SUCHE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Globales
„Und wenn Ihr fürchtet, dass Frauen sich auflehnen..."
Islamische FeministInnen – nicht nur Muslime
Von Katrin Steiner
Islamische FeministInnen – nicht nur Muslime
Zu ihnen zählen Muslime und Muslima, die versuchen in Übereinstimmung mit ihrem Glauben und ihrer Überzeugung der Gleichberechtigung, eine angemessene Interpretation des Korans zu finden. Ebenso gibt es IslamwissenschaftlerInnen, die die konservativen Lesarten des Korans wissenschaftlich hinterfragen. Allen gemeinsam jedoch ist der Widerspruch gegen dessen traditionelle Interpretationen und die damit verknüpften, Frauen diskriminierenden Lehren.
Der Koran in konservativer Auslegung
Nach traditioneller, konservativer Lesart ist die männliche Herrschaft über Frauen im Koran selbst festgeschrieben. Häufig führen Traditionalisten hierfür Sure 4, Vers 34 an: „Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie (von Natur vor diesen) ausgezeichnet hat […]. Und wenn ihr fürchtet, daß (irgendwelche) Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie!“

Alte Schrift neu lesen – die erste Sure des Koran
Quelle: Wikipedia
Islamische FeministInnen hingegen weisen darauf hin, dass der Koran sowohl generelle als auch auf einen bestimmten Kontext bezogene Aussagen enthalte, die sich auf Lebensumstände aus der Zeit des Propheten Mohammed bezögen. Die generellen Aussagen betonten die Geschlechtergerechtigkeit. Die Traditionalisten läsen die kontextbezogenen Stellen jedoch als generelle Aussagen.
Eine geschlechtergerechte Lesart
Für den Beginn der Sure 4, Vers 34 schlagen die FeministInnen deshalb folgende Lesart vor, „[d]ie Männer stehen ein für die Frauen“. Denn die Textstelle beziehe sich auf die Situation, in der Frauen schwanger seien oder sich um Neugeborene kümmerten und damit Arbeit verrichteten, die Männer nicht übernehmen könnten. Männer hätten zu dieser Zeit eine größere Verantwortung, Frauen zu unterstützen.
Das Wort „schlagen“ sei besser mit „einen anderen Weg einschlagen" oder „trennen“ zu entschlüsseln. Diese Interpretation greift auf Mohammeds eigene Auslegung zurück, der sagte: „Schlagt die Frauen nicht. Die, die die Frauen schlagen, sind die Schlechtesten unter den Geschöpfen." Zum anderen habe Mohammed mit seinem eigenen Beispiel Hinweise zum Lösen häuslicher Konflikte gegeben. Er verließ lieber das Haus, als einen Streit derart eskalieren zu lassen.
Dem Argument der Traditionalisten, der Koran sei Gottes Wort, und wer etwas Neues hinzufüge, begehe eine schwere religiöse Verfehlung, begegnen islamische FeministInnen mit dem Hinweis, es gebe keinen koranischen Text, der das Fortdenken und Fortschreiben begonnener Veränderungen unter Beachtung hermeneutischer Regeln verbiete. Im Gegenteil, so argumentieren sie, sei im Koran selbst, in Sure 3,3, die Methode der Auslegung der Texte erwähnt. Zudem habe Mohammed diese Methode selbst genutzt; in der Frühzeit des Islam sei sie dann systematisiert worden, um den Islam an die eigene gesellschaftliche Wirklichkeit anpassen zu können, ohne seinen Kern zu verfälschen.
Global und vielfältig
Die Bewegungen des islamischen Feminismus gibt es überall, wo es Muslime gibt. Sie mischen sich ein, wo Rechte von Frauen durch islamische Gesetze und Rechtsprechung eingeschränkt werden. Die islamischen FeministInnen betrachten sich ebenso der internationalen Frauenbewegung wie dem progressiven Islam zugehörig. So unterschiedlich wie die Situation in ihren Ländern sind auch ihre konkreten politischen Ziele.

