeit überschreiten und durch "Uploading", "Kryonik" oder "Künstliche Intelligenz" (Kl) seine Körperlichkeit überwinden, um Teil einer superintelligenten All-Maschine zu werden. Ein hochreligiöses (und hochelitäres) Konzept, auch ohne "Gott".
Die Erfindung der "Dritten Konfession"
Doch was bedeuten Huxleys phantastische Visionen für die Konfessionslosen hierzulande? Zunächst sollte man sie kennen, um den ideellen Hintergrund des "Evolutionären Humanismus" einzuschätzen, den das "Manifest" der "Giordano Bruno Stiftung" als "Leitkultur" jenseits des Christentums proklamiert. Wobei das "Manifest" ausdrücklich Sir Julian als Begründer und Namensgeber dieses Ideensystems anruft.
Dieses "Manifest" hat aber auch einen ganz handfesten Hintergrund: Ein Drittel der Deutschen sind konfessionslos. Einige Verbandsvertreter erstreben die staatliche Anerkennung der "Konfessionslosen" als "Dritte Konfession"; die Gründung eines "Zentralrats der Konfessionslosen" wird diskutiert. So könnten sich die mitgliedsarmen Konfessionslosen-Vereine als "Generalvertreter" des konfessionslosen Drittels etablieren. Statt Kirchenprivilegien zu bekämpfen, würden sie dann selber "dazugehören". Auch die Kritik an der Kirchensteuer dürfte nach Einführung einer "Kultursteuer" wohl verstummen. Millionen noch kirchensteuerfreie Konfessionslose müßten diese "Kultursteuer" zugunsten "freigeistiger" Vereine oder des "Zentralrats der Konfessionslosen" berappen. Statt Trennung von Staat und Kirche also: Spekulation auf Privilegien und das Geld der Bürger, das via Kultursteuer natürlich der Staat beitreiben soll.
Nur fehlt noch die Struktur, vor allem aber der "Glaube", um einen konfessionsanalogen Anspruch "glaubhaft" zu machen. Das nun soll das "Manifest des Evolutionären Humanismus" leisten. Das Büchlein ähnelt in Stil und Funktion nicht umsonst einer kath. Fibel. So befasst man sich z.B. mit den Zehn Geboten des Christentums und stellt diesen "Zehn Angebote" der Evolutionären Humanisten gegenüber. Auch Propheten kann die neue Säkularreligion aufweisen - von Aristoteles bis Marx und sogar Charlie Chaplin gibt es. -Kaum eine Geistesgröße, auf die sich das "Manifest" nicht bezieht.
Peter Singer: Leitphilosoph des "Evolutionären Humanismus"
Als besondere "Leitfigur" aber stellt man neben Julian Huxley den australischen "Bio-Ethiker" und Euthanasie-Ideologen Peter Singer heraus - und spielt seine heftig umstrittene Wert-Abwägung des Lebens behinderter Menschen herunter. Etwa seine Negation der
"...westlichen Doktrin der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens: einer Doktrin, die selbst das Leben des hoffnungslosesten und unheilbar hirngeschädigten menschlichen Wesens über das Leben eines Schimpansen stellt..."
Während das "Manifest" 60 Jahre nach Hadamar Singers eliminatorische "Ethik" verharmlost, verurteilt es wütend die angebliche "Hetzkampagne" gegen Singer, den Wegweiser des "evolutionären Humanismus".
Doch scheint fraglich, ob die über 20 Millionen Konfessionslosen in Deutschland sich von eugenischen Visionen und krudem Biologismus vertreten fühlen können.
Konfessionsloser Katechismus
Das Manifest des evolutionären (Trans) Humanismus verkündet mit katechetischer Verbindlichkeit Glaubens-Leitlinien für die "Evolutionären Humanisten", so das Axiom des Eigennutzes:
"Evolutionäre Humanisten erkennen nicht nur an, dass Handeln aus Mitleid ein eigennütziges Verhaltensmuster darstellt, sie wissen auch, dass bereits die Fähigkeit, mitleiden zu können, ein Produkt eigennütziger evolutionärer Überlebensstrategien ist.... `Leben´ lässt sich definieren als ein auf dem `Prinzip Eigennutz´ basierender Prozeß der Selbstorganisation."
