NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

Fenster schließen

Kommentar
Warum lässt die Bevölkerung in Deutschland sich so leicht irreleiten?
Wenn die eigenen Iran-Fantasien zum Wahrheitshindernis werden
Von Yavuz Özoguz

Die Islamische Republik Iran gründet seine Verfassung auf dem Heiligen Quran, ob es den Machthaber der westlichen Welt passt oder nicht. Doch genau jener Westen bestätigt mit all seinem Handeln, mit allen seinen Lügen und absurden Wahrheitsverdrehungen die Wahrheit des Heiligen Quran. Darin heißt es: „Sie bezweckten auszulöschen Gottes Licht mit ihren Mündern …“ [1] Diesen Teil-Vers würde man übertragen auf unsere Zeit wohl folgendermaßen erläutern: Mit all ihren Massenmedien, mit all ihren Netzwerken und ihrem gesamten kulturellen Imperialismus versuchen sie die Gesellschaft von Gott zu entfernen, denn eine Gesellschaft ohne Gott wird gottlos. Und eine gottlose Gesellschaft kann man noch besser ausbeuten als eine, in der Menschen an das Ewige Leben glauben und entsprechend aufopferungsvoll sich für die Mitmenschen einsetzen.

Deutschland ist ein sehr anschauliches Beispiel dafür, wie der größte Ausbeuter- und Terrorstaat unserer Epoche inzwischen angefangen hat, sogar seinen Verbündeten Deutschland auszuplündern, ohne dass die Bevölkerung sich ernsthaft dagegen wehrt. Es ist den Herrscher-Eliten von Milliardären in römischen Prunkbauten gelungen, der Bevölkerung in Deutschland ein Bild von der Welt zu vermitteln, welches absolut nichts mit den realen Gegebenheiten zu tun hat. Zu diesem Bild gehört, dass wir die Guten seien und jeder, der sich gegen uns stellt, dadurch automatisch das Böse schlechthin verkörpere.

Den Grundstein zum Widerstand gegen die Ausbeutung durch die selbsternannten Guten hat die Islamische Republik Iran mit ihrer Gründung im Jahr 1979 gelegt. Seither gilt der Iran im Westen als die staatliche Verkörperung des Bösen, wohingegen die USA, die seither mehrere Millionen Zivilisten weltweit ermordet haben, unsere Führungsmacht ist. Doch wie ist es möglich, solch einen Unsinn dem Volk der Dichter und Denker einzureden? Warum lässt die Bevölkerung in Deutschland sich so leicht irreleiten?

Ein exemplarisches Beispiel für die extremste Form der Irreleitung veröffentlichte dieser Tage T-Online, ein Unternehmenszweig, welcher der deutschen Telekom gehört, welche wiederum anteilig der Bundesrepublik Deutschland gehört. Wäre diese Konstellation in einem Staat gegeben, der sich nicht dem westlichen Weltdiktat unterworfen hat, so würde man von einem Staatsmedium sprechen. Genau jenes Quasi-Staatsmedium hat mit einer muslimisch geborenen Kronzeugin vor wenigen Tagen einen Artikel veröffentlicht mit dem Titel: „Dieses grausame Schicksal droht verurteilten Jungfrauen“ [2]. Darin heißt es unter anderem: „Jungfrauen drohen Vergewaltigung und Zwangsheirat - So sieht das iranische Recht zwar vor, dass Jungfrauen nicht hingerichtet werden dürfen. Das jedoch nehmen Gefängniswärter offenbar zum Anlass, die Frauen vor ihrer Hinrichtung zu vergewaltigen. Besonders perfide dabei: Um ein weiteres islamisches Gesetz zu umgehen – nämlich, dass Frauen keinen Geschlechtsverkehr vor der Ehe haben dürfen –, werden die Frauen vorher zudem zwangsverheiratet.“

Die Geschichte klingt so grausam, dass selbst die Brutkastenlüge [3] daneben verblasst. Doch ist der Leser in Deutschland, ist das Volk Deutschlands, ist der deutschsprachige Nachrichtenkonsument wirklich derart verblödet, zudem interkulturell so verarmt und verstandesgemäß derart minderbemittelt, dass es noch nicht einmal die einfachsten Lügen erkennen kann?

