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Kommentar
Genozidale Kriege und Wirtschaftssanktionen weltweit
Der Dritte Weltkrieg hat längst begonnen
Von Rudolf Hänsel

Worin unterscheiden sich die heutigen Kriege, die imperialistischen Raubzüge und die erbarmungslosen Wirtschaftssanktionen von den Menschheitsverbrechen des vergangenen Jahrhunderts? Sie wurden noch mörderischer, hinterhältiger, flächendeckender, genozidaler. Das US-Imperium sagt dazu „effizienter“. Der andauernde Völkermord im Nahen wie Mittleren Osten und in Afrika kostete bereits Millionen Menschen das Leben. Weitere Millionen befinden sich auf der Flucht. Hinzu kommen die Wirtschaftssanktionen der USA und der EU, die die Völker Kubas, Nord-Koreas, Syriens, des Jemen und neuerdings des Irans und Venezuelas strangulieren und hinmorden. Wir erinnern uns nur zu gut an das Wirtschaftsembargo gegen den Irak von 1996 bis Ende 2003, das zum Hungertod unzähliger unschuldiger Menschen führte – darunter 500.000 Kinder. (1) Venezuelas Blutzoll beträgt laut unabhängiger Experten bereits heute über 40.000 Tote. Der Dritte Weltkrieg hat also längst begonnen – und zwar ohne offizielle Kriegserklärung.

Genozidale Kriege und Wirtschaftssanktionen

In welch unbeschreibliches Elend die Kriege der letzten Jahrzehnte die heimgesuchten Völker stürzte, das weiß jeder aufgeklärte Bürger. Die betroffenen Menschen Ex-Jugoslawiens, Palästinas, Afghanistans, des Iraks, Syriens und Afrikas können „ein Lied davon singen“. Dass auch Wirtschaftssanktionen einen mörderischen Kriegsakt darstellen – nur eine andere Art von Krieg –, das ist vielen Mitbürgern aufgrund der Desinformations-Kampagnen von Politikern und Konzernmedien oft nicht hinlänglich bewusst. Hier eine „Kostprobe“:

In „Global Research“ charakterisiert der Ökonom und geopolitische Analyst Peter König die widerrechtlichen und tödlichen Sanktionen der USA und ihrer Vasallen. Der Titel des Artikels: „Criminal Embargoes: Venezuela and Iran in the Crosshairs of Murderers Inc. – Who is Next?” (2) Die deutsche Übersetzung lieferte kurz darauf der „RUBIKON“: „Jenseits aller Moral. Venezuela und Iran stehen im Fadenkreuz einer heuchlerischen ‚Mörder-GmbH‘, die alle internationalen Regeln über den Haufen wirft.“(3)

Der Autor fragt sich, warum internationale Institutionen wie die UNO und ihre assoziierten und Schwester-Organisationen zu diesen haarsträubenden Menschheitsverbrechen schweigen. Gleich zu Beginn seiner Ausführungen spricht er den Leser direkt an:

„Stellen Sie sich einmal kurz vor, die Welt würde sich gemeinsam erheben – sie hätte endlich genug von der aggressiven Killer-Arroganz der USA und ihrer Vasallen sowie deren gemeinsamer Kriegsmacht, der NATO. Stellen Sie sich weiter vor, diese Welt – unsere Welt, ohne Washington und seine Brüsseler Alliierten – würde auf einen Schlag alle Lieferungen für die USA blockieren; jeden Hafen, Flughafen, alle Zufahrten. Hermetisch abriegeln – es würde nichts mehr eingeführt werden. Nichts. Keine Lebensmittel, keine Medikamente, keine Elektronik, keine Autos – rein gar nichts. Und nichts könnte das Land verlassen. Keine Exporte, kein Treibstoff, kein Getreide, kein Fleisch, keine Arzneimittel und – vor allem – keine Waffen. Gar nichts.

