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Bruder Matthäus Werner, Hubert Ostendorf und die „fiftyfifty-Galerie“
Düsseldorfer Friedenspreis 2007
Von Erika Bosch

In einer Festveranstaltung im Maxhaus in der Altstadt wurde am Antikriegstag zum fünften Mal der Düsseldorfer Friedenspreis verliehen. Bruder Matthäus Werner und Hubert Ostendorf von der „fiftyfifty-Galerie“ wurden damit für ihr Engagement für Bedürftige, Obdachlose und Flüchtlinge geehrt.

Die Preisträger haben in ihrer Rede hervorgehoben, dass es keinen dauerhaften Frieden ohne Wahrhaftigkeit, Visionen, Ökologie und Hoffnung geben kann. Auch wer die Gebote der Fairness missachte, gefährde den Frieden. Skandalös sei, wenn Obdachlose rigoros vertrieben, wenn die Arbeit nicht mehr über dem Kapital stehe und wenn durch Zerstörung der Umwelt Millionen von Menschen Kriegen um Rohstoffe und natürliche Ressourcen ausgesetzt werden. Hoffnung durch persönliches Engagement auch schon im Kleinen sei ein Weg zum Frieden.

„Frieden auch in Düsseldorf wahrlich nötig“

Die Laudatio auf die Preisträger hat Barbara Gladysch, Gründerin des Vereins „Mütter für den Frieden“ und bekannte Friedensaktivistin, gehalten. Sie hat die Ausgezeichneten als Friedensarbeiter, Friedensvermittler und Friedensbotschafter in Düsseldorf und für die Stadt Düsseldorf gewürdigt und dass FRIEDEN auch in Düsseldorf wahrlich nötig sei.



Die Friedenspreisträger und ihre Laudatorin
Foto: fiftyfifty

Den Schluss ihrer Laudatio hat Barbara Gladysch an Semra Idic übertragen. Diese hat in berührenden Worten über das Schicksal ihrer Familie als Flüchtlinge und die wunderbare Unterstützung von Bruder Matthäus und Hubert Ostendorf gesprochen, worüber die NRhZ in einigen Ausgaben berichtete.

Den musikalischen Rahmen gestalteten Cellist Thomas Beckmann, der Gospelchor „Voices of Sun“ und die kleine Lena Ostendorf, die auf ihrer Violine spielte.

Der undotierte Düsseldorfer Friedenspreis wird seit 2002 von den Friedensinitiativen „Deutsche   Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK Düsseldorf), Friedensforum Düsseldorf, Menschen für den Frieden, Ökumenisches Friedensnetz Düsseldorfer Christinnen und Christen und Pax Christi – Basisgruppe Düsseldorf“ verliehen. Geehrt werden Personen oder Projekte, die sich in besonderer Weise für Frieden, Gerechtigkeit und eine solidarische Welt engagieren.

Laudatio von Barbara Gladysch:

Da sitzen sie, die beiden:
der eine ist 1943 geboren, die Kindheit hat er mit zwei älteren Brüdern in der Salierstraße in Oberkassel verbracht, ist in die Don Bosco-Volksschule gegangen, später zur Achenbachstraße umgezogen, das Geschwister-Scholl-Gymnasium hat er besucht – und im Gegensatz zu seinen Brüdern, die richtige „Draufgänger“ waren, ist er ein ruhiges, braves Kind gewesen, geblieben.

Einer von diesen beiden.
Der andere – gestern wurde er 47 Jahre alt – ist 1982 erst Düsseldorfer geworden. Er ist der Älteste von vier Kindern: er hat zwei Schwestern und einen Bruder, die mit Sicherheit hier zuhören und zugucken.

Einer von den beiden schreibt gerne, viel und gut für Zeitschriften wie das „Publik-Forum“ und ... für das „Kampfblatt“ fiftyfifty; der andere hört lieber zu und denkt sich seinen Teil. Der eine hat Religionspädagogik studiert, Verlagskaufmann gelernt und ist – weil es für ihn noch nicht reichte - Krankenpfleger geworden und hat an den UNI-Kliniken in Düsseldorf und in Essen im Bereich Dialyse- und Blutreinigungs-Verfahren gearbeitet.

Der andere hatte nur ein Ziel: Mönch zu werden; schon sehr früh mit 20 Jahren ging er zu den „Armen Brüdern des Hl. Franziskus“, lebte in der Gemeinschaft seiner Ordensbrüder im Caritasheim in Düsseldorf und wurde nach seinem vierjährigen Studium Diplom-Sozialarbeiter. Seine Familie waren die Ordensbrüder,

derweil der andere seine Cordula heiratete und sie beide nun stolze Eltern sind von Lena und Oliver…

So unterschiedlich sie aufgewachsen sind, so verschiedenartig sie ihre Lebensplanung gestalteten, so übereinstimmend arbeiten sie heute miteinander, ergänzen sich, sind füreinander unersetzliche Partner und gleichwertige Preisträger.

