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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Globales
Den Handel nicht mehr in US-Dollar, sondern in Landeswährungen abwickeln
Die Welt steigt aus dem US-Dollar aus
Von Peter Koenig / LUFTPOST

Was wäre, wenn der US-Dollar ab morgen nur noch in den USA als Zahlungsmittel anerkannt würde? Was wäre, wenn alle Staaten und alle Gesellschaften alle internen und internationalen Geschäfte nur noch in ihren eigenen, nach ihrer jeweiligen Wirtschaftskraft bewerteten Währungen abwickeln würden? Es könnten ihre traditionellen Währungen oder von den jeweiligen Regierungen kontrollierte neue Währungen sein – in jedem Fall müsste aber jeder souveräne Staat sein eigenes Geld haben. Der US-Dollar wäre nicht mehr die Weltreservewährung – auch nicht der Euro, der nur ein Abkömmling des US-Dollars ist. Das internationale Geldtransfer-System SWIFT, über das alle internationalen Geldtransaktionen in US-Dollars abgewickelt werden und das Sanktionen aller Art, die Blockierung von US-Banken verwalteter staatlicher Gelder, die Behinderung des zwischenstaatlichen Handels und die Erpressung widerspenstiger Staaten erst möglich macht, wäre schlagartig obsolet. Was würde das bewirken? Kurz gesagt, kämen wir dem Weltfrieden sicher einen großen Schritt näher. Wenn die Souveränität der Staaten nicht mehr durch die finanzpolitische Hegemonie der USA einzuschränken wäre, könnte sich eine globale geopolitische Struktur entwickeln, in der alle Staaten unabhängiger wären und selbständiger entscheiden könnten.

Leider ist es noch nicht so weit. Graffiti an vielen Wänden überall in der Welt sind aber ein Zeichen dafür, dass wir uns ziemlich schnell in diese Richtung bewegen. Trump weiß das, und seine Hintermänner wissen es auch. Weil sie bisher ungestraft Druck ausüben konnten, versuchen die USA diese Entwicklung aufzuhalten – durch einen verbrecherischen, mit Sanktionen, Handelsbeschränkungen und der Beschlagnahme oder besser dem Raub ausländischer Vermögen und Währungsreserven geführten Finanzkrieg unter dem Deckmantel "Make America great again". Überraschend ist, dass die Vertreter einer angelsächsischen Hegemonie nicht zu begreifen scheinen, dass sie mit ihren Drohungen, Sanktionen und Handelshemmnissen die USA nicht "größer" machen können, sondern nur das Gegenteil erreichen werden. Ökonomische Sanktionen, in welcher Form auch immer, wirken nur so lange, wie die Welt den US-Dollar als Handels- und Reservewährung anerkennt.

Wenn sich die Welt der grotesken Diktate aus Washington entledigen will und die mit US-Sanktionen belegten Staaten diese Last abschütteln wollen, müssen sich alle Staaten vom Dollar lösen, auf ihre eigenen Währungen setzen und an Bord eines anderen Bootes oder anderer Boote gehen. Der Handel in den jeweiligen Landeswährungen muss aber unbedingt außerhalb des US-Bankensystems und keinesfalls über das internationale Geldtransfer-System SWIFT abgewickelt werden, weil er sonst weiterhin von den USA kontrolliert werden könnte.

Viele Staaten haben schon erkannt, dass der Dollar zunehmend eingesetzt wird, um den Wert ihrer Wirtschaft zu manipulieren. Der US-Dollar ist eigentlich eine Währung ohne eigenen Wert, die nur wegen ihrer massenhaften Verbreitung den Wert der Wirtschaft anderer Staaten steigern oder absenken kann, je nachdem, ob sich ein Staat den USA unterwirft oder ihnen widersetzt. Dieses absurde Phänomen sollten wir endlich zur Kenntnis nehmen.

US-Dollars sind heute nur noch heiße Luft, denn ihr tatsächlicher Wert entspricht noch nicht einmal mehr dem Wert des Papiers, auf das sie gedruckt sind. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA für das Jahr 2019 wird von der Weltbank auf 21,1 Billionen Dollar geschätzt. Die US-Staatsverschuldung beträgt rund 22 Billionen Dollar, das sind 105 Prozent des BIP der USA. Das globale BIP für 2019 liegt nach Schätzungen der Weltbank bei 88,1 Billionen Dollar. Nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes wurden 210 Billionen (der im Umlauf befindlichen) US-Dollars für "Unfunded Liabilities" (nicht gedeckte Verbindlichkeiten) ausgegeben, die in 75 Jahren fällig werden und größtenteils die Sozialversicherung, die Gesundheitsvorsorge und den Schuldendienst betreffen. Die 210 Billionen ungedeckter US-Dollars entsprechen dem Zehnfachen des BIP der USA oder dem Zweieinhalbfachen des BIP der gesamten Welt.