Trotz aller Berufung auf "die Wissenschaft" zeigt aber gerade dieses Manifest, daß "Konfessionslosigkeit" nicht glatt mit "Atheismus" identisch ist. Das Werk nämlich findet ein pantheistisches Gottesprinzip annehmbar, das als metaphysische Summe alles Seins den Kosmos erfülle. Ein solches Gottesbild sei mit "der Faktenlage" und dem "Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse" vereinbar. Nun findet man den Pantheismus, auch als "Holismus" oder "Ganzheitsdenken", seit dem 19. Jahrhundert in Esoterik und rechten Ideologien. Doch mehr noch weckt der durchgängige Biologismus, im Manifest als "Naturalismus" verharmlost, fatale Assoziationen.
Verbesserung des Menschen?
Die Idee vom "besseren Menschen" schwebte nicht nur den Visionären des Kommunismus vor. Die Geschichte der Genetik ist von Züchtungs-Träumen und, mit teils wahnhaften, rassistischen und faschistoiden, Entwürfen einer biologisch "verbesserten Gattung" Mensch durchzogen. Die praktische "Aktualität" dieses Projekts reicht von Auslese orientierter Praenataldiagnostik bis hin zu direktem "Gen-Engeneering". Die eifrigsten Verfechter noch weitergehender Alp-Träume jenseits des realen Menschen aber agieren im globalen Glaubensnetz des "Transhumanismus", auf den sich das "Manifest" so nachdrücklich bezieht. Deren Utopien kreisen im Gefolge Huxleys um Unsterblichkeit und kosmische Superintelligenz, z.B. durch Übertragung von Hirninhalten auf Computerchips (Uploading), Überwindung des Todes durch Einfrieren (Kryonik), Einspeisung des körperlosen "posthumanistischen" Menschen in einen kosmischen Super-Computer, das "Welt-Evolutions-System".
"Transhumanistische" Endzeitvisionen - jenseits des Menschen
Fragt sich nur, wer mal die letzten Menschen "einprogrammiert". Und wer zum Schluß das Licht im Computerraum löscht. Nach Auflösung der Spezies Mensch im Super-Computer aber könnte sich die Natur von ihren Wunden erholen und frei entfalten. Das wär´ doch was!
Für das Welt-Evolutions-System gäbe es danach auf den Supernovae, den einfachen Sternen und den Sternhaufen, den vielleicht noch Milliarden Planeten und besonders in den Schwarzen Löchern sicher noch ordnungspolitische Maßnahmen durchzuführen. Ich aber bliebe doch lieber allein auf dieser Welt zurück, als Letzter, Nicht-Umgewandelter!
Zusammenfassende Kritik
Zurück aus den Hirngespinsten der SF-Religion in die Realität. Unanständig finde ich, dass der Name Giordano Brunos für einen so zweifelhaften Zweck missbraucht wurde, wogegen der vor 406 Jahren Ermordete sich nicht wehren kann. Es wäre ehrlicher gewesen, sich "Bereichsverband Hunsrück der Deutschen Gesellschaft für Transhumanismus e.V." zu nennen! Und in dem Werkeleien die wahren Gründe und Anliegen ganz deutlich zu machen.
Es hat fast den Eindruck, dass Ron L. Hubbard gedanklich Pate gestanden hat mit seinem Wort: "Gründe kein Unternehmen, gründe eine Religion."
Hier zeigt sich wieder, dass "Wissenschaft" - als bürgerliche Ideologie zumal - nicht unbedingt etwas mit Wissen zu tun haben muß, sondern immer wieder mit Überhöhung von Nur-Menschen über andere Menschen zu Über-Menschen.
