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Lokales
Nationalparkidee Siebengebirge droht zum Schweizer Käse zu verkommen
BUND sieht viele Widersprüche
Von Peter Kleinert
„Die berechtigten Interessen der Bevölkerung, grundlegende, landschaftsbezogene Naherholungsansprüche weiterhin im Siebengebirge erfüllen zu können, erscheinen dabei nicht als Kernkonflikt. Sie lassen sich in das Schutzkonzept integrieren, während aufgesetzte touristische Event-Nutzungen außen vor bleiben müssen“, so Achim Baumgartner vom BUND in St.Augustin. Kritik übt der BUND an fünf Punkten, die ihm besonders widersprüchlich erscheinen:
Gewerbegebiet
Der Nationalparkgedanke stelle für die Stadt Bad Honnef eine einzigartige, auch wirtschaftliche Chance dar. Trotzdem halte die Stadt an ihren alten Plänen zum Gewerbegebiet „Am Dachsberg“ fest. Dabei würde der Ausbau des Gebietes unweigerlich dazu führen, den Nationalpark aus dem landesweiten Biotopverbund gemäß des Landesamtes für Naturschutz (LANUV) weiter auszugrenzen. „Einen Nationalpark, der das Land jährlich drei Millionen Euro kosten wird, nicht bestmöglich in das Biotopverbundnetz zu integrieren, erscheint abwegig!“, so Achim Baumgartner, Sprecher der Kreisgruppe. Gerade deshalb, weil die vergleichsweise geringe Größe des Nationalparks oft kritisiert werde, seien Zukunftsoptionen, benachbarte Waldflächen mit dem Siebengebirge zu verbinden, zu sichern.
Hier auf dem Dachsberg soll ein Gewerbegebiet entstehen
Foto: Achim Baumgartner
Eigentümerinteressen
Den Verschönerungsverein Siebengebirge (VVS) in die Trägerschaft des Nationalparks einbinden zu wollen, sei auf Grund der Geschichte des Siebengebirges und der Rolle des VVS sinnvoll. Schwierig erscheine es dagegen, auch die übrigen Waldeigentümer und die Kommunen zu Trägern des Nationalparks zu machen. Er würde nämlich dann im Wesentlichen von den Kommunen und Eigentümern gesteuert werden. Dies berge „die große Gefahr, dass kommunale und Eigentümerinteressen ein zu starkes Gewicht erlangen und die Entwicklung der Natur im Nationalpark auf der Strecke bliebe. Dies könnte etwa passieren, wenn Entscheidungen über die Maßnahmenpläne oder Ausnahmen und Befreiungen anstehen. Eine im Zuge der Nationalparkausweisung eingeführte unpassende Trägerschaft könnte insofern den regulären Naturschutzvollzug sogar negativ treffen“.
Ökokontoregelung
„Geradezu widersinnig“ erscheinen dem BUND Wünsche der Kommunen, die im Zuge der Naturwaldentwicklung eines Nationalparks entstehenden ökologischen Vorteile im Zuge einer Ökokontoregelung für die sogenannte Eingriffsregelung abziehen zu wollen. Damit wäre der ökologische Gewinn kommunal beigesteuerter Flächen in Wahrheit ein Nullsummenspiel, da er durch zukünftige Eingriffe, etwa im Straßenbau, anderenorts wieder aufgewogen werden dürfte. Für ein solches Ansinnen, Landesmittel des Naturschutzes, die im Zuge des Nationalparks ausgegeben werden, zur kommunalen Wirtschaftsförderung zu missbrauchen, hat der BUND keinerlei Verständnis.