Diese Unsumme steigt ständig weiter an, schon deshalb, weil auch der Schuldendienst, der sich aus den Schuldzinsen und den Zinsen auf ausstehende Tilgungsraten, die nie bezahlt werden, zusammensetzt, ständig wächst. Zusätzlich schwirren in US-Dollars notierte "Derivate" im "Wert" von vermutlich einer bis zwei Billiarden US-Dollar rund um den Globus – in Form von "Futures", "Options", "Forwards" oder "Swaps", die allenfalls einen rein spekulativen Wert haben.

Finanzierung der endlosen US-Kriege per FED


Diese monströsen US-Schulden werden durch den Verkauf von US-Staatsanleihen auch auf andere Staaten rund um die Welt abgewälzt, die immer noch glauben, sich damit eine rentable Dollarreserve anlegen zu können. Der Hauptteil dieser Staatsanleihen wird aber von der Fed angekauft, die dafür ständig große Mengen neue US-Dollars druckt. Die mit dem Ankauf dieser US-Staatsleihen in Umlauf gebrachten neuen US-Dollars können die US-Regierungen verwenden, um ihre endlosen Kriege, ihre Waffenkäufe und die Lügenpropaganda zu finanzieren, mit der sie die US-Bevölkerung ruhig und im Gleichschritt zu halten versuchen, obwohl sie genau wissen, dass sie die ständig wachsende US-Staatsverschuldung niemals werden tilgen können.

Dadurch ist eine riesige globale Dollarpyramide entstanden. Können Sie sich vorstellen, was passieren wird, wenn die zusammenbricht? Wenn zum Beispiel eine oder mehrere der großen Wall-Street-Banken einen drohenden Bankrott dadurch zu verhindern versuchten, dass sie ihr absurdes "Papiergold" – den Ausgabewert ihrer Derivate und anderer Schuldverschreibungen – von kleineren Banken zurückfordern würden? Damit würde eine Kettenreaktion ausgelöst, die verheerende Auswirkungen auf die ganze dollarabhängige Weltwirtschaft hätte. Die dadurch entstehende globale Krise wäre um ein Vielfaches schwerwiegender und verheerender als die Lehman-Brothers-Krise von 2008.

Weil der Welt die große Gefahr, dass das Kartenhaus der Weltwirtschaft plötzlich einstürzen könnte, immer bewusster wird, versuchen immer mehr Staaten der Falle zu entkommen, in die sie durch ihr Vertrauen auf den US-Dollar geraten sind. Wegen ihrer hohen Dollarreserven und ihrer weltweit in Dollars getätigten Investitionen ist das nicht leicht. Eine Möglichkeit bestünde darin, ihre Dollars schrittweise in dollarunabhängige Währungen wie den chinesischen Yuan oder den russischen Rubel umzutauschen und aus dem dollarbasierten internationalen Geldtransfer-System SWIFT auszusteigen. Dabei sollten sie sich vor dem Euro hüten, weil der nur ein Abkömmling des Dollars ist.

Es gibt bereits Alternativen zur derzeit dominierenden Blockchain-Technologie (dem dezentral geführten, dollardominierten Buchführungssystem. China, Russland, der Iran und Venezuela experimentieren bereits mit einer von den Regierungen dieser Staaten kontrollierten Kryptowährung und wollen ein neues Geldtransfer-System unter Ausschluss des US-Dollars aufbauen, um die Behinderung durch Sanktionen zu umgehen. Indien schwankt noch zwischen dem Osten und dem Westen und hat noch nicht entschieden, ob es sich dem neuen System anschließen wird. Logisch wäre eigentlich nur eine Orientierung nach Osten, weil Indien ein wichtiger Teil des riesigen eurasischen Kontinents und des eurasischen Marktes ist.

