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Arbeit und Soziales
Eine "Nachdenkschrift" zum 17. August aus Leverkusen
50 Jahre KPD-Verbot
Von Horst Wilhelms

Mit einer "Nachdenkschrift" erinnert die Kulturvereinigung Leverkusen e.V. an das Verbot der KPD, das sich am 17. August zum 50sten Mal jährt. Zugleich soll die von Manfred Demmer erarbeitete Dokumentation aber auch sichtbar machen, dass es schon weit vor dem KPD-Verbot und danach bis heute immer wieder verfassungswidrige staatliche Maßnahmen gab, die eine Revision oder Aufhebung des Urteils und eine Rehabilitierung der Opfer dieser Politik verhinderten. Die Redaktion.
Für die Kulturvereinigung Leverkusen e.V., die der Arbeiterbewegung der Weimarer Republik entstammt und sich seit über 80 Jahren dieser verbunden fühlt, gab es u.a. folgende Aspekte, die zu dieser "Nachdenkschrift" geführt haben:

Vor über 150 Jahren ging in unserem rheinischen Gebiet die damalige Staatsmacht gegen die entstehende revolutionäre Arbeiterbewegung vor. Im "Kölner Kommunistenprozess" wurde nicht nur Karl Marx angeklagt, sondern die preußische Justiz versuchte auch, die Idee, die mit seinem Namen verbunden war, zu auszulöschen. Es gelang ihr nicht.

Vor 118 Jahren zerrte die preußische Justiz dann August Bebel und viele andere bekannte und unbekannte Arbeiterfunktionäre vor die Schranken des Gerichts im Wuppertal. Auch dort wollte man die aufbegehrenden Arbeiter und Volksvertreter mundtot und die Ideen des Sozialismus - die sich trotz Sozialistengesetz weiter verbreiteten - vergessen machen. Es gelang nicht.

Vor 88 Jahren - in einer Zeit des revolutionären Umbruchs - ermordete die Reaktion Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht - nach dem die Bildungsstätte der DKP benannt und die im Hause der Kulturvereinigung Leverkusen e.V. untergebracht ist, und der zum bergischen Land eine enge Beziehung hatte. Man hoffte, damit auch die Idee des Sozialismus, die sich unter großen Schwierigkeiten im Roten Oktober in Rußland manifestiert hatte, wenigstens in Deutschland wieder auszulöschen. Es gelang nicht.

Vor 86 Jahren bewiesen die von den sozialistischen Ideen beflügelten Arbeitermassen, dass sie bereit waren, auch eine unvollkommene bürgerliche Republik gegen den Angriff reaktionärer Generale und Großgrundbesitzer zu verteidigen. Unvergessen bleiben wird ihr Kampf im Bergischen Land, in Remscheid und Oberberg. Die Republik "dankte" es ihnen, indem sie Arbeiter vor die Gerichte zerrte und mit Lügen und Verleumdungen deren sozialistische Gesellschaftsvorstellungen zu vernichten versuchte. Es gelang nicht.

Vor 72 Jahren, als die großkapitalistischen Förderer der Nazibanden dem "Gröfaz" Hitler die Macht in den Schoß legten, glaubten sie, nun endlich Tabula rasa mit der "jüdisch-bolschewistischen Pest" machen zu können. Trotz bis dahin nicht gekanntem Terror widerstanden Teile der Arbeiterbewegung, entwickelten auch neue Ideen, die zum Beispiel vor rund 70 Jahren in den Gewerkschaftsprozessen in Wuppertal sichtbar wurden - mit den Keimzellen der späteren Einheitsgewerkschaft. Diese Arbeiter und diese Idee waren ebenfalls nicht klein zu kriegen.

Auch in der Periode der Gründung der Bundesrepublik gab es von Anfang an Versuche - obwohl nach der Katastrophe des Faschismus und des Krieges, die meisten politischen Kräfte sich einen progressiven, antikapitalistischen und für ein einheitliches Deutschland eintretenden Anstrich gaben -, die Arbeiterbewegung von der Orientierung auf Umsetzung dieser Erkenntnisse abzuhalten und renitente Persönlichkeiten mit dem Mitteln des Strafrechts außer Gefecht zu setzen. Davon handelt nun diese Dokumentation.

Und um es direkt zu sagen: Auch hier gelang es nicht, sozialistische Ideen zu killen - ebenso wenig wie der schlimme, auch durch eigene Fehler verursachte Zusammenbruch des Sozialismus diese nicht grundsätzlich ins Jenseits befördern konnte, wie so manche "Kremlologen" es erhofften und erwarteten.

So viel zu den Gründen, die die Kulturvereinigung veranlassten, diese Dokumentation herauszugeben und dadurch viele konkrete Beispiele von Ereignissen zu dieser Thematik öffentlich zu machen. Verpflichtet fühlen wir uns dazu, weil sich unter unseren Mitgliedern viele Opfer dieser Politik befinden, die bis heute weder rehabilitiert noch entschädigt worden sind. Nicht zuletzt auch um die Schande der sich selbst ein "demokratisches Gemeinwesen" nennenden Bundesrepublik sichtbar zu machen, um möglichst viele Menschen über einen ausgeblendeten Teil deutscher Geschichte zu informieren, legt die Kulturvereinigung diese Dokumentation vor.

Horst Wilhelms ist Vorsitzender der Kulturvereinigung Leverkusen e.V. www.kulturvereinigung.de

Die von Manfred Demmer verfaßte Nachdenkschrift wird für 10 Euro abgegeben. Davon wird ein Teil an das Konto der "Initiativgruppe zur Rehabilitierung der Opfer des Kalten Krieges" in Essen abgeführt. Bestellungen per Tel: 0214 - 45418 oder Fax: 0214 - 46450 oder mail
KultLever@web.de

Online-Flyer Nr. 57  vom 15.08.2006



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