Vogel aus dem Weißstorchprojekt des BUND RSK
Foto: Jenafoto – pixelquelle.de
Laufende Baugenehmigungen
„Die Nagelprobe, wie ernst die Nationalparkidee von den Initiatoren genommen wird, haben der Rhein-Sieg-Kreis (RSK), Bad Honnef und Königswinter schon heute verloren“, meint der BUND RSK. In zahlreichen Einzelverfahren fielen zurzeit kommunale Entscheidungen, die einen Nationalpark in spe belasten würden. Als Beispiele hierfür nennt er den Bau eines zweigeschossigen Wohngebäudes an der Servatiuskapelle, den Einbau eines 1,5 km langen Stromkabels in einer geplanten Kernzone des Nationalparks anstelle der Erneuerung eines Stromgenerators, die Beseitigung gesetzlich geschützter Waldbiotope zur Errichtung des Dachsberg-Gewerbegebietes (s.o.) trotz sich anbietender alternativer Gewerbeflächen und den Austausch des Lemmerzfreibades in Königwinter durch ein Wellness-Zentrum mit Hallenbad. Hier zeigten sich gefährliche Defizite im Gesamtverständnis. Baumgartner: „Offenbar hat der RSK den Kern der Nationalparkidee nicht verinnerlicht und unterstützt den weiteren Ausbau von Gebäuden und Infrastruktur selbst im FFH- und Naturschutzgebiet Siebengebirge.“
Kreuzkröte in der Hangelarer Heide
Foto: Achim Baumgartner
Südtangente
„Ein Nationalpark ist ein Nationalpark ist ein Nationalpark. Die Nationalparkidee für zusätzliche Straßenbauvorhaben in Anspruch zu nehmen, ist deshalb abwegig, der Wille jedoch, das Siebengebirge von Verkehr zu entlasten, richtig“ erklärt der BUND-Sprecher. Ziel sollte es daher sein, den Rückbau störender Straßen im Naturschutzgebiet zu betreiben und den regionalen Verkehr via Bonn über die Autobahnen, deren Ausbau im großen Stil ja ohnehin anläuft, umzuleiten. Dazu aber müssten die Kommunen bereit sein, ihren Bürgern den dabei entstehenden Umweg zumuten zu wollen, wovor sich die Kommunen ganz offensichtlich scheuen. Die Nationalparkdiskussion könne durchaus dabei helfen, alternative Entlastungskonzepte unter Rücksichtnahme auch des ÖPNV zu entwickeln, bei denen die Südtangente ganz bestimmt keine Wiedergeburt erleben werde. (PK)
Mehr auf der Homepage www.bund-rsk.de
Online-Flyer Nr. 133 vom 13.02.2008
Nationalparkidee Siebengebirge droht zum Schweizer Käse zu verkommen
BUND sieht viele Widersprüche
Von Peter Kleinert
„Die berechtigten Interessen der Bevölkerung, grundlegende, landschaftsbezogene Naherholungsansprüche weiterhin im Siebengebirge erfüllen zu können, erscheinen dabei nicht als Kernkonflikt. Sie lassen sich in das Schutzkonzept integrieren, während aufgesetzte touristische Event-Nutzungen außen vor bleiben müssen“, so Achim Baumgartner vom BUND in St.Augustin. Kritik übt der BUND an fünf Punkten, die ihm besonders widersprüchlich erscheinen:
Gewerbegebiet
Der Nationalparkgedanke stelle für die Stadt Bad Honnef eine einzigartige, auch wirtschaftliche Chance dar. Trotzdem halte die Stadt an ihren alten Plänen zum Gewerbegebiet „Am Dachsberg“ fest. Dabei würde der Ausbau des Gebietes unweigerlich dazu führen, den Nationalpark aus dem landesweiten Biotopverbund gemäß des Landesamtes für Naturschutz (LANUV) weiter auszugrenzen. „Einen Nationalpark, der das Land jährlich drei Millionen Euro kosten wird, nicht bestmöglich in das Biotopverbundnetz zu integrieren, erscheint abwegig!“, so Achim Baumgartner, Sprecher der Kreisgruppe. Gerade deshalb, weil die vergleichsweise geringe Größe des Nationalparks oft kritisiert werde, seien Zukunftsoptionen, benachbarte Waldflächen mit dem Siebengebirge zu verbinden, zu sichern.
