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Aktueller Online-Flyer vom 19. August 2025  

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Globales
Demonstration für irakisches Folteropfer in Köln
Einreiseverbot nach Italien
Von Karl C. Fischer

Vor dem Hintergrund, dass die US-Soldatin Lynndie England gerade vor ihren Richtern stand, weil sie irakische Zivilisten im Gefängnis Abu Ghraib gefoltert und gedemütigt hatte, während Colin Powell, ein Verantwortlicher für das Debakel der USA im Irak, kürzlich seine Mitschuld eingestand, fand unter der Forderung "Visa für die irakischen Oppositionsvertreter" am 21. September vor der italienischen Botschaft in der Kölner Universitätsstraße 81 eine Kundgebung statt.

Die Teilnehmer protestierten gegen die Haltung des italienischen Außenministers Fini, der den Vorsteher eines irakischen Dorfes, Haj Ali al-Qaisi, ein Folteropfer, nicht einreisen lassen will, obwohl dieser nach seiner Freilassung von der UNO in Sachen Menschenrechte ausgebildet wurde und als Mitglied der Organisation "Victims of the American Occupation Prisoners Association" vom 1. bis 2. Oktober in Rom vor der internationalen Friedenskonferenz über seine Erfahrungen mit dem Sadismus der US-Militärs im Irak berichten will.

Haj Alis Bild ging seinerzeit um die Welt. Er ist der Mann mit der schwarzen Kapuze und dem schwarzen Kleid vor den Stromkabeln. In einem Interview mit Lars Akerhaug und Dr. Hisham Bustani, das im Internet veröffentlicht wurde, erinnert er sich: "Sie stellten mich auf einen Kasten mit einer Kapuze auf dem Kopf und einem schwarzen Kleid über der Schulter. Die Arme musste ich ausbreiten. Nachdem sie sagten, sie würden mir Stromschläge verpassen, nahmen sie zwei Drähte und stießen sie mir in meinen Körper. Ich dachte, meine Augäpfel würden aus ihren Höhlen treten. Dann fiel ich zu Boden."

Haj Ali in Abu Ghraib
Haj Ali in Abu Ghraib - Foto: iraqresistance.net


Über den Grund für seine Gefangennahme und Folter berichtet Haj Ali, er habe sich als Dorfvorsteher "beim Gemeindeamt darüber beschwert, dass die Amerikaner Schutt und Leichenteile vom Flughafen auf den Spielplatz kippten, den ich für die Kinder hergerichtet hatte. Daher nahmen sie mich gefangen. Sie sahen, dass ich keine Waffe bedienen konnte, da ich an der Hand operiert und verbunden war. Im Verhör rissen sie mir den Verband ab, so dass ich zusammenbrach. Als die Schmerzen schlimmer wurden, bat ich eine US-Soldatin um ein Medikament, worauf sie auf meine Hand trat und sagte, das sei ein amerikanisches Schmerzmittel."

An anderer Stelle erklärt der irakische Oppositionelle: "Unter Saddam Hussein gab es 13 Gefängnisse; heute sind es 236, in denen Junge, Alte, Frauen und Kinder bei schlechtem Essen, wenig Wasser, kaum vorhandenen sanitären Einrichtungen auf engstem Raum meist nackt zusammengepfercht sind und tagelang auch von US-Soldatinnen gequält werden."

"Was im Irak geschieht, ist auch ein Verbrechen gegen das amerikanische und die europäischen Völker, die mit dieser Schande leben müssen", lautet einer der letzten Sätze des Interviews.

Daher ist es nach meiner, des Autors, Überzeugung auch in Köln nötig, über diese Erfahrungen nachzudenken und daraus zu lernen - zumal in der Domstadt nicht wenige Menschen aus dem Irak, aber auch viele aus Italien stammende Mitbürger leben. Es ist unerträglich, dass die etablierte Kölner Presse nicht angemessen und ausführlich über den irakischen Widerstand, seine Ziele, die inhumane Haltung der italienischen Regierung und über Erfahrungen wie die des Folteropfers Haj Ali berichtet.

Weiterführende Links:
www.iraqresistance.net

Online-Flyer Nr. 11  vom 28.09.2005



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