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Lokales
Zum 50sten Jahrestag des Beginns der Einwanderung
"Projekt Migration" in Köln -
Ausstellungen und Veranstaltungen
Von Peter Kleinert
Zum fünfzigsten Jahrestag des Beginns der Arbeitsmigration nach Deutschland findet in Köln bis Mitte Januar das "Projekt Migration" seine dritte Fortsetzung und einen neuen Höhepunkt zugleich: Das vielfältige Ausstellungsprojekt - dem 1998 eine von dem Kölner Verein "Dokumentationszentrum und Museum über die Migration aus der Türkei" (DOMiT) initiierte Ausstellung im Essener Ruhrlandmuseum und 2001 eine weitere im historischen Rathaus der Stadt Köln voraus gingen - wird diesmal von der Kulturstiftung des Bundes finanziert.
Es wird verantwortlich getragen vom Kölnischen Kunstverein, unterstützt von weiteren Institutionen und zeigt für ein an wissenschaftlicher wie künstlerischer Darstellung von Migrationsbewegungen und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen interessiertes Publikum hoch interessante Ergebnisse der jahrelangen Sammelarbeit von DOMiT - siehe dazu auch die neue Foto-Galerie - sowie dem Thema entsprechende Arbeiten von KünstlerInnen, FilmemacherInnen, FotografInnen, ArchitektInnen und ForscherInnen.
Der gemeinnützige Verein DOMiT wurde 1990 ursprünglich als Selbstorganisation von MigrantInnen mit dem Ziel gegründet, das historische Erbe der Einwanderer aus der Türkei für künftige Generationen zu bewahren. "2002 begannen wir aber", wie Aytac Eryilmaz, DOMiT-Mitbegründer und geschäftsführendes Vorstandsmitglied, berichtet, "unsere sozialgeschichtliche Sammlung um Materialien zur Migration aus Italien, Griechenland, Spanien, Marokko, Portugal, Tunesien, Jugoslawien, Südkorea, Vietnam, Mosambik und Angola zu ergänzen". Die seit 1990 mit - auch heute noch - viel zu geringen Mitteln, dafür aber umso größerem Engagement zusammengetragene Sammlung zur Geschichte der Arbeitsmigration sei in Deutschland einmalig. Langfristig arbeite DOMiT darauf hin, in Köln - zusammen mit anderen Initiativen und Organisationen von MigrantInnen und der "Mehrheitsgesellschaft" - ein Migrationsmuseum als Zentrum für Geschichte, Kunst und Kultur der Migration mit Archiv, Bibliothek, Museum, Arbeits- und Veranstaltungsräumen zu etablieren.
Gesellschaftsverändernde Wirkungen im Mittelpunkt
Denn: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Allein zwischen 1955 und 1973 kamen 5,1 Millionen Menschen aus acht Anwerbestaaten zur Arbeit in die Bundesrepublik. Hintergrund für die Anwerbung von ArbeitsmigrantInnen aus Italien, Griechenland, Spanien, der Türkei, Marokko, Portugal, Tunesien, Jugoslawien und Südkorea war der große Arbeitskräftemangel in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit. Auch die DDR-Regierung holte ab Ende der 70er Jahre ausländische Arbeitskräfte ins Land, um Engpässe in der Produktion zu schließen. 1989 arbeiteten 90.000 VertragsarbeiterInnen in der DDR, von denen die meisten nach der "Wende" ausgewiesen wurden. Obwohl der Aufenthalt der so genannten Gastarbeiter in der BRD zunächst auch befristet war, was deren Erwartungen anfangs durchaus entsprach, holten viele EinwanderInnen ihre Familien nach und ließen sich hier dauerhaft nieder. Heute leben rund sieben Millionen Menschen ausländischer Herkunft in Deutschland.

Mittagspause in der Kantine
Bild: DOMiT-Archiv
Im Rahmen des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten "Projektes Migration" hat DOMiT in Kooperation mit dem Kölnischen Kunstverein, dem Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt am Main, dem Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich sowie einem Wissenschaftler- und Kuratorenteam die Ausstellung sowie ein umfangreiches Begleitprogramm erarbeitet. Dabei stehen die gesellschaftsverändernden Wirkungen von Migration im Mittelpunkt, aber auch, wie es im Prospekt heißt, "Fragen nach einer neu verfassten europäischen Identität, einer postnationalen Staatsbürgerschaft".
