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Interview mit Dirk Klose
"Ein weiteres Engagement in der SPD erschien mir sinnlos"
Von Peter Kleinert
Peter Kleinert: Warum und wann sind Sie SPD-Mitglied geworden?
Dirk Klose: Eingetreten bin ich im März 1998 und zwar weil die Positionen und Ansichten der SPD 1998 - vor der Bundestagswahl - am besten mit meinen eigenen vereinbar waren.
Was waren denn danach Ihre wichtigsten positiven Erfahrungen während Ihrer Arbeit in der SPD?
So leid es mir tut, es gibt wenig Positives zu berichten, da die Partei in den gesamten acht Jahren meiner Mitgliedschaft nur mit sich selbst beschäftigt war - von einer Wahl zur nächsten. Ein Erfolg immerhin wäre zu erwähnen: wir haben es in mühseliger Kleinarbeit geschafft, hier im Stadtteil einen Bolzplatz, der nicht mehr bespielbar war, wieder herzurichten und den Kinder und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen. Die größte Belohnung war für mich das Funkeln in den Augen der Kinder, daß sie endlich wieder Fußball spielen konnten. Das gab mir die Gewissheit: man kann was erreichen, wenn man hartnäckig genug dran bleibt.
Wann begannen Ihre ersten Zweifel an der Politik der SPD, und warum sind Sie schließlich ausgetreten?
Hauptbeweggrund für den Austritt war, dass ich mich - und das gilt auch für die Mitunterzeichner der Austrittserklärung - nur noch für die allerwenigsten der im Stadtrat, Landtag, Bundestag im Namen der SPD getroffenen Entscheidungen auf die Strasse oder an den Info-Stand stellen konnte. Ein weiteres aktives politisches Engagement innerhalb der SPD erschien mir sinnlos, weil es ja zumindest eine gemeinsame Grundüberzeugung geben muss, die man mit "der Partei" teilt. Und das sah ich nicht mehr gewährleistet.
Ich will mal ein paar Beispiele nennen: Viele grundlegende sozialdemokratische Ziele und Wertvorstellungen wurden bald nach der Wahl über Bord geworfen, um schneller und wendiger im Zeitgeist manövrieren zu können. Dazu gehören Studiengebühren, Lobby- statt
Gesundheitspolitik, Hartz IV, Verteilungsgerechtigkeit und vieles mehr. Doch für den Austritt war nicht entscheidend, dass da hier und da mal der falsche Weg eingeschlagen wurde, sondern es wird in der SPD über alternative Konzepte zu den Dogmen des Neoliberalismus
(Sparen, Kürzen, Privatisieren) einfach nicht mehr nachgedacht. Alles ist scheinbar vorgegeben - allenfalls über sozialverträgliche Varianten der neoliberalen Politik wird diskutiert. Eine Analyse der Lage, z.B. nach der letzten Bundestagswahl, unterbleibt in der SPD vollkommen. Das gilt auch für die Landesebene in NRW - so wird jetzt auf dem Landesparteitag einfach nur ein "weiter so" gepredigt. Man will einfach nicht sehen, dass die Ortsvereine personell und argumentativ ausgeblutet sind.
"Vorwärts" führt dies unserer gemeinsamen Überzeugung nach nicht. Eine gemeinsame Linie ist auch deswegen nicht erkennbar, weil nur noch die wenigsten der GenossInnen der ehemals größten Volkspartei von diesem Kurs überzeugt sind. Wir alle sind aber noch jung genug und wollen etwas bewegen, daher der Austritt: besser ein klarer Schnitt als ein langes Siechtum.
Wie werden Sie Ihre politische Arbeit - eventuell gemeinsam mit den mit Ihnen ausgetretenen politischen FreundInnen - fortsetzen?
Nicht alle der Unterzeichner unserer Austrittserklärung werden jetzt sofort in die WASG oder in die Linkspartei eintreten. Einige werden diesen Schritt aus Überzeugung jetzt machen, andere werden sich zunächst lokalen Projekten widmen und in Ruhe überlegen, wohin es geht. Ich halte es jedoch für immens wichtig, dass es eine starke deutsche Linke gibt, die sich traut, einen anderen Weg als den der etablierten Parteien zu gehen. Aus diesem Grund werde auch ich mich an einem Projekt beteiligen, dessen Ziel es ist, vernünftige linke Kräfte (SPD-Linke, WASG, Linkspartei.PDS und Unabhängige) hier in Köln an einen Tisch zu bekommen. Aber gemeinsam sind wir uns als Ausgetretene vor allem darüber einig, dass die politische Arbeit jetzt erst richtig anfängt - mit Spaß und Engagement an der Sache, dem Aufbau einer Neuen Linken.