Indien ist bereits aktives Mitglied der Shanghai Cooperation Organization (SCO), eines Zusammenschlusses von Staaten, die eine gemeinsame, auf Frieden ausgerichtete Strategie für den Handel untereinander, für die Sicherung ihrer Währungen und für ihre Verteidigung entwickeln wollen. China, Russland, Indien, Pakistan und die meisten zentralasiatischen Staaten gehören bereits dazu, und der Iran ist auf dem Weg zur vollen Mitgliedschaft. Der SCO gehört also bereits die Hälfte der Weltbevölkerung an, und sie erbringt ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung. Der Osten braucht den Westen nicht, um zu überleben. Weil sich die westlichen Medien kaum mit der SCO befassen, ist es kein Wunder, dass man im Westen sehr wenig über die SCO und ihre Mitgliedsstaaten weiß.

Von Regierungen kontrollierte und regulierte dezentrale Buchungssysteme könnten so mächtig werden, dass sie den US-Dollar ausstechen und (vom Westen verhängte) Sanktionen unwirksam machen können. Weitere Staaten könnten sich dieser neuen Allianz der SCO-Staaten anschließen, und ohne künstliche Handelsschranken ihrer politische und finanziellen Souveränität zurückgewinnen.

Auch die indischen "Barter Banks" (Tauschhandelsbanken) kommen ohne US-Dollars aus. Sie vermittelnzum Beispiel den Tausch indischen Tees gegen iranisches Öl. Das Tauschgeschäft wird nicht in US-Dollars, sondern in indischen Rupien und iranischen Rials über eine Barter Bank abgewickelt. Weil die Verrechnung der Warenwerte auf der Basis von Bewertungstabellen, auf die sich beide Staaten verständigt haben, in einer indischen Bank (und nicht über SWIFT) stattfindet, greifen Sanktionen nicht. Da keine US-Bank in das bilaterale Handelsgeschäft eingeschaltet werden muss, kann das US-Finanzministerium das Tauschgeschäft auch nicht unterbinden.

An dieser Stelle soll auch auf den Facebook-Versuch eingegangen werden, mit dem Libra eine globale Kryptowährung einzuführen. Bisher ist erst sehr wenig darüber bekannt geworden, wie sie funktionieren wird – außer dass sie allen Facebook-Nutzern zur Verfügung stehen soll. Nach eigenen Angaben gibt es weltweit rund 2,38 Milliarden Facebook-Accounts. Wenn nur 1,6 Milliarden, also zwei Drittel der Nutzer, ein Libra-Konto eröffnen würden, könnte Facebook die Welt mit Libras überschwemmen. Da Facebook ein privates US-Unternehmen ist, stünden hinter dem Libra die gleichen Leute, die jetzt ihre schmutzigen Geschäfte mit US-Dollars machen. Der Libra soll vermutlich nur verhindern, dass von anderen Regierungen kontrollierte Kryptowährungen den US-Dollar verdrängen. Also Hände weg vom Libra!

Trotz der von den USA und der EU verhängten Sanktionen sind die deutschen Investitionen in Russland im Jahr 2019 schon jetzt so hoch, wie sie seit zehn Jahren nicht mehr waren. Bis März 2019 sind mehr als 1,7 Milliarden Euro aus der Bundesrepublik Deutschland in die russische Wirtschaft geflossen. Nach Angaben der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) sind die Investitionen deutscher Unternehmen seit 2018 um 33 Prozent oder 400 Millionen auf rund 3,2 Milliarden Euro gestiegen. Das ist die größte Steigerung seit 2008. Trotz der westlichen Sanktionen, die 140 bei der AHK registrierte deutsche Firmen rund ein Milliarde gekostet haben, und trotz des vom Westen auf Russland ausgeübten Druckes hat der deutsche Handel (mit Russland) um 8,4 Prozent zugenommen und 2018 ein Volumen von fast 62 Milliarden Euro erreicht.

Trotz anhaltender Proteste und Drohungen aus den USA setzen Moskau und Berlin ihr Gaspipeline-Projekt Nord Stream 2 fort; die Bauarbeiten sollen bis Ende 2019 abgeschlossen sein. Das Erdgas aus Russland ist nicht nur eine naheliegende, sondern auch eine vernünftige Energiequelle für Deutschland und Europa, es macht die deutschen und europäischen Kunden außerdem unabhängig von den erpresserischen Verkaufsmethoden US-amerikanischer Flüssiggaslieferanten. Das russische Erdgas muss auch nicht mit US-Dollars bezahlt werden. Auf längere Sicht werden uneingeschränkte deutsch-russische Handelsbeziehungen den durch die illegalen Sanktionen der USA und der EU angerichteten Schaden mehr als ausgleichen. Wenn sich diese Einsicht endlich durchsetzt, gibt es nichts mehr, was einen starken Anstieg des Handels zwischen Russland und der Bundesrepublik Deutschland verhindern könnte. Das würde auch den Weg zu verbesserten Geschäftsbeziehungen zwischen Russland und anderen europäischen Staaten freimachen, die alle außerhalb des dollardominierten Banken- und Transfersystems abgewickelt werden könnten.

