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Studierende der Kölner Uni helfen AIDS-Waisen in Zentralchina
Kuscheltiere und Euros nach Anhui
Von Bettina von Reden

Qianli schreibt spiegelverkehrt
Gerade in den ländlichen Regionen dieses riesigen Landes, dort wo die Gesundheitsversorgung auf dem Stand eines Entwicklungslandes ist und HIV-Infizierte aus Angst oft sogar von Familienmitgliedern und Nachbarn gemieden werden, trifft man die Verlierer des Wirtschaftsbooms. Qianli zum Beispiel ist 11 Jahre alt und Waise. Mitte der 1990er Jahre hatten seine Eltern Blutplasma gespendet, um etwas Geld zu verdienen. Dabei infizierten sie sich, wie Hunderttausende weitere Bauern in Zentralchina, mit HIV. In manchen Dörfern erkrankten bis zu 60 Prozent der Erwachsenen.
Wirksame Medikamente, die den Ausbruch von AIDS verhindert hätten, waren bei ihnen auf dem Land nicht erhältlich. Seit dem Tod der Eltern lebt Qianli wie seine ebenfalls verwaiste Cousine beim Großvater. Der Junge hatte sich lange ganz in sich zurückgezogen und sprach nicht mehr. Ein Schulbesuch, der dem Kind etwas Normalität und Chancen für die Zukunft geboten hätte, war nicht finanzierbar. Vor zwei Jahren kam endlich ein bisschen Hoffnung zurück in die Familie: Qianli wurde in das Unterstützungsprojekt des Kölner Vereins „AIDS-Waisenhilfe China e.V.“ aufgenommen und kann seither zur Schule gehen und sogar etwas zum Unterhalt der Familie beitragen.

Hier wohnt eines der AIDS-Waisenkinder
Schulbesuch und Lebensunterhalt für 120 Kinder
Zusätzlich zu ihren Eltern haben viele der Kinder noch weitere Verwandte und zum Teil Geschwister verloren. Häufig sind sie durch das langsame Sterben der Familienmitglieder traumatisiert, Bargeldreserven sind für die Pflege der Erkrankten aufgebraucht worden. Dazu werden die Kinder von anderen Dorfbewohnern oft aus Angst und Unwissen gemieden. Ohne Hilfe haben sie kaum eine Chance auf ein normales Leben, denn aufgrund komplizierter bürokratischer Regelungen haben nur ungefähr 5.000 der nach offiziellen Angaben 80.000 AIDS-Waisen in China Anspruch auf staatliche Unterstützung.

Dorf in der Provinz Anhui
Mit Spenden von rund 100 Mitgliedern und Unterstützern finanziert die „AIDS-Waisenhilfe China“ mittlerweile für über 120 Kinder in der zentralchinesischen Provinz Anhui den Schulbesuch und bei Bedarf den Lebensunterhalt. Die aktiven Mitglieder des Vereins arbeiten alle ehrenamtlich, so dass Spenden komplett in die Projekte gehen. Vor Ort werden die Maßnahmen von Mitarbeitern der internationalen Kinderhilfsorganisation Save the Children koordiniert, die auch die Verwendung der Gelder kontrollieren.