Als nächste Termine stehen - neben den Ausstellungen im Kunstverein in der "Brücke" (Hahnenstraße 6, dienstags bis sonntags, 13 bis 19 Uhr, donnerstags 13 bis 21 Uhr) und in der Hahnentorburg am Rudolfplatz auf dem Programm ein "Thematischer Rundgang DAMALS IN DER DDR - MIGRATION IM STAATSSOZIALISMUS", am 24. November, 19 Uhr sowie die "Performance TULIP HOUSE: KIOSK FÜR NÜTZLICHES WISSEN" vom 25.bis 27. November, jeweils ab 19 Uhr.

Aytac Eryilmaz
Bild: privat
Von Aytac Eryilmaz, ohne dessen Initiative DOMiT wohl nicht gegründet worden wäre, gibt es eine Reihe Veröffentlichungen zu seinen Schwerpunktgebieten Migrationsgeschichte, Archiv- und Dokumentationswesen, u.a. "Fremde Heimat. Eine Geschichte der Einwanderung aus der Türkei. Yaban, Silan olur. Türkiye´den Almanya´ya Göçün Tarihi" (Essen 1998) und "Notiert in NRW. Zur Geschichte der Arbeitsmigration aus der Türkei" (Köln 2000) sowie "40 Jahre Fremde Heimat. Einwanderung aus der Türkei in Köln" (Köln 2001). Er musste 1985 die Türkei aus politischen Gründen verlassen, nachdem er dort mehr als zehn Jahre als Verleger und Drucker gearbeitet hatte.
Ziel von DOMiT: Ein Migrationsmuseum
Nach dem Gründung eines Initiativkreises für den Aufbau des von ihm und DOMiT seit Jahren angestrebten Migrationsmuseums sagte Eryilmaz in einem Interview mit der Zeitschrift "STIMME": "Der Initiativkreis ist ein Netzwerk von Migranten, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden und hat sich zum Ziel gesetzt, das historische Erbe der Einwanderer für zukünftige Generationen zu sichern und in Deutschland ein Migrationsmuseum als Zentrum für Geschichte, Kunst und Kultur zu errichten. Migration ist keine zweiseitige Dynamik zwischen Herkunfts- und Einwanderungsländern, zwischen Einwanderern und "Mehrheitsgesellschaft", sondern ein vielstimmiger, vielfältiger und widersprüchlicher transnationaler Sozialprozess. Ein Migrationsmuseum sollte dem Rechnung tragen und sich nicht darauf beschränken, der Einwanderungsgesellschaft ein historisches Gedächtnis zu verleihen. Es sollte mehr sein als ein Ort des Sammelns, Bewahrens und Austeilens. Es sollte ein Ort der Geschichte, Wissenschaft und Bildung, der Kunst und Kultur, der Kommunikation und der Begegnung sein - des Lebens in einem Einwanderungsland.
Es gibt bisher weder ein Archiv, noch ein Museum, das die vielfältige Geschichte der Einwanderung dokumentiert und der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich macht. Wir sind der Meinung, dass die Migranten und Migrantinnen die historische Aufarbeitung ihrer Geschichte selbst in die Hand nehmen müssen, selbstverständlich in enger Zusammenarbeit mit Experten und Wissenschaftlern. Die Beschaffung von Materialien über die Migration wird von Tag zu Tag mühsamer, denn die Zeitzeugen der ersten Jahre befinden sich oftmals bereits in Pension. Die Zeit drängt. Erstrangig müssen die privaten Sammlungen der ersten Generation gesichert werden. Darüber hinaus drohen die Quellen diverser Vereine, Institutionen und Organisationen von Migranten aus den Kellern, Dachböden und Hinterzimmern im Müll zu landen."
