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Lokales
"Arbeitgeber" zahlt vermittelten Erwerbslosen kein Gehalt
ARGE Köln bedient Schmarotzer weiter
Von Peter Kleinert

In der Arbeitsagentur Köln riecht es heftig nach Klüngel mit "Arbeitgebern". In einer anderen Stadt würde man sagen: nach Korruption. Während Erwerbslose, wie der Kölner Peter Löwisch einer fast unübersehbaren Menge von Kontrollen unterworfen werden, erhielt dessen Chef, der Kölner Geschäftsmann Christian Vucetic, auch weiter Arbeitslose von der ARGE zugewiesen, nachdem er den Gehaltskostenzuschuss der ARGE für seinen neuen "Arbeitnehmer" Löwisch nachweisbar nicht an diesen weitergegeben, sondern monatelang in die eigene Tasche gesteckt hatte. Auch ein der ARGE bekannt gegebenes Urteil des Kölner Arbeitsgerichts zugunsten von Peter Löwisch hat an dieser Praxis nichts geändert. Die ARGE wies Vucetic erneut einen Erwerbslosen zu, zahlte ihm erneut den Zuschuss, und dieser behielt ihn wieder für sich. Konsequenzen aus diesem Skandal mochte ARGE-Pressesprecher Wolfgang van Ooyen der NRhZ bislang nicht mitteilen.

Anfang November 2003: Peter Löwisch (58) ist glücklich. Nachdem er bei einer Kölner Dienstleistungsfirma erfolgreich ein von der ARGE finanziertes Praktikum absolviert hat, wird er von Christian Vucetic, dem Firmeninhaber, fest angestellt - für den Bereich Public Relations, Werbung, Personalführung. Vucetics Firma bietet Reinigungen, Bodenverlegungen, Inkassoservice und anderes mehr an. Weil Löwisch älter ist als 55 Jahre, bekommt Vucetic von der ARGE einen Gehaltskostenzuschuss genehmigt, monatlich knapp 2.100 Euro. Doch am Monatsende bekommt Löwisch von Vucetic trotz dieses Zuschusses keinen Cent, nur ein paar Ausreden: Die Geschäfte gingen halt nicht so gut.

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Karikatur: Kostas Koufogiorgos


Das zieht sich über vier Monate hin. Mitte März 2004 hat Löwisch die Nase voll, informiert die Arbeitsagentur, nimmt sich einen Anwalt und reicht Klage beim Kölner Arbeitsgericht ein. Der Prozess findet am 27.Juli 2004 statt. Vucetic wird zur Zahlung von rund 9.200 Euro an Löwisch verurteilt. Das ist die Hälfte des ihm bis dahin vorenthaltenen Gehalts. Die andere Hälfte, die von der ARGE an Vucetic gezahlten Gehaltskostenzuschüsse, sind nicht Prozessgegenstand. Die ARGE hat, trotz Information durch Löwisch, nicht geklagt. Es sind ja nur Steuergelder.

Vucetic zahlt trotz Verurteilung auch an Löwisch nicht. Er hat, wie Löwisch erfährt, seine Firma in eine englische Limited umgewandelt, der er immer mal wieder neue Namen gibt: von Teppmas Crup.Ltd. zu SOS-Clean Ltd., dann Crup Holding Ltd., Free-Coo Crup Ltd. usw. Und natürlich klüngelt Vucetic weiter erfolgreich mit der ARGE. Während die Löwisch wieder als Arbeitslosen übernimmt - er ist inzwischen 60 und bezieht Alg II - bekommt Vucetic wieder einen Arbeitslosen zugewiesen. Natürlich bekommt er auch für den wieder einen Gehaltskostenzuschuss und natürlich zahlt er auch diesem neuen Angestellten kein Gehalt. Auch dem bleibt nichts anderes übrig, als beim Arbeitsgericht Klage einzureichen und sich wieder bei der ARGE zurückzumelden.

Die hat gegen Vucetic bis heute offenbar nichts unternommen. Sie hat offenbar aber auch hausintern nicht untersucht, warum dieser nach dem Skandal mit Löwisch weiter Erwerbslose und Gehaltskostenzuschüsse zugewiesen bekam. Warum das so lief, und ob da ein Fall von Korruption zwischen Sachbearbeitern und Vucetic vorliegt, mochte ARGE-Pressesprecher van Ooyen der NRhZ bis Redaktionsschluss nicht beantworten.

Fest steht jedenfalls, von dem heute noch wütenden Peter Löwisch recherchiert, dass noch "am 30. Juni 2005 im Internet eine Stellenanzeige zu finden war, in der als Kontakt die Arbeitsagentur Köln genannt wurde. Von der Firma Crup Holding Ltd. Und der Ansprechpartner der Firma ist, na Sie können es sich denken, der besagte Herr Vucetic.". Man müsse einmal untersuchen, so Peter Löwisch zur NRhZ, "wie viele derartige Arbeitgeber in den Genuss staatlicher Förderung kommen, nicht nur in Köln." Und: "Der ehemalige Arbeitsminister Clement diffamiert die Erwerbslosen als Parasiten und Schmarotzer. Es stellt sich nun doch die Frage, wer denn hier in diesem System die Schmarotzer und Parasiten sind."

Online-Flyer Nr. 22  vom 14.12.2005



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