NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

Fenster schließen

Medien
Eine lockere Folge von Leserbriefen und Kommentaren
Hajos Einwürfe
Von Hajo Kahlke

Wie sehr sind in der LINKEn die politischen Maßstäbe durcheinander geraten? Oder ist es normal, wenn der imperiale Massenmord aus dem Blickfeld gerät? Wie ist das mit dem Ruf nach 'Gegenkultur'? Ist es Gegenkultur, wenn die Feindbilder des Imperiums bedient werden? Oder ist das vielmehr ein schlechter Witz? Das sind Fragen, die in "Hajos Einwürfen" zum Thema gemacht sind. Die Neue Rheinische Zeitung versteht sich im Verbund mit der Vierteljahresschrift DAS KROKODIL als ein Forum, das zum Nachdenken anregen, eingefahrene, verkrustete Denkstrukturen aufbrechen bzw. der bewusst lancierten Desorientierung des Denkapparats – besonders der Linken – entgegenwirken will. Hajos kurze Texte sollen dazu ihren Beitrag leisten. Die Neue Rheinische Zeitung bringt deshalb in loser Folge von ihm verfasste Leserbriefe und Kommentare, die bei den Angeschriebenen nur selten das Licht der Öffentlichkeit erblicken.


Politische Maßstäbe durcheinander geraten

"Innerhalb wie außerhalb des Bundestags" will Frau Renner auf eine "breite Ächtung" der AfD hinwirken. Innerhalb des Bundestags geht das ganz offensichtlich nur mit den notorischen Kriegs-Parteien CDU/SPD/GRÜNE/FDP. Mit diesen Parteien, die auch nun wieder die jüngste westliche Aggression gegen Syrien im wesentlichen befürworten, will man also gemeinsame Sache machen gegen die (außer der LINKEn selbst) einzige Partei im Bundestag, die diese Aggression eindeutig ablehnt!

Das ist selbst dann verrückt, wenn man Migrations- und Multikulti-Maximierung für einen unverzichtbaren Bestandteil linker Politik hält. Denn noch unverzichtbarer ist in jedem Fall das Nein zum imperialistischen Krieg! Und welch schlimmeren Rassismus gegenüber den Orientalen gibt es als die von CDU/SPD/GRÜNE/FDP stets unterstützten, wenn nicht mitbetriebenen Regime-Change-Kriege im Nahen und Mittleren Osten, die Hunderttausenden oder Millionen dieser Fremden, dieser Anderen, ihres Lebens berauben, und dort ganze Länder brutal zerstören?!

Frau Renner jedoch sieht dies nicht so. Ihr Gegner ist vielmehr nahezu ausschließlich die "antidemokratische, völkisch-rassistische und neofaschistische" AfD. Lediglich die CDU/CSU, weil die nämlich "sich immer öfter als die bessere AfD darstellt", erklärt sie dann auch noch zu ihrem Gegner - nicht aber SPD, GRÜNE und FDP! Soviel Offenherzigkeit ist ebenso ehrlich wie dreist, und zeigt drastisch, wie sehr in der LINKEn die politischen Maßstäbe durcheinander geraten sind.

Leserbrief zum Artikel "'AfD hat rechtes Potential gezielt mobilisiert' - Außer Hetze nichts zu bieten: Die 'Alternative für Deutschland' feierte am Sonnabend ihr fünfjähriges Bestehen", Gespräch von Gitta Düperthal mit Martina Renner, junge Welt vom 16.4.2018, Seite 2


Ruf nach 'Gegenkultur': ein schlechter Witz

"Ach, das überblättere ich einfach" ist eine typische Antwort, wenn man jW-Leser fragt, was sie denn vom Feuilleton ihrer geschätzten Zeitung halten. Das hat seinen Grund: Seit langem besteht geschätzt mehr als die Hälfte des Feuilletons der jungen Welt aus Beiträgen, die sich mit völlig uninteressanten Themen befassen und/oder völlig unverständlich bzw. langweilig geschrieben sind. Platz, um die in letzter Zeit als unverzichtbar beschworene 'Gegenkultur' zu vermitteln und zu verbreiten, wäre in der Zeitung also durchaus vorhanden.

