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Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

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Lokales
Heute heißes Thema im Studentenparlament:
Neonazi für RCDS
im Kölner AStA?
Von Hildegard Miensopust

Die AStA-Vorsitzende Kristina Klein an der Kölner Uni nennt es eine "Hetzkampagne", hat aber deren "Opfer", den Projektleiter der AStA-Öffentlichkeitsarbeit, Thomas Hartenfels, vom RCDS gestern vorsichtshalber beurlaubt. Heute Abend dürfte es im Studentenparlament hoch hergehen: Die Alternative Liste wirft Hartenfels, CDU-Ratsmitglied und JU-Vorsitzender in Rösrath nämlich vor, ein getarnter Neonazi zu sein und plakatiert diese Vorwürfe seit gestern Abend mit Fotos und anderen Beweisen.

Thomas Hartenfels, Sohn eines Rösrather Bauunternehmers, "arbeitet für die rechtslastige Nachrichtenagentur Inter-Info, schreibt Artikel für die rechtsextreme Wochenzeitschrift "Junge Freiheit", schrieb einen lobenden Leserbrief an das älteste deutsche Nazi-Blatt "Nation & Europa" zu einem Zeitpunkt, als diese Zeitschrift nur ausgewählten AbonnentInnen zugänglich war, gehört zu den ErstunterzeichnerInnen des Aufrufs "Kritische Solidarität mit Martin Hohmann und marschierte mindestens auf einer Neonazi-Demonstration der faschistischen "Freien Kameradschaften.", so die Vorwürfe der Alternativen Liste". Seine Unterschrift für Hohmann habe Hartenfels erst "aufgrund massiven Drucks (u.a. durch die Jusos und Jungen Liberalen in Rösrath sowie durch CDU-MdB Wolfgang Bosbach)" zurückgezogen.

Thomas Hartenfels als CDU-Kandidat
Thomas Hartenfels als CDU-Kandidat
Foto: NRhZ-Archiv


AStA-Rücktritt und Neuwahlen gefordert
 
Die AL finde es "unerträglich, dass der von den "Unabhängigen", "Lust" und RCDS getragene AStA seit Monaten mit einem Neonazi zusammenarbeitet. Bereits im Juni warnten wir "Unabhängige" und "Lust" davor, eine Koalition mit dem RCDS einzugehen, der sich zu einem Großteil aus studentischen Korporationen rekrutiert", und fordere deshalb den Rücktritt des AStA und Neuwahlen.

Thomas Hartenfels mit 'seinen Schülern'
Thomas Hartenfels mit "seinen Schülern"
Foto: NRhZ-Archiv


"Nach bisherigem Kenntnisstand" könne AStA-Mitglied Hartenfels "nicht als Neonazi bezeichnet werden", teilte die AStA-Vorsitzende der NRhZ auf Anfrage mit. Die auf dem AL-Plakat veröffentlichten Fotos zeigten Hartenfels "auf einer Demonstration gegen die Wehrmachtsausstellung. Zur Teilnahme entschlossen sich damals Schüler seines Geschichtskurses, als dieses Thema im Unterricht behandelt wurde." Dass "auch rechte Kameradschaften" an solchen Veranstaltungen teilnähmen, sei "keine Begründung um jemanden als Neonazi hinzustellen". Auf den plakatierten AL-Fotos ist der Pädagoge Hartenfels allerdings nicht mit den von der AStA-Vorsitzenden erwähnten Schülern, sondern umgeben von Neonazis und Polizisten zu sehen.

Keine neonazistischen Aussagen?

In der, "auch vom AStA als sehr kritisch gesehenen" Wochenzeitung "Junge Freiheit" hat Hartenfels, wie Kristina Klein bestätigt, "zwar Artikel veröffentlicht". Doch diese enthielten "keine neonazistischen Aussagen". In der "Jungen Freiheit" 28/00 schrieb Hartenfels, dass in Sachsen-Anhalt "rund 90 Prozent der ermittelten ausländischen Drogenhändler Asylanten sind" und verteidigte so einen rassistischen Offenen Brief eines Hallenser CDU-Stadtverordneten an den Ministerpräsidenten. In der JF 29/00 kommentierte Hartenfels ein im Bundestag ausgestelltes Werk des mit dem Peter Weiss-Preis ausgezeichneten Künstlers Hans Haacke: "Sollten weiterhin nur die Bevölkerungsvertreter, die für das >Dreckkunstwerk< waren, ihre Erde abliefern, stimmt leider das ganze Werk nicht mehr." Und in der JF 30/00 berichtete er über die Vorstellung eines Buches der Neonazis Franz Schönhuber und Horst Mahler unter der Überschrift "Zwei politische Veteranen beim Nachdenken".

Mit Neonazis auf Demo
Mit Neonazis auf Demo
Foto: NRhZ-Archiv


Thomas Hartenfels reagierte auf Anfrage der NRhZ zu den AL-Vorwürfen bis zum Redaktionsschluss nicht. Ähnlich verhielt sich der "Kölner Stadt-Anzeiger": In seiner den Kölner Studenten gewidmeten Rubrik "Campus" fanden diese gestern, einen Tag vor der öffentlichen Sitzung des Studentenparlaments, keine Zeile zur Auseinandersetzung um Thomas Hartenfels, dagegen jede Menge Artikel mit Überschriften wie "Sparmöglichkeiten für Studenten", "Kölner Studenten kochen für Kommilitonen", "Uni oder Job", "Simpel wirkt schlauer als kompliziert". Eben: Fürs breite Publikum ist es immer schlauer, über simple als über komplizierte Zusammenhänge zu berichten. Man könnte die Leute ja zum Nachdenken bringen...

Externe Links:

Zur Alternativen Liste:
www.al.uni-koeln.de
al-plenum@uni-koeln.de

Online-Flyer Nr. 19  vom 23.11.2005



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