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Lokales
Wahlprüfstein: BundestagskandidatInnen zur Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
"Wie McDonalds-Vertreter
in Gremien der Öko-Bäckereien"
Von Peter Adolffs
Mit einer Flugblatt-Aktion hatte der Leverkusener Bahnkunde Manfred Demmer im August gegen die erneute Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn protestiert. Gleichzeitig hatte er die Bundestags-KandidatInnen seines Wahlkreises Köln IV in einem Brief um Stellungnahme zu dieser "jahrzehntelangen falschen Verkehrspolitik" gebeten. Wir haben Manfred Demmers Protest am 29. August zu einem "Wahlprüfstein" für die 20 KandidatInnen von Bündnis 90/ Grüne, CDU, FDP, Linkspartei und SPD gemacht und sie um Stellungnahme gebeten. Sechs KandidatInnen aus den fünf angeschriebenen Parteien haben bis Redaktionsschluss geantwortet, nur die der SPD nicht. Wir veröffentlichen die Stellungnahmen im Wortlaut.
Ursula Heinen, CDU-MdB:
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion kritisiert die neuerliche Fahrpreiserhöhung der Deutschen Bahn scharf. Aus verbraucher- und umweltpolitischer Sicht ist die neuerliche Erhöhung der Fahrpreise innerhalb einer kurzen Zeit das falsche Signal. Die Bahn verspielt in Zeiten steigender Treibstoffpreise die Möglichkeit, neue Fahrgäste hinzuzugewinnen und Verkehr von der Straße auf die Schienen zu holen. Die Deutsche Bahn betreibt mit der angekündigten Preiserhöhung für Bahn-Fahrkarten ab Mitte Dezember eine kurzsichtige Preispolitik. Auch die Begründung der Bahn, die Tarifanhebung sei wegen höherer Stromkosten nötig, weisen wir scharf zurück. Steigende Passagierzahlen und damit verbundene Mehreinnahmen wären für die Bahn auch ein geeignetes Mittel, um Kostensteigerung im Energiebereich zu kompensieren. Die Bahn sollte dafür langfristige Konzepte entwickeln statt nur an der Preisspirale zu drehen.
Um die Rechte von Bahnkunden zu verbessern, muss außerdem das Rechtsverhältnis zwischen Fahrgast und Verkehrsunternehmen endlich neu definiert werden. Die Anstrengungen der Bahn zur Verbesserung des Kundenservice sind zu begrüßen. Ziel muss aber weiterhin sein, dass sich die Fahrgäste nicht nur auf die Kulanz der Verkehrsunternehmen verlassen müssen, sondern sich auch rechtlicher Instrumente bedienen können, die in anderen Rechtsverhältnissen selbstverständlich sind. Dafür will ich mich weiter einsetzen und stark machen!

Ursula Heinen
Werner Hoyer, FDP-MdB:
Die FDP hält die unternehmerische Entscheidung der Deutschen Bahn, zum zweiten Mal in diesem Jahr die Fahrpreise zu erhöhen, für falsch. Das gilt umso mehr, als die Bahn stets die Verteuerung des Straßenverkehrs gefordert hat, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Insofern ist es inkonsequent, den durch die hohen Benzinpreise entstehenden Preisvorteil durch eine erneute Verteuerung der Bahnfahrkarten zu verspielen. Das Argument der Bahn, sie müsse gestiegene Energiepreise ausgleichen, halten wir im Übrigen für vorgeschoben. Energiekosten machen etwa 10 Prozent der Gesamtkosten im Personenverkehr aus. Selbst wenn die Energiekosten der Bahn seit der letzten Preiserhöhung um 10 Prozent gestiegen wären, würde dies nur eine Preissteigerung um etwa ein Prozent rechtfertigen. In Wirklichkeit dürfte es darum gehen, die Folgen des verpatzten Preissystems aus dem Jahre 2002 zu korrigieren. Damals hatte die Bahn durch schwere Managementfehler einen Umsatzeinbruch verursacht.
Es liegt allerdings in der Konsequenz der Bahnreform, dass die Preispolitik des Unternehmens Deutsche Bahn einer politischen Einflussnahme entzogen ist. Wir können die Preispolitik kritisieren, aber nicht ändern. Für die FDP istauch das ein Grund, die quasi-monopolistische Stellung der Deutschen Bahn im Personenverkehr in Frage zu stellen. Wir wollen mehr Wettbewerb auf der Schiene. Dies würde auch verhindern, dass Kunden den Monopolisten und seinen Preiserhöhungen schutzlos gegenüberstehen. Die FDP hat ein klares bahnpolitisches Konzept vorgelegt, das zu mehr Wettbewerb auf der Schiene führen wird.