Hier auf dem Dachsberg soll ein Gewerbegebiet entstehen
Foto: Achim Baumgartner
Eigentümerinteressen
Den Verschönerungsverein Siebengebirge (VVS) in die Trägerschaft des Nationalparks einbinden zu wollen, sei auf Grund der Geschichte des Siebengebirges und der Rolle des VVS sinnvoll. Schwierig erscheine es dagegen, auch die übrigen Waldeigentümer und die Kommunen zu Trägern des Nationalparks zu machen. Er würde nämlich dann im Wesentlichen von den Kommunen und Eigentümern gesteuert werden. Dies berge „die große Gefahr, dass kommunale und Eigentümerinteressen ein zu starkes Gewicht erlangen und die Entwicklung der Natur im Nationalpark auf der Strecke bliebe. Dies könnte etwa passieren, wenn Entscheidungen über die Maßnahmenpläne oder Ausnahmen und Befreiungen anstehen. Eine im Zuge der Nationalparkausweisung eingeführte unpassende Trägerschaft könnte insofern den regulären Naturschutzvollzug sogar negativ treffen“.
Ökokontoregelung
„Geradezu widersinnig“ erscheinen dem BUND Wünsche der Kommunen, die im Zuge der Naturwaldentwicklung eines Nationalparks entstehenden ökologischen Vorteile im Zuge einer Ökokontoregelung für die sogenannte Eingriffsregelung abziehen zu wollen. Damit wäre der ökologische Gewinn kommunal beigesteuerter Flächen in Wahrheit ein Nullsummenspiel, da er durch zukünftige Eingriffe, etwa im Straßenbau, anderenorts wieder aufgewogen werden dürfte. Für ein solches Ansinnen, Landesmittel des Naturschutzes, die im Zuge des Nationalparks ausgegeben werden, zur kommunalen Wirtschaftsförderung zu missbrauchen, hat der BUND keinerlei Verständnis.
Vogel aus dem Weißstorchprojekt des BUND RSK
Foto: Jenafoto – pixelquelle.de
Laufende Baugenehmigungen
„Die Nagelprobe, wie ernst die Nationalparkidee von den Initiatoren genommen wird, haben der Rhein-Sieg-Kreis (RSK), Bad Honnef und Königswinter schon heute verloren“, meint der BUND RSK. In zahlreichen Einzelverfahren fielen zurzeit kommunale Entscheidungen, die einen Nationalpark in spe belasten würden. Als Beispiele hierfür nennt er den Bau eines zweigeschossigen Wohngebäudes an der Servatiuskapelle, den Einbau eines 1,5 km langen Stromkabels in einer geplanten Kernzone des Nationalparks anstelle der Erneuerung eines Stromgenerators, die Beseitigung gesetzlich geschützter Waldbiotope zur Errichtung des Dachsberg-Gewerbegebietes (s.o.) trotz sich anbietender alternativer Gewerbeflächen und den Austausch des Lemmerzfreibades in Königwinter durch ein Wellness-Zentrum mit Hallenbad. Hier zeigten sich gefährliche Defizite im Gesamtverständnis. Baumgartner: „Offenbar hat der RSK den Kern der Nationalparkidee nicht verinnerlicht und unterstützt den weiteren Ausbau von Gebäuden und Infrastruktur selbst im FFH- und Naturschutzgebiet Siebengebirge.“
Kreuzkröte in der Hangelarer Heide
Foto: Achim Baumgartner
Südtangente
„Ein Nationalpark ist ein Nationalpark ist ein Nationalpark. Die Nationalparkidee für zusätzliche Straßenbauvorhaben in Anspruch zu nehmen, ist deshalb abwegig, der Wille jedoch, das Siebengebirge von Verkehr zu entlasten, richtig“ erklärt der BUND-Sprecher. Ziel sollte es daher sein, den Rückbau störender Straßen im Naturschutzgebiet zu betreiben und den regionalen Verkehr via Bonn über die Autobahnen, deren Ausbau im großen Stil ja ohnehin anläuft, umzuleiten. Dazu aber müssten die Kommunen bereit sein, ihren Bürgern den dabei entstehenden Umweg zumuten zu wollen, wovor sich die Kommunen ganz offensichtlich scheuen. Die Nationalparkdiskussion könne durchaus dabei helfen, alternative Entlastungskonzepte unter Rücksichtnahme auch des ÖPNV zu entwickeln, bei denen die Südtangente ganz bestimmt keine Wiedergeburt erleben werde. (PK)
Mehr auf der Homepage www.bund-rsk.de
Online-Flyer Nr. 133 vom 13.02.2008