DOMiT - Projekt Migration
Bonner Straße 211
50968 Köln
Tel.: 0221-800 28 30
Fax.: 0221-800 28 31
e-mail: projektmigration@domit.de
Wer mehr über "Projekt Migration" erfahren will:
www.domit.de
www.koelnischerkunstverein.de
www.projektmigration.de
Online-Flyer Nr. 17 vom 09.11.2005
Zum 50sten Jahrestag des Beginns der Einwanderung
"Projekt Migration" in Köln -
Ausstellungen und Veranstaltungen
Von Peter Kleinert
Zum fünfzigsten Jahrestag des Beginns der Arbeitsmigration nach Deutschland findet in Köln bis Mitte Januar das "Projekt Migration" seine dritte Fortsetzung und einen neuen Höhepunkt zugleich: Das vielfältige Ausstellungsprojekt - dem 1998 eine von dem Kölner Verein "Dokumentationszentrum und Museum über die Migration aus der Türkei" (DOMiT) initiierte Ausstellung im Essener Ruhrlandmuseum und 2001 eine weitere im historischen Rathaus der Stadt Köln voraus gingen - wird diesmal von der Kulturstiftung des Bundes finanziert.
Es wird verantwortlich getragen vom Kölnischen Kunstverein, unterstützt von weiteren Institutionen und zeigt für ein an wissenschaftlicher wie künstlerischer Darstellung von Migrationsbewegungen und ihren gesellschaftlichen Auswirkungen interessiertes Publikum hoch interessante Ergebnisse der jahrelangen Sammelarbeit von DOMiT - siehe dazu auch die neue Foto-Galerie - sowie dem Thema entsprechende Arbeiten von KünstlerInnen, FilmemacherInnen, FotografInnen, ArchitektInnen und ForscherInnen.
Der gemeinnützige Verein DOMiT wurde 1990 ursprünglich als Selbstorganisation von MigrantInnen mit dem Ziel gegründet, das historische Erbe der Einwanderer aus der Türkei für künftige Generationen zu bewahren. "2002 begannen wir aber", wie Aytac Eryilmaz, DOMiT-Mitbegründer und geschäftsführendes Vorstandsmitglied, berichtet, "unsere sozialgeschichtliche Sammlung um Materialien zur Migration aus Italien, Griechenland, Spanien, Marokko, Portugal, Tunesien, Jugoslawien, Südkorea, Vietnam, Mosambik und Angola zu ergänzen". Die seit 1990 mit - auch heute noch - viel zu geringen Mitteln, dafür aber umso größerem Engagement zusammengetragene Sammlung zur Geschichte der Arbeitsmigration sei in Deutschland einmalig. Langfristig arbeite DOMiT darauf hin, in Köln - zusammen mit anderen Initiativen und Organisationen von MigrantInnen und der "Mehrheitsgesellschaft" - ein Migrationsmuseum als Zentrum für Geschichte, Kunst und Kultur der Migration mit Archiv, Bibliothek, Museum, Arbeits- und Veranstaltungsräumen zu etablieren.
Gesellschaftsverändernde Wirkungen im Mittelpunkt
Denn: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Allein zwischen 1955 und 1973 kamen 5,1 Millionen Menschen aus acht Anwerbestaaten zur Arbeit in die Bundesrepublik. Hintergrund für die Anwerbung von ArbeitsmigrantInnen aus Italien, Griechenland, Spanien, der Türkei, Marokko, Portugal, Tunesien, Jugoslawien und Südkorea war der große Arbeitskräftemangel in der Bundesrepublik der Nachkriegszeit. Auch die DDR-Regierung holte ab Ende der 70er Jahre ausländische Arbeitskräfte ins Land, um Engpässe in der Produktion zu schließen. 1989 arbeiteten 90.000 VertragsarbeiterInnen in der DDR, von denen die meisten nach der "Wende" ausgewiesen wurden. Obwohl der Aufenthalt der so genannten Gastarbeiter in der BRD zunächst auch befristet war, was deren Erwartungen anfangs durchaus entsprach, holten viele EinwanderInnen ihre Familien nach und ließen sich hier dauerhaft nieder. Heute leben rund sieben Millionen Menschen ausländischer Herkunft in Deutschland.

Mittagspause in der Kantine
Bild: DOMiT-Archiv
Im Rahmen des von der Kulturstiftung des Bundes geförderten "Projektes Migration" hat DOMiT in Kooperation mit dem Kölnischen Kunstverein, dem Institut für Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie der Universität Frankfurt am Main, dem Institut für Theorie der Gestaltung und Kunst an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich sowie einem Wissenschaftler- und Kuratorenteam die Ausstellung sowie ein umfangreiches Begleitprogramm erarbeitet. Dabei stehen die gesellschaftsverändernden Wirkungen von Migration im Mittelpunkt, aber auch, wie es im Prospekt heißt, "Fragen nach einer neu verfassten europäischen Identität, einer postnationalen Staatsbürgerschaft".