Werner Hoyer
Reinhard Loske, Bündnis 90/Grüne-MdB
Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 26. August 2005 zur Ankündigung der Deutschen Bahn AG, eine weitere Preiserhöhungsrunde einzuläuten. Sie ist meiner Meinung nach das falsche Signal. Anstatt die gestiegenen Spritpreise zu nutzen, um Autofahrer zum Umsteigen auf die preisgünstigere Schiene zu bewegen, werden Fahrgäste durch höhere Ticketpreise für den Zug eher abgeschreckt. Leider ist dies aber eine unternehmerische Entscheidung der Bahn, die durch die Politik zwar kritisiert, aber nicht korrigiert werden kann.
Erst im vergangenen Jahr waren die Tarife zweimal erhöht worden. Dabei ist die Deutsche Bahn AG, die ihren Fahrstrom zum Großteil selbst erzeugt, relativ unabhängig von der Strompreistreiberei der großen Konzerne. Und Dieselantrieb spielt im Nahverkehr auf der Schiene eine geringe, im Fernverkehr gar keine Rolle.
Die Devise muss daher heißen: Lieber mehr Kunden, die entsprechend mehr Geld in die Unternehmenskasse spülen, als drei Prozent höhere Preise, die durch einen Verlust an Fahrgästen wieder weniger Umsatz bringen. Der Erfolg mit günstigen Sonderangeboten hat jedenfalls gezeigt: Wenn der Preis stimmt, strömen auch die Fahrgäste. Das ist gut für die Umwelt und für das Unternehmen Bahn.
Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass im Verkehr faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern herrschen. Dies ist bislang nicht der Fall: Die steuerlichen Rahmenbedingungen benachteiligen insbesondere den umweltfreundlichen Verkehrsträger Bahn gegenüber dem Flugverkehr - von fairer Gleichbehandlung kann keine Rede sein. Die ökologischen Folgekosten des Flugverkehrs, insbesondere des hohen CO_2 -Ausstoßes, müssen nach wie vor von der Allgemeinheit getragen werden und werden nicht den Verursachern angelastet.
Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass der Flugverkehr bei der Mineralöl- und Mehrwertsteuer nicht länger subventioniert wird.Im Gegenzug wollen wir erreichen, dass das umweltfreundliche Verkehrsmittel Bahn nur noch den halben Mehrwertsteuersatz zahlen muss und Bahnfahrten dadurch billiger werden.

