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Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

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Inland
Auch wenn der Grüne Nachtweih Minister Jung unterstützt:
NEIN zum Denkmal!
Von Georg Giesing

Militaristen und Nationalisten in diesem Land klatschten Beifall, denn eine neue Kranzabwurfstelle ist in diesen Kreisen immer willkommen. Doch solch ein Denkmal ist überflüssig wie ein Kropf! Es geht dem Minister um reine Symbolik. Nicht an Ort und Stelle, wo die Soldaten gestorben sind, soll erinnert werden, es wird nach einem zentralen Ort in Deutschland gesucht. Das heimliche Motto: globaler Fight, nationales Gedenken.

Bundeswehr-Denkmal des Autors
Bundeswehr-Denkmal des Autors
Foto: GEO Giesing



Jungs Ministerium nannte die Zahl von 63 Toten. Eingeschlossen sind auch die 24 Männer/Frauen, die in Ausübung ihrer mit dreifachem Sold bezahlten Auslandstätigkeit Unfälle hatten oder sich selbst das Leben nahmen. Ob da ein Selbstmord geschah, weil die individuelle Einsicht kam, am Hindukusch für die geopolitischen Interessen internationaler Konzerne das Leben zu riskieren, spielt bei der Denkmal-Fraktion keine Rolle.

Zur Zeit sind über 6000 deutsche Militärprofis in Auslandeinsätzen. Es ist damit zu rechnen, dass die Zahl der Toten in den künftigen Kriegen steigen wird. Ein zentrales Soldatendenkmal soll auch mit dieser Zukunftsperspektive installiert werden. Die Idee "Bundeswehrehrenmal" hat eine weitere ideologische Komponente: es dient der Kriegsverherrlichung. Auf den braunen Webseiten ist das unübersehbar. Dass die aktuellen Kriege völkerrechtswidrig sind, wird vom Jung-Amt nicht in die öffentliche Debatte eingebracht.

Der Berufsgruppe der Berufssoldaten soll öffentlich gedacht werden, weil die Soldaten sich in "Erfüllung ihrer Pflichten" für die Allgemeinheit so verdient gemacht haben. Krankenschwestern, Erzieher, Feuerwehrleute, Rettungsmannschaften, Journalisten und Ärzte, Frauen und Männer mit Zivilcourage - die Liste lässt sich beliebig ausweiten - haben mit und ohne Uniform im Dienst für das allgemeine Wohl ihr Leben gelassen. Diesen "stillen Helden" gebührt das Gedenken, doch noch lange kein Denkmal. Das gilt auch für die "Bürger in Uniform", die hinter ihren Tarnkappen mitunter sehr profane Motive verbergen.

Bereits ihren Vorgängern (1870-71, 1914-18, 1939-45) wurde suggeriert, für Heimat, Volk und Vaterland zu kämpfen. Heute wird davon geredet, dass deutsche Interessen im fernen Afghanistan zu verteidigen seien. Für Öl und Profit wäre da schon die ehrlichere Erklärungsvariante, doch die ist ethisch nicht so gut zu vermitteln.


Karikatur: Kostas Koufogiorgos


Wie viel Dummheit im Spiel ist, geht aus den Worten des GRÜNEN-Verteidigungsexperten Winfried Nachtweih hervor, der das Denkmal nicht ablehnte. Zum Standort äußerte er sich gegenüber der Berliner-Zeitung: sinnvoll sei es, dass das Buwe-Denkmal in die Nähe des Bundestages komme, da im Parlament ja auch "die Entscheidungen über die Einsätze getroffen würden." Weiß der grüne "Verteidigungs-Experte" wirklich nicht, dass die drei Kriege mit BRD-Beteiligung im Bundestag nur "nachvollzogen" wurden, die Entscheidung aber im Weißen Haus in Washington getroffen wurde?

Wenn der toten Militärs der Bundeswehr gedacht werden soll, könnte dies im Rahmen der alljährlichen Volkstrauertagsfeiern im Bundestag geschehen. Auch eine UNO-Versammlung in New York wäre eine Plattform. Da gäbe es dann noch eine Gratisdebatte über die Rechtmäßigkeit der internationalen Kampfeinsätze der Bundeswehr!


Online-Flyer Nr. 34  vom 07.03.2006



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