NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

Fenster schließen

Inland
Der Unfug der Woche! - Folge 1
Diesmal verzapft von Kurt Beck
Von Christian Spin

Warum nicht Hartz 4-Empfänger die Schuldigen an der Misere der leeren Kassen sind, sondern die Verantwortung an ganz anderer Stelle zu suchen ist. Und warum das Sprichwort "Eigenlob stinkt" auch etwas mit Selbstkritik und Verhaltensreflexion zu tun hat.

Frei nach dem Blödebarden Frank Zander: "Hier kommt Kurt, ohne Helm und ohne Gurt" driftet der rheinland-pfälzische Ministerpräsident im Schleudergang um die Kurve, hin zu den Christdemokraten. Als Parteichef der SPD braucht er den Schlingerkurs auch, um der ins Trudeln geratenen Großen Koalition zu folgen. Schließlich fordert sein Amt diese Fähigkeit, um das große Ganze zusammen zu halten.

Aber: Lieber Kurt, die schlechte handwerkliche Arbeit, die deine Partei mit den Grünen zusammen abgeliefert hat, nun den Hartz 4 Empfängern unter die Nase zu reiben, geht entschieden zu weit. Kein Klempner der Republik käme auf die Idee, dem Hauseigentümer die Stehende Benutzung der Toilette statt der Sitzenden vorzuwerfen. Wieder mal Ursache und Wirkung verwechselt - oder lieber Kurt? Die Ursache ist ein völlig verfehltes Arbeitsmarktinstrument mit sinnfreien Ausgestaltungen, die Wirkung ist ein offenes Tor, groß wie eine Scheune.

Wie dem auch sei. Wer Lücken lässt, braucht sich nicht zu wundern, wenn sich jemand findet, der sie nutzt. Zur Fußball WM bejubeln wir unsere Mannschaft, wenn sie genau diese Möglichkeit beim Gegner sucht, findet und nutzt. Warum nicht auch  bei den Hartz 4- Empfängern? Findige, pfiffige Menschen, ideal für einen Arbeitseinsatz in innovativen Unternehmen. Flexibel, motiviert und extrem margenorientiert. Das sind doch alles Tugenden, die unsere Unternehmen angeblich vermissen. Millionenfach vorhanden!

Notwendig wäre eine saubere Diskussion um die Hartz-Reformen, die auch
Nebenkriegsschauplätze wie etwa den Kombilohn oder sogar die Grundsicherung mit einbezöge. In der Sackgasse weiter vorwärts zu fahren, bringt nicht viel - außer Beulen. Eine Umkehr im wahrsten Sinn des Wortes, weg vom Problemdenken hin zu einem Lösungsdenken, würde die verfahrene Situation entwirren. Die unreflektierte Kritik an den  vermeintlichen "Schmarotzern" zeigt leider nur allzu deutlich, woran das System krankt: Das Opfer ist plötzlich der Täter.

Kurt Beck als Richter? Besser nicht, dann lieber als Schlichter. Das wäre eine Rolle, die einem Ministerpräsidenten und Sozialdemokraten besser anstünde: Profil schärfen, Lösungen erarbeiten und danach erst in das Selbstmarketing einsteigen. Dann wird´s auch was mit der nächsten Wahl.

Christian SpinChristian Spin, 38 Jahre, verheiratet, zwei Kinder, ist technischer Betriebswirt und Industriemeister Chemie. Er beschäftigt sich seit 1998 mit Wirtschaftsthemen, nachdem ihm an einem TV-Abend aufgefallen war, dass weder der Bundesfinanzminister, noch der Ministerpräsident von NRW, noch der OB einer Ruhrgebietsstadt über das notwendige Geld zur Lösung eines dringenden Problems verfügten.

Daraus entwickelte er sein persönliches "Ursache-Wirkungsprinzip".


Online-Flyer Nr. 48  vom 14.06.2006



Startseite           nach oben