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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Aktuelles
Petition für die Rehabilitation von Dragoljub Milanovic (ehem. RTS-Direktor) an Aleksandar Vucic (Präsident der Republik Serbien)
Die Aggressoren dürfen nicht die Geschichte schreiben
Von NRhZ-Redaktion

Um 2:06 Uhr am 23. April 1999 wurde die Sendezentrale von RTS (Radio Televizija Srbije) von der NATO bombardiert. Eckhart Spoo, der Herausgeber von Ossietzky, schrieb am 06.06.2007 in der NRhZ (1): „16 Menschen wurden getötet, 130 verletzt. Ein schweres Kriegsverbrechen. Die NATO hätte dafür zur Verantwortung gezogen werden müssen. Aber die Sieger des einseitigen Bombenkriegs schoben die Schuld den Besiegten zu. Sie verlangten, daß RTS-Direktor Dragoljub Milanovic vor Gericht gestellt und verurteilt wurde. Begründung: Er hätte damals, als die Bomben fielen, den Sendebetrieb einstellen, die Beschäftigten nach Hause schicken sollen. Die gewendete serbische Justiz folgte diesem Verlangen – ähnlich wie die Sieger und ein von ihnen initiiertes Sondertribunal in Den Haag die Auslieferung des jugoslawischen Präsidenten Milosevic erreichten. Milosevic starb in der Haft an einer vom Gefängnisarzt falsch behandelten Herzkrankheit; in dem nicht beendeten Prozeß war es der Anklage nicht gelungen, ihm eine einzige Straftat nachzuweisen. RTS-Direktor Milanovic wurde zu zehn Jahren Haft verurteilt – ein schändliches Urteil.“ Gordana Milanovic-Kovacevic hat die nachfolgend wiedergegebene Petition für die Rehabilitation von Dragoljub Milanovic an den serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic gestartet. Wir bitten die LeserInnen der NRhZ, sich dieser Petition anzuschließen. Das Unrecht lässt sich nicht mehr gut machen, aber die Aggressoren dürfen nicht die Geschichte schreiben!


Zoran Djikic, 44, Justitiar von RTS, Belgrad: „Warum RTS getroffen werden sollte? Das ist keine Frage: es sollte unterbunden werden, dass die Wahrheit in der Welt verbreitet wird. RTS war ein psychologisches Ziel. Alle 90 Umsetzer im Land wurden getroffen. Die Berichterstattung über das, was hier vorging, sollte gestoppt werden.“ (Foto: arbeiterfotografie.com - Quelle: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20168)


PETITION: REHABILITIERUNG DRAGOLJUB MILANOVIC!

An den Präsidenten der Republik Serbien, Aleksandar Vucic

Wir, die Unterzeichner dieser Petition, setzen uns dafür ein, dass das Unrecht das Dragoljub Milanovic, dem ehemaligen Direktors des RTS/ Radio-Televizija Srbije (Radio- und Fernsehen Serbiens), angetan wurde, korrigiert wird. Er hätte niemals verurteilt werden dürfen. Das Opfer anstelle des Täters zu verurteilen ist nicht nur Unrecht, sondern es ist ein Verbrechen! Und es ermutigt die Aggressoren zum Angriff auf die Pressefreiheit, wie nicht zuletzt der Fall von Julian Assange beweist.

Dass das so genannte Haager Tribunal und seine Nachfolge-Organisation immer noch serbische Bürger offenkundig bar jeden Rechts und jeder Gerechtigkeit zu lebenslangen Strafen verurteilen und menschenunwürdig behandeln, ist der jetzigen serbischen Führung nicht anzulasten, aber es obliegt ihrer Entscheidung, die Ungerechtigkeit an Dragoljub Milanovic zu revidieren.

Am 23. April 1999 wurde das Gebäude des RTS um 02.06 Uhr nachts durch NATO-Bomber zerstört und dabei 16 Mitarbeiter getötet, genauso viele wurden verletzt. Dieser Angriff erfolgte ohne jegliche Vorwarnung, während die Mitarbeiter der Nachtschicht gerade ihre Nachrichtensendung vorbereiteten. Es wurde sogar eine Direktübertragung mit einem namhaften ausländischen Politiker erwartet. Direktor Milanovic hatte kurz zuvor das Gebäude verlassen und war gerade zuhause angekommen, als ihn die Nachricht ereilte, dass sein Sender bombardiert wurde. Während der Bombardierung hielt sich im Gebäude auch die Mutter des damaligen Ministers für Informationen (des heutigen Präsidenten Serbiens), Angelina Vucic auf, die in dieser Nacht als Bereitschaftsredakteurin mit ihren Kollegen die Nachrichtensendung für 03.00 Uhr vorbereitete.

Einige Wochen vor diesem Verbrechen hatte der Sender eine Aufforderung der Medienhäuser der kriegsführenden Staaten ausgeschlagen, dass ihnen täglich sechs Sendestunden für die eigene Berichterstattung zur Verfügung gestellt werden sollten, woraufhin die NATO völkerrechtswidrig den Sender zum legitimen Angriffsziel erklärte. Der Sender sei ein Teil der „Kriegsmaschinerie“, „diene den Propagandazwecken“ und würde nicht „adäquat“ über die Ereignisse im Krieg, insbesondere nicht über „Massenvertreibungen“ von und „Verbrechen“ an Kosovo-Albanern berichten.