Eine Anerkennung als "Dritte Konfession" wird all diese pantheistisch-"transhumanistische" Irrationalität ebenso wenig hindern wie der Biologismus, der die Fundamente des Evolutionären Humanismus liefert. Denn in puncto Mystifikation und Unvernunft säße die "Dritte Konfession" mit den beiden anderen in guter Gesellschaft am Subventionstisch.
Manifest des Evolutionären Humanismus
Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur.
Hg. von der Giordano Bruno Stiftung (gbs),
Stiftung zur Förderung des Evolutionären Humanismus
Johann-Steffen-Str. 1, D- 56869 Mastershausen.
Autor: Dr. Michael Schmidt-Salomon
Erschienen: Alibri-Verlag, Aschaffenburg, 2005
181 S., Broschur, Preis: 10 Euro
Online-Flyer Nr. 34 vom 07.03.2006
Biologistische Science-fiction-Religion.
Das "Manifest des Evolutionären Humanismus" und die Konfessionslosen
Von Elmar Klevers
Grund genug, das "Manifest des Evolutionären Humanismus" zu sichten, das selbige Stiftung zur Grundlage "konfessionsfreier Leitkultur" erhebt. Die Konfessionslosen gehe schon an, wer in ihrem Namen spreche, meint unser Autor Elmar Klevers. Er saß 15 Jahre dem Freidenkerverband NRW vor und begleitet die konfessionslose Szene weiterhin mit kritischen Anmerkungen - so auch das "Manifest" der Giordano-Bruno-Stiftung. Wendet sich doch dessen Verfasser selbst dagegen, "daß sich bestimmte Personengruppen durch das Aufstellen `heiliger´ Spielregeln jeglichem kritischen Zugriff entziehen..." - Die Redaktion
Transhumanismus als Wissenschafts-Glauben
Der Begriff "Evolutionärer Humanismus", der das "Manifest" der Giordano Bruno Stiftung betitelt, stammt von Sir Julian Huxley (1887-1975); er soll die Vorstufe des "Transhumanismus" sein. Als Biologe und Direktor der UNESCO erwarb sich Huxley Verdienste um die Bekämpfung des "wissenschaftlichen" Rassismus. Doch befürwortete auch er eine biologische "Verbesserung des Menschen" durch eugenische "Auslese". Am Ende seines Lebens bekannte er:
"Ich glaube an den Transhumanismus! Sobald es genug Menschen gibt, die das wahrhaftig sagen können, wird die menschliche Art an der Schwelle einer neuen Art von Existenz stehen, die so verschieden von unserer wie die unsere von der des Pekingmenschen ist."
Statt an ein "höheres Wesen" zu glauben, solle sich der Mensch selbst zu quasi göttlicher Höhe entwickeln. In seinem Werk "Evolution: The Modern Synthesis" verkündete Huxley:
"Als Ergebnis einer tausend Millionen Jahre alten Evolution wird das Universum sich seiner selbst bewusst... Dieses kosmische Selbstbewusstsein wird in einem winzigen Bruchteil des Universums verwirklicht, in ein paar von uns Menschen. Es ist, als ob der Mensch plötzlich zum Geschäftsführer des größten aller Betriebe, dem Betrieb der Evolution, ernannt worden wäre. Dies ist sein unentrinnbares Schicksal."
Durch eine "berufene" Elite von Menschen werde das Universum selber zum lebendigen, intelligenten Organismus. Schließlich solle der Mensch seine Endlichkeit überschreiten und durch "Uploading", "Kryonik" oder "Künstliche Intelligenz" (Kl) seine Körperlichkeit überwinden, um Teil einer superintelligenten All-Maschine zu werden. Ein hochreligiöses (und hochelitäres) Konzept, auch ohne "Gott".
Die Erfindung der "Dritten Konfession"
Doch was bedeuten Huxleys phantastische Visionen für die Konfessionslosen hierzulande? Zunächst sollte man sie kennen, um den ideellen Hintergrund des "Evolutionären Humanismus" einzuschätzen, den das "Manifest" der "Giordano Bruno Stiftung" als "Leitkultur" jenseits des Christentums proklamiert. Wobei das "Manifest" ausdrücklich Sir Julian als Begründer und Namensgeber dieses Ideensystems anruft.
