SUCHE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Arbeit und Soziales
Nach dem Verlust der Heimat
Otzenrath 3° kälter
Von Hans-Dieter Hey

Alt-Otzenrath – der traurige Rest
Foto: Börres Weiffenbach
Otzenrath war der erste von zwölf Orten, die in den nächsten 40 Jahren wegen des Braunkohletagebaus „umgesiedelt" werden sollen. Lange hatten sich die Otzenrather dagegen gewehrt und sie wussten, dass man nur etwas erreichen kann, wenn alle fest zusammenstehen. Doch schließlich mussten sie dem Druck der RWE Power AG weichen. Und die Politik, die das durchsetzte, vertrat die Auffassung, dass das „Gemeinwohl“ dem individuellem Wohl voranzugehen hat. Das ist in vielen Fällen ganz anders, z.B. bei Nokia, da gehen die individuellen Interessen des Kapitals vor. Und bei der RWE Power AG geht’s eben auch um die Profite weniger.

Braunkohleförderung
Foto: Börres Weiffenbach
Nun wohnen sie also in Neu-Otzenrath – vier Kilometer weiter – und fühlen sich in ihrem kalten Reißbrett-Dorf verloren. Zu modern – weg ist sie, die dörfliche Wärme von früher. Alles kommt ihnen noch fremd vor, kalt eben. Wer das erlebt hat, kann sich jetzt leichter vorstellen, wie sich Flüchtlinge oder Asylbewerber fühlen, wenn sie bei uns Schutz und ein bisschen Geborgenheit suchen nach ihrer erzwungenen Entwurzelung.

Premiere in Neu-Otzenrath: Eigenes Schicksal im Kino sehen
Foto: Mascha-Film
Für Bundeskanzlerin Angela Merkel waren diese Menschen offensichtlich nicht besonders wichtig. Trotz Klimaveränderung durch Menschenhand und Umweltkritik am Braunkohleabbau rief sie den Vertretern der RWE AG anlässlich der Grundsteinlegung des „modernsten Braunkohlekraftwerks der Welt" zu: „Der Energieträger Braunkohle ist für Deutschland einer der ganz wesentlichen Energieträger. Ich wünsche ihnen viel Glück bei diesem Bau und eine gute Zukunft für die Bundesrepublik Deutschland. Kein tröstendes Wort zu den Otzenrathern.

Greenpeace-Aktion außerhalb des Kölner Karnevals.
Foto: Bernd Arnold, Greenpeace
Auch die warmen Worte des Tagebaudirektors von Garzweiler II konnten die Herzen der Otzenrather nicht erwärmen: „Gratulation an Sie alle, Sie haben ein todschickes, neues Dorf hier “, heißt es in einer Presseerklärung. Sicher, ein neues Dorf, ein Heim haben sie. Aber noch kein Zuhause, keine Heimat. Das wird dauern. (HDH)
Der Film „Otzenrath 3° kälter“ ist der zweite Teil einer Chronik, die das Schicksal der Otzenrather über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren dokumentiert. Der erste Teil hieß „Otzenrather Sprung". Nun stehen die Bewohner und ihr Leben in Neu-Otzenratz über einen Zeitraum von zehn Monaten im Mittelpunkt, aber auch Vertreter des Kapitals im Spannungsfeld zwischen Gewinnerzeugung und Natur- und Wohnraumvernichtung. (HDH)
Die Uraufführung „Otzenrath 3° kälter" fand im November 2007 auf dem 50. Internationalen Dokumentarfilmfestival Leipzig statt.
Produktion: Mascha-Film, München, 81 Minuten
Buch und Regie: Jens Schanze
Kamera: Börres Weiffenbach
Ton: Ton Mauricio Wells, Sebastian Kutzli, Judith Malek-Mahdavi
Online-Flyer Nr. 132 vom 06.02.2008
Nach dem Verlust der Heimat
Otzenrath 3° kälter
Von Hans-Dieter Hey

Alt-Otzenrath – der traurige Rest
Foto: Börres Weiffenbach
Otzenrath war der erste von zwölf Orten, die in den nächsten 40 Jahren wegen des Braunkohletagebaus „umgesiedelt" werden sollen. Lange hatten sich die Otzenrather dagegen gewehrt und sie wussten, dass man nur etwas erreichen kann, wenn alle fest zusammenstehen. Doch schließlich mussten sie dem Druck der RWE Power AG weichen. Und die Politik, die das durchsetzte, vertrat die Auffassung, dass das „Gemeinwohl“ dem individuellem Wohl voranzugehen hat. Das ist in vielen Fällen ganz anders, z.B. bei Nokia, da gehen die individuellen Interessen des Kapitals vor. Und bei der RWE Power AG geht’s eben auch um die Profite weniger.

Braunkohleförderung
Foto: Börres Weiffenbach
Nun wohnen sie also in Neu-Otzenrath – vier Kilometer weiter – und fühlen sich in ihrem kalten Reißbrett-Dorf verloren. Zu modern – weg ist sie, die dörfliche Wärme von früher. Alles kommt ihnen noch fremd vor, kalt eben. Wer das erlebt hat, kann sich jetzt leichter vorstellen, wie sich Flüchtlinge oder Asylbewerber fühlen, wenn sie bei uns Schutz und ein bisschen Geborgenheit suchen nach ihrer erzwungenen Entwurzelung.

Premiere in Neu-Otzenrath: Eigenes Schicksal im Kino sehen
Foto: Mascha-Film
Für Bundeskanzlerin Angela Merkel waren diese Menschen offensichtlich nicht besonders wichtig. Trotz Klimaveränderung durch Menschenhand und Umweltkritik am Braunkohleabbau rief sie den Vertretern der RWE AG anlässlich der Grundsteinlegung des „modernsten Braunkohlekraftwerks der Welt" zu: „Der Energieträger Braunkohle ist für Deutschland einer der ganz wesentlichen Energieträger. Ich wünsche ihnen viel Glück bei diesem Bau und eine gute Zukunft für die Bundesrepublik Deutschland. Kein tröstendes Wort zu den Otzenrathern.

Greenpeace-Aktion außerhalb des Kölner Karnevals.
Foto: Bernd Arnold, Greenpeace
Auch die warmen Worte des Tagebaudirektors von Garzweiler II konnten die Herzen der Otzenrather nicht erwärmen: „Gratulation an Sie alle, Sie haben ein todschickes, neues Dorf hier “, heißt es in einer Presseerklärung. Sicher, ein neues Dorf, ein Heim haben sie. Aber noch kein Zuhause, keine Heimat. Das wird dauern. (HDH)
Der Film „Otzenrath 3° kälter“ ist der zweite Teil einer Chronik, die das Schicksal der Otzenrather über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren dokumentiert. Der erste Teil hieß „Otzenrather Sprung". Nun stehen die Bewohner und ihr Leben in Neu-Otzenratz über einen Zeitraum von zehn Monaten im Mittelpunkt, aber auch Vertreter des Kapitals im Spannungsfeld zwischen Gewinnerzeugung und Natur- und Wohnraumvernichtung. (HDH)
Die Uraufführung „Otzenrath 3° kälter" fand im November 2007 auf dem 50. Internationalen Dokumentarfilmfestival Leipzig statt.
Produktion: Mascha-Film, München, 81 Minuten
Buch und Regie: Jens Schanze
Kamera: Börres Weiffenbach
Ton: Ton Mauricio Wells, Sebastian Kutzli, Judith Malek-Mahdavi
Online-Flyer Nr. 132 vom 06.02.2008