Und jetzt denken Sie einen Schritt weiter und stellen Sie sich genau dasselbe für Israel vor, eine totale und vollkommene Blockade Israels – auch hier würde nichts eingeführt werden: keine Lebensmittel, kein Treibstoff, keine Medikamente, keine Maschinen und vor allem keine Waffen; und nichts würde das Land verlassen – eine totale und vollkommene Blockade.“

Sodann resümiert er: „Natürlich wäre dies absolut illegal – nach dem Völkerrecht, nach den Standards der UN-Charta, nach Menschenrechtsnormen und -verordnungen und nach jeglichen ethischen Werten menschlicher Moral illegal und inakzeptabel. Oder nicht? – Und trotzdem ist dies genau das, was diese Länder tun, jahrzehntelang bis heute getan haben. Sanktionen aufzuerlegen, um ganze Völker zu strangulieren und zu ermorden – bis in den Tod oder in die Unterwerfung. Die USA haben dies mit Kuba getan, Israel mit Palästina. Und der Zwang und die Unterdrückung gehen unvermindert weiter.“

„Wenn wir nicht aufpassen“, schreibt König abschließend, „wird diese ‚Firma‘ bald die ganze Welt beherrschen.“ (4)

Stimmen der „Mörder-GmbH“

US-Botschafterin Madeleine Albright sagte 1996 in der Sendung „60 Minutes“ von CBS, dass für die Bemühungen, Saddam Hussein zu Fall zu bringen, sich das Töten von 500.000 irakischen Kindern „gelohnt“ hätte. (5)

US-Präsident Trump soll vor kurzem eine Blockade Venezuelas in Betracht gezogen haben. US-Kriegsschiffe sollten an der rund 2.800 Kilometer langen Küste Venezuelas eingesetzt werden, um eine Seeblockade gegen das Land zu verhängen. Das Nachrichtenportal „Axios“ zitierte einen mit dem Sachverhalt vertrauten Regierungsbeamten mit den Worten: „Er sagte buchstäblich, wir sollten die Schiffe da rausbringen und ein Embargo durch die Marine verhängen. Verhindert, dass irgendetwas reinkommt.“ Dieser menschenverachtende Plan des US-Präsidenten soll intern jedoch auf Skepsis gestoßen sein. (6)

Der Dritte Weltkrieg hat längst begonnen

Viele politisch wache Mitbürger beobachten mit großer Sorge das Weltgeschehen und fragen sich, wann wohl der Dritte Weltkrieg – möglicherweise in Form eines nuklearen Armageddon – über uns hereinbrechen wird. Dabei ist er bereits seit Jahrzehnten in vollem Gange – wenn auch ohne offizielle Kriegserklärung.

Und wir Bürger in den noch nicht heimgesuchten Ländern schweigen zu alledem – in der Hoffnung, dass der bittere Kelch an uns vorübergehen werde. Auch die meisten internationalen Institutionen und die Religionsführer empören sich nicht. Wie ist das möglich? Wie erklären wir unserer Jugend – unseren Kindern und Enkelkindern – dieses Schweigen, diese Herzlosigkeit, dieses Kuschen, diese Feigheit vor den Kriegsverbrechern? Welches Vorbild geben wir ihnen als Erwachsene mit auf den Weg?

Es ist eben bequemer, Werthaltungen und Tugenden wie Mitmenschlichkeit, Barmherzigkeit, Gewaltlosigkeit, Mut, Friedensfähigkeit und Gemeinsinn lauthals hochzuhalten als sie zu leben!


Literatur und Quellenhinweise:

(1) Hans-C. Graf Sponeck, in den Jahren 1998 bis 2000 im Irak als UN-Koordinator und beigeordneter UN-Generalsekretär verantwortlich für das Programm „Öl für Lebensmittel, stellte in seinem Buch „Ein anderer Krieg. Das Sanktionsregime der UNO im Irak“ (Hamburg, 2005) die verhängten Sanktionen und ihre verheerenden Folgen umfassend dar. Er trat deshalb von seinem Posten zurück.
(2) https://www.globalresearch.ca/criminal-embargoes-venezuela-iran-crosshairs-murderers-inc-who-next/5686080
(3) https://www.rubikon.news/artikel/jenseits-aller-moral
(4) A.a.O.
(5) https://www.rubikon.news/artikel/der-heimliche-krieg-3
(6) https://deutsch.rt.com/amerika/91385-verhindert-dass-irgendetwas-reinkommt-donald-trump-blockade-venezuelas/


Dr. Rudolf Hänsel ist Erziehungswissenschaftler und Diplom-Psychologe.



Online-Flyer Nr. 716  vom 28.08.2019



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