Reinhard Loske
Claus Ludwig, Kandidat der Linkspartei:
Ich teile Ihre Empörung über die neue Preiserhöhungsrunde bei der Bahn. Schon die vorherigen Preiserhöhungen und das Tarifsystem haben Bahnfahren z.T. unerschwinglich für den Normalverdiener gemacht. Ich gehöre selbst zu den Leuten, die selber gerne häufiger Bahnkunde wären, greife aber immer wieder - wenn schon 10 Tage vor dem geplanten Reisetermin keine 50- oder 25-Prozent-Ermäßigungen zu haben sind - auf Mitfahrzentralen zurück.
Die Preise für die Bahn und den automobilen Individualverkehr entsprechen in keiner Weise den wirklichen gesellschaftlichen Kosten, die diese Verkehrssysteme verursachen. Die Bahn ist über Jahrzehnte künstlich verteuert, der Autoverkehr im Interesse der Mineralöl- und Autokonzerne hoch subventioniert worden (vgl. dazu die Arbeiten von Winfried Wolf).
Im Aufsichtsrat der Bahn sitzen auch Vertreter von Autokonzernen. Das ist als ob McDonalds Vertreter in Führungsgremium der Öko-Bäckereien schicken würde. Die gesamte Strategie der Bahn scheint mir bewusst darauf ausgerichtet zu sein, den öffentlichen Verkehr abzubauen und lediglich den Fernverkehr für Einkommensstarke (z.B. Geschäftsreisende) attraktiv zu machen. Die Masse der Bevölkerung darf hingegen im Stau stehen, die Nerven und viel Geld durch hohe Benzinkosten verlieren.
Die Verteuerung des Individualverkehrs durch erhöhte Verbrauchssteuern (fälschlich Öko-Steuer genannt) oder die Kürzung der Pendler-Pauschale ist keine Lösung, denn die meisten können sich ihr Verkehrsmittel nicht aussuchen.
Nötig sind positive Maßnahmen:
- Rücknahme der Preiserhöhungen bei der Bahn und den Nahverkehrsunternehmen
- Ausbau des öffentlichen Verkehrs, sowohl im Nah- als auch im Fernbereich (bessere Taktzeiten und Anschlüsse, v.a. im Pendler-Bereich)
- ein wesentlich günstigeres einfaches Tarifsystem
- Gesetzlichen Vorrang für den Schienenverkehr: generelle Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene so weit wie möglich
- Stopp des Personalabbaus bei der Bahn, stattdessen Neueinstellungen in der Zugbegleitung, in der Technik und im Service-Bereich der Bahnhöfe
- Rücknahme der Bahn-Privatisierung, Re-Vergesellschaftung der Bahn AG und aller ausgegliederten Nahverkehrs-Unternehmen
- für den Bereich des ÖPNV halte ich die Einführung des Nulltarifs fürsinnvoll.
Ein modernes öffentliches Verkehrssystem kann sich nicht selbst tragen oder gar insgesamt profitabel sein, sondern ist eine notwendige gesamtgesellschaftliche Ausgabe, um möglichst nerven- und umweltschonende Mobilität zu sichern. Unter den Bedingungen von Privatisierung und Profitorientierung werden wir nicht zu einem sinnvollen Verkehrssystem gelangen, sondern das Chaos wird auf Kosten von Menschen und Umwelt wachsen, über die Mobilität entscheidet in immer stärkerem Maße der Geldbeutel.
Ein Verkehrssystem im Interesse der Bevölkerung muss gegen den Widerstand der großen Konzerne und der etablierten Parteien durchgesetzt werden. Proteste sowohl von Bahn-Beschäftigten als auch von Bahn-NutzerInnen sind ein guter Anfang. Das werde ich auch aktiv unterstützen. Ich habe als Ratsmitglied für das linke Bündnis "Gemeinsamgegen Sozialraub - GgS" zusammen mit den KollegInnen der PDS-Gruppe einen Antrag für ein "Jobsucher-Ticket", ein günstiges Monatsticket für ALG2-EmpfängerInnen analog zum Semesterticket oder Jobticket, in den Kölner Rat eingebracht. Dieser ist von den etablierten Parteien abgelehnt worden. Ich werde jedoch weiter dafür eintreten.

Claus Ludwig
Foto: NRZ-Archiv
Kerstin Müller, Bündnis 90/Grüne-MdB:
Eine erneute Preiserhöhungsrunde bei der Deutschen Bahn AG setzt das falsche Signal. Anstatt die gestiegenen Spritpreise zu nutzen, um Autofahrer zum Umsteigen auf die preisgünstigere Schiene zu bewegen, werden Fahrgäste durch höhere Ticketpreise für den Zug eher abgeschreckt.
Erst im vergangenen Jahr waren die Tarife zweimal erhöht worden. Dabei ist die Deutsche Bahn AG, die ihren Fahrstrom zum Großteil selbst erzeugt, relativ unabhängig von der Strompreistreiberei der großen Konzerne. Und Dieselantrieb spielt im Nahverkehr auf der Schiene eine geringe, im Fernverkehr gar keine Rolle.
Die Devise muss daher heißen: Lieber mehr Kunden, die entsprechend mehr Geld in die Unternehmenskasse spülen, als drei Prozent höhere Preise, die durch einen Verlust an Fahrgästen wieder weniger Umsatz bringen. Der Erfolg mit günstigen Sonderangeboten hat jedenfalls gezeigt: Wenn der Preis stimmt, strömen auch die Fahrgäste. Das ist gut für die Umwelt und für das Unternehmen Bahn.

Kerstin Müller
Manfred Wolf, FDP-Kandidat:
Was die Preiserhöhung der DB betrifft, stehe ich dieser äußerst skeptisch gegenüber, denn bezüglich Service und Pünktlichkeit ist vieles im Argen. Ich muss mich aber noch genauer informieren.