Preisgekrönt: Ayesha Imam aus Nigeria
Quelle: www.feminismeislamic.org
Internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung erhielten beispielsweise Ayesha Imam und ihre Organisation BAOBAB aus Nigeria. 2002 wurden sie mit dem John Humphrey Freedom Award ausgezeichnet. Sie waren maßgeblich an der Kampagne gegen die Einführung eines konservativen, auf der Shari'a beruhenden Strafgesetzes im Norden Nigerias beteiligt. Hier führten sie unterschiedliche zivilgesellschaftliche Gruppen zu gemeinsamen Protesten zusammen. Zudem konnten sie die internationale Aufmerksamkeit zum Beispiel auf den Fall Hafsatu Abubakar lenken, die zum Tode durch Steinigen verurteilt worden war. Dank dem Eingreifen von BAOBAB wurde das Urteil aufgehoben.
...auch in den Moscheen
Die Moscheebewegung hingegen gibt es weltweit, in Südafrika ebenso wie in den USA und Kanada, Mexiko, Indonesien, Malaysia, der Türkei und einigen ehemaligen Sowjetrepubliken. Sie setzt sich für die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der religiösen Praxis ein, je nach Land mit unterschiedlichen Zielen. So greift sie in Südafrika, den USA und Kanada die Tradition an, Frauen und Männer während des Freitagsgebets räumlich zu trennen. Frauen sitzen danach häufig auf einer Empore oder befinden sind im hinteren Teil der Moschee. Zudem wählt sie auch Frauen zu Imamen, die in den Moscheen reden und predigen. In Südafrika, den USA und Kanada geschieht dies immer häufiger vor Männern und Frauen gleichermaßen, in anderen Ländern, wie in der Türkei, in denen die Bewegung nicht so stark ist, halten Frauen nur für Frauen das Freitagsgebet.

Bald auch Frauen als Imame in der blauen Moschee in Istanbul?
Quelle: wikipedia – Foto: Robert Raderschatt
Damit nutzen die FeministInnen den Freiraum, der durch die nicht einheitlich geregelte Ausbildung für Imame entsteht. Eine gute Kenntnis der religiösen Schriften ist für diese Aufgabe notwendig; das Geschlecht ist nicht ausschlaggebend. Um auf diese Freiräume aufmerksam zu machen, führte Amina Wadud, Professorin für Islamwissenschaften in Virginia (USA), im März 2005 ein gemeinsames Freitagsgebet von Männern und Frauen an und erregte damit weltweit Aufsehen.
Internationale Kampagnen und Vernetzung
Wichtiges Sprachrohr für die AktivistInnen ist das Internet. Seit Juni 2006 gibt es im Iran die Kampagne „One Million Signatures Demanding Changes to Discriminatory Laws".