Fangen wir also erst einmal an, sachlich die Angelegenheit zu sezieren, was angesichts der Absurdität der Behauptung schwerfällt. Zunächst einmal wird behauptet, dass es im Iran ein Gesetz gäbe, wonach man Jungfrauen nicht mit der Todesstrafe belegen könne. Völlig unabhängig davon, ob man die Todesstrafe ablehnt oder nicht, so muss doch solch eine Behauptung belegt werden. Es gibt im Iran kein Gesetz, das Jungrauen vor der Todesstrafe schützt. In der 1400-jährigen Geschichte des Islam hat es solch ein Gesetz nie gegeben. Es ist auch nie an keinem Ort und keiner Zeit der Geschichte jemals vorgekommen, dass eine Angeklagte zunächst einmal sich einem „Jungfrauentest“ unterwerfen musste. Wo sind die Juristen in Deutschland, die sich mit dem iranischen Rechtssystem auskennen und laut protestieren? Gibt es sie nicht? Wo sind die Islamwissenschaftler, die darauf hinweisen, dass eine Mörderin im islamischen Recht völlig unabhängig davon beurteilt wird, ob sie vorher Sexualität hatte oder nicht. Gibt es alle diese „Experten“ nicht? Oder dienen alle „Experten“ lediglich dem System von Lug und Trug, um ganze Völker zu diskreditieren? Ist obige Behauptung nicht eine der übelsten Formen der Volksverhetzung? Wo sind die Staatsanwälte, die dagegen vorgehen? Hier wird ja nicht nur ein Rechtssystem verunglimpft. Hier wird auch behauptet, dass ein Volk jenes abstruse und unmenschliche Rechtssystem über vier Jahrzehnten mitgetragen hätte! Was ist nur los mit der Kultur der westlichen Bundesrepublik Deutschland?

Im gesamten islamischen Rechtssystem gibt es einen einzigen Fall, bei dem ein Verheirateter anders behandelt wird als ein Unverheirateter, und das betrifft den Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe, der in solch einer Öffentlichkeit geschehen ist, dass es nicht zu verheimlichen ist. Hier droht dem zuvor Verheirateten eine drastischere Strafe als demjenigen, der vorher nicht verheiratet war; und das gilt für Mann und Frau gleichermaßen! Doch selbst in dem Fall gibt es keinen „Jungfräulichkeitstest“. Der Status der zuvor bestehenden Ehe ist der einzige zulässige Beweis. Klar werden jetzt die Nimmerbelehbaren darauf hinweisen, dass das wiederum Mittelalter sei. Aber sie wissen nicht, dass ein Mann und Eine Frau, die beide unverheiratet waren, einfach zusammenkommen können und sich gegenseitig eine Beziehung vor Gott versprechen können, womit sie verheiratet vor Gott sind, ohne Standesamt, ja selbst ohne Zeugen. Und sie können sich sogar – wenn beide es wollen – für nur eine Nacht verheiraten. Jetzt kommt der übermotivierte Freund der Muslime und fragt: Worin liegt dann der Unterschied zum hiesigen spontanen Zusammenschluss? Der Unterschied liegt darin, dass erstens das Versprechen vor Gott erfolgt. Es ist eine bewusste Entscheidung beider. Zweitens sind die Partner nicht durch eine (andere) Ehe gebunden. Und drittens ist dadurch auch geregelt, wie die Versorgungsleistungen im Fall einer Schwangerschaft sind usw…

Bitte liebe Leser, lassen Sie sich nicht so extrem in die Irre führen, bei einem Land, das sie nicht kennen, bei einer Kultur, die sie nicht verstehen und bei einer Religion, mit der sie nichts zu tun haben.