Auch der Handelskrieg, den Präsident Trump gegen China angezettelt hat, wird den Niedergang des Dollars vermutlich nur beschleunigen, weil China schon dabei ist, sich andere Handelspartner zu suchen – nicht nur im asiatisch-pazifischen Raum, sondern auch in Europa. Die Geschäfte mit seinen neuen Partnern wird China natürlich nicht in Dollar und über SWIFT abrechnen, sondern über sein neues eigenes Chinese Interbank Payment System (CIPS), das übrigens alle Staaten der Welt nutzen können.

Durch den verstärken Handel mit anderen Partnern kann China die von Trump verhängten Strafzölle umgehen – zum Nachteil der US-Kunden, die, wenn überhaupt, nur noch stark verteuerte chinesische Waren beziehen können. Die chinesischen Gegenmaßnahmen werden den Wert des chinesischen Yuan auf den internationalen Märkten erhöhen und ihn schrittweise zu einer vertrauenswürdigen Weltreservewährung machen, die den (wertlosen) US-Dollar ablösen kann. In den letzten 20 Jahren ist der Wert von dollarnotierten Vermögenswerten von über 90 Prozent auf unter 60 Prozent abgesunken, und er wird noch weiter sinken, wenn Washington seine betrügerische Geldpolitik fortsetzt. Die Ersetzung von Dollarreserven durch Reserven in Yuan und Gold hat bereits begonnen, auch bei zuverlässigen US-Bündnispartnern wie Australien.

Washington führt auch einen kontraproduktiven Finanzkrieg gegen die Türkei, weil die Türkei freundliche Beziehungen zu Russland, China und dem Iran anstrebt und sich ihnen annähert. Die Türkei, bisher ein zuverlässiger Stützpfeiler der NATO, geht mit dem Ankauf des innovativen russischen Luftabwehrsystems S-400 auch militärisch neue Wege, die Trump nicht akzeptieren will. Deshalb sabotieren die USA die türkische Lira, die seit Januar 2018 rund 40 Prozent ihres Wertes verloren hat.

Kontraproduktiver Finanzkrieg der USA gegen die Türkei

Die Türkei wird sicher versuchen, sich aus dem Würgegriff des Dollars zu befreien. Das wird ihr aber nur gelingen, wenn sie sich dem Osten annähert. Das würde einen doppelten Verlust für die USA bedeuten: Die Türkei wird vermutlich ihre Handelsgeschäfte von Dollar auf Rubel oder Yuan umstellen und über kurz oder lang aus der NATO austreten. Der NATO-Austritt der Türkei wäre eine Katastrophe für die USA, weil die Türkei sowohl strategisch als auch wegen ihrer militärischen Stärke einer der wichtigsten, wenn nicht der wichtigste NATO-Partner der USA ist.

Wenn die Türkei aus der NATO austritt, gerät der gesamte europäische Teil der NATO ins Wanken. Andere europäische NATO-Partner, auf deren Territorium US-Atomwaffen stationiert sind – besonders Italien und die Bundesrepublik Deutschland – könnten ebenfalls erwägen, aus der NATO auszutreten. Sowohl in der Bundesrepublik Deutschland als auch in Italien ist eine Mehrheit der Bevölkerung nicht nur gegen die NATO, sondern vor allem gegen das Pentagon, weil es die NATO-Basen in beiden Staaten für seine (völkerrechtswidrigen Angriffs-)Kriege missbraucht.

Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, soll die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen von der konservativen CDU dem seit 2014 amtierenden Jean Claude Juncker nachfolgen und Präsidentin der EU-Kommission werden. Am 17. Juli wurde Frau von der Leyen mit einer sehr knappen Mehrheit von nur 9 Stimmen gewählt. Als zuverlässige Befürworterin der NATO soll sie dafür sorgen, dass die NATO integraler Bestandteil der EU bleibt. In Wirklichkeit bestimmt die NATO (also eigentlich das Pentagon!) eh, was die EU zu tun und zu lassen hat. Das könnte sich aber ändern, wenn die Europäer gegen die NATO und die US-Vasallen in der Brüsseler EU-Verwaltung aufstehen und ihre demokratischen Rechte als Bürger von Einzelstaaten einfordern.