Logo der Kampagne „One Million Signatures ..."
In deren Rahmen sammeln auch islamische FeministInnen auf der Straße Unterschriften und gehen von Haus zu Haus, um mit Frauen über die sie diskriminierende Gesetzeslage zu sprechen und ihre Lesart des Koran zu diskutieren. Innerhalb von zwei Jahren wollen die AktivistInnen im Iran eine Million Unterschriften sammeln, um damit Vorschläge zu Gesetzes- änderungen ins Parlament zu bringen, darunter Fragen des Scheidungs- und Sorgerechts, sowie die Abschaffung der Gesetze, die Ehrenmorde erlauben. Die Kampagne kann auch international unterstützt werden.
Inzwischen haben die verschiedenen Initiativen begonnen sich zu vernetzen. In den letzten Jahren gab es zwei internationale Konferenzen in Barcelona, auf denen sich die TeilnehmerInnen über ihre Arbeit austauschten und zum Gender-Djihad aufriefen, zum Kampf gegen das Patriarchat im Islam.
Kritik und Drohungen von rechts
All das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die islamischen FeministInnen eine kleine Gruppe darstellen, die je nach Land mehr oder weniger UnterstützerInnen und Einfluss haben. Auch sehen sich die AktivistInnen massiver Kritik und zum Teil Verfolgungen ausgesetzt. Amina Wadud z.B., die das Freitagsgebet in den USA geleitet hatte, erhielt Morddrohungen. Und mehrere AktivistInnen der Kampagne im Iran wurden wegen ihres Engagements verhaftet und vor Gericht gestellt.
Kritik von links
Kritik von linker Seite hingegen bezieht sich oft auf das Rechtsverständnis der Bewegungen. Wenn islamische FeministInnen gleiche Rechte für Frauen wie für Männer forderten, verlören sie dabei aus den Augen, dass gemäß der feministischen Rechtstheorie das Recht nicht neutral sei. Es legitimiere und erhalte die Machtverteilung in der Gesellschaft. Diese aber sei patriarchal, und es stelle sich die Frage, wie Forderungen an das Rechtssystem dann zu mehr Gleichberechtigung führen sollten. Den islamischen FeministInnen wird auch vorgeworfen, sich nicht für die universelle Gleichberechtigung einzusetzen: Sie gingen nicht gegen Gesetze vor, die bei gleichen Vergehen Nicht-Muslima härter bestrafen als Muslima.
Islamischer Feminismus?
Zudem gibt es Debatten darüber, ob es einen islamischen Feminismus überhaupt geben kann. Häufig wird dabei das Argument angeführt, der Feminismus sei ein westliches Konzept, das im Nachklang der Französischen Revolution entstand und eng mit der Ideenwelt innerhalb der westlichen Gesellschaften verbunden sei.
In Bezug auf islamische FeministInnen von Feminismus zu reden, sei deshalb nicht möglich, weil der Islam ein anderes Konzept gesellschaftlicher Ordnung verfolge. Eine feministische Kritik westlicher Prägung verfehle im Kern das islamische Denken.
Symbol des islamischen Feminismus
Margot Badran, Historikerin und Senior Fellow an der Georgetown Universität (USA), hingegen erinnert daran, dass sich zwar der Begriff Feminismus in Europa entwickelt habe, aber auch in Ägypten im späten 19. Jahrhundert eine feministische Bewegung entstanden sei, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft einsetzte. Sie spricht daher eher von Feminismen, die sich in den jeweiligen Ländern unterschiedlich und in Auseinandersetzung mit den kulturellen Prägungen entwickelt haben. Gerade in Afrika und Asien standen sie mit nationalen Befreiungsbewegungen und religiösen Reformbewegungen in Beziehung.
Die islamischen FeministInnen setzen sich mit der Kritik aus dem Westen durchaus auseinander; zugleich aber erinnern sie daran, dass gerade ihre anderen Ausgangspunkte und Sichtweisen zu einer Bereicherung des manchmal etwas festgefahrenen westlichen Feminismus beitragen können. (YH)
Online-Flyer Nr. 108 vom 15.08.2007
„Und wenn Ihr fürchtet, dass Frauen sich auflehnen..."
Islamische FeministInnen – nicht nur Muslime
Von Katrin Steiner
Islamische FeministInnen – nicht nur Muslime
Zu ihnen zählen Muslime und Muslima, die versuchen in Übereinstimmung mit ihrem Glauben und ihrer Überzeugung der Gleichberechtigung, eine angemessene Interpretation des Korans zu finden. Ebenso gibt es IslamwissenschaftlerInnen, die die konservativen Lesarten des Korans wissenschaftlich hinterfragen. Allen gemeinsam jedoch ist der Widerspruch gegen dessen traditionelle Interpretationen und die damit verknüpften, Frauen diskriminierenden Lehren.
Der Koran in konservativer Auslegung
Nach traditioneller, konservativer Lesart ist die männliche Herrschaft über Frauen im Koran selbst festgeschrieben. Häufig führen Traditionalisten hierfür Sure 4, Vers 34 an: „Die Männer stehen über den Frauen, weil Gott sie (von Natur vor diesen) ausgezeichnet hat […]. Und wenn ihr fürchtet, daß (irgendwelche) Frauen sich auflehnen, dann vermahnt sie, meidet sie im Ehebett und schlagt sie!“