Manfred Wolf
Online-Flyer Nr. 08 vom 14.09.2005
Wahlprüfstein: BundestagskandidatInnen zur Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn
"Wie McDonalds-Vertreter
in Gremien der Öko-Bäckereien"
Von Peter Adolffs
Mit einer Flugblatt-Aktion hatte der Leverkusener Bahnkunde Manfred Demmer im August gegen die erneute Preiserhöhung bei der Deutschen Bahn protestiert. Gleichzeitig hatte er die Bundestags-KandidatInnen seines Wahlkreises Köln IV in einem Brief um Stellungnahme zu dieser "jahrzehntelangen falschen Verkehrspolitik" gebeten. Wir haben Manfred Demmers Protest am 29. August zu einem "Wahlprüfstein" für die 20 KandidatInnen von Bündnis 90/ Grüne, CDU, FDP, Linkspartei und SPD gemacht und sie um Stellungnahme gebeten. Sechs KandidatInnen aus den fünf angeschriebenen Parteien haben bis Redaktionsschluss geantwortet, nur die der SPD nicht. Wir veröffentlichen die Stellungnahmen im Wortlaut.
Ursula Heinen, CDU-MdB:
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion kritisiert die neuerliche Fahrpreiserhöhung der Deutschen Bahn scharf. Aus verbraucher- und umweltpolitischer Sicht ist die neuerliche Erhöhung der Fahrpreise innerhalb einer kurzen Zeit das falsche Signal. Die Bahn verspielt in Zeiten steigender Treibstoffpreise die Möglichkeit, neue Fahrgäste hinzuzugewinnen und Verkehr von der Straße auf die Schienen zu holen. Die Deutsche Bahn betreibt mit der angekündigten Preiserhöhung für Bahn-Fahrkarten ab Mitte Dezember eine kurzsichtige Preispolitik. Auch die Begründung der Bahn, die Tarifanhebung sei wegen höherer Stromkosten nötig, weisen wir scharf zurück. Steigende Passagierzahlen und damit verbundene Mehreinnahmen wären für die Bahn auch ein geeignetes Mittel, um Kostensteigerung im Energiebereich zu kompensieren. Die Bahn sollte dafür langfristige Konzepte entwickeln statt nur an der Preisspirale zu drehen.
Um die Rechte von Bahnkunden zu verbessern, muss außerdem das Rechtsverhältnis zwischen Fahrgast und Verkehrsunternehmen endlich neu definiert werden. Die Anstrengungen der Bahn zur Verbesserung des Kundenservice sind zu begrüßen. Ziel muss aber weiterhin sein, dass sich die Fahrgäste nicht nur auf die Kulanz der Verkehrsunternehmen verlassen müssen, sondern sich auch rechtlicher Instrumente bedienen können, die in anderen Rechtsverhältnissen selbstverständlich sind. Dafür will ich mich weiter einsetzen und stark machen!

Ursula Heinen
Werner Hoyer, FDP-MdB:
Die FDP hält die unternehmerische Entscheidung der Deutschen Bahn, zum zweiten Mal in diesem Jahr die Fahrpreise zu erhöhen, für falsch. Das gilt umso mehr, als die Bahn stets die Verteuerung des Straßenverkehrs gefordert hat, um die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen. Insofern ist es inkonsequent, den durch die hohen Benzinpreise entstehenden Preisvorteil durch eine erneute Verteuerung der Bahnfahrkarten zu verspielen. Das Argument der Bahn, sie müsse gestiegene Energiepreise ausgleichen, halten wir im Übrigen für vorgeschoben. Energiekosten machen etwa 10 Prozent der Gesamtkosten im Personenverkehr aus. Selbst wenn die Energiekosten der Bahn seit der letzten Preiserhöhung um 10 Prozent gestiegen wären, würde dies nur eine Preissteigerung um etwa ein Prozent rechtfertigen. In Wirklichkeit dürfte es darum gehen, die Folgen des verpatzten Preissystems aus dem Jahre 2002 zu korrigieren. Damals hatte die Bahn durch schwere Managementfehler einen Umsatzeinbruch verursacht.
Es liegt allerdings in der Konsequenz der Bahnreform, dass die Preispolitik des Unternehmens Deutsche Bahn einer politischen Einflussnahme entzogen ist. Wir können die Preispolitik kritisieren, aber nicht ändern. Für die FDP istauch das ein Grund, die quasi-monopolistische Stellung der Deutschen Bahn im Personenverkehr in Frage zu stellen. Wir wollen mehr Wettbewerb auf der Schiene. Dies würde auch verhindern, dass Kunden den Monopolisten und seinen Preiserhöhungen schutzlos gegenüberstehen. Die FDP hat ein klares bahnpolitisches Konzept vorgelegt, das zu mehr Wettbewerb auf der Schiene führen wird.