Dieses "Manifest" hat aber auch einen ganz handfesten Hintergrund: Ein Drittel der Deutschen sind konfessionslos. Einige Verbandsvertreter erstreben die staatliche Anerkennung der "Konfessionslosen" als "Dritte Konfession"; die Gründung eines "Zentralrats der Konfessionslosen" wird diskutiert. So könnten sich die mitgliedsarmen Konfessionslosen-Vereine als "Generalvertreter" des konfessionslosen Drittels etablieren. Statt Kirchenprivilegien zu bekämpfen, würden sie dann selber "dazugehören". Auch die Kritik an der Kirchensteuer dürfte nach Einführung einer "Kultursteuer" wohl verstummen. Millionen noch kirchensteuerfreie Konfessionslose müßten diese "Kultursteuer" zugunsten "freigeistiger" Vereine oder des "Zentralrats der Konfessionslosen" berappen. Statt Trennung von Staat und Kirche also: Spekulation auf Privilegien und das Geld der Bürger, das via Kultursteuer natürlich der Staat beitreiben soll.
Nur fehlt noch die Struktur, vor allem aber der "Glaube", um einen konfessionsanalogen Anspruch "glaubhaft" zu machen. Das nun soll das "Manifest des Evolutionären Humanismus" leisten. Das Büchlein ähnelt in Stil und Funktion nicht umsonst einer kath. Fibel. So befasst man sich z.B. mit den Zehn Geboten des Christentums und stellt diesen "Zehn Angebote" der Evolutionären Humanisten gegenüber. Auch Propheten kann die neue Säkularreligion aufweisen - von Aristoteles bis Marx und sogar Charlie Chaplin gibt es. -Kaum eine Geistesgröße, auf die sich das "Manifest" nicht bezieht.
Peter Singer: Leitphilosoph des "Evolutionären Humanismus"
Als besondere "Leitfigur" aber stellt man neben Julian Huxley den australischen "Bio-Ethiker" und Euthanasie-Ideologen Peter Singer heraus - und spielt seine heftig umstrittene Wert-Abwägung des Lebens behinderter Menschen herunter. Etwa seine Negation der
"...westlichen Doktrin der Unantastbarkeit des menschlichen Lebens: einer Doktrin, die selbst das Leben des hoffnungslosesten und unheilbar hirngeschädigten menschlichen Wesens über das Leben eines Schimpansen stellt..."
Während das "Manifest" 60 Jahre nach Hadamar Singers eliminatorische "Ethik" verharmlost, verurteilt es wütend die angebliche "Hetzkampagne" gegen Singer, den Wegweiser des "evolutionären Humanismus".
Doch scheint fraglich, ob die über 20 Millionen Konfessionslosen in Deutschland sich von eugenischen Visionen und krudem Biologismus vertreten fühlen können.
Konfessionsloser Katechismus
Das Manifest des evolutionären (Trans) Humanismus verkündet mit katechetischer Verbindlichkeit Glaubens-Leitlinien für die "Evolutionären Humanisten", so das Axiom des Eigennutzes:
"Evolutionäre Humanisten erkennen nicht nur an, dass Handeln aus Mitleid ein eigennütziges Verhaltensmuster darstellt, sie wissen auch, dass bereits die Fähigkeit, mitleiden zu können, ein Produkt eigennütziger evolutionärer Überlebensstrategien ist.... `Leben´ lässt sich definieren als ein auf dem `Prinzip Eigennutz´ basierender Prozeß der Selbstorganisation."
Trotz aller Berufung auf "die Wissenschaft" zeigt aber gerade dieses Manifest, daß "Konfessionslosigkeit" nicht glatt mit "Atheismus" identisch ist. Das Werk nämlich findet ein pantheistisches Gottesprinzip annehmbar, das als metaphysische Summe alles Seins den Kosmos erfülle. Ein solches Gottesbild sei mit "der Faktenlage" und dem "Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse" vereinbar. Nun findet man den Pantheismus, auch als "Holismus" oder "Ganzheitsdenken", seit dem 19. Jahrhundert in Esoterik und rechten Ideologien. Doch mehr noch weckt der durchgängige Biologismus, im Manifest als "Naturalismus" verharmlost, fatale Assoziationen.