Nur müsste die jW-Spitze von ihrem hohen, leser-unfreundlichen Ross, dem zufolge das Publikum, wenn es mit den dargebotenen genialen Feuilleton-Beiträgen immer noch nichts anfangen könne, daran selbst schuld sei, herabsteigen bzw. von ihrem Schaukelpferdchen einmal aufstehen. Stattdessen aber reitet man unverdrossen weiter, und will die 'Gegenkultur' lieber woandershin, und zwar unbedingt in ein gesondertes Blatt, nämlich in das bereits deutlich gescheiterte Magazin "Melodie & Rhythmus", lozieren.

Selbst wenn sich nun genügend brave Leser erbarmen und M&R tatsächlich auferstehen lassen sollten - die einzige Frage insoweit ist, ob dieses Strohfeuer dann bereits nach einem Jahr oder aber erst nach zwei Jahren definitiv erloschen sein wird.

Die viel wichtigere Frage ist allerdings, was eigentlich unter 'Gegenkultur' zu verstehen ist, und insbesondere gegen welche Kultur sich diese richten muss. Hierauf geben die jW-Autoren Georg Seeßlen und Markus Metz für den Bereich der Popkultur schon einmal die Antwort vor. Gegen "Neofaschismus" selbstverständlich, inklusive der "halbfaschistisch provozierenden" Söhne Mannheims, aber auch gegen Frei.Wild und ähnliche Musiker, fast hin bis zu Helene Fischer. Und gegen deren Populismus, Nationalismus sowie - hier erweitern Seeßlen/Metz den Katalog politischer Unkorrektheit - deren Provinzialismus. Das sind die Gegner - Elite und Establishment sind für Seeßlen/Metz hingegen lediglich "Feindbilder".

Kein Problem auch ist für Seeßlen/Metz der zwar weniger speziell in der Popkultur (das könnte sich übrigens noch ändern!) aber im sonstigen Kulturbereich nahezu alles überziehende aggressive Antikommunismus und die dort sich, als kämpfende Kunst im übelsten Sinne, massiv ausbreitende pro-imperialistische Kriegshetze.

Das ist nicht verwunderlich, sind Seeßlen/Metz doch selbst Protagonisten von Antikommunismus und Kriegshetze im Kulturbereich. Da ist etwa ihr, im Deutschlandfunk natürlich, 2015 veröffentlichtes Feature "Best of Mao, Hitler, Stalin - Diktatoren als empfindsame Künstler". Dort verkünden sie, u.a. als "Ankläger" auftretend: genauso wie für Hitler und Mussolini sei ebenfalls für Stalin, Mao, PolPot, Kim Jong Il, und auch für Saddam, Gaddafi und Karadzic (gerade nachbereitende Kriegshetze und Feindbild-Propaganda ist wichtig – da wollen Seeßlen/Metz sich nicht lumpen lassen, auf die Opfer der NATO-Wertegemeinschaft einmal mehr einzutreten!) "die Hölle als Strafe noch zu mild".

Verwunderlich ist aber, weshalb die nach eigenem Bekunden marxistische Tageszeitung junge Welt sich diese antikommunistischen, kriegshetzerischen Typen als Autoren aussucht, und insoweit den Ruf nach 'Gegenkultur' zum schlechten Witz herabwürdigt.

Leserbrief zu den Artikeln "Die Waffe der Kritik braucht ein Magazin...und noch 689 Abos" in "junge Welt" vom 14./15.4.2018 sowie "Der Sound der Heimat" von Markus Metz und Georg Seeßlen in "junge welt vom 13.4.2018

Online-Flyer Nr. 656  vom 25.04.2018



Startseite           nach oben