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Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

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Literatur
Der Lemming
Heinz-Albert Ellner

An die Atlantikküste Frankreichs
wankt, einsam, matt, ein alter Lemming.
Gewandert, er, von Hammerfest
rund um die Ostsee, wollt´ nach.....West.

Die ander´ n Lemminge, im Norden
zum Riesenvolke angewachsen,
stürzten sich, dort, in ganzen Horden
von Klippen, um sich selbst zu morden.*

Nun steht er hier und kann nicht weiter.
Die Füsse wund und abgemagert.
Nur Haut und Knochen am Gerippe
Der letzte, ist er, von der Sippe.

Dem wollte er doch, einst, entgehen,
dem Kollektiv dieser Bekloppten
und macht´ sich daher auf die Reise,
entgeh´ n dem Tod, auf seine Weise.

"Ach", denkt er, "Wird sich nie was ändern?
Denn, wo bisher ich angekommen
die Reise führt´ immer an Strände.
Nun sei denn diesmal, hier mein... Ende?"

Klagt in den Wind, die letzten Worte.
Das Schicksal hört´, gnädig,  die Botschaft
und raunt ihm zu aus grauer Gischt:
"Entkommst Du deinem Schicksal nicht!"

Sinnierend und niedergesunken,
was dieses wohl bedeuten sollte,
hört er von hinten Chorgesänge,
laut dröhnend, aus des Strandkorb´ s Enge.

"Go West ... .. Go West........"

Solch´ Ironie.  Des Lemmings  Schicksal?
Und somit der berühmte Tropfen?
Das war zuviel - jetzt - für den Guten.
Schleicht sich nun kraftlos in die Fluten.

Verweht vom Wind sein dumpfes Stöhnen:
                   "Erfüllt
                 ...ist doch
                 ...der Fluch".


*Dieses behauptet kollektive Untergangszenario der Lemminge gibt es so nicht.

© 2006 by Heinz-Albert Ellner


Heinz-Albert EllnerHeinz-Albert Ellner wurde 1945 in Andernach geboren und lebt heute in Mayen/Eifel, als "ein Poet mit Rentenbezug", wie er von sich sagt. Nach Volks- und  kfm. Berufsfach-Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Industriekaufmann. Ab Herbst 1964 war er  kfm. Angestellter, danach eine kurze Zeit selbständig und von 1975 bis 2006 Verwaltungsangestellter bei der Agentur für Arbeit in Mayen. Seine verschütteten Talente - u.a. in Poesie - entdeckte der Dichter erst wieder "in den Iden des März 2004", nach einer Reflexion über den Sinn der bisherigen Tätigkeiten, und "auf der Suche nach dem Geist der frühen Jahre". Obwohl er reiner Autodidakt ist, hat er seither etwa 280 lyrische Werke geschaffen.  Ausser den Veröffentlichungen von  Gedichten, Balladen, Oden, Haikus oder Texten auf seinen Homepages im Internet (plus der Präsentation von digitaler Bilder-Kunst), hat er noch nicht publiziert. In Sachen "Anerkennung durch die Fachwelt"  erfolgten lediglich zwei Bewerbungen um einen Lyrik-Preis des Landes Rheinland-Pfalz. Publikationen - außer nun in der NRhZ - sind für die nahe Zukunft angedacht.

Weiter Informationen sowie Lyrik und Texte unter: www.lyrikportal.de .

Online-Flyer Nr. 47  vom 06.06.2006



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