Doch gehen wir weiter in jenem Hetzartikel. Nehmen wir also an, es gäbe jenen „Jungfräulichkeitstest“ – Gott vergebe mir die Verwicklung in solch absurden Gedanken – wie sollte das mit der Entjungferung denn erfolgreich sein. Die Zwangsehe ist im Islam verboten [4]. Sämtliche große Gelehrte des Islam einschließlich des Oberhaupts der Islamischen Republik Iran, Imam Chamenei, haben sich diesbezüglich klar positioniert. Der vermeintliche Zwangsehemann wäre ein Vergewaltiger, und ihm würde im Iran die Todesstrafe drohen, denn Vergewaltigung ist im Iran ein noch schlimmeres Verbrechen als Mord. Wie also soll das funktionieren? Aber gehen wir noch einen Schritt weiter. Nehmen wir einmal an, der Islam ist so unmenschlich, wie ihn hier so genannten „Islamexperten“ darstellen, sind denn alle Gefängniswärter im Iran unverheiratet und warten nur auf solche Gelegenheiten? Und was sagen die Ehefrauen solcher Gefängniswärter zum Beruf ihres Mannes? Die Lüge schreit so extrem zum Himmel, dass man sich nur wundern kann.

Doch auch abseits jener Extremlügen gibt es Nachrichten, die zwar stimmen, aber über die man wirklich einmal nachdenken sollte. So soll die Hauptparole des so genannten Widerstandes im Iran „Frau, Leben, Freiheit” sein. Ist wirklich bisher noch niemandem in der Westlichen Welt aufgefallen, welche merkwürdige Parole das ist? In welcher Revolution dieser Welt, in der ein Umsturz des Systems versucht worden ist – völlig unabhängig davon, was das für ein System war – wurde die Frau hervorgehoben und der Mann völlig ignoriert? Und warum sind die allermeisten Festgenommenen Männer? „Freiheit“ ist eine tolle Parole, aber selbst die Demonstranten merken leider nicht, dass es nicht etwa um die Freiheit der Frau geht, gleichberechtigt zu sein, sondern um die Freiheit des Westens, den verlorenen Iran wieder ausplündern zu können. Wo sind die Proteste im Westen, die es für völkerrechtswidrig einstufen, dass die USA heute noch aus syrischen Ölfeldern die Bodenschätze rauben, um diese zu völlig überteuerten Preisen an uns Deutsche zu verkaufen, da wir ja nicht mehr bei Russen kaufen dürfen?

Das Problem der medialen Welt im Westen, die sich inzwischen völlig von der realen Welt abgekoppelt hat, besteht darin, dass je lauter die Medien eine Lüge verbreiten, desto mehr Menschen sie glauben. Am Ende glauben sie sogar diejenigen, die die Lüge verbreitet haben. Die Westliche Welt ist bei den aktuellen Unruhen im Iran „all in“ gegangen. Sie hat alles auf eine Karte gesetzt und voll auf Umsturz gewettet. Doch den wird es nicht geben, denn die Situation im Iran ist so völlig anders, als es hier dargestellt wurde. Jetzt passiert genau das, was bereits in Afghanistan passiert ist, als Deutschland seine treuen Diener – und damit meist Verräter am eigenen Volk – zurückgelassen hat. Sie fliehen, wohin sie nur können. Die Flugzeuge in Richtung Türkei sind für Wochen ausgebucht mit Iranern, die bei Protesten Gewalt angewandt oder öffentlich zum Umsturz aufgerufen haben. Anstatt auf die eigene Straße zu schauen, haben sie BBC-Persisch konsumiert und lebten in der von der westlichen Welt erzeugten Scheinwelt. Jetzt merken sie, dass jene Scheinwelt zusammenbricht, und bekommen Angst vor einem System, dessen Grausamkeit wiederum nur in ihrer Scheinwelt existiert; denn wie sonst könnten sie so einfach ausreisen?

