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Aktueller Online-Flyer vom 19. März 2024  

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Kommentar
Kurz-Kommentar vom Hochblauen
Was nun Frau Merkel?
Von Evelyn Hecht-Galinski

Solidarität mit Iran ist das Gebot der Stunde! Für uns alle ist es ein wichtiger Garant für Frieden und Stabilität. Wir dürfen das Land nicht fallen lassen. Nachdem Trump und Netanjahu ihre inszenierten und mehr als peinlichen Auftritte hatten und sich damit zuerst einmal Ablenkungen von unangenehmen Affären vom Hals schafften, wächst die europäische, hilflose Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Aufkündigung des Atomabkommen mit Iran. Wie wollen die Europäer das Atomabkommen allein aufrechterhalten, wenn der erpresserische Versuch des Dealers Trump zum Tragen kommt und alle Firmen, die mit Iran Handel treiben, mit Sanktionen belegt werden. (1)(2) Schon die mehr als resignierenden Antworten des deutschen Wirtschaftsministers Altmeier in Interviews lassen die Hilflosigkeit der Merkel-Regierung erahnen. (4)

Wenn die EU und Deutschland mehr Verantwortung übernehmen wollen, dann müssen sie zuerst einmal deutschen Firmen die nötige Sicherheit geben, die sie zu Recht einfordern, und ihnen die Unterstützung anbieten, die jetzt nötig ist, um den Atom-Deal aufrecht erhalten zu können. (5)(6) Was sonst garantiert, dass Iran nicht allein gelassen und in die Enge getrieben, nicht seine angekündigte Drohung wahr macht und die waffenfähige Urananreicherung wieder aufnimmt? Wenn die Atom-Inspektoren keine Möglichkeit mehr haben, die Kontrollen durchzuführen, dann wird sich Saudi-Arabien Atomwaffen verschaffen. Die Saudis haben alle Möglichkeiten, sich aus Pakistan zu bedienen, schließlich haben sie unbemerkt vom Westen schon vor vielen Jahren dieses Atomprogramm mitfinanziert und ermöglicht.

Saudi-Arabien besitzt nämlich ebenso wie Iran Uran, dass sich auf waffenfähiges Niveau anreichern lässt. Auch Ägypten strebt schon seit geraumer Zeit nach atomarer Aufrüstung und wird nicht locker lassen. Was alles noch gefährlicher macht, ist, dass weder Israel, Indien und Pakistan den Atomwaffensperrvertrag unterschrieben haben und unkontrolliert ein Atomprogramm aufbauen können. Alles was Iran verwehrt werden soll, dürfen diese Staaten ungehemmt und unkontrolliert machen können. Iran hingegen, der sich immer kontrollieren ließ und mit der Atomaufsichtsbehörde zusammenarbeitete wird mit Sanktionen belegt. Was für schreckliche Doppelstandards. Damit wird genau der atomare Albtraum geschaffen, den diese unkontrollierte Rüstungsaufholjagd ganz nach US-Trumpscher Wild-West-Manier ermöglicht.

Die Folge davon wäre ein Wettrüsten nie gekannten Ausmaßes in der Region, denn die Begehrlichkeiten wachsen, sich ebenso hochzurüsten wie es der „Jüdische Staat“ gemacht hat. Deutschland hat dazu beigetragen, dass Israel immer stärker wurde. Jetzt haben wir das Dilemma. Eine neue Allianz entsteht, dass Duo, Israel-Saudi-Arabien. (7)

Was diese Trump-Taktik für den Frieden in der Region und insgesamt bedeutet, können wir nur erahnen und fürchten. Wie lange kann Europa von einer transatlantischen Partnerschaft sprechen, wenn engstirnige dealende Nationalisten alles zu Grunde richten wollen, was eine Partnerschaft ausmacht, wenn sie denn jemals bestand. (8)(9) Wenn es nicht gelingt, der Wirtschaft und den Firmen Sicherheit und Hilfe anzubieten - und danach sieht es aus - dann hat der Dealer und kompromisslose Erpresser Trump gewonnen. Das ist die Quittung für diese gnadenlose Anbiederungspolitik an die USA und den „Jüdischen Staat“ Was nun Frau Merkel?


Fussnoten:


(1) https://www.tagesspiegel.de/politik/atomabkommen-mit-dem-iran-deutsche-wirtschaft-fuerchtet-chaos-und-strafen-nach-us-rueckzug/21260690.html#
(2) https://www.n-tv.de/wirtschaft/Wie-Trump-deutsche-Unternehmen-bedroht-article20429515.html
(4) http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/iran-peter-altmaier-nennt-schutz-deutscher-firmen-vor-us-sanktionen-schwierig-a-1207207.html
(5) https://www.tagesschau.de/wirtschaft/firmen-iransanktionen-101.html
(6) https://www.tagesschau.de/wirtschaft/eu-iran-wirtschaft-101.html
(7) https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.konflikt-im-nahen-osten-das-neue-power-duo-in-nahost.b5ad82ec-5571-4f5e-8e0d-878e86ae4c45.html
(8) https://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.ausstieg-aus-atomabkommen-usa-verhaengen-neue-sanktionen-gegen-iran.da3c4a3c-2d8a-4a8e-a9b1-7f54bce33faf.html
(9) http://www.sueddeutsche.de/politik/atomabkommen-mit-iran-die-europaeer-fuerchten-nicht-nur-um-den-handel-1.3973986


Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzenden der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt. (http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten "Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik" ausgezeichnet.


Online-Flyer Nr. 658  vom 11.05.2018



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