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Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

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Globales
Israelische Friedensgruppe fordert Ende der EU-Blockade gegen Hamas-Regierung
»Aufruf an Europa«
Von Gush Shalom

So die ersten Sätze eines "Aufrufs an Europa", mit dem sich vergangene Woche die israelische Friedensgruppe Gush Shalom über die Zeitung Haaretz öffentlich gegen die EU-Sanktionen gegen die Hamas-Regierung in Palästina wandte. Zu ihren Gründern zählt der bekannte, 1923 im deutschen Beckum geborene, 1933 mit seinen Eltern nach Palästina ausgewanderte Schriftsteller Uri Avnery, der u.a. mit dem alternativen Nobelpreis, dem Aachener Friedenspreis und dem Carl von Ossietzky-Preis ausgezeichnet wurde. Weiter heißt es in dem Aufruf:

"Vor nur drei Monaten überwachten europäische Beobachter die palästinensischen Wahlen. Sie bestätigten, daß Palästina die erste Demokratie in der arabischen Welt ist (nachdem dort zum zweiten Mal demokratische Wahlen abgehalten wurden. Die erste Wahl hatte die Fatah gewonnen). Dieses Mal wurde ein Parlament mit einer Hamas-Mehrheit gewählt. Nun erteilen Sie den Palästinensern eine Lektion in Demokratie: Sie sagen ihnen, wenn sie die eben von ihnen gewählte Regierung nicht stürzen, dann gibt es für ihre Kinder keine Milch, für die Kranken keine Medizin, für die Arbeitslosen keine Arbeit, für Ärzte und Lehrer kein Gehalt. Sie erfüllen so die zynische Verordnung des Beraters unseres Ministerpräsidenten: »Sie sollen abnehmen, aber nicht Hungers sterben.«

Uri Avnery
Uri Avnery
Foto: www.uri-avnery.de


Dies ist nicht nur eine barbarische Politik, es ist auch ein schrecklicher Fehler: Kein Volk in der Welt würde sich einem solch brutalen und demütigenden Druck von außen unterwerfen. Die unvermeidliche Folge wird eine weitere Radikalisierung der palästinensischen Meinung sein und ein noch größerer Haß gegen Israel...

Das wird die Aussichten auf Frieden noch weiter in die Ferne schieben, einen Frieden, den wir alle brauchen wie die Luft zum Atmen. Es wird zu einem weiteren Blutbad führen, das das Leben von Tausenden, Israelis, Palästinensern, Europäern und Amerikanern, kosten wird. Reden Sie mit der palästinensischen Regierung! Beginnen Sie einen Dialog mit der Hamas!

Gewiß müssen sie das Existenzrecht Israels anerkennen - genau wie Israel das Existenzrecht eines Staates Palästina anerkennen muß. Aber solch eine Anerkennung wird mit den Verhandlungen kommen - und nicht umgekehrt. Gewiß müssen sie mit der Gewalt aufhören - genau wie es Israel tun muß. Aber selbst in diesem Stadium kann ein verlängerter Waffenstillstand erreicht werden. Gewiß müssen sie die Zwei-Staaten-Lösung akzeptieren - genau so auch Israel. Ihre Führer haben schon angedeutet, daß sie dafür bereit sind - und dies muß durch Verhandlungen auf die Probe gestellt werden.

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de


Wir rufen Sie auf, Führer von Europa: Es ist im Interesse Europas, wie es im Interesse Israels und Palästinas ist, um Frieden zu erreichen. Geben Sie nicht dem Druck von Interessen Außenstehender nach, deren Politik hat schon mehrfach zu Katastrophen im Nahen Osten geführt. Um unser aller Willen: Folgen Sie einer unabhängigen Linie, die von Weisheit und Moral geleitet wird."
Mehr unter  www.gush-shalom.org


Online-Flyer Nr. 40  vom 18.04.2006



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