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Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

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Inland
Greenpeace protestiert in über 130 Supermärkten
Gen-Soja bei "Landliebe"-Bauern
Von Peter Kleinert und Manfred Bigge

Am vergangenen Freitag demonstrierten Greenpeace-Aktivisten in mehr als 130 Supermärkten. Der Grund: In Futtermittelproben von "Landliebe"-Milchlieferanten wurde gentechnisch manipulierte Soja nachgewiesen.

Die gleichzeitig veröffentlichten Analyseergebnisse eines international renommierten
Labors, stellten laut Greenpeace "in zwei von fünf Proben Gen-Soja über dem
Kennzeichnungsgrenzwert von 0,9 Prozent fest". In einem Fall bestand der Sojaanteil des Futters sogar zu 100 Prozent aus Gen-Soja, teilte die Umweltorganisation mit. Dabei vermittelt das Image der Marke Landliebe eine besonders naturnahe und traditionelle Art der Milchproduktion.

'Landliebe'-Demo in Marburg
'Landliebe'-Demo in Marburg
Foto: Greenpeace



In 41 Städten Verbraucher informiert

Greenpeace protestierte aus diesem Anlass in Supermärkten von 41 Städten gegen den Einsatz von Gen-Futter bei Landliebe. Mit Lautsprecherdurchsagen in den Läden informierten Greenpeace-Aktivisten die Verbraucher, dass Gentechnik mit dem Landliebe-Idyll nicht zusammen passe. Verbraucher erhielten Protestpostkarten, um sich direkt bei Landliebe für eine Fütterung ohne Gen-Pflanzen stark zu machen. Greenpeace beteiligte sich damit am bundesweiten Aktionstag gegen Gentechnik, den die Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft ausgerufen hatte.

In Köln waren die Greenpeacer verstärkt durch das `Team 50 Plus´ bei fünf Märkten in Deutz und Poll. Lautsprecher-Durchsagen brachten Landliebe-Werbespots und Musik in persiflierter Version zu Gehör und wiesen auf die informierenden Greenpeacer am Kühlregal hin. Mit Gesprächen und Informationsmaterial wurden die Verbraucher aufgeklärt - bis die Demonstranten den Laden verlassen mussten.

Trotz Schneegestöber: Erfolgreiche Aktion in Köln
Trotz Schneegestöber: Erfolgreiche Aktion in Köln
Foto: Greenpeace


Die Filialleiter reagierten unterschiedlich: bei den einen hatten sie Mühe, ihre Argumente vorzutragen und ihre Infomappe abzugeben Bei anderen konnten sie die Aktion ausführlich begründen. Personal und Kunden waren gleichermaßen entsetzt: "Wie, Landliebe auch? Wir wissen das von Müller und Weihenstephan!" Auch vor den Märkten wurden Gespräche mit den Verbrauchern geführt. Die meisten zeigten sich dankbar für die Aufklärung. Trotz Schnee und Regen unterschrieben viele Leute für eine Kennzeichnung tierischer Produkte bei Gen-Fütterung.

"Jetzt kann sich Landliebe nicht mehr hinter blumigen Werbeversprechen verstecken", mahnte Alexander Hissting, Gentechnikexperte von Greenpeace. "Das Vertrauen der Verbraucher ist nurdurch die Vermeidung von Gen-Futter zurückzugewinnen. Landliebe muss endlich den Verzicht auf Gen-Pflanzen bei der Milcherzeugung garantieren."

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Karikatur: Kostas Koufogiorgos


Gravierende Risiken

Mit Anbau und Fütterung von Gen-Pflanzen sind gravierende Risiken für Mensch, Tier und Umwelt verbunden. Bei Fütterungsversuchen an Ratten mit dem Gen-Mais MON 863 der Firma Monsanto zeigten die Tiere Veränderungen an Organen und Blutbild. Gesundheitliche Risiken bei Menschen sind weitgehend unerforscht. Der Anbau von Gen-Soja in Südamerika ist mit verantwortlich für die rasante Urwaldzerstörung und den erhöhten Einsatz von giftigen
Spritzmitteln.

Laut Greenpeace ist gerade in der Milchproduktion ein kompletter Verzicht auf Gen-Pflanzen
im Tierfutter leicht möglich: In Deutschland machen das die hessische Upländer Bauernmolkerei und die bayerische Andechser Molkerei vor. In Österreich und in der Schweiz haben bereits Grossmolkereien wie die NOeM, Kärntnermilch und Emmi den Einsatz von Gen-Pflanzen im Milchviehfutter ausgeschlossen. Molkerei-Riesen wie der Konzern Campina, der die Landliebe-Produkte herstellt, oder Müller Milch "beharren dennoch auf der Lüge, dass ein Verzicht auf Gen-Pflanzen nicht möglich sei."

"Es fehlt allein der Wille"

"Mit mangelnder Machbarkeit hat das nichts zu tun. Was fehlt, ist allein der Wille. Landliebe könnte leicht dem Verbraucherwunsch nach einer Milcherzeugung ohne Gen-Pflanzen nachkommen", so Hissting. Nach Greenpeace-Recherchen erreicht der Landliebe-Joghurt die größte Gewinnspanne auf dem deutschen Markt.

Nach wie vor aktuell ist auch die Auseinandersetzung um Gen-Futter zwischen Müller Milch und Greenpeace. Auch bei der bekanntesten Milchmarke Deutschlands konnten die Umweltschützer bereits die Verwendung von Gen-Futter bei den Milchlieferanten nachweisen.
Weitere Infos unter www.einkaufsnetz.org.


Online-Flyer Nr. 34  vom 07.03.2006



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