Bald können sie mit Kölner Kuscheltieren spielen
Fotos: Bettina von Reden
Große seelische Entlastung
Kinder wie Qianli erhalten monatlich 10 Euro, die in dieser armen Gegend für Schulgeld und Lebensunterhalt ausreichen. Andere Kinder haben das Glück, dass noch ein Onkel oder eine Tante sich um sie kümmern können oder anderweitig für den Lebensunterhalt gesorgt ist. Ihnen fehlt es hauptsächlich am Schulgeld. Schon fünf Euro monatlich sichern diesen Kindern eine solide Schulausbildung. So kann der Teufelskreis aus Armut, fehlender Bildung und AIDS durchbrochen werden.
Die Tatsache, dass sie etwas Geld zum Haushalt beitragen und sich die Schule selber finanzieren können, bedeutet für viele der unterstützten Kinder vor allem eine große seelische Entlastung. Ein Lehrer berichtete, wie die Leistungen des eigentlich begabten 13-jährigen Chengcheng immer weiter nachgelassen hatten. Er vermutete den Grund in dem finanziellen Druck und der Angst des Jungen, bald die Schule und die alte Großmutter verlassen zu müssen, um in der Stadt nach Arbeit zu suchen. Seit Chengcheng von dem Kölner Projekt unterstützt wird, sind seine schulischen Leistungen wieder besser geworden.
113 Kuscheltiere reisen von Köln nach Anhui
Zusätzlich zu der finanziellen Unterstützung versucht die AIDS-Waisenhilfe China den Kindern auch menschliche Wärme und Anteilnahme zu vermitteln. Nachdem sich eines der Kinder in einem Brief besonders dafür bedankt hatte, dass seit dem Tod der Mutter zum ersten Mal wieder jemand gefragt hatte, wie es ihm geht, kam die Idee auf, für die Kinder Teddies zu sammeln – 113 Kuscheltiere wurden Ende März schließlich nach Anhui gesandt und werden im Laufe des Aprils von den Save the Children-Mitarbeitern an die Kinder übergeben. Studierende des Ostasiatischen Seminars verfassten zu den Kuscheltieren Briefe auf Chinesisch, in denen sie ihre Anteilnahme am Schicksal der Kinder ausdrückten und ihnen alles Gute für die Zukunft wünschten.
„Die Kuscheltiere und Briefe sollen den Kindern zeigen, dass es auch nach dem Tod ihrer Eltern noch Menschen gibt, die sich für sie interessieren und ihnen Gutes wünschen,“ sagt Christine Winkelmann, Vorsitzende des Vereins und ergänzt: „Besonders in schwierigen Situationen und Trauer kann ein Kuscheltier ein Freund für die Kinder sein.“ Die Teddys haben dabei mehr als nur symbolischen Wert: Obwohl China eines der größten Herstellerländer für Kuscheltiere ist, hat kaum eines der unterstützten Kinder je eins gesehen, geschweige denn selbst besessen.
Bei einem kürzlichen Besuch vor Ort trafen Mitglieder des Vereins auch Qianli, der deutlich aufgetaut ist und begeistert eine besondere Fähigkeit vorführte: Er kann Schriftzeichen spiegelverkehrt schreiben. Wenn man das dünne Papier gegen die Sonne hält, sieht man, dass sie richtig geschrieben sind.
Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt, Spenden sind herzlich willkommen: Bankverbindung „AIDS Waisenhilfe China e.V.“,
Kto.Nr.: 8008400, BLZ: 37020500,
Bank für Sozialwirtschaft.
Online-Flyer Nr. 90 vom 11.04.2007
Studierende der Kölner Uni helfen AIDS-Waisen in Zentralchina
Kuscheltiere und Euros nach Anhui
Von Bettina von Reden

Qianli schreibt spiegelverkehrt
Gerade in den ländlichen Regionen dieses riesigen Landes, dort wo die Gesundheitsversorgung auf dem Stand eines Entwicklungslandes ist und HIV-Infizierte aus Angst oft sogar von Familienmitgliedern und Nachbarn gemieden werden, trifft man die Verlierer des Wirtschaftsbooms. Qianli zum Beispiel ist 11 Jahre alt und Waise. Mitte der 1990er Jahre hatten seine Eltern Blutplasma gespendet, um etwas Geld zu verdienen. Dabei infizierten sie sich, wie Hunderttausende weitere Bauern in Zentralchina, mit HIV. In manchen Dörfern erkrankten bis zu 60 Prozent der Erwachsenen.
Wirksame Medikamente, die den Ausbruch von AIDS verhindert hätten, waren bei ihnen auf dem Land nicht erhältlich. Seit dem Tod der Eltern lebt Qianli wie seine ebenfalls verwaiste Cousine beim Großvater. Der Junge hatte sich lange ganz in sich zurückgezogen und sprach nicht mehr. Ein Schulbesuch, der dem Kind etwas Normalität und Chancen für die Zukunft geboten hätte, war nicht finanzierbar. Vor zwei Jahren kam endlich ein bisschen Hoffnung zurück in die Familie: Qianli wurde in das Unterstützungsprojekt des Kölner Vereins „AIDS-Waisenhilfe China e.V.“ aufgenommen und kann seither zur Schule gehen und sogar etwas zum Unterhalt der Familie beitragen.

Hier wohnt eines der AIDS-Waisenkinder
Schulbesuch und Lebensunterhalt für 120 Kinder
Zusätzlich zu ihren Eltern haben viele der Kinder noch weitere Verwandte und zum Teil Geschwister verloren. Häufig sind sie durch das langsame Sterben der Familienmitglieder traumatisiert, Bargeldreserven sind für die Pflege der Erkrankten aufgebraucht worden. Dazu werden die Kinder von anderen Dorfbewohnern oft aus Angst und Unwissen gemieden. Ohne Hilfe haben sie kaum eine Chance auf ein normales Leben, denn aufgrund komplizierter bürokratischer Regelungen haben nur ungefähr 5.000 der nach offiziellen Angaben 80.000 AIDS-Waisen in China Anspruch auf staatliche Unterstützung.