Online-Flyer Nr. 39 vom 12.04.2006
Interview mit Dirk Klose
"Ein weiteres Engagement in der SPD erschien mir sinnlos"
Von Peter Kleinert
Peter Kleinert: Warum und wann sind Sie SPD-Mitglied geworden?
Dirk Klose: Eingetreten bin ich im März 1998 und zwar weil die Positionen und Ansichten der SPD 1998 - vor der Bundestagswahl - am besten mit meinen eigenen vereinbar waren.
Was waren denn danach Ihre wichtigsten positiven Erfahrungen während Ihrer Arbeit in der SPD?
So leid es mir tut, es gibt wenig Positives zu berichten, da die Partei in den gesamten acht Jahren meiner Mitgliedschaft nur mit sich selbst beschäftigt war - von einer Wahl zur nächsten. Ein Erfolg immerhin wäre zu erwähnen: wir haben es in mühseliger Kleinarbeit geschafft, hier im Stadtteil einen Bolzplatz, der nicht mehr bespielbar war, wieder herzurichten und den Kinder und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen. Die größte Belohnung war für mich das Funkeln in den Augen der Kinder, daß sie endlich wieder Fußball spielen konnten. Das gab mir die Gewissheit: man kann was erreichen, wenn man hartnäckig genug dran bleibt.
Wann begannen Ihre ersten Zweifel an der Politik der SPD, und warum sind Sie schließlich ausgetreten?
Hauptbeweggrund für den Austritt war, dass ich mich - und das gilt auch für die Mitunterzeichner der Austrittserklärung - nur noch für die allerwenigsten der im Stadtrat, Landtag, Bundestag im Namen der SPD getroffenen Entscheidungen auf die Strasse oder an den Info-Stand stellen konnte. Ein weiteres aktives politisches Engagement innerhalb der SPD erschien mir sinnlos, weil es ja zumindest eine gemeinsame Grundüberzeugung geben muss, die man mit "der Partei" teilt. Und das sah ich nicht mehr gewährleistet.
Ich will mal ein paar Beispiele nennen: Viele grundlegende sozialdemokratische Ziele und Wertvorstellungen wurden bald nach der Wahl über Bord geworfen, um schneller und wendiger im Zeitgeist manövrieren zu können. Dazu gehören Studiengebühren, Lobby- statt
Gesundheitspolitik, Hartz IV, Verteilungsgerechtigkeit und vieles mehr. Doch für den Austritt war nicht entscheidend, dass da hier und da mal der falsche Weg eingeschlagen wurde, sondern es wird in der SPD über alternative Konzepte zu den Dogmen des Neoliberalismus
(Sparen, Kürzen, Privatisieren) einfach nicht mehr nachgedacht. Alles ist scheinbar vorgegeben - allenfalls über sozialverträgliche Varianten der neoliberalen Politik wird diskutiert. Eine Analyse der Lage, z.B. nach der letzten Bundestagswahl, unterbleibt in der SPD vollkommen. Das gilt auch für die Landesebene in NRW - so wird jetzt auf dem Landesparteitag einfach nur ein "weiter so" gepredigt. Man will einfach nicht sehen, dass die Ortsvereine personell und argumentativ ausgeblutet sind.
"Vorwärts" führt dies unserer gemeinsamen Überzeugung nach nicht. Eine gemeinsame Linie ist auch deswegen nicht erkennbar, weil nur noch die wenigsten der GenossInnen der ehemals größten Volkspartei von diesem Kurs überzeugt sind. Wir alle sind aber noch jung genug und wollen etwas bewegen, daher der Austritt: besser ein klarer Schnitt als ein langes Siechtum.
Wie werden Sie Ihre politische Arbeit - eventuell gemeinsam mit den mit Ihnen ausgetretenen politischen FreundInnen - fortsetzen?
Nicht alle der Unterzeichner unserer Austrittserklärung werden jetzt sofort in die WASG oder in die Linkspartei eintreten. Einige werden diesen Schritt aus Überzeugung jetzt machen, andere werden sich zunächst lokalen Projekten widmen und in Ruhe überlegen, wohin es geht. Ich halte es jedoch für immens wichtig, dass es eine starke deutsche Linke gibt, die sich traut, einen anderen Weg als den der etablierten Parteien zu gehen. Aus diesem Grund werde auch ich mich an einem Projekt beteiligen, dessen Ziel es ist, vernünftige linke Kräfte (SPD-Linke, WASG, Linkspartei.PDS und Unabhängige) hier in Köln an einen Tisch zu bekommen. Aber gemeinsam sind wir uns als Ausgetretene vor allem darüber einig, dass die politische Arbeit jetzt erst richtig anfängt - mit Spaß und Engagement an der Sache, dem Aufbau einer Neuen Linken.
Online-Flyer Nr. 39 vom 12.04.2006