Die Bürger Europas beginnen zu begreifen, dass das Pentagon mit Unterstützung der europäischen Marionetten Washingtons ständig neue Kriege und Konflikte vom Zaun bricht, die schnell zu einem Atomkrieg eskalieren könnten. Dann wären die (US- und) NATO-Basen auf ihren Territorien die ersten ins Visier genommenen Ziele, und Europa würde zum dritten Mal in einem Jahrhundert in einen Weltkrieg schlittern. Weil das aber ein Atomkrieg wäre, kann niemand vorhersagen, wie verheerend die Zerstörungen wären, und ob sich unsere Mutter Erde überhaupt von einer solchen Katastrophe erholen könnte.

Hoffen wir, dass die Türkei tatsächlich aus der NATO austritt. Das wäre ein riesiger Schritt zum Frieden und eine vernünftige Reaktion auf Washingtons erpresserische Sabotagepolitik gegen die türkische Währung. Die US-Sabotageaktionen gegen die Türkei könnten sich als Segen erweisen, weil sie der Türkei gute Gründe für einen Wechsel vom US-Dollar zum chinesische Yuan und anderen östlichen Währungen liefern. Das wäre dann ein weiterer Nagel für den Sarg, in dem der US-Dollar möglichst bald begraben werden sollte.

Der schwerste Schlag für Washington wäre jedoch der NATO-Austritt der Türkei. Dazu wird es früher oder später auch kommen, trotz des zu erwartenden hartnäckigen Einsatzes der Frau von der Leyen für die NATO. Der schrittweise Zerfall der NATO würde den westlichen Machtstrukturen in Europa und in der gesamten Welt, die vor allem mit über 800 US-Militärbasen aufrechterhalten werden, schweren Schaden zufügen. Austritte aus der NATO, die gewiss nicht einfach durchzusetzen sind, würden die Sicherheit in der Welt und besonders in Europa signifikant erhöhen. Durch die Schwächung der NATO und die Zurückdrängung des US-Dollars könnte dem militärischen und finanziellen Hegemonialstreben der USA ein schwerer Schlag versetzt werden.

Investitionen in die chinesische Belt and Road Initiative, in die so genannte Neue Seidenstraße, werden überwiegend in Yuan oder in den Währungen der Staaten erfolgen, die an einer oder mehreren Land- und Seestraßen beteiligt sind, die den ganzen Globus umspannen sollen. Investitionen in US-Dollars könnte die People‘s Bank of China, die chinesische Zentralbank, dazu nutzen, ihre riesigen Dollarreserven abzubauen, die derzeit rund zwei Billionen betragen.

Die BRI dürfte die gesamte Weltwirtschaft revolutionieren und den US-Dollar seine beherrschende Stellung als Weltreservewährung kosten. Im Laufe der kommenden Jahrzehnte, vielleicht auch des gesamten Jahrhunderts, wird die BRI Völker und Staaten mit ihren unterschiedlichen Kulturen sowie ihrer Forschung und Lehre verbinden; ohne Gleichmacherei werden sich die unterschiedlichen Kulturen auf der Basis gleicher Rechte für alle Menschen entwickeln können, und diese Entwicklung wird die Vorherrschaft des Dollars brechen.


Peter Koenig ist Wirtschaftswissenschaftler und geopolitischer Analyst. Er hat mehr als 30 Jahre für die Weltbank gearbeitet und in dem Wirtschaftsthriller "Implosion" seine dabei gemachten Erfahrungen verarbeitet. Er schreibt vor allem für das Online-Magazin New Eastern Outlook.


Erstveröffentlichung der deutschen Übersetzung am 19.08.2019 bei LUFTPOST – Friedenspolitische Mitteilungen aus der US-Militärregion Kaiserslautern/Ramstein (dort mit zusätzlichen Hinweisen)
http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_19/LP09219_190819.pdf

Englischsprachiger Originalartikel:
Peter Koenig: "The World Is Dedollarizing", New Eastern Outlook, 18.07.2019
https://journal-neo.org/2019/07/18/the-world-is-dedollarizing/

Online-Flyer Nr. 717  vom 04.09.2019



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