Dorf in der Provinz Anhui
Mit Spenden von rund 100 Mitgliedern und Unterstützern finanziert die „AIDS-Waisenhilfe China“ mittlerweile für über 120 Kinder in der zentralchinesischen Provinz Anhui den Schulbesuch und bei Bedarf den Lebensunterhalt. Die aktiven Mitglieder des Vereins arbeiten alle ehrenamtlich, so dass Spenden komplett in die Projekte gehen. Vor Ort werden die Maßnahmen von Mitarbeitern der internationalen Kinderhilfsorganisation Save the Children koordiniert, die auch die Verwendung der Gelder kontrollieren.

Bald können sie mit Kölner Kuscheltieren spielen
Fotos: Bettina von Reden
Große seelische Entlastung
Kinder wie Qianli erhalten monatlich 10 Euro, die in dieser armen Gegend für Schulgeld und Lebensunterhalt ausreichen. Andere Kinder haben das Glück, dass noch ein Onkel oder eine Tante sich um sie kümmern können oder anderweitig für den Lebensunterhalt gesorgt ist. Ihnen fehlt es hauptsächlich am Schulgeld. Schon fünf Euro monatlich sichern diesen Kindern eine solide Schulausbildung. So kann der Teufelskreis aus Armut, fehlender Bildung und AIDS durchbrochen werden.
Die Tatsache, dass sie etwas Geld zum Haushalt beitragen und sich die Schule selber finanzieren können, bedeutet für viele der unterstützten Kinder vor allem eine große seelische Entlastung. Ein Lehrer berichtete, wie die Leistungen des eigentlich begabten 13-jährigen Chengcheng immer weiter nachgelassen hatten. Er vermutete den Grund in dem finanziellen Druck und der Angst des Jungen, bald die Schule und die alte Großmutter verlassen zu müssen, um in der Stadt nach Arbeit zu suchen. Seit Chengcheng von dem Kölner Projekt unterstützt wird, sind seine schulischen Leistungen wieder besser geworden.
113 Kuscheltiere reisen von Köln nach Anhui
Zusätzlich zu der finanziellen Unterstützung versucht die AIDS-Waisenhilfe China den Kindern auch menschliche Wärme und Anteilnahme zu vermitteln. Nachdem sich eines der Kinder in einem Brief besonders dafür bedankt hatte, dass seit dem Tod der Mutter zum ersten Mal wieder jemand gefragt hatte, wie es ihm geht, kam die Idee auf, für die Kinder Teddies zu sammeln – 113 Kuscheltiere wurden Ende März schließlich nach Anhui gesandt und werden im Laufe des Aprils von den Save the Children-Mitarbeitern an die Kinder übergeben. Studierende des Ostasiatischen Seminars verfassten zu den Kuscheltieren Briefe auf Chinesisch, in denen sie ihre Anteilnahme am Schicksal der Kinder ausdrückten und ihnen alles Gute für die Zukunft wünschten.
„Die Kuscheltiere und Briefe sollen den Kindern zeigen, dass es auch nach dem Tod ihrer Eltern noch Menschen gibt, die sich für sie interessieren und ihnen Gutes wünschen,“ sagt Christine Winkelmann, Vorsitzende des Vereins und ergänzt: „Besonders in schwierigen Situationen und Trauer kann ein Kuscheltier ein Freund für die Kinder sein.“ Die Teddys haben dabei mehr als nur symbolischen Wert: Obwohl China eines der größten Herstellerländer für Kuscheltiere ist, hat kaum eines der unterstützten Kinder je eins gesehen, geschweige denn selbst besessen.
Bei einem kürzlichen Besuch vor Ort trafen Mitglieder des Vereins auch Qianli, der deutlich aufgetaut ist und begeistert eine besondere Fähigkeit vorführte: Er kann Schriftzeichen spiegelverkehrt schreiben. Wenn man das dünne Papier gegen die Sonne hält, sieht man, dass sie richtig geschrieben sind.
Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt, Spenden sind herzlich willkommen: Bankverbindung „AIDS Waisenhilfe China e.V.“,
Kto.Nr.: 8008400, BLZ: 37020500,
Bank für Sozialwirtschaft.
Online-Flyer Nr. 90 vom 11.04.2007