Verbesserung des Menschen?
Die Idee vom "besseren Menschen" schwebte nicht nur den Visionären des Kommunismus vor. Die Geschichte der Genetik ist von Züchtungs-Träumen und, mit teils wahnhaften, rassistischen und faschistoiden, Entwürfen einer biologisch "verbesserten Gattung" Mensch durchzogen. Die praktische "Aktualität" dieses Projekts reicht von Auslese orientierter Praenataldiagnostik bis hin zu direktem "Gen-Engeneering". Die eifrigsten Verfechter noch weitergehender Alp-Träume jenseits des realen Menschen aber agieren im globalen Glaubensnetz des "Transhumanismus", auf den sich das "Manifest" so nachdrücklich bezieht. Deren Utopien kreisen im Gefolge Huxleys um Unsterblichkeit und kosmische Superintelligenz, z.B. durch Übertragung von Hirninhalten auf Computerchips (Uploading), Überwindung des Todes durch Einfrieren (Kryonik), Einspeisung des körperlosen "posthumanistischen" Menschen in einen kosmischen Super-Computer, das "Welt-Evolutions-System".
"Transhumanistische" Endzeitvisionen - jenseits des Menschen
Fragt sich nur, wer mal die letzten Menschen "einprogrammiert". Und wer zum Schluß das Licht im Computerraum löscht. Nach Auflösung der Spezies Mensch im Super-Computer aber könnte sich die Natur von ihren Wunden erholen und frei entfalten. Das wär´ doch was!
Für das Welt-Evolutions-System gäbe es danach auf den Supernovae, den einfachen Sternen und den Sternhaufen, den vielleicht noch Milliarden Planeten und besonders in den Schwarzen Löchern sicher noch ordnungspolitische Maßnahmen durchzuführen. Ich aber bliebe doch lieber allein auf dieser Welt zurück, als Letzter, Nicht-Umgewandelter!
Zusammenfassende Kritik
Zurück aus den Hirngespinsten der SF-Religion in die Realität. Unanständig finde ich, dass der Name Giordano Brunos für einen so zweifelhaften Zweck missbraucht wurde, wogegen der vor 406 Jahren Ermordete sich nicht wehren kann. Es wäre ehrlicher gewesen, sich "Bereichsverband Hunsrück der Deutschen Gesellschaft für Transhumanismus e.V." zu nennen! Und in dem Werkeleien die wahren Gründe und Anliegen ganz deutlich zu machen.
Es hat fast den Eindruck, dass Ron L. Hubbard gedanklich Pate gestanden hat mit seinem Wort: "Gründe kein Unternehmen, gründe eine Religion."
Hier zeigt sich wieder, dass "Wissenschaft" - als bürgerliche Ideologie zumal - nicht unbedingt etwas mit Wissen zu tun haben muß, sondern immer wieder mit Überhöhung von Nur-Menschen über andere Menschen zu Über-Menschen.
Eine Anerkennung als "Dritte Konfession" wird all diese pantheistisch-"transhumanistische" Irrationalität ebenso wenig hindern wie der Biologismus, der die Fundamente des Evolutionären Humanismus liefert. Denn in puncto Mystifikation und Unvernunft säße die "Dritte Konfession" mit den beiden anderen in guter Gesellschaft am Subventionstisch.
Manifest des Evolutionären Humanismus
Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur.
Hg. von der Giordano Bruno Stiftung (gbs),
Stiftung zur Förderung des Evolutionären Humanismus
Johann-Steffen-Str. 1, D- 56869 Mastershausen.
Autor: Dr. Michael Schmidt-Salomon
Erschienen: Alibri-Verlag, Aschaffenburg, 2005
181 S., Broschur, Preis: 10 Euro
Online-Flyer Nr. 34 vom 07.03.2006