Amnesty International hat den NATO-Angriff auf das RTS-Gebäude als Kriegsverbrechen eingestuft und führte u.a. aus, dass Art. 52 (2) der Genfer Konvention klar militärische und zivile Ziele definiere und Propagandateilnahme kein ausreichendes Argument sei, um eine Einrichtung zum legitimen Angriffsziel zu deklarieren.

Anstelle der NATO-Verantwortlichen wurde 2002 Dragoljub Milanovic zu 10 Jahren Haft verurteilt, und zwar wegen eines angeblichen Verstoßes gegen das Gesetz der Allgemeinen Sicherheit und weil er nicht alle Maßnahmen unternommen hätte, die Belegschaft und die Ausrüstung zu schützen und zu evakuieren. Auf seine Bemerkung während der Verhandlung vor dem Gericht: „Wenn ich mit dem Sender an einen Alternativort ausgewichen wäre, hätte es noch viel mehr Tote gegeben“, antwortete die Richterin wörtlich: „Ja, aber Sie wären nicht schuld gewesen!“ Welch ein Zynismus!

Für eine sofortige Freilassung von Dragoljub Milanovic hatten sich damals u.a. so bekannte Persönlichkeiten wie der Nobelpreisträger Peter Handke, die Rechtsanwältin Tiphaine Dickson, die Journalisten Diana Johnstone, Angelina Vucic, Milorad Vucelic, Spomenka Deretic, Miloš Markovic, Vladan Dinic, Vladimir Dukanovic, die Generäle Božidar Delic, Miloš Došan, Radovan Radinovic, Spasoje Smiljanic, Colonel Zoltan Dani, der ehemalige Außenminister Živadin Jovanovic, die Botschafter James Bissett, Ralph Hartmann, Vladislav Jovanovic, Miroljub Milanovic, Borislav Miloševic, Vladimir Kršljanin, die Professoren John Peter Maher, Smilja Avramov, Mirko Zurovac, Slavenko Terzic, Uroš Šuvakovic, der Komponist Miloš Raickovic und 47 russische Duma-Abgeordnete sowie bekannte russische Persönlichkeiten wie Sergey Baburin, Valeri Ganichev, Elena Guskova, Konstantin Zatulin, Gennadi Zyuganov, Gen. Leonid Ivashov, Mikhail Leontyev, Alexander Prokhanov, Gen. Leonid Reshetnikov eingesetzt. Leider wurden diese Stimmen damals ignoriert.

Für eine machtausübende Seite in politischen wie in kriegerischen Auseinandersetzungen ist es ein großer Erfolg, wenn sie eine Täter-Opfer-Umkehr zustande bringt, nämlich die Opfer eines Kriegsverbrechens für die eigenen Taten verurteilen zu lassen. Das ist die Vollendung einer angestrebten Unterwerfung.

Dragoljub Milanovic ist unschuldig! Wir fordern seine Rehabilitierung! Hochachtungsvoll


Hier unterzeichnen:
https://www.peticije.online/rehabilitacija_dragoljuba_milanovica


Die Petition ist in den Sprachen serbisch, englisch, russisch, italienisch und deutsch eingestellt. Der deutsche Text folgt auf den serbischen Text.

Leider sind die Erläuterungen nur in serbischer Sprache. Sie können entweder in der oberen Leiste bei SR deutsch auswählen, eine beliebige Petition aufrufen und die Anleitung in deutsch lesen bzw. der folgenden Übersetzung folgen: ime = Vorname; Prezime = Nachnamen; Hemayka = Deutschland ist bereits richtig eingetragen; Grad = Stadt; Potpisujem … =  ich unterschreibe, weil (freiwillige Information), Prikaži ...= Meine Signatur online öffentlich zeigen; Pošaljite ...=  E-Mail senden, wenn es eine Aktualisierung zu der Petition gibt; iman …= Ich bin mindestens 16 Jahre alt und akzeptiere die Datenschutzrichtlinie, Da = ja; Ne = Nein; Potpišite = unterzeichnen.

Darunter die Anweisung: „Sie werden eine E-Mail mit einem Link zur Betätigung Ihrer Unterschrift erhalten. Um sicher zu gehen, dass Sie unsere E-Mails erhalten, fügen Sie bitte info@peticije.online Ihrem Adressbuch oder Ihrer Liste mit sicheren Absendern zu. Bitte beachten Sie, dass Sie Ihre Unterschrift nicht durch eine Antwort auf diese Nachricht bestätigen können.“

Es kommt eine E-Mail, bei der man „Ja, ich habe diese Petition unterzeichnet“ anklicken muss.


Fußnote:

(1) Erinnerungen an den Bombenkrieg der NATO gegen Serbien
Eckart Spoo in der NRhZ 98 vom 06.06.2007
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=11005

Online-Flyer Nr. 775  vom 25.08.2021



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