Werner Hoyer
Reinhard Loske, Bündnis 90/Grüne-MdB
Vielen Dank für Ihr Schreiben vom 26. August 2005 zur Ankündigung der Deutschen Bahn AG, eine weitere Preiserhöhungsrunde einzuläuten. Sie ist meiner Meinung nach das falsche Signal. Anstatt die gestiegenen Spritpreise zu nutzen, um Autofahrer zum Umsteigen auf die preisgünstigere Schiene zu bewegen, werden Fahrgäste durch höhere Ticketpreise für den Zug eher abgeschreckt. Leider ist dies aber eine unternehmerische Entscheidung der Bahn, die durch die Politik zwar kritisiert, aber nicht korrigiert werden kann.
Erst im vergangenen Jahr waren die Tarife zweimal erhöht worden. Dabei ist die Deutsche Bahn AG, die ihren Fahrstrom zum Großteil selbst erzeugt, relativ unabhängig von der Strompreistreiberei der großen Konzerne. Und Dieselantrieb spielt im Nahverkehr auf der Schiene eine geringe, im Fernverkehr gar keine Rolle.
Die Devise muss daher heißen: Lieber mehr Kunden, die entsprechend mehr Geld in die Unternehmenskasse spülen, als drei Prozent höhere Preise, die durch einen Verlust an Fahrgästen wieder weniger Umsatz bringen. Der Erfolg mit günstigen Sonderangeboten hat jedenfalls gezeigt: Wenn der Preis stimmt, strömen auch die Fahrgäste. Das ist gut für die Umwelt und für das Unternehmen Bahn.
Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass im Verkehr faire Wettbewerbsbedingungen zwischen den verschiedenen Verkehrsträgern herrschen. Dies ist bislang nicht der Fall: Die steuerlichen Rahmenbedingungen benachteiligen insbesondere den umweltfreundlichen Verkehrsträger Bahn gegenüber dem Flugverkehr - von fairer Gleichbehandlung kann keine Rede sein. Die ökologischen Folgekosten des Flugverkehrs, insbesondere des hohen CO_2 -Ausstoßes, müssen nach wie vor von der Allgemeinheit getragen werden und werden nicht den Verursachern angelastet.
Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass der Flugverkehr bei der Mineralöl- und Mehrwertsteuer nicht länger subventioniert wird.Im Gegenzug wollen wir erreichen, dass das umweltfreundliche Verkehrsmittel Bahn nur noch den halben Mehrwertsteuersatz zahlen muss und Bahnfahrten dadurch billiger werden.