Alte Schrift neu lesen – die erste Sure des Koran
Quelle: Wikipedia
Islamische FeministInnen hingegen weisen darauf hin, dass der Koran sowohl generelle als auch auf einen bestimmten Kontext bezogene Aussagen enthalte, die sich auf Lebensumstände aus der Zeit des Propheten Mohammed bezögen. Die generellen Aussagen betonten die Geschlechtergerechtigkeit. Die Traditionalisten läsen die kontextbezogenen Stellen jedoch als generelle Aussagen.
Eine geschlechtergerechte Lesart
Für den Beginn der Sure 4, Vers 34 schlagen die FeministInnen deshalb folgende Lesart vor, „[d]ie Männer stehen ein für die Frauen“. Denn die Textstelle beziehe sich auf die Situation, in der Frauen schwanger seien oder sich um Neugeborene kümmerten und damit Arbeit verrichteten, die Männer nicht übernehmen könnten. Männer hätten zu dieser Zeit eine größere Verantwortung, Frauen zu unterstützen.
Das Wort „schlagen“ sei besser mit „einen anderen Weg einschlagen" oder „trennen“ zu entschlüsseln. Diese Interpretation greift auf Mohammeds eigene Auslegung zurück, der sagte: „Schlagt die Frauen nicht. Die, die die Frauen schlagen, sind die Schlechtesten unter den Geschöpfen." Zum anderen habe Mohammed mit seinem eigenen Beispiel Hinweise zum Lösen häuslicher Konflikte gegeben. Er verließ lieber das Haus, als einen Streit derart eskalieren zu lassen.
Dem Argument der Traditionalisten, der Koran sei Gottes Wort, und wer etwas Neues hinzufüge, begehe eine schwere religiöse Verfehlung, begegnen islamische FeministInnen mit dem Hinweis, es gebe keinen koranischen Text, der das Fortdenken und Fortschreiben begonnener Veränderungen unter Beachtung hermeneutischer Regeln verbiete. Im Gegenteil, so argumentieren sie, sei im Koran selbst, in Sure 3,3, die Methode der Auslegung der Texte erwähnt. Zudem habe Mohammed diese Methode selbst genutzt; in der Frühzeit des Islam sei sie dann systematisiert worden, um den Islam an die eigene gesellschaftliche Wirklichkeit anpassen zu können, ohne seinen Kern zu verfälschen.
Global und vielfältig
Die Bewegungen des islamischen Feminismus gibt es überall, wo es Muslime gibt. Sie mischen sich ein, wo Rechte von Frauen durch islamische Gesetze und Rechtsprechung eingeschränkt werden. Die islamischen FeministInnen betrachten sich ebenso der internationalen Frauenbewegung wie dem progressiven Islam zugehörig. So unterschiedlich wie die Situation in ihren Ländern sind auch ihre konkreten politischen Ziele.

Preisgekrönt: Ayesha Imam aus Nigeria
Quelle: www.feminismeislamic.org
Internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung erhielten beispielsweise Ayesha Imam und ihre Organisation BAOBAB aus Nigeria. 2002 wurden sie mit dem John Humphrey Freedom Award ausgezeichnet. Sie waren maßgeblich an der Kampagne gegen die Einführung eines konservativen, auf der Shari'a beruhenden Strafgesetzes im Norden Nigerias beteiligt. Hier führten sie unterschiedliche zivilgesellschaftliche Gruppen zu gemeinsamen Protesten zusammen. Zudem konnten sie die internationale Aufmerksamkeit zum Beispiel auf den Fall Hafsatu Abubakar lenken, die zum Tode durch Steinigen verurteilt worden war. Dank dem Eingreifen von BAOBAB wurde das Urteil aufgehoben.
...auch in den Moscheen

Bald auch Frauen als Imame in der blauen Moschee in Istanbul?
Quelle: wikipedia – Foto: Robert Raderschatt
Damit nutzen die FeministInnen den Freiraum, der durch die nicht einheitlich geregelte Ausbildung für Imame entsteht. Eine gute Kenntnis der religiösen Schriften ist für diese Aufgabe notwendig; das Geschlecht ist nicht ausschlaggebend. Um auf diese Freiräume aufmerksam zu machen, führte Amina Wadud, Professorin für Islamwissenschaften in Virginia (USA), im März 2005 ein gemeinsames Freitagsgebet von Männern und Frauen an und erregte damit weltweit Aufsehen.
Internationale Kampagnen und Vernetzung
Wichtiges Sprachrohr für die AktivistInnen ist das Internet. Seit Juni 2006 gibt es im Iran die Kampagne „One Million Signatures Demanding Changes to Discriminatory Laws".

