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Lokales
Zum 20sten Jahrestag von Tschernobyl auch in Köln:
"Atomkraft aufgeben!"
Von Hildegard Miensopust

Während Energiekonzerne und CDU-Minister öffentlich darüber "nachdenken", die Laufzeit der deutschen Atomkraftwerke entgegen Absprachen und Verträgen doch zu verlängern, nähert sich mit dem 26. April der zwanzigste Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl.

Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl 1986 und die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki 1945 waren die bisher schlimmsten Ereignisse in der Geschichte der Atomkraft. Während eine Studie des "Tschernobyl-Forums", zu dem mehrere Unterorganisationen der Vereinten Nationen sowie die Regierungen Rußlands, der Ukraine und Weißrußlands gehören, von etwa 9.000 Toten infolge des Unglücks spricht, hat die Organisation "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs" (IPPNW) eine Untersuchung vorgelegt, nach der allein etwa 90.000 Menschen aus den Aufräummannschaften ums Leben gekommen sein könnten. Rechne man die Opfer in den verstrahlten Gebieten dazu, kommt man laut IPPNW auf 264.000 Tote. Krebsforscher bringen außerdem die seit Ende der 80er Jahre rapide angestiegenen Zahlen von Krebskranken in Europa mit den Auswirkungen der radioaktiven Wolke von Tschernobyl in Zusammenhang.

Reaktor von Tschernobyl
Reaktor von Tschernobyl
Foto: Greenpeace


Diese Zahlen von Toten und Kranken sind laut Greenpeace aber "nur die Spitze eines Eisbergs". In einem Kalender, den die Organisation am Wochenende veröffentlichte, nimmt Tschernobyl ganze drei Tage ein. Für den Rest der 365 Tage hat Greenpeace aus tausenden von Kraftwerkunfällen und Atombombentests die gravierendsten Ereignisse ausgewählt und mit Fotos und Texten belegt. Die Datensammlung zeigt für jeden Kalendertag einen Vorfall in der Geschichte der Atomkraft: Diebstahl von Atommaterial, einen Unfall in einer Atomanlage oder einen Atombombentest. Der Kalender beginnt mit dem 26. April.

"Der Rückblick zeigt Atomkraft als verheerende Technik. Sie war und ist nicht beherrschbar, Fehler führen zu katastrophalen Folgen", sagt Thomas Breuer, Atom-Experte von Greenpeace. "Wo Radioaktivität in größeren Mengen austritt, verstrahlt sie ganze Regionen und gefährdet die Menschen. Diese Gefahren lassen sich nur ausschließen, wenn wir die Atomkraft aufgeben."

Russisches Mädchen - krank durch Tschernobyl
Russisches Mädchen - krank durch Tschernobyl
Foto: Greenpeace


Greenpeace fordert deshalb, Atombomben weltweit abzurüsten, alle Atomkraftwerke so schnell wie technisch möglich abzuschalten und die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) umzuwandeln: Sie soll in Zukunft den weltweiten Ausstieg aus der Nutzung der Atomkraft kritisch begleiten.

Auch in Köln wird man des Jahrestages von Tschernobyl in einer Veranstaltung gedenken. Architekt Prof. Peter Busmann war 2003 in Weißrußland in den Dörfern der Umsiedler aus den verstrahlten Gebieten. Er hat mit Menschen gesprochen, die 1986 in der direkten Umgebung des Atomkraftwerkes lebten und das Unglück am eigenen Leibe spürten. Busmann wird darüber berichten, wie der GAU das Leben der Opfer von Tschernobyl veränderte.

Die "atomare Reise" dieses Abends - vom Uranabbau mit verheerenden Folgen für die dort lebende Bevölkerung über die Atomkraftwerke und deren Sicherheitsrisiko bis zur atomaren Endlagerung für Millionen Jahre - wird vom "Kölner Gegenstrom", einer atomkritischen Initiative, und vom Friedensbildungswerk Köln organisiert.

Termin: Mittwoch 26.04.2006, 20.00 Uhr, Friedensbildungswerk Köln,
Am Rinkenpfuhl 31, 50676 Köln, Eintritt: 3,- Euro


Online-Flyer Nr. 39  vom 12.04.2006



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