Reinhard Loske
Claus Ludwig, Kandidat der Linkspartei:
Ich teile Ihre Empörung über die neue Preiserhöhungsrunde bei der Bahn. Schon die vorherigen Preiserhöhungen und das Tarifsystem haben Bahnfahren z.T. unerschwinglich für den Normalverdiener gemacht. Ich gehöre selbst zu den Leuten, die selber gerne häufiger Bahnkunde wären, greife aber immer wieder - wenn schon 10 Tage vor dem geplanten Reisetermin keine 50- oder 25-Prozent-Ermäßigungen zu haben sind - auf Mitfahrzentralen zurück.
Die Preise für die Bahn und den automobilen Individualverkehr entsprechen in keiner Weise den wirklichen gesellschaftlichen Kosten, die diese Verkehrssysteme verursachen. Die Bahn ist über Jahrzehnte künstlich verteuert, der Autoverkehr im Interesse der Mineralöl- und Autokonzerne hoch subventioniert worden (vgl. dazu die Arbeiten von Winfried Wolf).
Im Aufsichtsrat der Bahn sitzen auch Vertreter von Autokonzernen. Das ist als ob McDonalds Vertreter in Führungsgremium der Öko-Bäckereien schicken würde. Die gesamte Strategie der Bahn scheint mir bewusst darauf ausgerichtet zu sein, den öffentlichen Verkehr abzubauen und lediglich den Fernverkehr für Einkommensstarke (z.B. Geschäftsreisende) attraktiv zu machen. Die Masse der Bevölkerung darf hingegen im Stau stehen, die Nerven und viel Geld durch hohe Benzinkosten verlieren.
Die Verteuerung des Individualverkehrs durch erhöhte Verbrauchssteuern (fälschlich Öko-Steuer genannt) oder die Kürzung der Pendler-Pauschale ist keine Lösung, denn die meisten können sich ihr Verkehrsmittel nicht aussuchen.
Nötig sind positive Maßnahmen:
- Rücknahme der Preiserhöhungen bei der Bahn und den Nahverkehrsunternehmen
- Ausbau des öffentlichen Verkehrs, sowohl im Nah- als auch im Fernbereich (bessere Taktzeiten und Anschlüsse, v.a. im Pendler-Bereich)
- ein wesentlich günstigeres einfaches Tarifsystem
- Gesetzlichen Vorrang für den Schienenverkehr: generelle Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene so weit wie möglich
- Stopp des Personalabbaus bei der Bahn, stattdessen Neueinstellungen in der Zugbegleitung, in der Technik und im Service-Bereich der Bahnhöfe
- Rücknahme der Bahn-Privatisierung, Re-Vergesellschaftung der Bahn AG und aller ausgegliederten Nahverkehrs-Unternehmen
- für den Bereich des ÖPNV halte ich die Einführung des Nulltarifs fürsinnvoll.
Ein modernes öffentliches Verkehrssystem kann sich nicht selbst tragen oder gar insgesamt profitabel sein, sondern ist eine notwendige gesamtgesellschaftliche Ausgabe, um möglichst nerven- und umweltschonende Mobilität zu sichern. Unter den Bedingungen von Privatisierung und Profitorientierung werden wir nicht zu einem sinnvollen Verkehrssystem gelangen, sondern das Chaos wird auf Kosten von Menschen und Umwelt wachsen, über die Mobilität entscheidet in immer stärkerem Maße der Geldbeutel.
Ein Verkehrssystem im Interesse der Bevölkerung muss gegen den Widerstand der großen Konzerne und der etablierten Parteien durchgesetzt werden. Proteste sowohl von Bahn-Beschäftigten als auch von Bahn-NutzerInnen sind ein guter Anfang. Das werde ich auch aktiv unterstützen. Ich habe als Ratsmitglied für das linke Bündnis "Gemeinsamgegen Sozialraub - GgS" zusammen mit den KollegInnen der PDS-Gruppe einen Antrag für ein "Jobsucher-Ticket", ein günstiges Monatsticket für ALG2-EmpfängerInnen analog zum Semesterticket oder Jobticket, in den Kölner Rat eingebracht. Dieser ist von den etablierten Parteien abgelehnt worden. Ich werde jedoch weiter dafür eintreten.

Claus Ludwig
Foto: NRZ-Archiv
Kerstin Müller, Bündnis 90/Grüne-MdB:
Eine erneute Preiserhöhungsrunde bei der Deutschen Bahn AG setzt das falsche Signal. Anstatt die gestiegenen Spritpreise zu nutzen, um Autofahrer zum Umsteigen auf die preisgünstigere Schiene zu bewegen, werden Fahrgäste durch höhere Ticketpreise für den Zug eher abgeschreckt.
Erst im vergangenen Jahr waren die Tarife zweimal erhöht worden. Dabei ist die Deutsche Bahn AG, die ihren Fahrstrom zum Großteil selbst erzeugt, relativ unabhängig von der Strompreistreiberei der großen Konzerne. Und Dieselantrieb spielt im Nahverkehr auf der Schiene eine geringe, im Fernverkehr gar keine Rolle.
Die Devise muss daher heißen: Lieber mehr Kunden, die entsprechend mehr Geld in die Unternehmenskasse spülen, als drei Prozent höhere Preise, die durch einen Verlust an Fahrgästen wieder weniger Umsatz bringen. Der Erfolg mit günstigen Sonderangeboten hat jedenfalls gezeigt: Wenn der Preis stimmt, strömen auch die Fahrgäste. Das ist gut für die Umwelt und für das Unternehmen Bahn.

Kerstin Müller
Manfred Wolf, FDP-Kandidat:
Was die Preiserhöhung der DB betrifft, stehe ich dieser äußerst skeptisch gegenüber, denn bezüglich Service und Pünktlichkeit ist vieles im Argen. Ich muss mich aber noch genauer informieren.

Manfred Wolf
Online-Flyer Nr. 08 vom 14.09.2005