Sie haben so viel gemeinsam:
die gleichen Aufgaben, die gleichen Interessen, die gleichen Vorlieben, ähnliche Einschätzungen und Beurteilungen, die gleichen Ziele und Methoden, die gleichen Motive und anspornenden Beweggründe zum Handeln, die gleichen moralischen, christlichen und ethischen Grundsätze, den gleichen „heiligen Zorn“ und die gleiche „brennende Liebe“.

Für was, für wen?
Die schlichte Antwort ist:
... für die Menschen, die am Rand der Gesellschaft leben, die vergessen, verachtet, verstoßen, verurteilt sind;

... über die gesagt wird, sie würden Ärgernis erregen, weil sie stören, „im Weg“ sind, nicht ins saubere Straßenbild gehören, sie seien dreckig, faul und frech; 

... sie werden als Schmarotzer, Lumpenpack und Penner beschimpft, ... ... außerdem seien sie arbeitsunwillig und würden nur betteln, weil das ja die einfachste Art ist, an Geld zu kommen;

... es sind die obdachlosen, wohnungslosen Menschen hier in Düsseldorf und in unserer Umgebung.

Sie sind für uns Christen Brüder und Schwestern.
Sie haben die gleiche Würde und gleichen Rechte, wie alle Menschen auf der Welt.

Sie bedürfen unserer Aufmerksamkeit, unserer Barmherzigkeit, unserer Solidarität, unserer Großzügigkeit. Häufig sind es Menschen, die krank sind: alkoholkrank, drogenkrank, psychisch krank. Nicht selten hört man: „Denen kann man nicht mehr helfen“, oder:
„denen ist nicht mehr zu helfen“ – oder: „sie nehmen ja keine Hilfe an“ oder „ sie wollen ja so leben“.

Das sind die Menschen, die im Stich gelassen wurden, die von ihren Familien und Freunden, die sie ja alle mal hatten, im Stich gelassen, „aufgegeben“ wurden ... und viele von ihnen haben sich schon selbst „aufgegeben“.

Das sind die Menschen, für die Bruder Matthäus die Nachfolge Christi angetreten hat und die für Hubert Ostendorf zum Mittelpunkt seiner Schaffenskraft geworden sind.

Wie haben sich die beiden gefunden, wie kam es zu dieser wunderbaren Ergänzung beider unterschiedlicher Charaktere?

Es war im Jahr 1993; Hubert Ostendorf schrieb wieder mal an seinem Lieblingsthema über Obdachlose und interviewte in diesem Zusammenhang Bruder Matthäus. Zur gleichen Zeit machte Hubert in Hamburg auch Bekanntschaft mit der Straßenzeitung „Hinz und Kunz“. Diese Kombination zwischen Verkaufen und Kaufen, Erlös erzielen und nicht betteln müssen beeindruckte Hubert sehr und er gewann Bruder Matthäus für ein ähnliches Projekt hier in Düsseldorf.

1994 wurde der gemeinnützige Verein zur Förderung Obdachloser und armer Menschen „asphalt e.V.“ gegründet und im April 1995 das erste Exemplar von „fiftyfifty“ gedruckt mit einer Auflage von 40.000 Heften. Die Buchführung hat Huberts Vater bis zu seinem Tod im letzten Jahr übernommen; gesetzt und gedruckt wurde und wird das Straßenmagazin bis heute (im 13. Jahrgang) in der Verantwortung der Ordensgemeinschaft der „Armen Brüder vom Hl. Franziskus“.

Später kam die „fiftyfifty-Galerie“ hinzu: eine Geldquelle für die sozialen Projekte; eine vortreffliche Möglichkeit, „gutes Geld mit großer Kunst“ von bedeutenden Künstlern zu machen. Mit Vernissagen, Kunstausstellungen, Verkauf von Kunstobjekten wird die kunstinteressierte Bürgerschicht aufmerksam und angelockt und so zu Mäzenen der Obdachlosenarbeit. Viele von ihnen kommen zum ersten Mal zur Jägerstraße, um dort „Kunst“ zu sehen (und zu kaufen), treffen dabei auf Hubert Ostendorf und sein Team und beginnen, sich für das Schicksal der Obdachlosen zu interessieren und zu engagieren.

Zweifellos ist Hubert Ostendorf der Motor der Aktivitäten, der Programme, der Planungen, der Durchführungen. Er ist der Organisator und der „Macher“. Das „Benzin“ für den Motor stellt Bruder Matthäus zur Verfügung. Er lässt seine Spiritualität in Huberts Kräftefeld einfließen, und so kommt ein gutes, nachhaltiges Ergebnis für die gemeinsame Arbeit mit und für die Obdachlosen zustande…

Alle Cartoons sind aus der Ausstellung „Deutschkunde – Karikaturen gegen rechte Gewalt“ in der fiftyfifty-Galerie. (PK)

Mehr unter www.fiftyfifty-galerie.de
menschen-fuer-den-frieden@t-online.de
oder
www.antikriegsbuendnis-duesseldorf.de


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