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Kultur und Wissen
Der Fern-Seher - Folge 10
Bewundert Berlusconi!
von Ekkes Frank

Es ist ja sehr schick und weit verbreitet, den Herrn Berlusconi heftigst zu kritisieren, oft gar ganz unsäglich zu verspotten. Falsch, ganz falsch! Richtig ist vielmehr, ihn zutiefst zu bewundern, und zwar als die bisher perfekteste Version eines Staatsmannes der Post-Demokratie, auf die wir uns ja auch in Deutschland mit Riesenschritten zu bewegen. Wenn wir darin einig sind, dass "über die Lebensbedingungen der ... Bevölkerung nicht von gewählten Politikern entschieden" wird, "sondern von ein paar Managern, Bankern, Unternehmensberatern und Juristen" - so formuliert es der ZDF-Moderator Michael Opoczynski in seinem neuen Buch "Die Blutsauger der Nation" - dann ist Herr Berlusconi so einer, in Italien natürlich.

Nun können aber diese Herren - Damen sind da bekanntlich nur sehr wenige darunter - ihre wirtschaftlichen Interessen schlecht selbst durchsetzen, wenigstens soweit es um das Formulieren, Verabschieden und dann auch das Anwenden von Gesetzen, Verordnungen und Regulierungen geht. Dafür sind, man weiß es, die Politiker erfunden worden.

Allerdings ist es für die Unternehmen recht umständlich und meist auch ziemlich teuer, diese Politiker für sich zu gewinnen; sei es direkt durch Bezahlung - meist lieber "Spenden" oder "Beraterhonorare" genannt - oder sei es über Freundlichkeiten wie kostenlose Urlaube auf Jachten oder in - mit gut gefüllten Minibars und netten jungen Frauen ausgestatteten - Luxus-Hotelsuiten. Außerdem kann kein Acker-, Necker- oder sonstiger Mann sicher sein, dass nicht der Erfolg der Bemühungen durch ein plötzliches Aufbäumen des Egos in dem umworbenen Politiker doch noch verhindert oder abgeschwächt wird. Also ist es nur konsequent zu tun, was der Herr Berlusconi tut: es gleich selber zu machen!

Dazu muss man dummerweise jedoch in einer modernen Gesellschaft gewählt werden, vom Volk auch noch. Dieses Volk nun ist nicht mehr ganz so blöd wie es früher mal war, es kann lesen, schreiben und zum Teil auch denken. Also ist es ganz wichtig, dem Volk die nötigen Informationen zukommen zu lassen. Und auch das wiederum hat der Herr Berlusconi erkannt und beherzigt: ihm gehört ein Großteil der wichtigsten Meinungsmachermedien in Italien, also Fernsehstationen und Zeitungen, und sogar, was dem Volk ja immer viel Freude macht, ein ganzer Fußballclub.

Unser Fern-Seher
Unser Fern-Seher
Foto: NRhZ-Archiv



Fazit: nach dem bei uns im modernen Westen geltenden, alternativlosen Glaubenssatz "Wenn es der Wirtschaft gut geht, geht es allen gut" kann sich jedes Land einen Mann wie Herrn Berlusconi nur sehnlichst wünschen! Schluss also mit dem eingangs erwähnten Gemäkel und Genöle! Richtig muss es vielmehr heißen: Bewundert Berlusconi!


Online-Flyer Nr. 31  vom 14.02.2006



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