Im Eingangs-Vers zu diesem Text hieß es: „Sie bezweckten auszulöschen Gottes Licht mit ihren Mündern …“. Doch der Vers geht weiter: „…doch Gott lässt vollenden sein Licht, auch wenn es die Abstreitenden verabscheuen.“

In Deutschland ist es gelungen die Gesellschaft von Gott zu trennen. Selbst an den bevorstehenden Adventstagen denkt kaum noch ein Deutscher an die eigentliche Bedeutung von Advent. Und so weiß er auch nicht, dass die hier aberzogene Erwartung zur Rückkehr Jesu den Christen mit dem Muslim verbindet, der auf die Rückkehr des Erlösers hofft. Jene Erlösungshoffnung hat zu tun mit dem Einsatz für Gerechtigkeit auf Erden.

Die deutsche Gesellschaft scheint im Augenblick verloren. Und würde man die Parole, die man einigen Iranern lächerlicherweise in den Mund gelebt hat ins heutige Deutschland übertragen, würde es noch absurder klingen. „Frau, Leben, Freiheit”. Welche Frau? Kann nicht jeder sein Geschlecht selbst entscheiden? Welches Leben; das Leben im Frondienst für einen nimmersatten imperialistischen Kapitalismus, das allen Völkern erklären will, wer alles mit wem heiraten darf? Ein Leben, in dem nach dem 25 Booster den Leuten nicht mehr auffällt, dass ein und derselbe Widerstand gegen Corona-Maßnahmen in China gut und in Deutschland schlecht sein soll. Ein Leben, bei dem die Besatzung Palästinas seit 70 Jahren gut sei und der Besatzer unterstützt werden müsse, obwohl der Besatzer öffentlich sagt, dass er die Besatzung von ganz Palästina nie aufgeben will, aber die Besatzung der Ukraine schlecht sei, obwohl der Besatzer nie gesagt hat, dass er die gesamte Ukraine besetzen will. Ein Leben, bei dem das Töten von Zivilisten im Irak mitgetragen wird, aber das Töten von Zivilisten in Europa zum schlimmsten Verbrechen aller Zeiten wird. Und zum Schluss bliebe noch der Begriff „Freiheit“. Freiheit im Westen bedeutet seit Jahrzehnten immer nur, dass die Reichen die Freiheit erhalten, die Schere zwischen Reich und Arm immer weiter auseinander driften zu lassen. Noch nie gab es eine Freiheit, bei der die Armen glücklicher wurden.

Im Iran waren einige west-verwöhnte Schicki-Mickies auf der Straße durchmischt von Agenten, die mit Waffen viel Unheil angerichtet haben. Die ärmeren Iraner haben ihnen inzwischen klar gemacht, dass sie hinter dem System und gegen ihre Westhörigkeit stehen. Viele Agenten sind schon geflohen. Ihre dummen Anhänger folgen ihnen jetzt. Was im Iran geschieht, müssen die Iraner unter sich ausmachen, ohne Einmischung aus dem imperialistischen Westen. Aber für Deutschland wünsche ich mir eines Tages auch eine Führung, die von den Armen, vom Fußvolk getragen wird und nicht von superreichen Eliten, denen das Schicksal der Armen völlig gleichgültig ist. Es mag utopisch erscheinen, aber vieles von dem, was in den letzten drei Jahren weltweit geschehen ist, schien zuvor unmöglich.

„Sie bezweckten auszulöschen Gottes Licht mit ihren Mündern, doch Gott lässt vollenden sein Licht, auch wenn es die Abstreitenden verabscheuen.“ [1]


Fußnoten:

[1] Heiliger Quran 61:8
[2] https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_100080628/iran-dieses-schicksal-droht-verurteilten-jungfrauen.html
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/Brutkastenl%C3%BCge
[4] http://www.eslam.de/begriffe/z/zwangsheirat.htm

Online-Flyer Nr. 802  vom 30.11.2022



Startseite           nach oben