Als nächste Termine stehen - neben den Ausstellungen im Kunstverein in der "Brücke" (Hahnenstraße 6, dienstags bis sonntags, 13 bis 19 Uhr, donnerstags 13 bis 21 Uhr) und in der Hahnentorburg am Rudolfplatz auf dem Programm ein "Thematischer Rundgang DAMALS IN DER DDR - MIGRATION IM STAATSSOZIALISMUS", am 24. November, 19 Uhr sowie die "Performance TULIP HOUSE: KIOSK FÜR NÜTZLICHES WISSEN" vom 25.bis 27. November, jeweils ab 19 Uhr.

Aytac Eryilmaz
Bild: privat
Von Aytac Eryilmaz, ohne dessen Initiative DOMiT wohl nicht gegründet worden wäre, gibt es eine Reihe Veröffentlichungen zu seinen Schwerpunktgebieten Migrationsgeschichte, Archiv- und Dokumentationswesen, u.a. "Fremde Heimat. Eine Geschichte der Einwanderung aus der Türkei. Yaban, Silan olur. Türkiye´den Almanya´ya Göçün Tarihi" (Essen 1998) und "Notiert in NRW. Zur Geschichte der Arbeitsmigration aus der Türkei" (Köln 2000) sowie "40 Jahre Fremde Heimat. Einwanderung aus der Türkei in Köln" (Köln 2001). Er musste 1985 die Türkei aus politischen Gründen verlassen, nachdem er dort mehr als zehn Jahre als Verleger und Drucker gearbeitet hatte.
Ziel von DOMiT: Ein Migrationsmuseum
Nach dem Gründung eines Initiativkreises für den Aufbau des von ihm und DOMiT seit Jahren angestrebten Migrationsmuseums sagte Eryilmaz in einem Interview mit der Zeitschrift "STIMME": "Der Initiativkreis ist ein Netzwerk von Migranten, Wissenschaftlern und Kulturschaffenden und hat sich zum Ziel gesetzt, das historische Erbe der Einwanderer für zukünftige Generationen zu sichern und in Deutschland ein Migrationsmuseum als Zentrum für Geschichte, Kunst und Kultur zu errichten. Migration ist keine zweiseitige Dynamik zwischen Herkunfts- und Einwanderungsländern, zwischen Einwanderern und "Mehrheitsgesellschaft", sondern ein vielstimmiger, vielfältiger und widersprüchlicher transnationaler Sozialprozess. Ein Migrationsmuseum sollte dem Rechnung tragen und sich nicht darauf beschränken, der Einwanderungsgesellschaft ein historisches Gedächtnis zu verleihen. Es sollte mehr sein als ein Ort des Sammelns, Bewahrens und Austeilens. Es sollte ein Ort der Geschichte, Wissenschaft und Bildung, der Kunst und Kultur, der Kommunikation und der Begegnung sein - des Lebens in einem Einwanderungsland.
Es gibt bisher weder ein Archiv, noch ein Museum, das die vielfältige Geschichte der Einwanderung dokumentiert und der Öffentlichkeit dauerhaft zugänglich macht. Wir sind der Meinung, dass die Migranten und Migrantinnen die historische Aufarbeitung ihrer Geschichte selbst in die Hand nehmen müssen, selbstverständlich in enger Zusammenarbeit mit Experten und Wissenschaftlern. Die Beschaffung von Materialien über die Migration wird von Tag zu Tag mühsamer, denn die Zeitzeugen der ersten Jahre befinden sich oftmals bereits in Pension. Die Zeit drängt. Erstrangig müssen die privaten Sammlungen der ersten Generation gesichert werden. Darüber hinaus drohen die Quellen diverser Vereine, Institutionen und Organisationen von Migranten aus den Kellern, Dachböden und Hinterzimmern im Müll zu landen."
DOMiT - Projekt Migration
Bonner Straße 211
50968 Köln
Tel.: 0221-800 28 30
Fax.: 0221-800 28 31
e-mail: projektmigration@domit.de
Wer mehr über "Projekt Migration" erfahren will:
www.domit.de
www.koelnischerkunstverein.de
www.projektmigration.de
Online-Flyer Nr. 17 vom 09.11.2005