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Aktueller Online-Flyer vom 08. November 2025  

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Lokales
Seit Jahren aktiv gegen Faschismus, Fremdenfeindlichkeit und Ausbeutung
Rheinlandtaler für Rolly Brings und Edelweißpiraten
Von Peter Kleinert

Schon seit vielen Jahren textet und singt Rolly Brings Lieder gegen Fremdenfeindlichkeit, Neonazis und Ausbeutung. Zunächst allein mit seiner akustischen Gitarre, später auch mit seinen Söhnen Peter und Stephan in der Band Brings. Gegen das Vergessen der Nazizeit engagieren sich die Edelweißpiraten Gertrud Koch, Jean Jülich und Peter Schäfer, die Widerstand und Verfolgung überlebten, mit Schulbesuchen und Publikationen. Dafür zeichnet der Landschaftsverband Rheinland (LVR) die vier Kölner am Mittwoch mit dem Rheinlandtaler aus.

„Arsch hu und Zäng ussenander!“


Schon von Jugend an mit Musik und Gesang in Kontakt gekommen, ist der ehemalige Seemann, Hilfsarbeiter, Maschinenschlosser und Lehrer Rolly Brings seit Jahren in der Kölner Kulturszene bekannt. Mit seinem Beitrag zum „Arsch hu und Zäng ussenander-Konzert" am 9. November 1992 auf dem Kölner Chlodwigplatz setzte er ein klares Zeichen gegen Rassismus und Neonazis. Kennzeichen seiner Teste und Lieder ist die Verbindung gesellschaftlichen Engagements mit der kölschen Sprache. Dazu gehört auch die Organisation der Gedenk- und Mahnveranstaltung „domols, hück un morje? als vor 60 Jahren die Synagoge brannte".

rolly brings am mikro
Rolly Brings
Foto: Arbeiterfotografie

Als engagierter Gewerkschafter und Künstler protestierte Rolly Brings 1997 in einer Veranstaltung der Deutschen Journalisten-Union zusammen mit Klaus der Geiger gegen die rechtswidrige Kündigung des Kölner-Stadt-Anzeiger-Redakteurs Hartmut Schergel. Dokumentiert wurde dieser öffentliche Auftritt der beiden Liedermacher und Sänger in dem Fernsehfilm „Ein publizistisches Sicherheitsrisiko – Wie der Kölner Verleger Alfred Neven DuMont einen Redakteur rausschmeißt und eine Stadt beherrscht“.

„Es war in Shanghai“
Zeichen gegen das Vergessen setzen auch Gertrud Koch, Jean Jülich und Peter Schäfer, Mitglieder einer jugendlichen Widerstandsgruppe in der Nazizeit, die unter dem Namen Edelweißpiraten bekannt wurde. Am 10. November 1944 wurden in der Hüttenstraße in Köln-Ehrenfeld sechs von ihnen öffentlich gehängt. Unter ihnen Bartholomäus Schink, genannt Barthel. Er wurde nur 16 Jahre alt. Die Edelweißpiraten galten als „Staatsfeinde" und „Schwerverbrecher".

peter brings mit jean jülich
Edelweißpirat Jean Jülich und Stephan Brings
Foto: Arbeiterfotografie

Die drei Überlebenden berichten seit vielen Jahren in Schulen und bei öffentlichen Veranstaltungen über ihre Zeit als Edelweißpiraten und ihren Kampf gegen den NS-Staat und nehmen an Ausstellungs-, Dokumentations- und Veranstaltungsprojekten teil. Dazu gehört das Edelweißpiraten-Musikprojekt „Es war in Schanghai" des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln oder das „Edelweißpiratenfestival". Auch in einigen Büchern haben sie über ihre Jugend im Widerstand berichtet.

Zur feierlichen Überreichung des Rheinlandtalers lädt der Landschaftsverband Rheinland (LVR) für Mittwoch, 23. Mai, 18 Uhr, ins Landeshaus, Rheinlandsaal, Kennedy-Ufer 2, in Köln-Deutz ein. Mit dem Rheinlandtaler zeichnet der LVR Menschen aus, die sich in
besonderer Weise um die Kultur in der Region verdient gemacht haben. Die Laudatio hält Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland.


Von Rolly Brings
erschien im Verlag Landpresse Weilerswist
das Buch „Och dat, mi Hätz, es kölsch“ -
gesammelte Texte von 1971 bis 2002,
496 Seiten.








Vom Edelweißpiraten Jean Jülich
erschien bei Kiepenheuer & Witsch das Buch „Kohldampf, Knast und Kamelle –
Ein Edelweißpirat erzählt sein Leben“,
185 Seiten.











Online-Flyer Nr. 96  vom 23.05.2007



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