NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

Fenster schließen

Lokales
Öffentliche Erklärung
Nazi-Demonstration verbieten!
Von Franco Clemens

Aus Sicht der Jugendarbeit ist der sicherste Weg zur Deeskalation, diese NAZI Demonstration insgesamt aus verfassungrechtlichen und Sicherheitsbedenken schlichtweg zu verbieten. Letzteres insbesondere in Finkenberg, da dort eine völlig unübersichtliche Hochhaussituation vorliegt. Daran wird auch die Anwesenheit von Sozialarbeitern in Zusammenarbeit mit Polizei und Verwaltung nichts ändern. Auch möchte ich in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Eskalation vor sechs Jahren auf dem Ebertplatz aufmerksam machen, als erboste Bürger/innen dieNazis aus den Fenstern ihrer Wohnungen mit Eiern, Milch und Mehl beschmissen. Anscheinend eine Tradition in Köln, die seit dem ersten Einmarsch der Nazis bei der Machtübergabe gepflegt wird, wie uns eine Gedenktafelin der Elsaßstraße im Kölner Süden zeigt und mahnt.

Axel Reitz und Sascha Krolzig
Wie immer... - Axel Reitz und Sascha Krolzig
Foto: NRhZ-Archiv



Eine Provokation durch eine Handvoll meist jugendlicher, spätpubertierender Nazis, die in Begleitung von ein paar "ewig Gestrigen", wie zuletzt vor dem DGB-Gebäude am Hans Böckler-Platz, steht in absolut keinem Verhältnis zum Sicherheitsaufwand. Auch besteht die Gefahr, dass sich durch den NAZI-Aufmarsch Gruppen von ortsansässigen deutschen und ausländischen Jugendlichen, die in Finkenberg und im Umfeld wohnen, zu pubertären Gegenreaktionen verleiten lassen, oder dass mittelfristig dadurch wohlmöglich sogar perfide Spaltungsprozesse in der gut durchmischten Jugendkultur eingeleitet werden. Genau das ist schließlich das Ziel der Rechtspopulisten.

Vor diesem faschistischen Geistes-Gift muss unsere Jugend UNMISSVERSTÄNDLICH geschützt werden. Als Sozialarbeiter fehlt mir seit längerem die öffentliche Diskussion darüber, warum es scheinbar nicht möglich ist, diesen rechtsradikalen Parteien bzw. offensichtlich verfassungswidrigen Organisationen die Jugendlichen in ihren Jugendorganisationen gerichtlich zu entziehen, die dort bei den Aufmärschen der NAZIS u.a. mitmarschieren.

Jugendarbeit endet nicht mit der Vollendung des 18ten Lebensjahrs, wie auch das Jugendstrafrecht beweist, und solange hat der Staat einen Interventionsansatz. Die juristische "Auslegungskunst" des Grundgesetzes bleibt einem Sozialarbeiter da eher ein völliges Rätsel; er muss es am Ende aber ausbaden. Ich kann Herrn Behrendes von der Polizei also nur bitten, meineSicherheitsbedenken betr. die Hochhausschluchten als möglichen Demonstrationsweg ernst zu nehmen, wo keine geordnete Gegendemostration von linken Gruppen oder Gewerkschaftern im Schulterschluss mit der Bürgerschaft zu erwarten ist, was die Lage übersichtlicher machen würde.

Einen triftigeren Grund diese DEMO im DEMO (Demonstrationsgebiet Finkenberg) schlichtweg zu verbieten, kann es also kaum geben. Die Jugendarbeit hofft zudem, mit diesem "offenen Brief" auch den zukünftigen Betrachtungswinkel des Staates auf die vornehmlich jüngeren Teilnehmer der NAZI DEMOS der letzten Jahre im Raum Köln zu erweitern und so auf einen "weiteren Hebel" aufmerksam zu machen, wie man diese rechtsextremen Strömungen bereits an der Basis austrocknen könnte.

Gez Franco Clemens
Streetworker in Porz Finkenberg
OT "ARCHE NOVA"


Online-Flyer Nr. 32  vom 21.02.2006



Startseite           nach oben