NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

Fenster schließen

Kultur und Wissen
Arbeiten von R.J.Kirsch in zwei Kölner Galerien
Nach umfangreichen Expeditionen
Von Christel Mertens

Gleich in zwei Kölner Galerien werden im Frühjahr Arbeiten des Kölner Künstlers R.J.Kirsch zu sehen sein. Seit dem 11. Februar zeigt die Art Galerie 7 in der Themenschau "Blüten" Arbeiten aus seiner Serie "Botanische Studien". In der Galerie Rachel Haferkampwird ab 10. März Kirschs Ausstellungsprojekt "Rhythmus der Statistik" vorgestellt.

Crash lautet im Englischen der Ausdruck für den Zusammenstoß von Fahrzeugen aller Art. In dem Wort "Zusammenkrachen" ist dafür auch in der deutschen Sprache eine Entsprechung vorhanden. Äußerst lautmalerisch beschreibt dabei der Begriff ein Ereignis, bei dem in der Regel mit großer Wucht Metall aus verschiedenen Richtungen aufeinander prallt und durch die kinetische Energie verformt und zerrissen wird. Solchem Krach folgt in der Regel ein Moment, in dem alles still zu stehen scheint.

Rhythmus der Statistik
Rhythmus der Statistik
Foto: R.J.Kirsch


Über 100 solcher Momente hat der Kölner Künstler R.J.Kirsch seit 2002 zum großen Teil über Bilddienste des world wide web recherchiert und in einer Serie von Ölskizzen umgesetzt. In der Galerie Rachel Haferkamp werden diese Arbeiten vom 10. März an präsentiert. Wiebei einem Filmband kann der Betrachter von "Frame" zu "Frame" die Serie abschreiten. Gleichzeitig erhält er zu jeder Arbeit einen kurzen Text, der über die Umstände des jeweiligen Unfalls informiert.

Mit der Serie "Rhythmus der Statistik" setzt Kirsch seine Untersuchungen fort. Bewegten sich seine Arbeiten der 90er Jahre um die Frage, inwieweit Malerei für die Neuen Medien erschlossen werden kann, reagiert er hier nun unmittelbar auf die Beschleunigung und Verfügbarkeit des Bildes durch die elektronische Verarbeitung und stellt dieser die Materialität und Unmittelbarkeit seiner Ölskizzen entgegen.

Mit seinen "Botanischen Studien" präsentiert Kirsch in der Art Galerie 7 eine Serie von Bildern, die einen Gegenpol zum "Rhythmus der Statistik" zu bilden scheinen und dennoch die Auseinandersetzung streng weiterführen.Nach umfangreichen Expeditionen in die fotografischen und elektronischen Bildmedien stellt diefortgesetzteBeschäftigung mitder Malerei nun eine Rückeroberung des Subjektiven dar, die sich vor allem in einem expliziten Malduktus zum Ausdruck bringt.

Darüber hinaus wird hierdurch die Dominanz des Fotografischen und Medialen in der bildnerischen Arbeit überhaupt in Frage gestellt. Die Verwendung traditioneller Arbeitsmaterialien im bildnerischen Prozess bedingt aber auch die Auseinandersetzung mit ebenso traditionellen Arbeitsmethoden. So wird der Malprozess im klassischen Sinne in einer Dreiheit vollzogen, Bildanlage, Durchführung und Finishing bilden einen Ablauf, innerhalb dessen der mittlere Teil den durchweg performativen Charakter der bildnerischen Arbeit der letzten Jahre widerspiegelt: Die Bilder werden in der Regel in einem Zug durchgemalt, behalten dabei einen zeichnerischen Duktus und entwickeln sich in Analogie zu den Echtzeitperformances seiner Videoarbeit "Phantom" als Gestaltungsaktion, als bildnerische Performance.

Botanische Studien
Botanische Studien
Foto: R.J.Kirsch


Nach den Ölskizzen zu "Rhythmus der Statistik" öffnet sich das Themenspektrum nun nach dem Vorbild der klassischen Fachmalerei in Landschaft, Portrait, Historienbild, Stilleben hin zu den "Studien zur Natur und Zivilisation", in denen die klassischen Genres der Malerei einen zeitgemässe Umsetzung finden.

R.J.Kirsch, Schüler Franz Danksan den Kölner Werkschulen und Al Hansens an dessen legendärer Ultimate Akademie, sucht die Verbindung von Objekt, Aktion und Bild. Seit 15 Jahren gibt er eine Zeitschrift mit dem Titel "Der Stillstand" heraus. Im Rahmen seiner "Studien zur Elektrizität" drehte er in den neunziger Jahren Schattenfilme, für die Ausstellung "Wildes Fleisch" in der Kölner Galerie Rachel Haferkamp baute er einen elektrischen Stuhl.
In der städtischen Galerie Albstadt präsentierte er 1999 unter dem Titel "Phantom" Videoprojektionen, Papierarbeiten und Lichtkästen, die eine virtuelle Welt zwischen Malerei und Medien inszenierten. Ende der neunziger Jahre entwickelt sich eine intensive Auseinandersetzung im Bereich der Zeichnung hin zu einem dokumentarischen Arbeitsansatz. Mit Serien wie "Bettie wächst", 1998 oder "Otzenrath", 2001 bahnt sich ein Realismus an, der mit denin der Galerie Rachel Haferkamp gezeigten Ölskizzen einen vorläufigen Höhepunkt findet.


Art Galerie7
Vernissage am Freitag, den 11. 2. 2006, 12.00-16.00 Uhr
Ausstellung vom 11.2.-22.4.2006

Öffnungszeiten:
Di. - Fr. 11.00 - 19.00 Uhr
Sa.:11.00-18.00 Uhr u.n.V.
St.Apernstr.7- 50667 Köln
Tel. 049 2774866

Galerie Rachel Haferkamp Köln
Vernissage am Freitag, den 10. 3.2006, ab 19.00 Uhr
Ausstellung vom 11.3.-31.3.2006

Öffnungszeiten:
Di. - Fr. 14.00 - 19.00 Uhr
Sa.:14.00-18.00 Uhr u.n.V.


Online-Flyer Nr. 31  vom 14.02.2006



Startseite           nach oben