Logo der Kampagne „One Million Signatures ..."
In deren Rahmen sammeln auch islamische FeministInnen auf der Straße Unterschriften und gehen von Haus zu Haus, um mit Frauen über die sie diskriminierende Gesetzeslage zu sprechen und ihre Lesart des Koran zu diskutieren. Innerhalb von zwei Jahren wollen die AktivistInnen im Iran eine Million Unterschriften sammeln, um damit Vorschläge zu Gesetzes- änderungen ins Parlament zu bringen, darunter Fragen des Scheidungs- und Sorgerechts, sowie die Abschaffung der Gesetze, die Ehrenmorde erlauben. Die Kampagne kann auch international unterstützt werden.
Inzwischen haben die verschiedenen Initiativen begonnen sich zu vernetzen. In den letzten Jahren gab es zwei internationale Konferenzen in Barcelona, auf denen sich die TeilnehmerInnen über ihre Arbeit austauschten und zum Gender-Djihad aufriefen, zum Kampf gegen das Patriarchat im Islam.
Kritik und Drohungen von rechts
All das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die islamischen FeministInnen eine kleine Gruppe darstellen, die je nach Land mehr oder weniger UnterstützerInnen und Einfluss haben. Auch sehen sich die AktivistInnen massiver Kritik und zum Teil Verfolgungen ausgesetzt. Amina Wadud z.B., die das Freitagsgebet in den USA geleitet hatte, erhielt Morddrohungen. Und mehrere AktivistInnen der Kampagne im Iran wurden wegen ihres Engagements verhaftet und vor Gericht gestellt.
Kritik von links
Kritik von linker Seite hingegen bezieht sich oft auf das Rechtsverständnis der Bewegungen. Wenn islamische FeministInnen gleiche Rechte für Frauen wie für Männer forderten, verlören sie dabei aus den Augen, dass gemäß der feministischen Rechtstheorie das Recht nicht neutral sei. Es legitimiere und erhalte die Machtverteilung in der Gesellschaft. Diese aber sei patriarchal, und es stelle sich die Frage, wie Forderungen an das Rechtssystem dann zu mehr Gleichberechtigung führen sollten. Den islamischen FeministInnen wird auch vorgeworfen, sich nicht für die universelle Gleichberechtigung einzusetzen: Sie gingen nicht gegen Gesetze vor, die bei gleichen Vergehen Nicht-Muslima härter bestrafen als Muslima.
Islamischer Feminismus?

In Bezug auf islamische FeministInnen von Feminismus zu reden, sei deshalb nicht möglich, weil der Islam ein anderes Konzept gesellschaftlicher Ordnung verfolge. Eine feministische Kritik westlicher Prägung verfehle im Kern das islamische Denken.
Symbol des islamischen Feminismus
Margot Badran, Historikerin und Senior Fellow an der Georgetown Universität (USA), hingegen erinnert daran, dass sich zwar der Begriff Feminismus in Europa entwickelt habe, aber auch in Ägypten im späten 19. Jahrhundert eine feministische Bewegung entstanden sei, die sich für die Gleichberechtigung von Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft einsetzte. Sie spricht daher eher von Feminismen, die sich in den jeweiligen Ländern unterschiedlich und in Auseinandersetzung mit den kulturellen Prägungen entwickelt haben. Gerade in Afrika und Asien standen sie mit nationalen Befreiungsbewegungen und religiösen Reformbewegungen in Beziehung.
Die islamischen FeministInnen setzen sich mit der Kritik aus dem Westen durchaus auseinander; zugleich aber erinnern sie daran, dass gerade ihre anderen Ausgangspunkte und Sichtweisen zu einer Bereicherung des manchmal etwas festgefahrenen westlichen Feminismus beitragen können. (YH)
Online-Flyer Nr. 108 vom 15.08.2007