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WANTED - Julian Assange, ein Leben
Folge 25: DIE FLUCHT IN DIE BOTSCHAFT VON ECUADOR (2012)
Von Delphine Noels (Belgium4Assange) in Zusammenarbeit mit Marc Molitor, Pascale Vielle und Bogdan Zamfir - ins Deutsche übersetzt von Claudia Daseking

Ab Ende Oktober 2021 geht es in London wieder um den Antrag der USA auf Auslieferung von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Am 27. Oktober 2021 wird das Berufungsgericht zum ersten Mal tagen. Die Zeit bis dahin begleitet die NRhZ mit einem CountDown von 34 Folgen über das Leben von Julian Assange. Sie wiederholt damit den Countdown von Belgium4Assange, der zum 4. Januar 2021 führte, als die britische Justiz ihr Urteil im Auslieferungsverfahren gegen Julian Assange in der ersten Instanz gesprochen hatte. Belgium4Assange schrieb dazu: "Was steht bei diesem Prozess auf dem Spiel? Inwiefern betrifft uns das persönlich? Schwierig, hierzu klare Vorstellungen zu haben, da so viele Falschmeldungen und Desinformationen kursieren... Tag für Tag zeichnen wir seinen Weg voller Überraschungen und Enthüllungen nach und richten den Blick auf die näheren Umstände einer der fundamentalsten Kämpfe unserer Zeit." (Auf der website pour.press auf Französisch nachzulesen). Hier jetzt Folge 25:


Erinnern wir uns: Im Rahmen des Prozesses über seine Auslieferung an Schweden hatte Julian Assange beim Obersten Gerichtshof Berufung eingelegt (WANTED 23/34). Am 30. Mai 2012 wies der Gerichtshof mit 5 gegen 2 Stimmen das Argument der Ungültigkeit des Europäischen Haftbefehls zurück und lies die Auslieferung endgültig zu. Für Julian war dies eine Katastrophe. Er befürchtet mehr denn je, dass Schweden der erste Schritt seiner Auslieferung an die Vereinigten Staaten ist, wo ihn im schlimmsten Fall die Todesstrafe erwartet. Es gibt nur eine Lösung: fliehen.

Am 19. Juni 2012 knackt Julian seine elektronische Fußfessel...

Seine Absicht ist es, London zu erreichen und bei der ecuadorianischen Botschaft um politisches Asyl zu bitten … Sorgfältig geschminkt, als Lieferbote verkleidet auf einem kleinen Motorrad, gelingt es ihm, sich der Überwachung der britischen Polizei zu entziehen und die 200 Kilometer zu fahren, die ihn von der Botschaft trennen.

Als die britische Polizei davon erfährt, stationiert sie umgehend eine 24-Stunden-Wache rund um die Botschaft. Es ist Julian nicht mehr möglich, einen Fuß nach draußen zu setzen, ohne verhaftet zu werden. Die Kosten für diese Überwachung werden auf 12 Millionen Pfund (13 Millionen Euro) geschätzt, die vom britischen Steuerzahler bezahlt werden.

Am 16. August 2012 gewährte Ecuador Julian politisches Asyl. Am 19. August tritt er zum ersten Mal auf dem Balkon der Botschaft auf und kommentiert vor einem Publikum von Unterstützern seinen Sieg: "Es ist nicht Großbritannien oder mein Heimatland Australien, das sich erhoben hat, um mich vor Verfolgung zu schützen, sondern ein mutiges und unabhängiges lateinamerikanisches Land." In dieser Rede fordert er die amerikanische Regierung auf, "die Hexenjagd gegen WikiLeaks einzustellen ".

Nun beginnt für Julian ein klösterliches Leben. Die Botschaft stellt ihm ein kleines Zimmer zur Verfügung. Hier hat er eine Dusche, eine Mikrowelle und eine Sportmatte, um sich in Form halten kann. Julian teilt den Raum in zwei Teile auf: Einen Schlaf- und einen Arbeitsbereich. Julian wird gezwungen unter spartanischen Bedingungen zu leben (WANTED 4/34). Das Schwierigste für ihn wird es sein, sich der "Monotonie" zu stellen und auch mit dem Wissen zu leben, keinen Zugang mehr zur Natur, frischer Luft, Schnee, Regen oder Sonne zu haben. Julian hat aber auch eine Internetverbindung. Auf diese Weise kann er seine Arbeit fortsetzen, die zwischen der Vorbereitung seiner Verteidigung und der Verwaltung von WikiLeaks aufgeteilt ist …

WikiLeaks, das die Veröffentlichung der Syria Files startet: 2,3 Millionen E-Mails von 680 syrischen Politikern, Ministerien und Beteiligungsunternehmen sowie die internationalen Sicherheitsverträge des Regimes. Julian wird sagen: "Diese Informationen sind für die syrische Regierung, aber auch für ihre Gegner peinlich. Es ermöglicht uns nicht nur, beide Seiten zu kritisieren, sondern auch ihre Interessen, Handlungen und Strategien zu verstehen (…) Nur durch ein umfassendes Verständnis dieses Konflikts können wir hoffen, ihn zu beenden. "

Das war die 25. Folge von WANTED, die Serie, die Sie tief in unsere Welt entführt und ihre Geheimnisse preisgibt... Morgen wird WikiLeaks eines der wichtigsten Projekte in seiner Geschichte in Angriff nehmen. Das Ziel? Die breite Öffentlichkeit über die weltweite Überwachung zu informieren und zu alarmieren.


Quelle, lesen Sie mehr:

Der gefährlichste Mann der Welt, Andrew Fowler, Skyhorse Publishing, 2011
Die nicht autorisierte Autobiografie, Julian Assange, Canongate Books Ltd, 2011
https://justice4assange.com/extraditing-assange.htm
http://icmu.nyc.gr/Britain%27s-threat-to-Ecuador-%27without%20precedent%27%2C-says-international-law-expert
Links zu den Syrien-Dateien: https://wikileaks.org/Syria-Files-FR.html

Julian Assanges Rede vom 19. August 2012:
https://www.youtube.com/watch?v=MZi5sNdFwyk
Rede Julian Assange auf dem Balkon der Botschaft, 19.Mai 2017
https://www.youtube.com/watch?v=Kkx9_jf3FXw
Interview von Julian Assange von Alexandre Lacroix, Philisophie Magasine: https://www.philomag.com/articles/julian-assange-internet-est-devenu-le-systeme-nerveux-de-nos-societes
Über die sich verschlechternde Beziehung zwischen Jacob Applebaum und Julian Assange:
https: //chronicle.su/news/jacob-appelbaum-expelled-from-wikileaks-organization-after-opm-hack-reveals-tor-is-funded-by-us-navy/
Julian Assange, ein Mann ohne Land, Raffi Katchadourian, New Yorker Zeit, 14.08.2017


Link zu Folge 24: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27687
Link zu Folge 26: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27689


Siehe auch:

In einer Zeit, in der unter dem Deckmantel der Gesundheitsvorsorge eine ungeahnte digitale Überwachungsstruktur etabliert wird, fehlt WikiLeaks
Julian Assange: dem kommenden Überwachungsregime trotzen!
Von Erich Sturm
NRhZ 777 vom 22.09.2021
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=27648

Online-Flyer Nr. 777  vom 16.10.2021

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